DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

15-05-2020 09:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 15.05.2020 um 10.30 UTC



Meist ruhige Hochdruckrandlage, im Norden und an den Alpen etwas Niederschlag.
Mäßig warm bis warm.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 22.05.2020


Am Montag liegt Deutschland an der Südseite der zunächst relativ zonal
ausgerichteten Frontalzone, die vom mittleren Nordatlantik über die Nordsee
hinweg nach Weißrussland verläuft. Diese Struktur spiegelt sich auch im
Bodendruckfeld in Form einer zonal ausgerichteten Hochbrücke wider, deren Achse
etwa über dem Mittelgebirgsraum liegt. Frontale Prozesse mit geringen
Niederschlägen können daher nur den Norden streifen. Unmittelbar an den Alpen
sind einzelne Schauer oder Gewitter möglich.
Am Dienstag beginnt die Frontalzone stärker zu mäandrieren, was durch einen Trog
erfolgt, der über den Nordosten Deutschlands hinweg nach Polen schwenkt. Mit
diesem Trog greifen schauerartige, aber meist geringe Niederschläge bis auf den
östlichen Mittelgebirgsraum über. Stromaufwärts wölbt sich ein Keil auf. Durch
diesen wird die Hochbrücke in ihrem Westteil gestützt, das korrespondierend
Bodenhoch weitet sich nach Norden aus und findet Anschluss an das über Grönland
liegende Bodenhoch. Hieraus ergibt sich eine steile nordwestliche bodennahe
Strömung, so dass Warmluft über Deutschland keine Chance hat.
Am Mittwoch richtet sich der Keil weiter auf. Dabei verbleibt dessen Achse über
den Britischen Inseln, so dass sich an der schwachen nordwestlichen Strömung
nicht allzu viel ändert. Der Nordosten ist leicht zyklonal beeinflusst, dort wie
auch an den Alpen besteht eine leichte Schauerneigung, sonst bleibt es bei
geringen Luftdruckgegensätzen durchweg niederschlagsfrei.
Am Donnerstag rückt der Keil unter Verkürzung der Wellenlänge in die Nordsee
vor, am Freitag erreicht dessen Achs den Westen Deutschlands. Das
korrespondierende Bodenhoch wird nach Osten abgedrängt, wodurch sich eine
schwache südliche bis südöstliche bodennahe Strömung einstellt. Abgesehen vom
Nordosten erfolgt ein spürbarer Temperaturanstieg auf Maxima deutlich über 25
Grad. Bemerkenswert ist eine für die Jahreszeit ungewöhnliche
Sturmtiefentwicklug, die über dem mittleren Nordatlantik südwestlich von Island
eine Zyklone mit einem Kerndruck unter 965 hPa zur Folge hat.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum verbleibt der Keil mit seiner
Achse über Deutschland, so dass die Erwärmung weiter voranschreitet. Am Sonntag
kann, abgesehen vom Norden und Nordwesten, verbreitet die 30 Grad-Marke erreicht
werden. Die Gewitterneigung bleibt insgesamt gering.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Donnerstag ist der aktuelle Modelllauf gegenüber den beiden
gestrigen Simulationen keine prognoserelevanten Unterschiede. Am Freitag ließen
die beiden gestrigen Modellrechnungen über der Nordsee bzw. Südnorwegen ein
blockierendes Höhenhoch entstehen, wodurch an dessen Südflanke der Weg für
feuchtere Luft und Niederschläge frei geworden wäre. Der aktuelle Lauf
konserviert über Mitteleuropa den antizyklonalen Einfluss, so dass es weitgehend
niederschlagsfrei bleibt.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum sollte sich nach den beiden
Modellrechnungen das blockierende Hoch noch kräftigen und an dessen Südflanke
die Frontalzone über Mitteleuropa hinweg wieder nach Osten durchsetzen. Eine
Erwärmung auf Maxima deutlich über 25 Grad wäre demnach nicht in Sicht.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Donnerstag zeigen die verfügbaren Modelle eine weitgehend
ähnliche Entwicklung. Allerdings ist GFS noch wesentlich zyklonaler geprägt und
zeigt im Gegensatz zu den anderen Modellen eine nördliche Strömung. ICON lässt
bereits am Donnerstag auf die Biskaya und die Bretagne einen markanten
Kurzwellentrog übergreifen, der aus dem Trog über dem Ostatlantik herausläuft.
Die anderen Modelle zeigen diesen Trog durchweg schwächer und weiter westlich.
Nach ICON würde dieser Trog über Frankreich und zum westlichen Mittelmeer
austropfen. GFS und auch das Modell des kanadischen Wetterdienstes belassen
diesen Trog über den Britischen Inseln. Nach allen Modellen außer nach EZMW
würde über Deutschland eine flache Tiefdruckrinne entstehen, so dass sich eine
Gewitterlage einstellen könnte. Demnach wäre auch der Freitag der wärmste Tag.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum würde sich nach GFS und nach
dem kanadischen Modell die weit südlich verlaufende Frontalzone über den
Alpenraum hinweg nach Osten durchsetzen. Ein unbeständiger Wettercharakter mit
Temperaturmaxima unterhalb der 20 Grad-Marke wäre dann die Folge.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS stützt das hauseigene deterministische Modell. Demnach würde
sich sogar über dem Alpenraum ein Höhentief einnisten. Abgesehen von den
alpennahen Gebieten bleibt die Niederschlagstätigkeit jedoch gering. Mehrere
Einzellösungen (ca. 5 Member) setzen jedoch auf eine Erwärmung am folgenden
Wochenende, wonach immerhin die 25 Grad-Marke überschritten werden könnte.
Abgesehen hiervon ist der Spread jedoch relativ gering.
Das EPS des EZMW teilt die Auffassung des Hauptlaufes nicht bzw. stützt nur mit
6 Läufen dieses Szenario. Die oben beschriebene Erwärmung ist demnach eher
unwahrscheinlich. Vielmehr dürfte es sich bei dem Temperaturanstieg nur um eine
"Eintagsfliege" am Freitag handeln. Wesentlich wahrscheinlicher (immerhin wird
dies von reichlich drei Viertel der Einzellösungen gezeigt) ist eine erneute
Troglage oder sogar das Einsetzen einer Nordströmung, wodurch sich im
erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum dann auch wieder ein
Temperaturrückgang auf Maxima unter 20 Grad einstellen dürfte und Niederschläge
(allerdings keine Dauerregenlage) dann auch wieder wahrscheinlicher werden. Der
deterministische Lauf ist somit eine krasse Außenseiterlösung und relativ
unwahrscheinlich. Auch bei weiter zurückliegenden Modellläufen gab es keine
Hinweise auf eine derartige Version, wie sie der deterministische Lauf zeigt.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Montag können am Alpenrand, im Laufe des Freitags von Westen und Süden her
einzelne Gewitter auftreten. Sonst sind keine markant zu bewarnenden
Wetterereignisse in Sicht.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS ohne deterministischen Lauf + externe Modelle
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann