DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

27-04-2020 09:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 27.04.2020 um 10.30 UTC



Wechselhaft, zunächst kühl, ab Anfang kommender Woche wärmer, danach Gefahr
einer Schwergewitterlage.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 04.05.2020


Am Donnerstag liegt Deutschland an der Vorderseite eines breiten, auf die
Biskaya übergreifenden Troges und somit unter einer südwestlichen Strömung. In
diese ist ein schwacher Kurzwellentrog eingelagert, der für eine rege
Schauertätigkeit bis hin zu kurzen Gewittern führt. Diese können im Südwesten
und Süden mit Böen bis Sturmstärke einhergehen. Im Osten und im Süden
Deutschlands kann die 20 Grad-Marke durchaus noch überschritten werden. Am
Freitag, dem 01. Mai, verlagert sich der Haupttrog über Westeuropa hinweg und
nähert sich bis zum Abend dem Westen Deutschlands. Hierdurch greifen kräftigere
schauerartige Niederschläge bis hin zu kurzen Gewittern auf das gesamte
Vorhersagegebiet über. Im Nordosten und ganz im Nordosten sind in Verbindung mit
Gewittern erneut Sturmböen möglich; auch Starkregen kann auftreten.
Auflockerungen sind, bedingt durch leichten Föhn, zuvor am ehesten noch im
Südosten und ganz im Osten vorstellbar, bevor sich auch dort kühlere Luft
durchsetzt.
Am Samstag zeichnet sich eine Troglage ab, die eine rege Schauertätigkeit mit
sich bringt. Im Nordosten kann es durch Aufgleiten wärmerer Luft zu länger
andauernden Niederschlägen kommen. Eine Überschreitung von Warnschwellen kann
dort nicht ausgeschlossen werden. Dabei bleibt es kühl bis sehr kühl.
Am Sonntag greift auf Westeuropa ein breiter Höhenrücken über. Dieser ist von
Warmluftadvektion überlaufen, die in Verbindung mit einer wellenden Warmfront
eines Tiefs steht, das sich über Nordengland in die Nordsee und bis Montagabend
nach Nordwestpolen verlagert. Hierdurch greifen von Westen und Südwesten her
zeitweise Regenfälle auf weite Teile Deutschlands über, die am Montag auch den
Norden und Osten Deutschlands erfassen. Von Südwesten her führt dann Absinken im
Randbereich des sich nähernden Höhenrückens vermehrt zu Auflockerungen und zu
einer raschen Erwärmung auf 20 bis deutlich über 25 Grad, wogegen es im Norden
und Nordosten wahrscheinlich noch kühl bleibt.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum deutet sich für Dienstag und
Mittwoch im Westen und Süden eine erste Hitzewelle mit Temperaturen bis über 30
Grad an. Die Warmfront gerät im Nordosten ins Schleifen, so dass es präfrontal
noch kühl bleibt. Am Mittwoch und Donnerstag besteht für den Südwesten und Süden
die Gefahr einer Schwergewitterlage.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Sonntag ist der aktuelle Modelllauf gegenüber den gestrigen
Modellrechnungen weitgehend konsistent. Prognoserelevante Unterschiede lassen
sich bis dahin nicht ableiten. Ab Montag zeichnet sich ein langsameres
Vordringen des Höhenrückens in Richtung Mitteleuropa ab. Die Wetterbesserung und
Erwärmung dürfte hierdurch hinausgezögert werden.



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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Sonntag zeigen die verfügbaren Modelle eine weitgehend
ähnliche Entwicklung. Prognoserelevante Unterschiede lasen sich bis dahin nicht
ableiten. Ab Montag beginnen die einzelnen Modellrechnungen auseinanderzulaufen.
Das Bodentief, das bis Montagabend nach EZMW bis Nordwestpolen ziehen soll, wird
von ICON über Schottland und nach GFS und nach dem Modell des kanadischen
Wetterdienstes in der Nähe von Irland belassen. Da aber auch nach den
amerikanischen Modellen durch eine ablaufende Warmfrontwelle das Durchgreifen
der Warmluft nach Nordosten verzögert wird, zeigt die Temperaturverteilung ein
ähnliches Bild.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum ergibt sich auch nach den
anderen Modellen das Potential für eine Schwergewitterlage. Beim kanadischen
Modell ist dies am 05. Mai, nach GFS am 06. Mai und nach EZMW am 07. Mai der
Fall.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS folgt der oben beschriebenen Entwicklung. Auch nach dem EPS des
GFS lassen sich Signale für die erste stärkere Gewitterlage dieses Jahres
finden. Die gestrigen 3 Modellläufe hatten während des gesamten
Vorhersagezeitraumes einen relativ niedrigen Spread, der mit dem aktuellen
Modelllauf deutlich erhöht ist.
Das EPS des EZMW stützt weitgehend das hauseigene deterministische Modell.
Unterschiede ergeben sich lediglich hinsichtlich der Frage, wann im erweiterten
mittelfristigen vorhersagezeitraum die Schwergewitterlage zu erwarten ist. Etwa
die Hälfe der Einzellösungen, die in zwei Cluster untergliedert sind, stützen
die Variante der amerikanischen Modelle. Der Spread nimmt erst ab Beginn der
kommenden Woche rasch zu, wobei der deterministische Lauf eher auf der warmen
Seite der Verteilung der Einzellösungen zu finden ist.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Donnerstag können von Südwesten her Gewitter übergreifen, dabei besteht
Gefahr von Sturmböen. Am Freitag betrifft dies die östlichen Landesteile. Dort
kann zudem Starkregen bis etwa 30 mm innerhalb von 6 Stunden nicht
ausgeschlossen werden.
Am Wochenende sind voraussichtlich keine markanten Wettergefahren zu erwarten.

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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW) + MOS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann