DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

11-05-2020 09:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 11.05.2020 um 10.30 UTC



Hochdruckrandlage mit Luftmassengrenze südlich der Donau: Im Norden und der
Mitte sonnig und meist trocken, südlich der Donau dichte Wolken und zeitweise
Regen. Am Wochenende im Süden mehr Sonne und ansteigende Temperaturen. Kaum
warnrelevantes Wetter.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 18.05.2020


Donnerstag ... ist die Wetterlage im Isohypsenfeld in 500 hPa geprägt durch ein
abgetropftes Höhentief über der Iberischen Halbinsel, einem Langwellentrog über
Nordeuropa und einem flach ausgeprägten Rücken, dessen Achse vom westlichen
Griechenland über Mittelitalien bis nach Frankreich verläuft. Im Bodendruckfeld
schiebt sich ein Keil von Großbritannien nach Mitteleuropa, wobei sich an dessen
Südflanke ein Tief über Katalonien festsetzt. Dieses übernimmt auch eine
maßgebliche Rolle in der Steuerung der Luftmassengrenze ein, die von der Mitte
Frankreichs über den nördlichen Alpenrand bis nach Osteuropa verläuft. Dabei
wird die in weite Teile Deutschlands eingeflossene kühle Meeresluft von etwas
wärmerer und feuchterer Luft im Alpenraum getrennt. Damit ergibt sich die
Situation, dass im Norden und der Mitte Deutschlands die eher kühle Luftmasse
durch die Sonne erwärmt werden kann (Höchstwerte zwischen 10 und 17 Grad),
während die Regionen südlich der Donau bei Höchstwerte bis 14 Grad zeitweise
etwas Regen abbekommen - von warnwürdigen Mengen sind wir aber ein Stück
entfernt. In der Nacht zum Freitag bleiben die synoptischen Grundmuster
erhalten, daher kann die Luft besonders im Norden und der Mitte des Landes sehr
gut auskühlen. In diesen Regionen wird erneut verbreitet Frost in Bodennähe
erwartet, vereinzelt ist auch Luftfrost möglich. Besonders in den freien Lagen
des Südwestens kann der Nordostwind ab und zu spürbar mit starken bis
stürmischen Böen auffrischen.

Freitag ... nimmt das abgetropfte Höhentief über Südwesteuropa wieder etwas
Kontakt mit dem Langwellentrog über dem Norden des Kontinents auf. Für
Deutschland maßgeblich bleibt aber weiterhin der Rand des Hochdruckgebiets mit
Schwerpunkt über dem Ostatlantik und die Luftmassengrenze im Süden des Landes.
Daraus resultiert am Freitag die Wiederholung des Wetters von Donnerstag, selbst
die Höchstwerte sind ähnlich verteilt. Aktuell rechnen die Modelle mit einem
stärkeren Niederschlagsstreifen im Bereich der Donau, wobei sich die
Lokalisierung trotz zunächst übereinstimmender Modelloutputs immer noch etwas
ändern kann. Aufgrund der nun schon leicht erwärmten Luftmasse sinkt in der
Nacht zum Samstag die Wahrscheinlichkeit für Luftfrost auch im Norden deutlich
ab - Frost in Bodennähe ist aber stellenweise weiterhin möglich.

Samstag ... entfernt sich der Kern des Höhentief über Spanien wieder etwas nach
Süden. Damit ergibt sich über Frankreich und der Schweiz in 500 hPa eine
schwache Brückensituation, die die Niederschläge im Alpenraum sowie in
Süddeutschland etwas dämpft. Sonst ist in großen Teilen Deutschlands weiterhin
der Langellentrog über Nordosteuropa wetterwirksam, wobei sich an der
Luftmassencharakteristik kaum etwas ändert (in 850 hPa im Schnitt aber ein paar
wenige Grad mehr). Es könnte aber reichen, dass am Oberrhein bei etwas
Sonnenunterstützung wieder mehr als 20 Grad erreicht werden. Erwähnenswert ist
noch der etwas anziehende Gradient in den Küstenregionen, der zu einzelnen
starke auflandigen Böen aus Nordwest sorgen könnte. Nachtfröste sind nun kein
Thema mehr.

Sonntag und Montag ... schiebt sich der Schwerpunkt des Bodenhochs vom
Ostatlantik langsam in Richtung Westeuropa, später auch Mitteleuropa. Außerdem
zieht sich der Langwellentrog über Nordosteuropa etwas von Mitteleuropa zurück.
Die Luftmassengrenze im Süden verliert zudem an Wetteraktivität, sodass der Tag
mit Ausnahme von einzelnen Schauern in Küstennähe meist trocken verläuft.
Aufgrund des Troges ziehen im Norden auch etwas mehr Wolken über den Himmel
hinweg, im Süden und Südwesten hat aber eindeutig die Sonne die Oberhand. Die
Temperaturen steigen landesweit etwas an.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der aktuelle Lauf von EZMW verhält sich zu den beiden Vorläufen ziemlich
konsistent. Bei den Feinheiten gibt es natürlich noch Diskrepanzen
(beispielsweise wird der - allerdings wenig wetterwirksame - Randtrog am
Donnerstag nun etwas konturierter gerechnet), allerdings ist die
Hochdruckrandlange schon sehr belastbar. Dabei strömt in große Teile
Deutschlands frische Meeresluft, die sich anschließend etwas erwärmt. Im
äußersten Süden ist dagegen im aktuellen als auch in den Vorläufen die
Luftmassengrenze relevant, die dort zeitweise etwas Regen bringen wird. Zum Ende
des mittelfristigen Zeitraums ist der Nordosten Deutschlands nun etwas stärker
durch den Langwellentrog geprägt als bei den Vorläufen - bodennah ist aber
weiterhin überwiegend Hochdruckeinfluss maßgeblich.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die verschiedenen Globalmodelle weisen nur wenige Diskrepanzen auf. Die
Hochdruckrandlage und die Luftmassengrenze im Süden scheinen sich zu
manifestieren. Das bedeutet für weite Teile des Landes wieder eine Phase mit nur
wenigen bis gar keinen Niederschlägen. Südlich der Donau summieren sich dagegen
am Donnerstag und Freitag ein paar Liter pro Quadratmeter. Auch am Wochenende
sind sich die Modelle dahingehend einig, dass die Luftmassengrenze an
Wetteraktivität verliert und sich im Gegenzug der Langwellentrog auf den
Nordosten Deutschlands ausweitet. Dies würde dann zu mehr Wolken im Norden
führen. Die Temperatur steigt langsam an. Erste wesentliche Modellunterschiede
zeigen sich dann am Sonntag. ICON rechnet die sich über dem Ostatlantik
entwickelnde Höhenantizyklone deutlich stärker als EZMW, was in der erweiterten
Mittelfrist eher in eine nordwestliche Strömung über Mitteleuropa münden könnte.

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Bewertung der Ensemblevorhersagen


EPS:
Die Rauchfahnen für repräsentative Orte in Deutschland zeigen bis Samstag für
den Norden eine mit nur wenig Streuung versehene, unter 0 Grad verweilende
T-850hPa-Kurve bei langsam steigendem Geopotential. In der Mitte ist die
Warmluftadvektion etwas stärker ausgeprägt mit einer Spannweite von -2 Grad bis
+3 Grad. Erwähnenswerte Niederschläge sind auch nach den Ensembles
unwahrscheinlich. Im äußersten Süden stellt sich die Situation etwas feuchter
dar bei einer leicht wärmeren Luftmasse (größerer Schwankungsbereich zwischen 0
und 6 Grad). Ab Samstag/Sonntag nimmt die Unsicherheit deutlich zu, vor allem
hinsichtlich der Größenordnung der Erwärmung. Dabei setzt sich außerdem die
niederschlagsarme Witterung wahrscheinlich fort.

CLUSTER:
+120h ... +168h: Es liegen 4 Cluster vor, wobei C1 und C2 eine etwas höhere
Memberzahl aufweisen und den Kontrolllauf als auch den Hauptlauf beherbergen.
Die daraus resultierende Strömungssituation wäre "Atlantic Ridge". Für
Deutschland ist dabei der sich von Westeuropa nach Mitteleuropa aufwölbender
Rücken von Relevanz. Bei C3 und C4 wäre der nordwesteuropäische Trog etwas
weiter abgedrängt und der Rücken würde flacher verlaufen.
+192h ... +240h: Es wurde nur ein Cluster erstellt. Dabei ändert sich die
Strömungslage von "Atlantic Ridge" zu einem "Blocking" über Nordwesteuropa. Der
vermehrt antizyklonale Einfluss dürfte sich daher fortsetzen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Im mittelfristigen Vorhersagehorizont über weite Strecken wahrscheinlich keine
signifikanten Wettergefahren. Allerding sind am Freitag am Alpenrand einzelne
starke Gewitter mit Starkregen nicht ganz ausgeschlossen. Außerdem sollten die
Regenmengen im Süden weiterhin im Auge behalten werden, denn die Überschreitung
von 30 l/qm in 24 Stunden ist nicht gänzlich ausgeschlossen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW det./prob. & MOSMIX
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VBZ Offenbach / Mag.rer.nat. Florian Bilgeri