DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

03-05-2020 09:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 03.05.2020 um 10.30 UTC



Zunächst hochdruckgeprägte Wetterlage mit einem deutlichen Temperaturgradienten
zwischen Nordost und Südwest. Meist trocken. Zum Wochenende ansteige
Unsicherheit, voraussichtlich aber höhere Schauer- und Regenwahrscheinlichkeit.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 10.05.2020


Mittwoch ... befinden sich West- und Teile Mitteleuropas im Bereich eines schmal
konturierten Rückens, der vom westlichen Mittelmeerraum bis in die Nordsee
reicht. Begrenzt wird dieser von zwei abgetropften Höhentiefs über dem östlichen
Atlantik und im Bereich Rumänien/Bulgarien. Das Bodenhoch ist mit seinem
Schwerpunkt über der Nordsee situiert. Damit ergibt sich eine nördliche bis
nordöstliche Bodenströmung, die für die Advektion von eher kühler Luft sorgt.
Die Temperaturen in 850 hPa reichen dabei von -1 Grad in Ostdeutschland bis +8
Grad am Oberrhein (wir kennen diese Luftmassenverteilung ja bereits aus den
Vorwochen ...). Dementsprechend baut sich auch am Boden ein Temperaturgradient
auf, wobei es im Breisgau bis 22 Grad nach oben geht und man sich an der See bei
auflandigem Wind mit teilweise nur knapp über 10 Grad zufriedengeben muss.
Niederschlag wird nicht erwartet. In der Nacht zum Donnerstag muss bei dieser
Luftmasse zwangsläufig auch Frost in Bodennähe auf der Prognosekarte stehen,
wobei dieser recht verbreitet auftreten kann.

Donnerstag ... schwenkt die Achse des Rückens langsam in Richtung Polen und das
Bodenhoch schwächt sich etwas ab, bleibt aber weiterhin wetterbestimmend. In 500
hPa ist zudem ein von Benelux nach Norddeutschland schwenkender Kurzwellentrog
zu erkennen, der aber aus heutiger Sicht maximal bei den Bewölkungsverhältnissen
bemerkbar macht. Mit der leicht auf Südwest drehenden Höhenströmung steigen auch
die Temperaturen in 850 hPa etwas an und bewegen sich auf einem etwa 2 bis 4
Grad höheren Niveau als am Vortag. Die Marke von 20 Grad wird damit vor allem in
der Mitte und im Süden wieder verbreitet übertroffen. Mit der einsickernden
etwas feuchteren Luft im Südwesten Deutschlands steigt das Schauerrisiko über
dem dortigen Bergland etwas an, allerdings bleibt dies weiterhin sehr
überschaubar.

Freitag und Samstag ... wölbt sich ein neuer Rücken von Südwesteuropa nach
Mitteleuropa auf, der Trog auf dem Ostatlantik stößt bis zur Iberischen
Halbinsel vor. Damit dreht die Strömung stärker auf Südwest und die
Warmluftadvektion nimmt zu. In 850 hPa wandert die 10-Grad-Isotherme langsam bis
in den Norden Deutschlands, im Südwesten und äußersten Süden werden Werte über
15 Grad erwartet. Bodennah ist die Wetterlage am Freitag weiterhin
hochdruckgeprägt, wenngleich dieses Hoch nur mehr schwach auf der Brust ist.
Allerdings sollte das Absinken im Rücken ausreichen, um eine Schauertätigkeit
südlich der Donau zu verhindern - ganz ausgeschlossen sind diese aber nicht. Am
Samstag ändert sich dies dahingehend, dass die Hebungsimpulse von der
Trogvorderseite vor allem im Südwesten des Landes etwas ansteigen und damit die
Schauer- und Gewitterwahrscheinlichkeit höher bewertet werden muss.

Sonntag ... weitet sich die sich über Frankreich gebildete Tiefdruckzone vor
allem auf den Westen Deutschlands aus. Der Trog über Westeuropa wandert
ebenfalls leicht ostwärts und führt damit in Verbindung mit der feuchtwarmen
Luftmasse vor allem im Süden zu einer möglichen Gewitterlage, die nicht mehr
unter den Begriff "schwach" fallen würde. Über Nordwesteuropa weitet sich
dagegen ein Trog über die Nordsee hinweg bis in die Küstenregionen Deutschlands
aus. Damit geht auch eine Kaltfront einher, die im Tagesverlauf dort für
deutliche Kaltluftadvektion sorgen kann. Damit ergeben sich im Norden
frontbedingt eher flächige schauerartige Niederschläge, während im Süden
einzelne starke, eventuell auch schwere Gewitter möglich sind. In der Nacht zum
Montag setzt sich die Kaltluftadvektion von Nordwesten her fort und es kommt
flächig zu schauerartigen Niederschlägen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Für die ersten Tage des mittelfristigen Vorhersagezeitraums (Mittwoch bis
Freitag) ist die Konsistenz der letzten drei EZMW-Läufe weitgehend als gut zu
beurteilen. Leichte Unsicherheiten gibt es noch bei der Positionierung des
Rückens und der Lage des Hochdruckgebiets über der Nordsee. Allerdings ist sehr
wahrscheinlich, dass sich zunächst eine hochdruckgeprägte Wetterlage einstellt
mit einer nördlichen bis nordöstlichen Bodenströmung. Am Donnerstag/Freitag ist
ein über den Norden hinweg schwenkender Randtrog zu erwähnen, der aber kaum
relevante Wettervorgänge verursacht. Im Laufe des Freitags steigen die
Unsicherheiten an, während die zwei Vorläufe teilweise troggeprägt waren,
befindet sich Mitteleuropa im aktuellen Lauf unter einem Rücken. Anschließend
stellt sich nach dem vorliegenden Lauf eine zyklonale Südwestlage ein, die in
der Nacht zum Montag in einen Kaltfrontdurchgang mündet.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Wie auch schon beim Vergleich der letzten EZMW-Läufe ergibt sich zwischen den
verschiedenen Globalmodellen eine recht gute Übereinstimmung, die im
Wesentlichen bis Freitag anhält. Dabei zeigen sich auch hier die Unsicherheiten
bei der Positionierung des Bodenhochs und des Rückens, die aber für den
Wetterablauf nicht von entscheidender Bedeutung sind. Auch der Randtrog am
Donnerstag/Freitag ist teilweise bei GFS und ICON zu finden, wenngleich mit
Abweichungen auf der Zeitachse. Am Wochenende steigen die Unsicherheiten an,
denn ICON belässt den Rücken länger über Westeuropa bestehen, bei GFS ist das
Gesamtsetting eher zonaler aufgestellt. Damit ist relativ wahrscheinlich, dass
die Niederschlagswahrscheinlichkeit am Sonntag ansteigt, wobei es bei ICON und
GFS keine ausgeprägte Gewitterlage wäre.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


EPS:
Die Aussagen, die schon bei der Betrachtung der deterministischen Modellen
getroffen wurden, haben auch bei den Ensembles weitgehend ihre Gültigkeit. Die
Rauchfahnen für repräsentative Orte in Deutschland zeigen im Mittelfristzeitraum
ansteigende Temperaturen in 850hPa, wobei der Streuungsbereich am Freitag und
Samstag zunimmt. Auch bei der weitgehend trockenen Witterung sind sich die
Ensembles einig. Am Samstag steigt die Unsicherheit (beginnend im Norden) dann
deutlich an. Während im Norden sich einige Ensembles auf einem Niveau von -5
Grad einpendeln, reicht der Unsicherheitsbereich im Süden von +15 Grad bis -5
Grad. Ab dem Samstag steigt dann auch die Niederschlagswahrscheinlichkeit an.
Nach den EZMW-Ensembles könnte man dazu verleitet werden, den Kaltlufteinbruch
zum Beginn der nächsten Woche als "wahrscheinlich" zu beschreiben. Allerdings
ist aufgrund der etwas anders situierten Strömungsverhältnisse in ICON und GFS
erstmal nur der Begriff "möglich" adäquat.

CLUSTER:
+120...168h: Es liegen 5 Cluster vor, wobei die Member ähnlich verteilt sind.
Der Hauptlauf befindet sich in C5, der Kontrolllauf in C1. Von den
Strömungsverhältnissen her ergibt sich eine Mischung aus "Atlantischer Rücken"
und "Positive NAO". Für die heimische Region entscheidend ist dabei das
Verhalten des von der Polarregion ins südliche Skandinavien ausweitenden Troges.
Betrachtet man die Sonntagssituation, dann ähneln sich C1 und C5 deutlich (daher
auch die Verteilung von Haupt- und Kontrolllauf). C2 betont den Trog stärker, C3
positioniert diesen schon weiter südlicher und C4 etwas schwächer. Diese passt
auch ins Bild der Rauchfahnen, denn im Norden ist der Zustrom von Polarluft auch
bei den Clustern von nicht geringer Wahrscheinlichkeit.

+192...240h: Nun werden 3 gleichverteilte Cluster gebildet. Weiterhin gibt es
eine Mischung aus "Atlantischer Rücken" (C1 und C2) und "Positive NAO" (C3).
Dominant ist dabei häufig eine Trogsituation über Mitteleuropa - mit Ausnahme
von C2.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


GEWITTER:
Am Freitag südlich der Donau einzelne starke Gewitter nicht ausgeschlossen, am
Samstag im Südwesten gering wahrscheinlich.

Am Sonntag in der Mitte und im Süden erhöhte Wahrscheinlichkeit für starke
Gewitter, einzelne schwere Gewitter (Unwetter) nicht ausgeschlossen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW-det./EZMW-prob./MOSMix
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VBZ Offenbach / Mag.rer.nat. Florian Bilgeri