DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

05-05-2020 18:01
SXEU31 DWAV 051800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 05.05.2020 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
In den kommenden beiden Nächten Frostgefahr. Ansonsten keine markanten
Entwicklungen.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC
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Aktuell ... gelangt mit nordwestlicher bis nördlicher Strömung eine trockene und
sehr kühle Luftmasse nach Deutschland. Dabei liegt ein Bodenhochdruckgebiet mit
Schwerpunkt über der Nordsee, gestützt durch ein Höhenhoch nordwestlich von
Schottland, während Osteuropa unter niedrigem Luftdruck liegt. Der
Kaltlufttropfen über Polen macht sich lediglich durch eine zyklonale Deformation
der Isobaren über Mitteleuropa bemerkbar.
Trotz trockener Luft werden bei ausreichender Labilisierung (T500 <-30°C) im
Nordosten anfangs Schauer und letzte Gewitter ausgelöst, die aber rasch
schwächer werden, sodass im Laufe der Nacht lediglich ein paar mehr oder weniger
kompakte Wolkenfelder im Nordosten übrigbleiben, die auf Warmluftadvektion auf
der Rückseite des Kaltlufttropfens zurückgehen.
Der KLT zieht unterdessen mit Kern nach Südosten zur Ukraine ab, was den
antizyklonalen Einfluss auch im Osten stärker werden lässt.
Ansonsten ändert sich nicht viel. Wir liegen unter Absinken im Bereich des
Hochkeils, ausgehend vom Hoch über der Nordsee, was für die Nacht über weite
Strecken wolkenarme bis klare Verhältnisse bedingt.
In der trockenen Luft kühlt es kräftig ab. Die Minima liegen gebietsweise um 0
Grad, am Erdboden langt es recht verbreitet für leichten, vereinzelt mäßigen
Frost. Ausgenommen davon sind der Nordosten sowie der Südwesten, wo zunächst
dichte Bewölkung einer nahen Luftmassengrenze über dem Alpenraum vorherrscht.
Diese wird aber mit Ausweitung des Hochs zu uns nach Süden abgedrängt, so dass
auch dort die Wolken weniger werden.
Vor allem in Südbaden und am Alpenrand fällt auch noch zeitweise Regen, mit
abnehmender Tendenz und ohne größere Mengen.
Der Wind spielt keine prominente Rolle. Er kommt im Norden und Osten aus
nordwestlicher Richtung, anfangs lebhaft, dann aber rasch nachlassend. Ansonsten
ist er meist nur schwach unterwegs.

Mittwoch ... verbindet sich das Höhenhoch bei Schottland, das unterdessen
Südkurs in die Nordsee eingeschlagen hat, mit dem quasistationären Höhenrücken
über Westeuropa. Da sich auch der Kaltlufttropfen über Osteuropa entfernt, nimmt
die nördliche Höhenströmung antizyklonalere Kontur an.
Das Bodenhochdruckgebiet über der Nordsee bleibt erhalten und erstreckt einen
Keil über Deutschland nach Südosten.
Das zugehörige Absinken drückt die Inversion im Nordwesten bis auf ca. 900 hPa,
während die Grenzschicht im Südosten bis 700 hPa reicht.
Darunter halten oder bilden sich ein paar flache Wolken Sc/Cu, die im Osten
und Norden die Sonnenscheindauer etwas limitieren, Niederschläge sind damit aber
nicht verbunden.
Ansonsten scheint verbreitet die Sonne, nur ganz im Süden sind wiederum ein paar
Quellwolken zu erwarten, die aber erst (deutlich) abseits der Landesgrenzen
inneralpin für ein paar Schauer gut sein dürften.
An der Nordostflanke des Hochkeils lebt der Nordwestwind tagesgangbedingt auf.
Mit einem von Südskandinavien nach Polen schwenkenden flachen Bodentrog sind an
der Ostsee sowie im nördlichen SH Böen 7 Bft möglich. Die Temperaturen bewegen
sich langsam aber sicher wieder nach oben. In 850 hPa erwärmt sich die Luft
durch Absinken auf 0 bis 5°C, in 2 m Höhe liegen die Tageshöchstwerte meist
zwischen 14 und 20°C.

In der Nacht zum Donnerstag verlagert sich der Höhenrücken unter langsamer
Abschwächung zögernd ostwärts und der Hochschwerpunkt verschiebt sich in die
Südwesthälfte unseres Landes. In trockener Luft steht damit einer verbreitet
klaren Nacht nichts im Wege. Stellenweise gibt es leichten Luft- und verbreitet
Bodenfrost.
Ausgenommen davon sind der Norden und Osten, wo sich am Rande des Hochkeils
starke, tiefe Bewölkung ausbreitet, deren Entstehung dem Bodentrog sowie einem
WLA-Maximum geschuldet ist, das die Ostabdachung des Rückens südwärts abläuft.
Unter den Wolken weht teils mäßiger West- bis Nordwestwind, der in exponierten
Hochlagen in Böen Stärke 7 bis 8 Bft erreichen kann; an der Ostsee und an der
nordfriesischen Küste 7 Bft.

Donnerstag ... erreicht der Höhenrücken Mitteleuropa und das Bodenhoch wandert
schwerpunktmäßig langsam über uns nach Osten. Dieses antizyklonale Setting
bedingt weiterhin leichtes Absinken und in weiten Teilen des Landes scheint die
Sonne. Teilweise sogar bis am astronomischen Anschlag, da auch ganz im Westen
nur transparente hohe Wolken über den Himmel ziehen.

Nicht ganz so üppig ist es mit dem Sonnenschein im Osten und Norden bestellt, wo
es stellenweise bis in den Nachmittag dauert, bis die tiefe Bewölkung aufgelöst
ist.
Der Temperaturtrend zeigt nach wie vor aufwärts, auch wenn die Erwärmung nicht
gerade rasant ausfällt. In 850 hPa geht es rauf auf 5 bis 10°C, nur im Osten und
Nordosten bleibt es mit 0 bis 5°C frischer. Dort muss man mit 13 bis 18°C
vorliebnehmen, während sich die Luft sonst auf 18 bis 24°C erwärmt.

In der Nacht zum Freitag gelangt Deutschland an die Nordseite des abflachenden
Höhenrückens unter eine westliche Höhenströmung. Dort ist schwache WLA wirksam,
die hohe und mittelhohe Wolken aufziehend lässt. Dies bremst die Ausstrahlung
und die Frostgefahr nimmt ab. Luftfrost ist kein Thema mehr, Bodenfrost nur noch
lokal (Osten, Südosten).

Freitag ... regeneriert sich der Höhenrücken über Westeuropa durch
Warmluftadvektion vor einem weiter stromaufwärts gelegenen Trog. Wir liegen
unter einer westlichen, indifferenten bis leicht antizyklonalen westlichen
Höhenströmung. Die weitere leichte Erwärmung führt zu Druckfall am Boden, so
dass ausgehend vom Hoch über Osteuropa sich nunmehr ein eher schwacher Hochkeil
über Deutschland nach Westen erstreckt.
Die Warmluftadvektion wird schwächer, produziert aber weiter hohe und mittelhohe
Bewölkung, die den sonnigen, oder wenigstens freundlichen Gesamteindruck kaum
trübt und schon gar keinen Niederschlag bringt.
Allerdings wird die Luft nun auch niedertroposphärisch (etwas) feuchter und mit
der Einstrahlung wird über dem Bergland ganz im Süden auch etwas Cape generiert,
verbunden mit geringer Schauer- und Gewitterwahrscheinlichkeit an den Grenzen zu
unseren südlichen Nachbarn in den Spätnachmittags- und Abendstunden.
Mit den Temperaturen geht es noch etwas nach oben. Die 20 Grad-Isotherme der 2m
Maxima liegt über Norddeutschland, am Oberrhein sind örtlich 26/27 Grad möglich,
bei 850 hPa Temperaturen zwischen 5°C über Vorpommern und bis 12 Grad über dem
Südwesten.
Der tagsüber etwas auflebende Wind ist auch dann meist nur schwach unterwegs.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren sehr ähnlich. Unterschiede sind nicht relevant.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner