DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

16-05-2020 07:30
SXEU31 DWAV 160800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 16.05.2020 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL HB
Im Norden zeitweise Tiefdruckeinfluss und windig, an der Ostsee auch stürmisch.
Sonst Hochdruckdominanz, nur am Alpenrand heute noch dichtere Wolken. Langsam
abnehmende Bodenfrostgefahr.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... befindet sich ein umfangreiches Trogsystem über Nord- und
Nordosteuropa. Auf seiner Südflanke laufen immer wieder kurzwellige Anteile von
West nach Ost und beeinflussen auch den Norden Deutschlands. Gleichzeitig
erstreckt sich am Boden eine Hochdruckbrücke vom Ostatlantik über Mitteleuropa
(und damit auch Deutschland) bis zum Schwarzen Meer. Der dritte Mitspieler ist
schließlich ein großräumiges Höhentief über Südwesteuropa, das seine Fühler über
die Alpen bis ins Alpenvorland erstreckt.

Aus der genannten Konstellation der Hoch- und Tiefdruckgebiete am Boden und in
der Höhe ergibt sich für Deutschland eine Dreiteilung:

Den Nordwesten erreicht im Tagesverlauf ein Kurzwellentrog, sodass dort
Hebungsprozesse in Gang kommen, die sich nachfolgend über dem gesamten Norden
auswirken. Die Konsequenz sind vor allem dichtere Wolkenfelder. Schaut man sich
die Prognosesoundings an, so werden zwar niedertroposphärisch gute Lapse Rates
prognostiziert. Diese reichen ausgehend von der gut durchmischten Grenzschicht
aber nur bis etwa 2.5 km Höhe. Daran schließt sich eine Absinkinversion an, die
in etwa die Obergrenze der konvektiv getriggerten und an der Inversion
anschließend breitlaufenden Bewölkung markiert. Zwar wird von den Modellen etwas
CAPE simuliert. Dieses konzentriert sich aber wie angesprochen unterhalb von 2.5
km und damit auch unterhalb der -10 Grad Isotherme. Gewitter sind also kein
Thema. Allenfalls reicht es durch die niedrige Obergrenze mal für ein paar
schwache Schauer.

Die dichte Bewölkung sollte im Tagesverlauf etwa bis zu einer Linie
Ruhrgebiet-Harz-Berlin ausgreifen. Daran schließt sich ein breiter Streifen
ausgreifend bis zum Donauumfeld an, wo man vom Hochdruckeinfluss profitieren
kann. Die Prognosesoundings zeigen hochreichend einen großen Spread und damit
sehr trockene Luftmassen. Entsprechend bleibt es vielfach langanhaltend sonnig.

Südlich der Donau sind ausgehend vom Höhentief über Südwesteuropa auch
niedertroposphärisch feuchtere Luftmassen aktiv, wie man beispielsweise an der
spezifischen Feuchte sehen kann. Die Prognosesoundings zeigen im Tagesverlauf
auch oberhalb einer gut durchmischten Grenzschicht (bis etwa 2 km) einen nur
geringen Spread. Zudem zeigt sich die weiter anhaltende Gegenstromlage mit
östlichen Winde bis etwa 2km und von SW auf W drehend darüber. Damit finden
weiterhin Aufgleitprozesse statt. Damit sind am Alpenrand weiterhin dichte
Wolken und vereinzelt etwas Niederschlag unterwegs.

Als einziges Warnkriterium muss tagsüber der Wind herhalten. Dieser lebt
nördlich der Hochdruckbrücke im Tagesverlauf wieder deutlich auf, sodass
ausgehend vom schleswig-holsteinischen Binnenland bis nach Vorpommern zeitweise
Windböen auftreten können. An der vorpommerschen Ostseeküste fallen die
Windgeschwindigkeiten eine Beaufortstufe höher aus. Nicht ausgeschlossen das an
der exponierten Messstation Arkona auf Rügen auch mal ein schwache Bft 9
registriert wird.

In der Nacht auf Sonntag kommt als Warnkriterium dann noch der Frost hinzu,
wobei dieser lange nicht mehr so präsent ist, wie noch an den Vortagen. Über dem
Osten zieht noch der Trog mit dichteren Wolken ab, auch im Norden kann es noch
ein paar Spritzer geben. Entsprechend bleibt es in diesen Regionen milder. Auch
sonst ist mit dem Vorrücken der 5-Grad Isotherme (850 hPa) von Süden das
Temperaturniveau etwas höher als in der vergangenen Nacht. Wenn Frost auftritt
dann wohl allenfalls noch in einzelnen ungünstigen Hochtälern der Mittelgebirge.
Dort ist auch die Bodenfrostgefahr (bis -3 Grad) am höchsten. Sonst tritt Frost
in Bodennähe auch nur noch vereinzelt auf.
Der Wind bleibt vor allem an der Ostseeküste mit Böen Bft 7 weiterhin lebhaft,
während er sich im Binnenland abschwächt und vorübergehend nicht mehr warnwürdig
ist.


Sonntag... zieht der Kurzwellentrog ostwärts ab. Dieser kann sich auf dem Weg
nach Osten nochmal stärker amplifizieren, sodass sich in der mittleren
Troposphäre vorübergehend eine nordwestliche Höhenströmung einstellt.
Gleichzeitig verstärkt sich durch den von Westen nachfolgenden Höhenrücken das
Bodenhoch von Westen her.

Mit der nordwestlichen Strömung wird von der Nordsee niedertroposphärich
angefeuchtete Luft landeinwärts transportiert. Gleichzeitig gibt es in mittleren
Troposphärenniveaus weiterhin die Absinkinversion. Damit muss im Tageverlauf im
Norden wieder mit einigen an am Unterrand der Inversion breitlaufenden
Wolkenfeldern gerechnet werden. Die Wolkenfelder dürften aber etwas weniger weit
nach Süden ausgreifen, als am Samstag.
Mit der Nähe zum abziehenden Trog muss vornehmlich im Nordosten und an der
Grenze zu Polen mit ein paar schwachen Schauern gerechnet werden.

Der Wind ist im Vergleich zum Vortag stärker präsent. Rückseitig des Troges
nimmt auch am Boden der Luftdruckgradient zu. Im Norden und Nordosten frischt
der Wind im Tagesverlauf deutlich auf mit Windböen im Binnenland. In
Schleswig-Holstein und allgemein an der Ostsee sind auch stürmische Böen zu
erwarten, wobei an exponierten Küstenabschnitten einzelne Sturmböen nicht
ausgeschlossen sind. Das ECMWF ist dabei deutlich kräftiger aufgestellt als die
deutsche Modellkette

Von der Mitte bis in den Süden dominiert ruhiges Hochdruckwetter. Der
langanhaltende Sonnenschein weitet sich dabei auch bis zu den Alpen aus. Das
liegt vornehmlich an der nordwestlichen Höhenströmung, welche die feuchteren
Luftmassen stärker nach Süden rausdrückt. Mit dem vielen Sonnenschein wird
häufig die 20 Grad Marke geknackt, während man im eher grauen Norden bei 15 bis
18 Grad verbleibt.

In der Nacht auf Montag flacht die Höhenströmung etwas ab und richtet sich
stärker zonal aus. Zwar rückt von Westen ein flacher Rücken näher. Dieser wird
aber im Norden von WLA überlaufen. Dort machen sich also dichte Wolken mit etwas
Niederschlag bemerkbar. Insgesamt nimmt der Wind wieder ab, ist aber im
Ostseeküstenumfeld noch lebhaft mit einzelnen Windböen (anfangs exponiert auch
noch stürmischen Böen).

Die Mitte und der Süden können von dem flachen Rücken profitieren, dort zeigt
sich kaum eine Wolke am Nachthimmel. Entsprechend kalt wird es auch wieder.
Während im Norden unter dichten Wolken die Tiefstwerte um 10 Grad verbleiben,
fallen sie weiter nach Süden klar in den einstelligen Bereich. Nicht
ausgeschlossen, dass in Hochtälern der Mittelgebirge vereinzelt leichter
Luftfrost auftritt. Am Boden nimmt die Frostwahrscheinlichkeit wieder zu.
Vornehmlich im Südosten und in den Mittelgebirgen muss häufiger mit Bodenfrost
gerechnet werden.

Montag... verläuft die Höhenströmung flach und zonal ausgerichtet über
Deutschland. Im Isohypsenfeld lässt sich ein kurzwelliger Troganteil ausmachen,
der von West nach Ost über Nordhälfte des Landes hinweg läuft. Gleichzeitig
erstreckt sich am Boden weiterhin die Hochdruckbrücke vom Ostatlantik bis zum
Schwarzen Meer.

Das Wetter in der Nordhälfte ist geprägt von der Passage des Kurzwellenanteils.
Entsprechend überwiegen die Wolken, von Schleswig-Holstein bis nach
Mecklenburg-Vorpommern ist es sogar weitgehend bedeckt. Dazu regnet es vor allem
am Vormittag zeitweise. Zum Nachmittag ziehen die Niederschläge langsam ostwärts
ab.

Der Wind ist im Norden recht lebhaft und kommt aus westlichen Richtungen, vor
allem im Küstenumfeld sind Windböen möglich. Aufgrund der insgesamt stabilen
Schichtung, sollten dies aber nicht weiter ins Binnenland ausgreifen.

In der Südhälfte merkt man vom kurzwelligen Anteil nichts weiter. Es dominiert
der Sonnenschein, von einigen Quellwolken im Tageverlauf abgesehen.

Von Westen werden allmählich milder Luftmassen herangeführt. Damit steigen die
Höchstwerte in der Südhälfte wieder auf 22 bis 26 Grad, während man im Norden
nur zwischen 14 und 21 Grad herumdümpelt.

In der Nacht auf Dienstag verbleibt der Norden unter dichten Wolken bedingt
durch einen neuen Kurzwellenanteil. Dieser sorgt im Nordosten noch für ein paar
schwache Schauer.

Auch an den Alpen sind zeitweise Wolkenfelder unterwegs. Sonst ist es vielfach
gering bewölkt oder klar. Dazu gibt es Tiefstwerte zwischen 11 und 3 Grad. Von
ganz wenigen Ausnahmen abgesehen ist auch Bodenfrost kein Thema mehr. An der
Ostsee kann es zeitweise Windböen geben.


Modellvergleich und -einschätzung
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Es lassen sich im Kurzfristbereich keine nennenswerten Modellunterschiede
erkennen. Einzig die Windprognose im Norden weist am morgigen Sonntag noch
Unsicherheiten auf (EZ deutlich stärker als ICON bei der Böenprognose).

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer