DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

29-04-2020 10:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 29.04.2020 um 10.30 UTC



Unbeständige, zu Schauern und Gewittern neigende Witterungsperiode, zeitweise
mit staubedingtem Dauerregenpotential.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 06.05.2020


Zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums am Samstag wird das Wetter in
Deutschland nach Leseart des deterministischen IFS von einem Langwellentrog
geprägt, der sich von der Nordsee südostwärts bis nach Südosteuropa erstreckt
und von einem Rücken über dem Ostatlantik sowie Westeuropa gestützt wird. Der
Langwellentrog umfasst dabei zwei Kurzwellentröge, von denen einer am Samstag
auf den Nordwesten Deutschlands übergreift. Die Rückenachse liegt ausgehend vom
Höhenhoch über Nordwestafrika bzw. dem südlichen Teil der Iberischen Halbinsel
nordwärts über den Golf von Biskaya hinweg in das Seegebiet westlich von Irland.
Im Bodenniveau korreliert der Kurzwellentrog mit eigenständigem Drehzentrum mit
einem Tief über Südschweden, auf dessen Südseite sich eine Kaltfront über den
Norden und die Mitte des Landes hinweg ostwärts verlagert. Im Süden sind zudem
noch die Residuen einer sich auflösenden Frontenstruktur wetterwirksam, sodass
nahezu deutschlandweit ein unbeständiger zu Schauern und teils auch Gewittern
neigender Wettercharakter vorherrscht.

Zum Sonntag verlagert sich der Langwellentrog unter Verkürzung der Wellenlänge
bei gleichzeitiger Amplifizierung bis in den östlichen Mittelmeerraum ostwärts.
Von Westen stößt dann schließlich der Rücken nach, dessen Achse sich am Sonntag
etwa von der Iberischen Halbinsel bis zur Nordsee erstreckt. Deutschland würde
sich dabei zwischen beiden Geopotentialstrukturen in einer nordwestlichen
Höhenströmung befinden. Im Bodenniveau kann auf der Vorderseite des Rückens
gleichzeitig hoher Luftdruck von Südwesteuropa bis nach Mitteleuropa Raum
gewinnen, sodass in weiten Teile des Landes bodennah antizyklonale Strukturen
dominieren. Allenfalls im äußersten Nordosten weist die Strömung ausgehend vom
Tief über Skandinavien noch eine leicht zyklonale Krümmung auf. Niederschläge
sind demnach bevorzugt im Osten und Südosten zu erwarten. Zudem wird das Land
rückseitig der südostwärts abziehenden Kaltfront vorübergehend von Luft polaren
Ursprungs geflutet, sodass die Temperaturen auf 850 hPa am Sonntag nur noch
zwischen +2 und -2 Grad liegen.

In der Nacht zum Montag intensiviert sich, entsprechend der Berechnungen des
aktuellen IFS-Laufes, westlich der Britischen Inseln ein Kurzwellentrog, der im
weiteren Verlauf unter Vergrößerung der Amplitude zügig ostwärts zieht und
Deutschland schon zu Tagesbeginn erreicht. Der zuvor noch gut konturierte Rücken
wird dabei auf der Nordflanke abgehobelt, sodass die Strömung vom Atlantik bis
nach Deutschland kurzzeitig zonalisiert. Gleichzeitig schwenkt in der Nacht eine
erste Achse des Rückens über Deutschland hinweg, sodass der Montag voll im
Zeichen des Troges steht, der am Boden mit einem kleinräumigen, aber dennoch
markanten Tief einhergeht. Dieses soll sich demnach mit Kern über den Norden des
Landes hinweg ostwärts verlagern. Auf der Südseite setzt vorab zudem
Warmluftadvektion ein, sodass die Temperaturen in 850 hPa am Sonntag auf Werte
zwischen -1 auf der kalten Seite an der dänischen Grenze und bis 14 Grad am
Alpenrand ansteigen. Im Tagesverlauf soll dann nach Durchzug des Tiefs auf der
Rückseite mit Winddrehung auf Nordwest bis Nord wieder kühlere Luft Deutschland
fluten. Im Umfeld des Tiefs sowie an den potentiellen Frontensystemen muss mit
teils kräftigen Regenfällen gerechnet werden, die im Süden auch gewittrig und
bei späteren Nordweststau an dem Alpen auch länger anhalten können.

Zum Dienstag zeichnet das Geopotentialfeld des IFS nach derzeitigem Stand eine
Art Omegastruktur. Während sich auf dem Atlantik ein Höhentief von der
Grundströmung abkoppeln konnte und als CutOff vor der Iberischen Halbinsel
wirbelt, konnte der am Montag über Deutschland hinweg schwenkende Trog seine
Amplitude über 'Osteuropa vergrößern, an Stärke zulegen und schließlich den
Langwellentrog generieren. Getrennt werden beide Felder tiefen Geopotentials
durch einen schmalen, aber gleichermaßen markanten Rücken über Westeuropa,
dessen Achse von Spanien über die französische Atlantikküste und Irland hinweg
nordwärts verläuft. Bodennah korreliert der Rücken mit einem Hoch über den
Britischen Inseln, wobei der Trog allenfalls durch zyklonale
Strömungskomponenten erkennbar ist. Deutschland würde demnach also auf der
Rückseite des markanten Troges in einer hochreichend nördlichen Strömung liegen,
sodass weiter kühle Luft polaren Ursprungs wetterbestimmend wäre. Abgesehen von
einzelnen kurzen Schauern bevorzugt im Küstenumfeld und weiter anhaltenden
Stauniederschlägen an den Alpen soll bei zunehmenden Hochdruckeinfluss
Wetterberuhigung einsetzen.

Zum Mittwoch bleiben die Strukturen grundsätzlich bestehen. Allerdings wird der
Rücken von beiden Trögen über Frankreich zunehmend in die Zange genommen. In der
Höhe können sich mit Verstärkung des Höhentiefs über Österreich über ganz
Deutschland zyklonale Verhältnisse durchsetzen. Im Bodenniveau bleibt aber
weiter das Hoch bestimmend, welches den Schwerpunkt allmählich über die Nordsee
verlagert. Abgehobene sowie gezwungene orographische Hebungsprozesse sollten
dabei allenfalls im Südosten des Landes ausreichen, um örtlich schauerartige
Niederschläge zu generieren. Im Rest des Landes unterbindet die absinkende, sehr
trockene Luft derartige Bestrebungen. Durch eine auf der Süd- bis Südwestflanke
des Hochs nördliche bis nordöstliche Strömung fließt zunächst auch weiterhin
kühle Luft mit Werten auf 850 hPa zwischen -3 und +3 Grad ein.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Vor allem zum gestrigen 00-UTC Lauf zeigen die heutigen Berechnungen eine hohe
Konsistenz. Abgesehen von geringen Unterschieden bei der Verlagerung des
Geopotential- und Luftdruckmusters sowie bei der Intensität der Felder werden
großskaligen Strukturen vergleichbar abgebildet. Der aktuelle 00-UTC Lauf
verlagert die Strukturen etwas langsamer, verfügt über eine geringe Wellenzahl
und sieht den Trog über dem östlichen Mitteleuropa zur Wochenmitte signifikant
stärker. Ganz abgekoppelt von den 00-UTC-Läufen ist der 12-UTC-Lauf, der über
eine deutlich geringere Verlagerungsgeschwindigkeit der Strukturen verfügt und
tendenziell mehr zyklonal geprägt ist.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Sonntag simulieren auch andere Globalmodelle (ICON, GFS,
GEM, UKMO) die großskaligen Geopotential- und Luftdruckstrukturen zum IFS
vergleichbar. Ab Montag nehmen die Abweichungen untereinander jedoch signifikant
zu. Vor allem die Entwicklungsgeschwindigkeit wird deutlich verschieden
wiedergegeben. Während das IFS über dem östlichen Mitteleuropa den
Abschnürungsprozess schon in der Nacht zum Montag vollendet, ist dies beim ICON
erst am Montag selber der Fall und beim GFS sogar erst zum folgenden Dienstag
und dann zudem weiter nach Osten verschoben. Dieser Entwicklungsprozess hat
wiederum Auswirkungen auf die nachfolgenden Strukturen. Während IFS und ICON
rasch wieder im gleichen Rhythmus agieren, bleibt das GFS außer Tritt. Zwar
haben alle betrachteten Modelle im Geopotentialfeld eine Art Omegastruktur,
allerdings liegen die Potentialfelder teils in verschiedener Phase über
Deutschland vor. Vor allem GFS ist weiter gegenphasig unterwegs und hat den
Rücken direkt über Deutschland. Das ICON lässt den Osteuropäischen Trog sogar
noch weiter nach Westen vordringen, sodass in diesem Fall die
Niederschlagsignale stärker als beim IFS ausfallen. Das UKMO zeigt ebenfalls zum
IFS ähnliche Strukturen, allerdings im Verlauf einem deutlich schwächer
ausgeprägten Trog über Osteuropa, sodass sich im Bodenniveau, getriggert von
einem schwachen Rücken über dem zentralen Mittelmeerraum und Italien, sogar ein
Hoch ausbilden kann. Das GEM zeigt wie so oft eine Einzel- bzw.
Außenseiterlösung und wird daher nicht weiter bewertet.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen verschiedener Städte in Deutschland zeigen bei einem kleinen
Spread bis einschließlich Sonntag eine hohe Vorhersagegüte. Ab Montag wird der
ENS-Raum sowohl bei der 850 hPa Temperatur als auch beim 500 hPa Geopotential
deutlich aufgespannt. Zwar weisen die Mehrzahl der Modellläufe bis Dienstag
einen definierten Verlauf aus, aufgrund der Ausreißer vergrößert sich der Spread
jedoch schon auf 15 Grad bzw. 35 hPa. Ab Dienstag sind die Einzelläufe zunehmend
gleichmäßig in dem weit aufgespannten ENS-Raum verteilt, sodass sich kaum
größere Wahrscheinlichkeiten für einen Temperaturverlauf ausmachen lassen. Etwas
weniger stark diffus bleibt es beim Geopotential, wenngleich auch dort die
Aussagegüte sehr gering ausfällt. Zusammenfassend kann also festgehalten werden,
dass bis einschließlich Montag auf Basis des IFS-ENS und unter Berücksichtigung
der entsprechenden Unsicherheiten eine mehr oder minder seriöse Vorhersage
möglich ist. Darüber hinaus ist es allenfalls Kristallkugelwissen.
Die Meteogramme spiegeln die Aussagen der Rauchfahnen durch die Größe der
Boxplots wieder. Ab Dienstag weisen dies z.B. für die Temperaturen in 2m Höhe
mögliche Werte zwischen 10 und 25 Grad aus.

Auch die Clusteranalyse trägt die hohe Vorhersagegüte zu Beginn des
mittelfristigen Zeitraums von +72 bis +96h Rechnung und weist in dieser Periode
nur ein Cluster aus, welches in das Schema einer positiven NAO eingeordnet wird.

Im Zeitraum von +120 bis +168h müssen dann schon fünf Cluster die zunehmenden
Unsicherheiten im ENS-Raum beschreiben. Die ersten vier Cluster starken dabei
weiter im Schema einer positiven NAO-Phase und wechseln früher oder später hin
zu dem Schema einer Blockierung über Europa. Cluster 5 geht einen anderen Weg
und bleibt mit Ausnahme des ersten Termins durchweg im eher zonal geprägten
Konstrukt. Der Haupt- und auch der Kontrolllauf siedeln sich im mit 18
Mitgliedern stärksten Cluster 1 an. Insgesamt sind über die Cluster hinweg
durchaus signifikante Unterschiede zu verzeichnen. Während Cluster 1 und 3
vergleichbare Strukturen zeigen, geben auch Cluster 2 und 4 ähnliche
Entwicklungen wieder. Die Unterschiede zwischen den beiden Doppelpacks sind
allerdings deutlich. Cluster 1 und 3 weisen eine gut strukturierte Omegalage
aus, die einen kräftigen Rücken über Westeuropa bzw. dem Ostatlantik zeigt.
Cluster 1 simuliert die Trog-Rücken-Trog Kombination bezüglich Cluster 3 etwas
weiter nach Osten verschoben, aber mit vergleichbarer Amplitude und Intensität.
In Cluster 3 könnte demnach das ICON wohl am ehesten beheimatet sein. Bei
Cluster 2 und 4 wird der Rücken im Nordteil von einem Kurzwellentrog abgehobelt,
sodass sich die Omegastruktur im Geopotentialfeld um etwa 45 Grad gegen den
Uhrzeigersinn gedreht abbildet. Bein einer nordwestlichen bis westlichen
Strömung wäre in diesem Fall der Kurzwellentrog in Deutschland wetterwirksam,
während bei Cluster 1 und 3 Der Rücken sowie das korrelierende Bodenhoch das
Wetter in weiten Teilen des Landes bestimmen würden.
In der erweiterten Mittelfrist im Zeitraum vom +192 bis +240h werden insgesamt
vier Cluster benötigt, um die Unsicherheiten der Geopotential- und
Luftdruckfelder der ENS-Member ausreichend zu beschreiben. Zwar werden die
Zeitpunkte der Cluster nahezu komplett in das Schema einer Blockierung
eingeordnet, dennoch sind die Abweichungen teils gravierend. Allenfalls Cluster
1 und 4 zeigen vielleicht noch vergleichbare Strukturen. Einzige, Cluster
übergreifende Gemeinsamkeit ist vielleicht noch das Höhenhoch über den
Britischen Inseln, welches sich mehr oder weniger deutlich behauptet.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Vom EFI gibt es nur für Samstag Hinweise für überdurchschnittliche Windspitzen
im Süden und Südwesten. Dies wird auch von der Probabilistik getragen, die dort
ebenfalls Wahrscheinlichkeiten für markante Windgeschwindigkeiten ausweist.
Demnach stützen bei ICON Werte zwischen 10 und 30%, im Bergland bis 50%,
exponiert bis 75% stürmische Böen oder Sturmböen. Beim EZ-EPS sind es ähnliche
Wahrscheinlichkeiten, allerdings in einem kleineren, zu den Alpen verschobenen
Gebiet. Das C-Leps zeigt ebenfalls 10 bis 30% in tiefen Lagen und bis 50% im
Bergland.

Am Dienstag weisen die ENS von ICON und C-Leps bevorzugt im Südosten und Osten
weiter geringe Wahrscheinlichkeiten von 5 bis 15%, in den Alpen bis 50% für
stürmische Böen auf.

Am Montag sind nach EZ-EPS und C-Leps mit Werten bis 15% vor allem der
Nordwesten sowie die höheren Lagen der westlichen und südwestlichen
Mittelgebirge betroffen.

Beim Niederschlag gibt es ab Montagabend Signale für staubedingten Dauerregen an
den Alpen. Dieser wird derzeit vom EZ-EPS mit Werten zwischen 2 und 25%
gestützt. Ansonsten muss bei konvektiven Ereignissen über den gesamten Zeitraum
mehr oder weniger stark ausgeprägt mit Starkregen gerechnet werden. Die
Schwerpunkte sind dabei von Modell zu Modell leicht unterschiedlich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZ-EPS, bei der Temperatur anfangs auch MOSMIX. Ab Dienstag keine Aussage
möglich!
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Lars Kirchhübel