DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

05-05-2020 11:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 05.05.2020 um 10.30 UTC



Anfangs frühsommerlich warm, vor allem im Südwesten einzelne Gewitter. Ab
Sonntag Temperatursturz und Niederschläge vor allem in der Südhälfte. Dabei
vorübergehend Schnee bis in tiefere Lagen nicht ausgeschlossen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 12.05.2020


In Deutschland bestimmt am Freitag ein breiter Höhenkeil, der von Südeuropa
ausgeht, das Wetter. Er korrespondiert mit einer flachen, von der Ukraine bis zu
den Britischen Inseln reichenden Hochdruckbrücke. Dabei hat sich die
eingeströmte Luftmasse erwärmt auf Temperaturen zwischen 13 Grad am Bodensee und
5 Grad an der dänischen Grenze (in 850 hPa).
Am Samstag bestimmt zunächst noch der quasistationäre Höhenkeil das Wetter, der
sich aber abschwächt. Vom Nordmeer nähert sich aber ein umfangreicher Höhentrog,
so dass sich in der 2. Tageshälfte die Vorderseite ganz im Norden bemerkbar
macht. Um 18 UTC erreicht nämlich die Kaltfront eines Randtiefs über Südschweden
das deutsche Küstengebiet.
Am Sonntag zieht diese Kaltfront auch über die Mitte hinweg nach Süden und
erreicht zum Tagesende etwa die Donau. Dahinter schiebt sich der Keil der neuen
hochreichenden Antizyklone mit Kern bei Island zum zentralen Deutschland vor,
während der Höhentrog im Tagesverlauf vor allem die Nordhälfte überdeckt.
Am Montag verlagert sich die Kaltfront nur noch wenig zu den zentralen Alpen und
die Achse des Haupttroges des Zentraltiefs über Nordosteuropa erreicht den
Westen und Norden Deutschlands. Andauernde Kaltluftadvektion hält aber die
Schaueraktivität in Grenzen und es bleibt weiter der Bodenhochkeil über der
Mitte liegen.
Am Dienstag schwenkt der Höhentrog nach Osteuropa. Auf seiner Rückseite bleibt
aber die Höhenströmung leicht zyklonal gekrümmt. Der Keil des sich zum Seegebiet
knapp westlich von Irland verlagernden Hochs bleibt weiter an der Mainlinie
liegen. Die 850-hPa-Temperatur liegt zunächst bei -5 Grad und steigt im
Tagesverlauf u. A. durch diabatische Effekte um 1 bis 3 K an.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der neue Modelllauf des IFS simuliert die Entwicklung bis Dienstag kommender
Woche ähnlich wie die Modellruns von gestern.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen Modelle stützen den Kaltlufteinbruch zu Beginn der neuen Woche. Nur
NAVGEM zeigt einen schwächeren Kaltlufteinbruch, der um gut 5 Grad höhere
Temperaturen in 850 hPa aufweist. Das liegt daran, dass der Höhentrog nur mit
seinem Rand über Mitteleuropa passiert und der Hochdruckeinfluss kräftiger ist
und somit Absinken für die Erwärmung der von Norden und Nordosten einströmenden
Kaltluft sorgt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahne von Offenbach zeigt am Sonntag und Montag einen Temperatursturz
von rund 10 Grad in den negativen Bereich (häufig um -5 Grad). Der
Kaltfrontdurchgang findet in gut 50 Prozent der Modellläufe am Sonntag und im
Rest der Läufe verspätet am Montag statt. Bereits am Samstag steigt aber die
Regenwahrscheinlichkeit. Ab Dienstag erholt sich die Temperatur nur zögernd.
Die Clusteranalyse des IFS bringt einen recht scharfen Trogdurchgang im ersten
und im 3. und letzten Cluster. Hingegen liefert der 2. Cluster mit insgesamt 14
Modellläufen einen runder geformten Trog, der das Potential im Süden nicht so
stark absinken lässt. In der erweiterten Mittelfrist setzt sich dann in den
ebenfalls 3 Clustern zunehmend Hochdruckeinfluss durch.
In den EPS-Meteogrammen sieht man sehr schön, dass die Temperatur in der
Südhälfte anfangs im frühlingshaften Bereich um 23 Grad liegt. Bis Montag sinken
dann die Temperaturen um mehr als 10 Grad! Anschließend erholt sich auch die
2-Meter-Temperatur langsam, so dass zum Ende der erweiterten Mittelfrist
(Donnerstag und Freitag kommender Woche) wahrscheinlich wieder durchschnittliche
Mai-Temperaturen erreicht werden. Im Norden ist der Temperatursturz nicht ganz
so krass, da von einem niedrigeren Ausgangsniveau ausgegangen wird.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Die Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Ist zunächst gering. Am Samstag steigt im Südwesten das Gewitterpotential.
Vereinzelt gibt es kräftige Gewitter mit Böen Bft 8, Hagel oder Starkregen.
Am Sonntag können markante Gewitter die gesamte Südhälfte betreffen. Außerdem
nimmt der Wind zu, so dass stürmische Böen an der See wahrscheinlicher werden
(IFS-Wahrscheinlichkeit für Bft 8: 5 bis 20 Prozent). Auf exponierten Bergen
sind Sturmböen möglich.
Am Montag steigt im Süden die Gefahr von Starkregen oder Dauerregen an (oper.
Modelle, EPS-Ergebnisse). Teils könnten die Regensummen im Zeitraum von Sonntag,
12 UTC bis Montag 12 UTC auftreten.
Am Montag könnte in der Mitte und im Süden sowie im östlichen Mittelgebirgsraum
Schnee teils bis in tiefe Lagen auftreten. Das deuten vor allem GFS und ICON an.
Die Neuschneemengen könnten 5 bis 10 cm, eventuell auch über 10 cm, betragen.
Die Wahrscheinlichkeit für Neuschnee über 5 cm beträgt aber nur 5 bis 15 Prozent
und von dem Schnee dürfte wegen der warmen Böden auch weniger liegen bleiben.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, oper. Modelle.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Olaf Pels Leusden