DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

29-04-2020 07:30
SXEU31 DWAV 290800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 29.04.2020 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
W s

Einzelne kräftige Gewitter mit Starkregen und stürmischen Böen nicht
ausgeschlossen. Am Donnerstag über dem Norden und Osten Gewitterlinie möglich
mit erhöhter Wahrscheinlichkeit für stürmische Böen oder Sturmböen.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Mittwoch... hat sich feuchtere Atlantikluft bei uns durchgesetzt, die mit
südwestlicher Strömung nach Mitteleuropa geführt wird. Darin eingelagert
überquert heute ein kurzwelliger Trog Deutschland, der sich aber zugunsten des
nachfolgenden Langwellentroges über Westeuropa abschwächt.
Die Regenfälle im Bereich einer flachen Tiefdruckrinne über dem Norden werden
langsam nach Norden abgedrängt, nachfolgend kommen dort, wie weiter südlich bei
wechselnder Bewölkung im Tagesverlauf Schauer auf, die vor allem vom Südosten
und Osten bis in den Nordwesten auch etwas kräftiger ausfallen können und von
einzelnen Gewittern begleitet sind. Punktuell ist dabei Starkregen nicht
ausgeschlossen, vielleicht auch mal eine stürmische Böe, vielmehr sollte es
meist aber nicht geben. Die Cape Werte erreichen kaum mehr als 100 bis 200 J/kg
und auch Scherung ist kaum vorhanden.
Im Südosten fällt zunächst noch gebietsweise Regen, der auf die diffluente
Trogvorderseite zurückzuführen ist und auf Stau. Nachmittags zieht der Regen ab
und geht nach Norden hin in Schauer über.
Vom Westen und Südwesten bis in die mittleren Landesteile setzt sich rasch
wechselnde Bewölkung durch, bei der es zwar durchaus den ein oder anderen
Schauer geben kann, da die Schichtung weiter leidlich labil bleibt. Für Gewitter
dürfte es kaum noch reichen, da die Luft doch recht deutlich abtrocknet. Dafür
frischt in diesem Bereich der Südwestwind tagsüber stärker auf mit einigen
starken bis steifen Böen, auf einigen Bergkuppen auch stürmischen Böen.
Wahrscheinlich vornehmlich in Begleitung der Konvektion. Auch an der Osten weht
recht kräftiger Wind, hier aber aus östlicher Richtung und ebenfalls mit
steifen, exponiert stürmischen Böen.
Die Temperaturen steigen meist auf 16 bis 21 Grad, nur da wo die Wolkendecke
dicht bleibt, was vor allem im Norden und in Niederbayern der Fall sein dürfte,
werden die 15 Grad kaum erreicht.

In der Nacht zum Donnerstag zieht der Kurzwellentrog über den Nordosten ab und
löst dort in der ersten Nachthälfte noch einzelne Gewitter aus. Dahinter
beruhigt sich das Wetter vorübergehend. Von Westen her erfassen aber rasch die
teils konvektiv durchsetzten Regenfälle einer teilokkludierten Kaltfront den
Westen und breiten sich bis Donnerstag früh bis in den Osten aus. Der
Tiefausläufer gehört zum (zunächst) wenig bewegungsfreudigen Tiefdrucksystem bei
Irland, geknüpft an den dortigen Langwellentrog.
Trocken bleibt es wohl nur noch von Vorpommern bis zum östlichen Alpenrand. Der
Wind frischt in diesem Zusammenhang wieder auf, vor allem im Südwesten mit
einzelnen Bft 7 aus Südwest, im höheren Bergland mit Bft 8, exponiert 9.

Donnerstag... verlagert sich die Haupttrogachse über Westeuropa nur sehr pomadig
nach Osten, wobei das eingelagerte Drehzentrum über Nordengland ankommen soll.
Auf der Vorderseite des entsprechenden Bodentiefdruckgebietes, das ebenfalls
über England zu liegen kommt, liegen wir nach wie vor in einer südwestlichen
Strömung und die Zufuhr der eher kühlen (T850 0 bis 7°C), aber leicht instabilen
atlantischen Meeresluft setzt sich fort.
Die frontalen Regenfälle überqueren Deutschland zügig nach Nordosten,
warnwürdige Mengen sind damit nicht verbunden. Nur nach Südosten dauern die
Regenfälle tagsüber teilweise noch an, da die Front in der südwestlichen
Strömung über dem Ostalpenraum leicht ins Schleifen gerät.
Aus dem Haupttrog läuft unterdessen flott ein kurzwelliger Anteil heraus, der
schon morgens Benelux erreicht und mit erneuten schauerartigen Regenfällen und
eventuell auch einzelnen Gewittern den Westen erfasst. Daraus entwickelt sich
tagsüber eine Linie mit Schauern und Gewittern, die vor allem über der östlichen
Mitte, dem Norden und abends auch über dem Osten mit Starkregen und Sturmböen
verbunden sein kann. Grund dafür sind die günstigeren dynamischen
Voraussetzungen vor dem Trog. Cape und Wassergehalt bleiben nach wie vor
überschaubar, es kommt aber sowohl niedertroposphärisch, als auch hochreichende
Scherung hinzu, so dass die erwähnte Gewitterlinie denkbar ist.

In der nachfolgenden glatteren Strömung sind dann nur noch einzelne Schauer,
vereinzelt Gewitter zu erwarten, bevor am Spätnachmittag und Abend ein
PVA-Maximum mit schauerartigem Regen und eingelagert einzelnen Gewittern den
Südwesten erfasst. Im Norden dürften Schauer und kurze Gewitter auch nach
Passage des Troges häufiger sein, da dort höhenkalte Luft folgt mit T500
zwischen -28 und -30 °C.
Außer im Nord- und Südosten lebt der Süd- bis Südwestwind tagsüber kräftig auf,
auch bedingt durch den Tagesgang und die vermehrte Konvektion und erreicht in
weiten Landesteilen Bft 6 bis 7, im Bergland Bft 8, vereinzelt 9 Bft.

Die Temperaturen liegen in 850 hPa zwischen 0°C über dem Norden und bis +6°C
über dem Süden und erreichen im 2m Level Maxima zwischen 15 und 20 Grad.

In der Nacht zum Freitag hören die Regenfälle im Südosten, auch am östlichen
Alpenrand auf. Ansonsten ziehen die Schauer und Gewitter des ersten PVA Maximums
über den Süden und die Mitte nach Osten, während im Verlauf der Nacht auf den
Nordwesten und Westen die Haupttrogachse, mit ebenso schauerartigem Regen und
einzelnen Gewittern übergreift.
Der Wind flaut wieder ab, insgesamt ist er aber weiter spürbar unterwegs mit
einzelnen 7er Böen im Südwesten und teils stürmischen Böen über der Mitte und
dem Südwesten. Exponierte Berge sind laut MOS eventuell mit schweren Sturmböen
dabei.

Freitag... liegen wir unter dem Westen hereinschwenkenden Höhentrog. Das Zentrum
des Bodentiefs zieht wahrscheinlich über die südliche Nordsee nach Jütland. In
der einströmenden, vor allem nach Norden und über der Mitte hochreichend
instabilen Meeresluft kommt es zu zahlreichen Schauern und kurzen Gewittern. Bei
Oberwinden um 40 kt über der Westhälfte und der Mitte sind stürmische Böen
möglich, vereinzelte Sturmböen nicht ganz ausgeschlossen. Aus dem Gradienten
heraus sollte es - außer im Nord- und Südosten - zu einzelnen Bft 6 bis 7
reichen.

Der Süden verbleibt im Übergangsbereich zu milderen Luftmassen über dem
Alpenraum, der tagsüber durch den Trog etwas aktiviert wird. Dort setzen von der
Schweiz her Regenfälle ein, die sich auf die Bereiche südlich der Donau
ausbreiten können, auch einzelne konvektive Einlagerungen sind nicht
ausgeschlossen, ob es für Gewitter reicht ist aber fraglich.
Die Sonne zeigt sich am ehesten im Nordosten, ansonsten überwiegt der wolkige
Wettercharakter und die Temperaturen werden wohl überall unter der 20 Grad-Marke
hängen bleiben.

In der Nacht zum Samstag zieht das Bodentief zögernd zum Kattegat weiter. Wir
liegen nach wie vor unter dem Höhentrog und im Süden nahe den milderen,
instabilen Luftmassen über den Alpen. Vor allem im Süden regnet es zunächst
weiter. Im Verlauf deutet sich die Bildung eines Starkregengebietes, eventuell
mit Gewittern an, das über den äußersten Süden ostwärts ziehen kann. Ansonsten
kommt es bei instabiler Schichtung zu weiteren Schauern und Gewittern, die im
Verlauf der Nacht - ebenso wieder der Wind - nachlassen.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren den grundsätzlichen Ablauf, eher kühl und konvektiv
dominiert, ähnlich. Die Konvektion und die Entwicklung der kurzen Wellen sind
mit größeren Unsicherheiten behaftet. Die Bildung der Gewitterlinie am
Donnerstag wird von den konvektionserlaubenden Modellen C D2 und Super HD
gezeigt.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner