DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

11-05-2020 07:30
SXEU31 DWAV 110800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 11.05.2020 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HN z

Markanter Temperaturrückgang. In einem Streifen vom Südwesten über die Mitte
Stark- und Dauerregen, eventuell anfangs eingelagerte Gewitter. Im Südosten im
Tagesverlauf kräftige Gewitter mit Starkregen. Nachts Frostgefahr, in Hochlagen
Glätte möglich.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... liegt ein blockierendes Hoch nordwestlich Irlands und ein markanter
Langwellentrog über Nordeuropa, wobei dazwischen mit einer strammen nördlichen
Strömung kalte Polarluft nach Süden geführt wird. Die Vordergrenze in Form einer
wellenden Kaltfront liegt aktuell, am Nordrand einer Tiefdruckrinne über
Süddeutschland, diagonal von SW nach NE über Deutschland und verlagert sich,
ebenso wie die Rinne, südostwärts. Gleichzeitig amplifiziert sich durch die
kräftige Kaltluftadvektion der Trog und schwenkt mit seiner Achse nach Südosten
und erreicht heute im Tagesverlauf den Nordwesten Deutschlands. Ein weiterer
Trog verlagert sich von Südfrankreich und den Westalpen nach Nordosten und
verbindet sich in der Folge mit dem eingangs beschriebenen Trog.
Vor dem zweiten Trog lässt eine südwestliche Strömung über Südostdeutschland
föhnigen Einfluss aufkommen. Darüber hinaus wird das Vordringen der kalten Luft
nach Süden verzögert, so dass dort die feuchtwarme Luft erst im Laufe des
Nachmittags ausgeräumt wird.
Aufgleiten der trogvorderseitig nach Nordosten geführten Warmluft auf die
bodennah von Norden her einfließenden arktischen Polarluft lässt ein breites
Niederschlagsband entstehen, das vom westlichen Mittelgebirgsraum und vom
Südwesten Deutschlands bis zu den östlichen Mittelgebirgen und in abgeschwächter
Form bis zur Oder reicht.
Vor allem in Staulagen, aber nicht nur dort, ist markanter Dauer- oder
Starkregen möglich. An der warmen Seite des Niederschlagsbandes sind anfangs
eingelagerte Gewitter nicht ausgeschlossen, die mit Starkregen einhergehen
können.
Mit Annäherung des Troges setzt sich mit der nördlichen bodennahen Strömung
stabil geschichtete und deutlich kältere Luft durch, so dass nachmittags und
abends, außer im Südosten, die Niederschläge oberhalb etwa 800 m in Schnee
übergehen können. Allerdings dürfte aufgrund der Vorgeschichte der Schnee kaum
liegen bleiben oder es reicht höchstens für eine dünne Nassschneedecke.

Aufgrund des kräftigen Gradienten frischt in der Nordwesthälfte der Nordwind
stark böig auf und erreicht in Böen Bft 7 und in freien Lagen sowie an der See
Bft 8. In höheren Berglagen sind Böen bis Sturmstärke möglich.
Ganz im Südosten sowie im Bereich der südostwärts vordringenden Kaltfront können
sich Gewitter entwickeln, die durchaus mit Starkregen einhergehen können. Je
nach Bewölkungsverhältnissen kann der Tagesgang im Südosten die Gewitterbildung
stützen.
Neben dem äußersten Südosten sind Auflockerungen im Norden und Nordwesten am
wahrscheinlichsten. Im Nordwesten sind, bedingt durch Skandinavienföhn, auch
längere sonnige Abschnitte möglich.
Gegenüber dem Wochenende ergibt sich ein Temperatursturz auf Maxima zwischen 8
und 14 Grad. Nur im Südosten werden noch einmal 15 bis 20, mit Hilfe der Sonne
auch etwas mehr erreicht.

In der Nacht zum Dienstag schwenkt die Trogachse über Ostdeutschlands hinweg.
Dabei gehen die 850-er Temperaturen auf um -5 Grad zurück. Die Niederschläge,
die oberhalb von 800 m und in den östlichen Mittelgebirgen bis in Lagen um 500 m
als Schnee fallen, lassen im östlichen Bergland in der zweiten Nachthälfte nach
und dauern Dienstagfrüh an den Alpen noch an. In Staulagen können durchaus
einige Zentimeter nasser Schnee zusammenkommen. Dauerregen sollte im Süden aber
kein Thema sein.

Mit der Trogpassage und der entsprechenden Labilisierung kommen an der See
Schauer auf. Ansonsten dehnt sich durch die Kaltluftadvektion ausgehend von dem
Bodenhoch südlich von Island einen Keil über Deutschland nach Osten aus. Während
in der ersten Nachthälfte an der See Windböen und in den Kamm- und Gipfellagen
der östlichen Mittelgebirge stürmische Böen auftreten können, flaut bis
Dienstagfrüh der Wind allgemein ab und ist dann auch im Bergland kaum mehr
warnrelevant.

Außer im Südosten und der Schauerbewölkung im Nordwesten sorgt Absinken für
Aufklaren. Gebietsweise gibt es in der trockenen Luft leichten Frost, verbreitet
Bodenfrost. In den Mittelgebirgen besteht nach den Niederschlägen Glättegefahr.


Dienstag... folgt dem abziehenden Haupttrog ein Sekundärtrog, der bis in die
mittlere Nordsee und nach Dänemark vordringt. Davor dreht die Strömung auf
West-Nordwest zurück und es entwickelt sich im Lee der norwegischen Berge ein
Randtief, das sich nach Südschweden verlagert. Zwischen diesem Tief und dem
tagsüber über der Mitte und dem Süden Deutschlands liegenden Bodenhochkeil
erfolgt im Norden eine leichte Gradientzunahme. Gestützt durch den Tagesgang
treten von der Küste bis ins Binnenland hinein steife Böen, an der See einzelne
stürmische Böen auf. Bei leichter Zyklonalität und bis 600/700 hPa labiler
Schichtung entwickeln sich im Norden auch Schauer. Gewitter sind aber
unwahrscheinlich.

An den Alpen und in deren Vorland hält sich Restbewölkung der abgezogenen
Kaltfront, Niederschläge gibt es auch dort aber kaum noch. Im großen Rest des
Landes führt Absinken im Bereich des Bodenhochkeils zu längeren sonnigen
Abschnitten
oder zumindest zu Auflockerungen. Die Temperaturen bleiben aber im Keller, die
850 hPa Werte erholen sich kaum und liegen bei ca. -3 Grad, die Luft ist zu dem
sehr trocken. Die Tageshöchsttemperaturen liegen meist zwischen 10 und 15 Grad,
im höheren Bergland um 6 Grad.

In der Nacht zum Mittwoch schwenkt der Sekundärtrog von der Nordsee über Jütland
ostwärts und streift den Norden Deutschlands. An dessen Südflanke stellt sich
eine zyklonale westliche Strömung ein, die die Schauertätigkeit an der Küste und
etwas landeinwärts zunächst andauern lässt. Zudem sind an der See weiterhin
Wind- und stürmische Böen zu erwarten, die nach Abzug des Troges von Westen her
aber ebenfalls nachlassen.
Im Süden macht sich der Einfluss des vor der Iberischen Halbinsel liegenden
Höhentiefs bemerkbar. Aus diesem läuft ein kurzwelliger Trog heraus, der die
Pyrenäen überquert und mit vorderseitiger WLA die über den Alpen liegende
Luftmassengrenze aktiviert. Dies lässt erneut Niederschläge bis etwa zur Donau
ausgreifen, die nicht warnrelevant sind. Auch die feste Phase spielt bei wieder
steigender Schneefallgrenze im Süden keine Rolle.

Abgesehen vom Norden und Nordosten, wo neben der Schauerbewölkung ein leichter
Gradient bestehen bleibt und dem Süden, oder der südlichen Mitte, die von der
aufziehenden Bewölkung profitieren, lässt Absinken im Bereich der Hochbrücke den
Himmel aufklaren. Bei geringen Luftdruckgegensätze kommt die Luftmasse zur Ruhe
und es ist gebietsweise leichter Frost, noch häufiger aber zumindest Frost in
Bodennähe zu erwarten.


Mittwoch... folgt ein weiterer Randtrog, der in die südliche Nordsee schwenkt
und zum Abend die holländische Küste erreicht. Der sich über Frankreich nähernde
Trog lässt die Höhenströmung im Süden etwas nach Südwest zurückdrehen. Die
Niederschläge auf der kalten Seite der Luftmassengrenze über den Alpen breiten
sich daher noch etwas nordwärts, bis in die Gebiete zwischen Main und Donau aus.
Warnrelevante Niederschlagssummen sind nicht in Sicht.

Im Bodendruckfeld verlagert sich das Randtief von Südschweden zum Finnischen
Meerbusen. Zwischen diesem Tief und der Tiefdruckrinne über dem Alpenraum und
südlich davon, erstreckt sich, ausgehend von dem nach wie vor kräftigen
Bodenhoch nordwestlichen Irlands, ein Keil nach Osten. Die Achse verschiebt sich
etwas nach Norden und verläuft über Norddeutschland ostwärts.
Zwischen diesem Keil und dem tiefen Luftdruck über den Alpen und südlich davon
kommt in der Mitte und im Süden Deutschlands eine nördliche bis nordöstliche
bodennahe Windkomponente in Gang. Das hieraus resultierende Aufgleiten
(mitteltroposphärisch ergibt sich ja eine südwestliche Strömung) erklärt zudem
das Ausgreifen der Niederschläge von den alpennahen Gebieten nordwärts.
Im Norden und Nordosten bleibt eine leichte Zyklonalität, getriggert aus der
Höhe heraus (s.o.), bestehen, so dass die Schauertätigkeit, gestützt durch den
Tagesgang, erneut etwas auflebt, mehr als einzelne schwache Entwicklungen sind
aber nicht zu erwarten. Zudem frischt der Wind dort auch wieder etwas auf, für
warnwürdige Bft 7 sollte es aber nur an der Ostsee reichen. Eventuell sind an
der vorpommerschen Küste auch Bft 8 mit dabei.

Abgesehen vom Süden sind aufgrund der Durchmischung größere Auflockerungen, zum
Teil auch längere sonnige Abschnitte zu erwarten. Die Temperaturen ändern sich
gegenüber Dienstag nur unwesentlich; meist liegen die Maxima zwischen 10 und 15
Grad, im Süden eventuell etwas darunter.
In der Nacht zum Donnerstag ergeben sich keine gravierenden Änderungen. Der
Regen im Süden hält an und weitet sich noch etwas nach Norden aus. Über dem
Norden und der Mitte hält sich die Hochdruckzone mit trocken kalter Luft. Dort
besteht nach wie vor Frostgefahr.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren im groben Maßstab ähnlich. Auch was die Abläufe mit dem
Wetterwechsel am Montag angehen, fahren die Modelle inzwischen weitgehend eine
Linie. Im SE sind unwetterartige Entwicklungen für den heutigen Tag zwar nicht
ausgeschlossen, aber unwahrscheinlich, da auch dort schon viel Bewölkung
aufgezogen ist.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner