DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

17-05-2020 07:01
SXEU31 DWAV 170800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 17.05.2020 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
BM
Im Nordosten zeitweise windig, an der Ostsee heute vereinzelt stürmische Böen.
Sonst ruhige Hochdruckrandlage; vor allem in der Südhälfte oft sonnig und
allmählich wärmer, im Norden dagegen oft bewölkt. Abnehmende Bodenfrostgefahr.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... befindet sich Deutschland weiterhin an der Südwestflanke eines
umfangreichen, mit mehreren Drehzentren über Nordskandinavien ausgestatteten
Langwellentroges. An dessen Südflanke verlagert sich - eingebettet in die von
der Nordsee über den Norden und Osten des Landes bis nach Osteuropa verlaufenden
Frontalzone - ein Kurzwellentrog rasch vom deutsch-polnischen Grenzgebiet über
Polen hinweg zur Ukraine. Dahinter stellt sich eine glatte nordwestliche
Höhenströmung ein, wobei mitteltroposphärisch WLA dominiert. Somit driften immer
wieder recht dichte mehrschichtige Wolkenfelder über die Nordhälfte des
Vorhersagegebietes hinweg ostwärts. Gekoppelt sind diese an einen schleifenden
Frontenzug knapp nördlich des Vorhersagegebietes, der zu einem Tief über
Karelien gehört, über die südliche Ostsee und Dänemark bis ins Seegebiet
nördlich von Schottland reicht und lediglich ins einem Ostteil (über
Schleswig-Holstein und Vorpommern) ein wenig nach Süden vorankommt.
Mit der frontalen Hebung werden allerdings nur gebietsweise und maximal leichte
Niederschläge generiert, am ehesten über Schleswig-Holstein und Vorpommern.
Diese fallen - soweit sie überhaupt auftreten, denn vielerorts bleibt es auch
dort trocken - meist in Form leichter Schauer, ist doch die Troposphäre
unterhalb von 750 bis 700 hPa leicht labil geschichtet.
Im Rest des Landes dominiert Hochdruckeinfluss. An der Nordostflanke eines
Höhenkeils, der sich von Frankreich her allmählich nach Südwestdeutschland
ausweitet, reicht eine Hochdruckbrücke über die Mitte und den Süden Deutschlands
hinweg ostwärts bis nach Südosteuropa. Somit kommen die dichteren Wolken noch
bis in die Norddeutsche Tiefebene voran, bekommen aber auch dort schon mehr und
mehr Lücken und weiter südlich bleibt es locker bewölkt, oft auch sonnig.
Lediglich in den Bayerischen Alpen, nahe der Luftmassengrenze weiter südlich,
können sich einige höherreichende Quellwolken bilden, die dort aber keine
Schauer bringen sollten.
Anzusprechen bleibt noch der Wind: An der Nordflanke der Hochdruckbrücke
verschärft sich der Gradient mit Annäherung bzw. Durchschwenken eines flachen,
an den Frontenzug gekoppelten Bodentroges vorübergehend etwas. Zusammen mit der
tagesgangbedingten besseren turbulenten Durchmischung in der Grundschicht reicht
das von der Nordfriesischen Küste bis nach Ostvorpommern für einzelne steife
Böen (Bft 7) aus West bis Nordwest, an exponierten Küstenabschnitten der Ostsee
auch für stürmische Böen (Bft 8). Bereits zum Abend hin nimmt der Wind aber
allmählich wieder ab.
Die Temperatur macht heute im Vergleich zu den Vortagen noch keine großen
Sprünge, dauert vor allem im Norden und Osten die Kaltluftadvektion in der
niederen Troposphäre doch weiter an. Die 850 hPa-Temperatur steigt zum
Nachmittag/Abend nur auf Werte von 1 Grad im Nordosten, aber immerhin auf 8 Grad
ganz im Süden. Somit liegen die Höchstwerte im Norden nur zwischen 13 und 18
Grad, während in der Mitte und im Süden immerhin schon 17 bis 22, am Oberrhein
vielleicht 23 Grad erreicht werden.

In der Nacht zum Montag schwenkt auf der Vorderseite eines recht markanten
Kurzwellentroges über dem nahen Ostatlantik ein durch WLA gestützter
kurzwelliger Höhenkeil über die Britischen Inseln hinweg zur Nordsee. Mit
Übergreifen der WLA auf die Deutsche Bucht wird auch der Frontenzug, respektive
die Warmfront über der südlichen Ostsee, dem Norden Schleswig-Holsteins und der
mittleren Nordsee aktiviert, so dass dort im Laufe der zweiten Nachthälfte
vermehrt leichte Regenfälle auftreten. Die dichteren Wolkenfelder im Warmsektor
kommen wieder etwas weiter nach Süden, bis in die Norddeutsche Tiefebene, voran.
Die Mitte und der Süden des Landes bleiben aber im Einflussbereich der
Hochdruckbrücke, so dass die Nacht dort oft gering bewölkt verläuft. Insgesamt
nimmt die Frostgefahr weiter ab, in ungünstigen Lagen kann aber nach wie vor
leichter Frost in Bodennähe auftreten.
Der Wind im Nordosten nimmt weiter ab, lediglich entlang der ostvorpommerschen
Küste, am ehesten rund um Rügen, kann es noch einzelne steife Böen aus West
geben.

Montag... schwenkt der flache Höhenrücken über die Nordsee hinweg ostwärts,
verliert dabei aber weiter an Kontur. Der nachfolgende Kurzwellentrog greift auf
den Norden der Britischen Inseln über. Somit dominiert über dem Vorhersagegebiet
eine zunehmend glatt verlaufende westnordwestliche Höhenströmung, etwas
dynamischen Hebungsantrieb bietet dabei lediglich die anfangs noch wirksame
schwache WLA über Norddeutschland.
Im Bodenfeld kann sich ein mit dem Kurzwellentrog korrespondierendes
Tiefdruckgebiet knapp nördlich von Schottland aufgrund ungünstiger Exposition
zum Drehzentrum des Höhentiefs kaum verstärken. Die Warmfront des Tiefs kommt
über der südlichen Ostsee, Dänemark und der mittleren Nordsee nur sehr zögerlich
nach Nordosten voran, die nur wenig wetterwirksame Kaltfront erreicht abends die
mittlere Nordsee. Im Bereich der Warmfront fällt vor allem in Schleswig-Holstein
und in Vorpommern zeitweise Regen, der am Nachmittag und Abend allmählich
nordostwärts abzieht. Im Warmsektor gelangen dann hochreichend feuchte
Luftmassen nach Nord- und Nordostdeutschland, so dass es dort überwiegend stark
bewölkt bleibt. Zwar verschärft sich der Gradient im Warmsektor erneut etwas,
vor allem nachmittags im Vorfeld der Kaltfront, allerdings reicht es aufgrund
der stabilen Schichtung wohl nur an der Nordseeküste für einzelne Böen Bft 7 aus
West.
An der Konstellation der über die Mitte und den Süden Deutschlands nach Osten
reichenden Hochdruckbrücke ändert sich nur wenig. Sie wird lediglich von Norden,
aber auch von Süden her etwas "angeknabbert", da sich ein Höhentief über dem
westlichen Mittelmeer vorübergehend etwas nach Norden, Richtung Alpenraum,
ausweitet. Die Wolken im Norden kommen zwar etwas weiter als am Vortag nach
Süden voran, ansonsten scheint dort aber die Sonne. Die über dem Alpenraum
liegende potenziell instabile Luftmasse kommt aus weiter oben genannten Gründen
etwas weiter nach Norden voran, so dass es eventuell auch im Bayerischen
Alpenraum, an der Grenze zu Österreich, für einen Schauer reicht, Gewitter sind
aber wohl eher unwahrscheinlich.
Vor allem in die Mitte und den Süden werden auch niedertroposphärisch wärmere
Luftmassen advehiert. Die Temperatur in 850 hPa steigt auf Werte zwischen 4 Grad
auf Rügen und 10 Grad an den Alpen. Unter den dichten Wolken wird es im Norden
mit 13 bis 19 Grad allerdings kaum wärmer als am Vortag, während weiter südlich
Höchstwerte zwischen 20 und 24 Grad zu erwarten sind, eventuell reicht es am
Oberrhein auch für einen Sommertag.

In der Nacht zum Dienstag kommt der Kurzwellentrog rasch nach Südosten voran und
erreicht morgens das Skagerrak. Er verliert weiter an Wellenlänge, gewinnt aber
im Lee des Norwegischen Küstengebirges an Kontur und auf dessen Vorderseite kann
vor allem aufgrund von PVA verstärkt Hebung generiert werden.
Somit vertieft sich auch das Bodentief über Südnorwegen ein wenig und verlagert
sich bis Dienstagfrüh zur südöstlichen Ostsee. Die Kaltfront kommt dagegen
aufgrund höhenströmungsparalleler Exposition über der mittleren Nordsee zunächst
nur allmählich nach Süden voran und erweist sich als wenig wetterwirksam. Sie
erreicht morgens in etwa den Nordteil der Deutschen Bucht und Nordfriesland. Vor
allem dort fällt gebietsweise etwas Regen, ansonsten bleibt es aber weitgehend
trocken.
Im Vorfeld der Front verschärft sich vor allem im äußersten Norden/Nordosten der
Gradient, so dass es an der Nordfriesischen Küste, später dann vor allem entlang
der Ostseeküste vereinzelt für steife Böen aus West reicht. Auch im Oberharz
lebt der Wind auf, auf dem Brocken gibt es einzelne stürmische Böen (Bft 8).
Ansonsten verläuft die Nacht wettertechnisch ruhig. Die Hochdruckbrücke zieht
sich allerdings etwas nach Westen zurück, so dass die dichteren Wolkenfelder vor
allem über der Osthälfte weiter nach Süden vorankommen. Etwa südlich einer Linie
Eifel - Vogtland bleibt es aber überwiegend gering bewölkt oder wolkenlos.
Bodenfrost dürfte allerdings auch dort keine Rolle mehr spielen.

Dienstag... verlagert sich der Kurzwellentrog rasch weiter ins Baltikum. Weiter
westlich wölbt sich, gestützt durch kräftige WLA auf der Vorderseite eines
umfangreichen Langwellentroges ein markanter Höhenrücken über den Britischen
Inseln nach Norden auf. Somit dreht die Höhenströmung über dem Vorhersagegebiet
auf Nordwest.
Die Kaltfront des über das Baltikum zum Norden Weißrusslands ziehenden
Bodentiefs greift auf den Norden und Nordosten Deutschlands über, kommt dann
aber nicht weiter nach Süden voran. Mit Annäherung des Höhenrückens verlagert
sich der Schwerpunkt hohen Luftdrucks von der Bretagne etwas nach Norden. Der
nach Südwestdeutschland reichende Hochkeil wird vorübergehend etwas abgebaut,
später aber von Nordwesten her wieder regeneriert. Damit erweist sich die
Kaltfront lediglich über dem Nordosten des Landes als einigermaßen
wetterwirksam; dort fällt gebietsweise schauerartiger Regen, allerdings ohne
große Mengen (maximal wenige mm). Der Trog schwenkt samt Höhenkaltluft
allerdings so weit nördlich des Vorhersagegebietes nach Osten, dass die
Labilität wohl nicht für Gewitter ausreicht.
GFS lässt die geringen Niederschläge deutlich weiter nach Westen ausgreifen als
die anderen vorliegenden Modelle, was aber wohl mit dem Feuchtebias des Modells
zusammenhängt. Die dichten Wolkenfelder im Vorfeld der Kaltfront kommen
allerdings auch über Westdeutschland noch etwas weiter nach Süden voran, lockern
dort aber mit sich verstärkenden Hochdruckeinfluss wieder auf. Auch postfrontal
kann sich im Tagesverlauf vor allem im Nordseeumfeld, später an der Ostsee
zeitweise wieder die Sonne durchsetzen.
Vor allem mit Frontpassage frischt der Wind im Nordosten vorübergehend aus West
bis Nordwest auf, aber lediglich im Ostseeumfeld und in Vorpommern dürfte es für
eine warnrelevante Bft 7 reichen, auf dem Brocken kann es vorübergehend auch
stürmische Böen geben.
In der Südhälfte des Landes bekommt man von dem Frontengeschehen nichts mit.
Dort scheint meist die Sonne. Der Alpenraum bleibt im Einflussbereich instabiler
Luftmassen, was sich aber in den Bayerischen Alpen lediglich in Form höher
reichender Quellwolken bemerkbar machen dürfte. Lediglich GFS lässt einzelne
Schauer bis dorthin ausgreifen.
Während in den Nordosten mit der Kaltfront niedertroposphärisch wieder etwas
kältere Luft advehiert wird (T850 hPa zwischen 1 und 5 Grad) und die
Höchsttemperaturen dort Werte zwischen 13 und 18 Grad erreichen, wird es ganz im
Südwesten sogar noch etwas wärmer als am Vortag (T850 hPa zwischen 7 und 11
Grad). In der Mitte und im Süden steht somit mit Höchstwerten zwischen 20 und
24, am Oberrhein bis 26 Grad ein angenehm warmer Tag ins Haus.

In der Nacht zum Mittwoch verstärkt sich von Nordwesten her wieder der
Hochdruckeinfluss, die Kaltfront zieht südostwärts ab. Mit ihr können allerdings
die dichteren Wolkenfelder vorübergehend weiter nach Süddeutschland vordringen,
Niederschläge fallen aber kaum bis keine. Aufgelockert bis gering bewölkt bleibt
es am ehesten im Südwesten und im Nordosten. Sollte es dort gebietsweise auch
mal aufklaren, ist innerhalb der einströmenden maritimen Polarluft (um 0 Grad in
850 hPa in Ostvorpommern) Bodenfrost denkbar, insgesamt nimmt auch die
Nebelwahrscheinlichkeit etwas zu, am ehesten im Süden. Der Wind nimmt im Laufe
der Nacht rasch ab und ist auch an der Ostsee nicht mehr warnrelevant.


Modellvergleich und -einschätzung
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Alle vorliegenden Modelle simulieren im Kurzfristzeitraum eine sehr ähnliche
Wetterentwicklung. Prognose- und warnrelevante Unterschiede sind kaum
auszumachen (sieht man mal von den GFS-Niederschlägen ab).

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff