DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

13-05-2020 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 13.05.2020 um 10.30 UTC



Antizyklonale Westlage - Übergang zu Omegalage; im Norden schwacher
Tiefdruckeinfluss mit polare Kaltluft, im Süden unter Hochdruckeinfluss mäßig
warm.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 20.05.2020


Im gesamten Mittelfristzeitraum herrscht eine gestörte nordhemisphärische
Zirkulation mit stark ausgeprägten Trögen und Keilen vor. Dabei liegt
ungewöhnlich hohes Geopotential über dem Nordpol. Die Reste des troposphärischen
Polarwirbels, haben sich zerteilt und wurden weit nach Süden gedrängt. Einer
dieser Teilwirbel hat sich über dem Nordmeer und Skandinavien festgesetzt und zu
Beginn dieser Woche für einen massiven Kaltlufteinbruch in Mitteleuropa gesorgt.


Auch am Samstag dominiert tiefes Geopotential über Skandinavien und dem
Nordmeer. Das zugehörige Tiefdruckgebiet ist mit hochreichender Kaltluft
angefüllt, die auch den Norden Deutschlands streift (850-hPa-Temperatur dort ~
-1 °C). Flankiert wird dieses Tiefdruckgebiet im Norden vom Polarhoch, dass
einen Keil Richtung Grönland schiebt. Dieser Keil baut in der Höhe Verbindung zu
einem Keil des Azorenhochs auf, der sich über dem Atlantik nordostwärts
ausbreitet. Südöstlich des Keils liegt ein schwacher Trog, dessen Achse von
Frankreich bis nach Marokko reicht.
Deutschland befindet sich dabei in einer westlichen bis Nordwestlichen
Höhenströmung, in der Höhe unter schwachem Trogeinfluss. Während der äußerste
Norden unter zyklonalen Einfluss des Skandinavientiefs steht, wird der Rest des
Landes von einem Bodenhochkeil des Azorenhochs beeinflusst. Dabei dominiert
polare Meeresluft. Die Luftmassengrenze zu deutlich wärmeren subtropischen Luft
befindet liegt am Alpenhauptkamm. Gestützt durch die Hebung am linken Jet
Ausgang an der Nordostflanke des Troges, breiten sich von dort aus Niederschläge
auf Süddeutschland aus. Im Norden gibt es unter Tiefdruckeinfluss leichte
Schauer, ansonsten dominiert unter dem Bodenkeil heiter bis wolkiges und
trockenes Wetter.

Am Sonntag zieht das Höhentief weiter Ostwärts nach Skandinavien und beeinflusst
den Norden Deutschlands mit schauerartigem Regen. Auch der Südwesteuropatrog
zieht westwärts, sodass der Jet ebenfalls nach Osten gedrückt wird, wodurch der
Alpenraum aus dem Hebungsgebiet herauskommt und die Niederschläge am Alpenrand
somit nachlassen. Ansonsten dominiert weiterhin leichtes absinken unter dem
Azorenhochkeil. Die Luftmasse erwärmt sich dabei und erreicht im Süden Werte um
7 °C auf 850-hPa.

Am Montag kommt es zu einer weiteren ostwärts Verlagerung des Skandinavientiefs,
wobei Deutschland an die Südwestflanke des Tiefs kommt. Dabei stößt ein Keil
Richtung Nordmeer vor. Stromabwärts läuft ein flacher Kurzwellentrog ab und
beeinflusst mit schauerartigem Regen die Nordosthälfte Deutschlands. Dabei
fließt weiterhin polare Kaltluft ein. Im Süden dominiert noch antizyklonaler
Einfluss, wobei sich der schwache Erwärmungstrend dort fortsetzt.

Am Dienstag kommt es zu einer Austrogung über Osteuropa. Gleichzeitig verstärkt
sich der Keil über Westeuropa, und weitet seinen Einfluss auf Deutschland aus.
Dabei gelangt Deutschland in eine nordwestliche Strömung, wobei an der
Westflanke des Osteuropatroges trockene polare Kaltluft in die Osthälfte
Deutschlands fließt. Die 850-hPa-temperatur sinkt dort wieder unter 0°C.

Im weiteren Verlauf entwickelt sich eine nach Westen verschobene Omegalage mit
dem Zentrum des Höhenhochs über der Nordsee. Deutschland verbleibt an der
Ostflanke des Hochs. Dabei fließt anfangs immer noch polare Kaltluft in den
Osten Deutschlands. Mit der ostwärts Verlagerung des Keils setzt dann gegen Ende
der nächsten Woche eine deutliche Erwärmung ein.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der neue ECMWF-Lauf zeigt keine wesentlichen Unterschiede zu den Vorläufen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


ICON und GFS lassen den Regen am Samstag nicht aus den Alpen heraus auf das
Alpenvorland übergreifen. Ansonsten zeigt GFS in der kommenden Woche das
Trog-Keil-Muster deutlich flacher und lässt den Höhenrücken schneller nach
Deutschland herein schwenken. Dadurch würde die Erwärmung deutlich eher
einsetzten. Gegen Ende der nächsten Woche würde der Höhenkeil ostwärts abziehen
und Deutschland würde auf die Vorderseite eines atlantischen Langwellentroges
kommen, wobei mit kräftigen Gewittern zu rechnen wäre.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Bis Sonntag sind die Rauchfahnen der ECMWF-ENS ziemlich einheitlich. Am Montag
zeigen einige wenige Member einen deutschlandweiten Kaltlufteinbruch, die
Mehrheit bleibt aber auf einem mäßig warmen Temperaturniveau. Ab Dienstag nimmt
die Streuung deutlich zu, wobei jedoch ein deutlicher Erwärmungstrend bei
steigendem Geopotential zu sehen ist. Im Norden werden die Schauer von fast
allen ENS gezeigt, während die Niederschläge am Alpenrand noch sehr unsicher
sind. Ansonsten sind in der Mitte kaum Niederschlagssignale vorhanden.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass die Wetterlage relativ sicher ist.
Abgesehen vom schwachen Tiefdruckeinfluss unter polarer Kaltluft im Norden und
Nordosten, der etwas schauerartigen Regen bringt, dominiert ansonsten
überwiegend Hochdruckeinfluss bei mäßig warmen Temperaturen. Ab der Mitte der
neuen Woche scheint sich dann überall Hochdruckeinfluss durchzusetzen, mit
steigenden Temperaturen. Wie schnell Deutschland wieder auf eine Trogvorderseite
gelangt, ist noch unsicher. So wird in der Mitte erstmal ein sehr trockener
Witterungsabschnitt erwartet.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Besonders im Nordosten besteht in ungünstigen Lagen immer wieder die Gefahr von
Nachtfrost.

Am Samstag nimmt der Gradient im Norden zu, wobei es zu stürmischen Böen an der
Küste, vereinzelt auch im angrenzenden Binnenland kommen kann.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF, MOS-MIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christian Herold