DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

30-04-2020 07:30
SXEU31 DWAV 300800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 30.04.2020 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
W z

Wiederholt Schauer und Gewitter, teils mit stürmischen Böen, vereinzelt
Sturmböen, Starkregen ebenfalls nicht ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... liegen wir vor einem Langwellentrog über Westeuropa in einer
südwestlichen Strömung. Daraus läuft ein kurzwelliger Anteil heraus, der den
Westen mit einer okkludierenden Kaltfront und einer nachfolgenden Schauerstaffel
erreicht hat. Beide nähern sich an und verlagern sich im Tagesverlauf über uns
nach Nordosten.
Der Haupttrog weiter westlich macht indessen nur sehr zögernd Boden nach Osten
hin gut, das eingelagerte Drehzentrum soll abends über Nordengland ankommen.
Auf der Vorderseite des entsprechenden Bodentiefdruckgebietes, das ebenfalls
über England zu liegen kommt, wird mit der südwestlichen Strömung kühle (T850 0
bis 7°C) und leicht instabile atlantischen Meeresluft nach Deutschland geführt.
Die frontalen, konvektiv durchsetzten Regenfälle überqueren Deutschland im
Norden zügig nach Nordosten, warnwürdige Mengen sind damit nicht verbunden. Nach
Südosten dauern die Regenfälle tagsüber längere Zeit an, da die Front in der
südwestlichen Strömung dort ins Schleifen gerät.
Vor dem erwähnten Kurzwellentrog, der ebenfalls mit Nordostkurs über uns
hinwegzieht, kann sich im Tagesverlauf über dem Norden eine Linie mit Schauern
und Gewittern entwickeln, mit erhöhtem Potential für Sturmböen, eventuell auch
für Starkregen. Grund dafür sind die günstigeren dynamischen Voraussetzungen vor
dem Trog. Cape und Wassergehalt bleiben nach wie vor überschaubar, es kommt aber
sowohl niedertroposphärisch, als auch hochreichende Scherung hinzu, so dass die
erwähnte Gewitterlinie denkbar ist.

In der nachfolgenden glatteren Strömung sind dann nur einzelne Schauer,
vereinzelt Gewitter zu erwarten, bevor zum Abend ein nächsten PVA-Maximum den
Südwesten erfasst. Davor breitet sich Regen wieder zur Mitte hin aus, mit dem
Trog selbst wird die Schichtung labilisiert und es sind vermehrt Schauer und
Gewitter in den Regen eingelagert.

Außer im Nordosten und Großteils im Süden lebt der Süd- bis Südwestwind auf.
Bedingt auch durch den Tagesgang und die Konvektion werden gebietsweise Bft 6
bis 7, vor allem im Bergland Bft 8, vereinzelt 9 Bft erreicht.

Die Temperaturen liegen in 850 hPa zwischen 0°C über dem Norden und bis +6°C
über dem Süden und erreichen im 2m Level Maxima zwischen 15 und 20 Grad, mit den
höchsten Werten nach Südosten hin.

In der Nacht zum Freitag zieht das hochreichende Tief mit Kern in die südliche
Nordsee. Die frontalen Niederschläge werden dabei nach Osten abgedrängt, breiten
sich zuvor wahrscheinlich sogar nochmal bis in den Nordosten aus, möglicherweise
auch Verbunden mit der Bildung einer frontalen Welle und möglichem Starkregen.
Die Wahrscheinlichkeit für postfrontale oder eingelagerte Schauer und einzelne
Gewitter nimmt im Laufe der Nacht aber ab. Nachfolgend lockern die Wolken
vorübergehend auf, bevor später auf den Westen und die Mitte der nächste, dem
Haupttrog vorauseilende Troganteil, mit Schauern und einzelnen Gewittern
übergreift.
Der Wind lässt wieder etwas nach, insgesamt ist er aber weiter spürbar unterwegs
mit einzelnen 7er Böen im Südwesten und teils stürmischen Böen im Bergland über
der Mitte und dem Südwesten. Exponierte Berge sind laut MOS eventuell mit
Sturmböen dabei.

Freitag... liegen wir unter dem nunmehr in seinem Hauptteil von Westen
hereinschwenkenden Höhentrog. Die Zentren, sowohl am Boden, als auch in der Höhe
verbleiben über der Nordsee. In der einströmenden, feucht-kühlen und vor allem
nach Norden und über der Mitte hochreichend instabilen Meeresluft kommt es zu
zahlreichen Schauern und kurzen Gewittern.
Bei Oberwinden um 40 kt über der Westhälfte und der Mitte sind stürmische Böen
möglich, vereinzelte Sturmböen nicht ganz ausgeschlossen. Aus dem Gradienten
heraus sollte es - außer im Nord- und Südosten - zu Bft 6 bis 7 reichen.
Der Süden verbleibt im Übergangsbereich zu milderen Luftmassen über dem
Alpenraum und weiter südlich. Die dort liegende Luftmassengrenze wird durch den
Trog wieder aktiviert und von der Schweiz her setzen Regenfälle ein, die sich
auf die Bereiche südlich der Donau ausbreiten können, auch einzelne konvektive
Einlagerungen sind nicht ausgeschlossen, ob es für Gewitter reicht ist aber
fraglich, da die Labilität dort geringer ist als im Norden.

Die Sonne zeigt sich bei wechselnder Bewölkung am ehesten im Norden und
Nordosten, ansonsten überwiegt der wolkige Wettercharakter und die Temperaturen
werden wohl überall unter der 20 Grad-Marke hängen bleiben.

In der Nacht zum Samstag kommt der Tiefschwerpunkt langsam nach Osten voran. Wir
liegen dabei nach wie vor unter dem Höhentrog, bzw. in der westlichen zyklonalen
Strömung und im Süden zumindest in der Nähe der milderen, instabilen Luftmassen
über dem Alpenraum. Vor allem im Süden regnet es längere Zeit noch weiter.
Möglicherweise bildet sich auch eine Welle über dem Alpenraum, die mit
Starkregen ostwärts wandert. Ob davon auch der Alpenrand betroffen wird, ist
aber noch unsicher, ebenso wie die Entwicklung der Welle überhaupt. Ansonsten
kommt es bei instabiler Schichtung zu weiteren Schauern und Gewittern, die im
Verlauf der Nacht - ebenso wieder der Wind - nachlassen. In der zweiten
Nachthälfte sollte die Schaueraktivität von Westen her mit Annäherung eines
Bodentroges aber wieder aufleben, verbunden mit Auffrischen des Windes.


Samstag... läuft in den wetterbestimmenden Trog ein neuer Trog hinein, der die
Britischen Inseln überquert und den bisherigen Trog regeneriert. Der neue Trog
tritt dann als markanter Sekundärtrog in Erscheinung, der bis zum Abend den
äußersten Westen Deutschlands erreicht. Ein leichtes Rückdrehen der Strömung
lässt die über den Alpen schleifende Front rückläufig werden; möglicherweise
kommt an dieser Front eine weitere Wellenbildung zustande. Hierdurch gewinnt die
über dem Alpenraum liegende labil geschichtete Luft wieder etwas an Boden nach
Norden und erfasst den äußersten Süden Deutschlands.
Das Potential für kräftigere konvektive Umlagerungen ist im Süden somit gegeben,
wenngleich aufgrund des geringen Gehalts an niederschlagbarem Wasser (bis etwa
20 mm) unwetterartige Entwicklungen noch nicht unbedingt auftreten sollten.
Dabei dürfte es sich im Wesentlichen um eingelagerte Gewitter handeln.
Im späteren Tagesverlauf greift dann der Trog in das Wettergeschehen ein, so
dass dann auch von Westen her vermehrt mit konvektiven Umlagerungen zu rechnen
ist. Zuvor bilden sich eher einzelne Schauer mit geringer
Gewitterwahrscheinlichkeit

Relativ wenig Niederschlag zeichnet sich dagegen in Teilen des Ostens und im Lee
der östlichen Mittelgebirge ab. Bedingt durch den Tagesgang kommen im Westen,
Südwesten und in Teilen der Mitte in freien Lagen Windböen auf. Der Gradient
gibt derartige Böen nicht unbedingt her. Auf höheren Berggipfeln sind stürmische
Böen möglich.

Aufgrund der Durchmischung im Trogbereich sind Auflockerungen wahrscheinlicher
als am Vortag. In den mittleren Gebieten und nach Nordosten hin sind auch
vorübergehend sonnige Abschnitte vorstellbar.
Nach Süden zu sind aufgrund der o.g. frontalen Prozesse Wolkenlücken eher
selten. Mit Tageshöchsttemperaturen zwischen 12 und 18 Grad bleibt es relativ
kühl.

In der Nacht zum Sonntag schwenkt der Sekundärtrog nach Osten durch und bringt
zunächst im Südosten Schauer und Gewitter, denen vorübergehend staubedingter
Regen an den Alpen folgt. Starkregen ist dabei nicht ausgeschlossen. Dahinter
folgt ein Schwall noch etwas kühlerer Meeresluft, in der die Temperaturen in 850
hPa auf 0 Grad oder etwas darunter sinken. In Lagen oberhalb 1200m kommt die
feste Phase in den Alpen wieder ins Spiel, ob wirklich warnrelevant, bleibt
abzuwarten.
Dabei lassen die Schauer von Westen her nach und die Bewölkung lockert vor allem
im Westen und Süden nachfolgend stärker auf.
Der Wind lässt nach, vor allem im Bergland weht er aber weiter mit steifen bis
stürmischen Böen aus West bis Nordwest.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren im synoptischen Scale ähnlich. Unwägbarkeiten gibt es bei
den kurzen Wellen, die weder ganz konsistent, noch von den Modellen einheitlich
simuliert werden. Das Warngeschehen, das vorwiegend die Konvektion betrifft,
bleibt Nowcasting.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner