DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

28-04-2020 09:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 28.04.2020 um 10.30 UTC



Zunächst wechselhaft und kühl. Ab Wochenbeginn freundlicher und
Temperaturanstieg. Ab Donnerstag Gefahr einer Schwergewitterlage.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 05.05.2020


Am Freitag und Samstag liegt Deutschland unter einem Trog, der durch einen von
Skandinavien südostwärts übergreifenden Kurzwellentrog regeneriert wird.
Wiederholt gibt es Schauer, auch einzelne kurze Gewitter sind möglich. Diese
sind am Samstag, resultierend aus einer verstärkten Labilisierung (T 500 hPa
unter -30 Grad) wahrscheinlicher als am Freitag. In Verbindung mit Gewittern
können stürmische Böen nicht ausgeschlossen werden. Dabei bleibt es durchweg
kühl.
Am Sonntag verlagert sich der Trog nach Polen. Die Strömung ist dann im Norden
und Nordosten noch zyklonal geprägt, so dass dort erneut eine rege
Schauertätigkeit einsetzt. An den Alpen fällt, bedingt durch Stau, zeitweise
Regen. Ansonsten macht sich ein Höhenrücken bemerkbar, der auf Westeuropa
übergreift und einen Keil stützt, der sich nach Mitteleuropa vorarbeitet. Im
Westen und Südwesten, aber auch von der Nordsee her lassen daher die
Niederschläge nach, Absinken führt vermehrt zu Auflockerungen. Ein
Temperaturanstieg zeichnet sich noch nicht ab.
Am Montag läuft in die Nordostflanke des Höhenrückens ein Kurzwellentrog herein,
der auf den Nordwesten Deutschlands übergreift. Das korrespondierende Bodentief
wird in die Deutsche Bucht gesteuert, dessen Frontensystem lässt erneut
Niederschläge auf weite Teile Deutschlands übergreifen, die in der Nacht zum
Dienstag staubedingt an den Alpen längere Zeit andauern. Am Dienstag stellt sich
dann eine steile nordwestliche, allmählich auf Nord drehende zyklonale Strömung
ein. Tagesgangsbedingt sind im Norden und Osten weitere Schauer zu erwarten, an
den Alpen fällt, resultierend aus Stau, noch zeitweise Regen. Gleichzeitig
kräftigt sich der über Westeuropa liegende Keil, Kaltluftadvektion führt zu
einem weiteren Druckanstieg. Über der Nordsee entwickelt sich ein Hoch, das sich
allmählich zu den Alpen ausweitet. Tendenziell sollten daher die Schauer
nachlassen, ohne dass bereits ein spürbarer Temperaturanstieg in Gang kommt.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum kommt der Keil unter
Verkürzung der Wellenlänge noch etwas nach Osten voran, nimmt eine omega-artige
Form an und greift bis Freitag auf Deutschland über. Es bleibt niederschlagsfrei
und es zeichnet sich ein Temperaturanstieg auf 19 bis 25, im Westen und
Südwesten auf Maxima etwas über 25 Grad ab.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Lediglich am Freitag ist der aktuelle Modelllauf gegenüber den beiden gestrigen
Simulationen noch konsistent. Bereits am Samstag wird vom heutigen 00 UTC-Lauf
wie auch vom gestrigen 12 UTC-Modelllauf ein Trog ins Spiel gebracht, der von
Skandinavien her auf Deutschland übergreift und der sich erst am Sonntag
allmählich nach Polen verlagert. Die Abkühlung am Wochenende fällt daher
ausgeprägter aus, als gestern noch zu erwarten war. Der gestrige 00 UTC-Lauf
ließ am Sonntag bereits wieder einen breiten Rücken auf Mitteleuropa
übergreifen, was eine Erwärmung bedeutet hätte. Auch der Kurzwellentrog, der am
Montag den Norden Deutschlands erreicht, ist nach dem aktuellsten Modelllauf
wesentlich ausgeprägter, was einen erneuten Temperaturanstieg merklich
ausbremst. Der nachfolgende Rücken wölbt sich nach der aktuellsten
Modellrechnung und auch nach dem gestrigen 12 UTC-Lauf mehr als 500 km weiter
westlich auf, so dass sich für den Westen und Südwesten Deutschlands im 850
hPa-Niveau ein um ca. 10 K niedrigeres Temperaturniveau ergibt.
Im erweiterten Mittelfristzeitraum stellt sich eine schwache östliche bodennahe
Strömung ein, mit der trocken-warme Luft advehiert wird. Zumindest bis
Donnerstag wäre demnach die Gefahr einer Schwergewitterlage nicht mehr gegeben.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Lediglich für Freitag ergeben sich keine prognoserelevanten Unterschiede
zwischen den verfügbaren Modellen. Der markante Trog, den EZMW am Samstag auf
Deutschland übergreifen lässt, folgt nach den anderen Modellen erst am Sonntag
und greift zudem auch nicht so weit nach Süden aus. Bis einschließlich Sonntag
ergibt sich hinsichtlich der Temperaturverteilung jedoch ein ähnliches Bild.
Auch den Kurzwellentrog am Montag hat keines der anderen Modelle im Programm.
Stattdessen setzt sich nach den Vorhersagemodellen der anderen Wetterdienste
(auch nach ICON) bereits am Montag im Südwesten ein merklicher Temperaturanstieg
auf mehr als 25 Grad ein. Somit wären bereits ab Dienstag Schwergewitter
möglich.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum setzt sich in Gegensatz zum
oben beschriebenen Szenario nach GFS und auch nach dem Modell des kanadischen
Wetterdienstes erneut eine südliche Westlage und hierdurch wechselhaftes und
größtenteils kühles Wetter durch.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS stützt bis Sonntag weitgehend die oben beschriebene Entwicklung
(also die Version des EZMW-Modells), hat aber den am Montag nachfolgenden
Kurzwellentrog nicht mehr im Programm und lässt folglich den Höhenrücken rascher
auf Mitteleuropa übergreifen. Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum
würde sich demnach die leicht mäandrierende Fontalzone weiter nördlich
durchsetzen als dass dies beim hauseigenen deterministischen Modell der Fall
ist. Die Gewitterlage zur Wochenmitte wird nicht mehr so ausgeprägt gezeigt wie
dies bei weiter zurückliegenden Modellläufen der Fall war. Zudem setzen vor
allem nach der aktuellsten Modellrechnung mehr Einzellösungen auf eine
Verzögerung des erneuten Temperaturanstieges (was der EZMW-Version und auch den
synoptischen Erfahrungen entsprechen würde).
Das EPS des EZMW favorisiert, wenn man das EPS-Mittel betrachtet, die Version
der externen Modelle. Der am Montag durchschwenkende Kurzwellentrog findet bei
annähernd der Hälfte der Einzellösungen (24 zu 27) keine Beachtung, was auch
eine Frage des Auflösungsvermögens des Modells sein kann. Demzufolge sind die
beiden ungestörten Modellläufe eher am unteren (kalten) Rand der Verteilung der
Einzellösungen zu finden. Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum wird
das oben beschriebene Szenario nur etwa von einem Drittel der Member gestützt.
Ein knappes Drittel zeigt eine bis in den Freitag hinein andauernde
Südwestströmung (und damit die Gefahr einer Schwergewitterlage), ein reichliches
Drittel bringt eine mehr oder weniger weit nördlich ansetzende Zonalisierung mit
einer leicht mäandrierenden Frontalzone ins Spiel, was der Version der anderen
Modelle entsprechen würde. Da macht die Entscheidung, welches Szenario
letztendlich eintrifft, nicht gerade einfach. Sehr wahrscheinlich wird zu
Wochenbeginn der Temperaturanstieg nicht mehr so ausgeprägt sein wie es am
Vortag noch zu erkennen war. Selbst im Südwesten ist ein Erreichen der 30
Grad-Marke nahezu unwahrscheinlich.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Freitag sind im Trogbereich einzelne kurze Gewitter zu erwarten, dabei können
Starkregen und stürmische Böen nicht ganz ausgeschlossen werden. Aufgrund des
kräftigen Gradienten und gestützt durch den Tagesgang kommt es auch abseits der
Gewitter im Süden zu einzelnen stürmischen Böen, in höheren Berglagen besteht
die Gefahr von Sturmböen.
Am Samstag sind aufgrund des kräftigeren Troges kurze Gewitter wahrscheinlicher
als am Freitag, wobei die Wahrscheinlichkeit für Starkregen und Sturmböen
aufgrund des geringeren Flüssigwassergehalts und des schwächeren Gradienten
geringer ist als am Freitag. Außerdem gibt es nur noch auf exponierten
Berggipfeln einzelne Sturmböen.
Am Sonntag können im Nordosten mit geringer Wahrscheinlichkeit noch einmal
einzelne kurze Gewitter auftreten. Dabei sind stürmische Böen nicht ganz
auszuschließen. Sonst und auch am Montag sind keine markant zu bewarnenden
Wetterereignisse in Sicht.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Synthese zwischen EPS(EZMW), deterministischen Lauf und MOS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann