DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

17-05-2020 15:01
SXEU31 DWAV 171800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 17.05.2020 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Antizyklonal geprägte Großwetterlagen mit kleinen zyklonalen Störungen in der
Nordhälfte. An der Nordsee zeitweise windig und kühl, im Südwesten viel Sonne
und zunehmend sommerlich.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich Deutschland vorderseitig eines flachen Höhenrückens.
Am Boden erstreckt sich eine Hochdruckbrücke vom Ostatlantik über Mitteleuropa
bis zum Schwarzen Meer. In weiten Teilen des Landes dominiert damit Absinken,
was sich in oft nur geringer Bewölkung wiederspiegelt. Im Norden sind
niedertroposphärisch etwas feuchtere Luftmassen unterwegs. Gleichzeitig zeigen
die Mittagsaufstiege bei etwa 750 hPa eine Absinkinversion. Die flachen
Quellungen, die sich tagsüber gebildet haben, sind am Unterrand der Inversion
breit gelaufen, sodass es im Norden bis zum Abend zeitweise stärker bewölkt ist.


Als einziges Warnkriterium gibt es den Wind. Am Nordrand der
Bodenhochdruckbrücke ist der Gradient etwas stärker. In Kombination mit dem
Tagesgang treten von Schleswig-Holstein bis nach Vorpommern einzelne Windböen
auf, direkt an den Küsten kommt es zu stürmischen Böen, auf Arkona auch mal
einer Sturmböe. Insgesamt greifen die Windböen weniger stark ins Binnenland aus,
als von den Modellen prognostiziert. Dies liegt vornehmlich auch an der
Stabilisierung im Laufe des Tages und der damit fehlenden Konvektion.

In der kommenden Nacht zonalisiert die Höhenströmung immer stärker und der
Rücken, auf dessen Vorderseite Deutschland liegt, flacht immer mehr ab. Die
Konsequenz ist, dass dieser von etwas WLA überlaufen werden kann. Die damit
einhergehenden Aufgleitvorgänge sorgen in den Nachtstunden im Norden für dichte
Wolkenfelder, die im Laufe der Nacht etwas südwärts ausgreifen können. Von
Schleswig bis nach Nordostvorpommern kann ein wenig Regen fallen, nennenswert
sind die Mengen aber nicht.

In der Südhälfte bleibt es weitgehend sternenklar, sodass die Tiefstwerte bei
zudem durch das Bodenhoch windschwachen Verhältnissen, in den unteren
einstelligen Bereich fallen können. Damit besteht in ungünstigen Lagen abermals
Bodenfrostgefahr. Im Norden liegen die Tiefstwerte mit den dichten Wolken
hingegen zum Teil im zweitstelligen Bereich.

Montag ... überquert ein flache Kurzwellentrog eingelagert in die stark
zonalisierte Frontalzone den Norden Deutschlands. Dadurch ist es in den
norddeutschen Landesteilen vielfach stark bewölkt. Von Schleswig bis zur
Mecklenburg-Vorpommerschen Ostseeküste ist es auch ganztags bedeckt. Die Wolken
können südwärts etwa bis zu den zentralen Mittelgebirgen ausgreifen.

Im Norden und Nordosten, etwa ausgehend von den Nordfriesischen Inseln bis nach
MeckPomm fällt zudem etwas Regen, mit in der Spitze um 5 l/qm in 12 h. Dieser
Regen zieht bis zum Abend langsam nach Polen ab. Aufgrund der dichten Wolken ist
das Temperaturniveau im Norden eher bescheiden mit Höchstwerten zwischen 14 und
20 Grad. Zudem kann es im direkten Küstenumfeld ein paar Windböen geben. Durch
die stabile Schichtung dürften diese aber die Ausnahme bilden und auch nicht
weiter ins Binnenland ausgreifen.

In der großen Südhälfte profitiert man weiter von der Hochdruckbrücke. Es gibt
erneut viel Sonnenschein und die Verhältnisse sind eher windschwach. Zudem
kommen von Frankreich allmählich wärmer Luftmassen nach Deutschland voran, was
sich auch in den Höchstwerten ausdrückt. Diese liegen zwischen 21 und lokal 26
Grad.

Die einfließenden Luftmassen sind zudem etwas feuchter, was der Blick auf die
prognostizierten Werte der spezifischen Feuchte verrät. Als Konsequenz wird auch
die Nacht auf Dienstag in großen Landesteilen deutlich milder ausfallen, mit
Tiefstwerten zwischen 12 und 6 Grad. Nur in höheren Mittelgebirgstälern bleibt
es etwas milder und es kann in ungünstigen Lagen am Boden nochmal um 0 Grad kalt
werden.

Dazu ist es nachts in der Südhälfte weiter vielfach gering bewölkt oder klar.
Weiter nach Norden greift im Laufe der Nacht ein neuer Kurzwellentrog von der
Nordsee kommend über. Dieser sorgt zum einen für einige Wolkenfelder, zum
anderen muss im äußersten Norden auch mit etwas schauerartigem Niederschlag
gerechnet werden. Groß fallen die Mengen aber nicht aus.

Der Westwind legt vor allem in der zweiten Nachthälfte an der Ostsee wieder
etwas zu. Dort treten dann zeitweise Windböen auf.

Dienstag ... gelangt die Nordhälfte des Landes auf die Rückseite des abziehenden
Kurzwellentroges und damit vorübergehend in eine nordwestliche Höhenströmung.
Die Kaltfront, die zu einem Tief über den Baltischen Staaten gehört, wird im
Tagesverlauf vom Norden weiter südwärts bis zur nördlichen Mitte gedrückt.

Die Kaltfront wird dann mehr oder weniger ortsfest und löst sich durch
Luftdruckanstieg im Tagesverlauf allmählich auf. Dafür verantwortlich ist ein
sich amplifizierender Rücken bei den Britischen Inseln, in dessen
Einflussbereich der Westen und Südwesten Deutschlands allmählich gerät.

Über der nördlichen Mitte ist aufgrund der Kaltfront teils stärker bewölkt,
anfangs teils auch bedeckt. Niederschlag sollte aber eher nicht fallen.

Weiter nördlich - postfrontal - werden deutlich trocknere Luftmassen
nachgesteuert, die zudem nicht sonderlich labil sind. Zwar werden sich einige
Quellwolken bilden, die Schaueraktivität dürfte durch die bestehenden
Bedingungen aber stark unterdrückt werden, sodass auch die Sonne immer größere
Anteile bekommt.

Im Süden und Südwesten merkt man von der Störung weiterhin kaum etwas. Es bleibt
abgesehen von harmlosen Quellwolken vielfach sonnig. Damit ergibt sich bei der
Temperatur ein klares SW-NO Gefälle. Im Nordosten werden auf der Trog- und
Kaltfrontrückseite etwas kälter Luftmassen herangeführt, sodass die Höchstwerte
nur zwischen 14 und 19 Grad liegen. Im Südwesten wird hingegen mit
Sonnenunterstützung vor allem in den Flussniederungen ein Sommertag erwartet.

Als einzige Warnkriterium ist der Wind zu nennen, der im Nordosten etwas
lebhafter unterwegs ist und dort im Tagesgang für ein paar Windböen sorgt. Sonst
bleibt der Wind abgesehen von der normalen Tagesböigkeit nicht erwähnenswert.

In der Nacht auf Mittwoch kann sich der Rücken bei den Britischen Inseln weiter
amplifizieren. Damit dreht die Höhenströmung noch stärker auf NW. Ausgehend von
der Nordsee können sich tiefe Wolken langsam landeinwärts ausbreiten und etwa
bis zum Nordrand der Mittelgebirge ausbreiten. Die Anfeuchtung findet allerdings
nicht nur durch die Nordsee statt, auch sonst werden von Westen kommend höhere
Feuchtewerte advehiert.
Gebietsweise kann die Wolkendecke aber auch stärker auflockern, vor allem im
Osten und im Südwesten. Gerade im Osten sorgt der am Tage eingeflossene Schwall
maritimer Kaltluft dafür, dass es mit 8 bis 4 Grad, am Boden bis 0 Grad, wieder
recht kalt wird. Sonst gehen die Werte auf 12 bis 7 Grad, am Oberrhein teils nur
auf 14 grad zurück.

Mittwoch ... verlagert sich die Achse des stark amplifizierten Höhenrückens
allmählich zu Nordsee. Die Höhenströmung kommt weiter aus Nordwest mit einer
starken Nordkomponente, der Ishohypsengradient nimmt aber ab. Korrespondierend
dazu erstreckt sich am Boden hoher Luftdruck von Mitteleuropa bis nach
Skandinavien.

Die Strömung in der mittleren und unteren Troposphäre ist es aber, die dafür
sorgt, dass zeitweise dichte Wolken unterwegs sind. Diese erstrecken sich
ausgehend von der Nordsee bis zum Nordrand der östlichen und zentralen
Mittelgebirge vor. Es handelt sich dabei vornehmlich um tiefen Stratus am
Unterrand einer Absinkinversion bei etwa 2km Höhe.

Die untere Troposphäre wird dabei vor allem angefeuchtet durch die Nordsee und
staut sich dann an den Mittelgebirgen - insbesondere am Erzgebirge und Harz. Gut
möglich, dass hier und da auch ein paar Tropfen fallen.

Erst im Laufe des Nachmittags bekommt die Stratusdecke langsam größere Lücken.

Am Südrand der Mittelgebirge und insbesondere im Südwesten setzt sich das
langanhaltend sonnige Wetter hingegen vielfach fort, wobei die Höchstwerte dort
auf 24 bis 27 Grad steigen.

Viel Sonne gibt es auch in Richtung Ostsee, allerdings ist die Luftmasse dort
deutlich kälter mit Höchstwerten nur zwischen 14 Grad an der See und bis 18 Grad
im Binnenland. Damit bleibt das klare SW-NO Gefälle bei der Temperatur bestehen.


Warnkriterien werden am Mittwoch voraussichtlich nicht erwartet, da aufgrund der
gradientschwachen Lage, allenfalls Tagesböigkeit zulässt.



Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle zeigen im kurzfristigen Vorhersagebereich weitgehend Einigkeit.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer