DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

25-04-2020 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 25.04.2020 um 10.30 UTC



Wechselhaft mit Schauern und einzelnen Gewittern, vor allem im Süden teils auch
länger andauernder Regen. Anfangs Temperaturen etwas über der Norm, ab Mittwoch
tagsüber im Normbereich. In der erweiterten Mittelfrist wahrscheinlich warm bis
sehr warm.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 02.05.2020


Am Dienstag wandert ein Höhenrücken mit seiner Achse vom zentralen Deutschland
zur Oder und somit kommen wir auf die Vorderseite eines Kurzwellentroges, der
zum Tagesende mit seiner Achse über Ostfrankreich liegt. Am Boden zieht ein
flaches Tief von Belgien nach Norddeutschland und seine Kaltfront erreicht
mittags den Westen und zieht in den Osten. Der äußerste Norden kommt bodennah in
eine kühle Ostströmung.

Am Mittwoch zieht der Höhentrog unter Abschwächung über uns hinweg nach
Nordosten und das Bodentief nebst Kaltfront nach Westpolen. Somit setzt sich
schwacher Zwischenhocheinfluss durch. Abends nähert sich dem Westen eine
Okklusion.

Diese befindet sich auf der Vorderseite eines breiten Höhentroges über
Westeuropa, der am Donnerstag über Frankreich ostwärts schwenkt und mit seiner
Achse zum Tagesende den Westen und Süden erreicht und das zugehörige Zentraltief
die südwestliche Nordsee. Die vorlaufende Okklusion überquert auch den Osten und
Südosten Deutschlands ostwärts und der Westen kommt in den Trogbereich mit
konvektiven Regenfällen.

Am Freitag erreicht der Trog mit seiner Achse bis zum Tagesende die Oder und
dehnt sich bis nach Nordgriechenland aus. Er bringt bei uns recht verbreitet
Schauerwetter.

Am Samstag nähert sich von Westen her ein breiter Höhenrücken, der aber von WLA
überlaufen wird. Die zugehörige atlantische Warmfront sorgt im Tagesverlauf im
Westen und Süden für Regen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der neue Modelllauf vom IFS zeigt bis in die erweiterte Mittelfrist (Sonntag,
2.5.) hinein nur kleine Differenzen in den Basisfeldern gegenüber den Läufen von
gestern, die sich aber in der Regenprognose bemerkbar machen.

Am Freitag ist im alten Modellauf von gestern 00 UTC der Zwischenhocheinfluss
wegen der überlagerten Kaltluftadvektion stärker, so dass es nach Abzug eines
Tiefausläufers in weiten Teilen Deutschlands vorübergehend trocken ist. Im
aktuellen Lauf ist der Druck deutlich niedriger und es gibt nur wenig KLA, so
dass der Trog bei uns noch recht verbreitet für Schauer und einzelne Gewitter
sorgt.

Am Samstag ist der sich von Westen nähernde Höhenrücken im aktuellen Lauf
deutlich flacher als im alten Lauf, so dass die auf den Westen und Süden
übergreifende Warmfront dort recht viel Regen bringt mit teils über 15 mm in 24
Stunden, während der alte Lauf nur 1 bis 7 mm liefert.

Der 12-UTC-Lauf von gestern zeigt am Donnerstag nur ein langsames Vorankommen
der Kaltfront, so dass es im Westen und Süden sowie in der Mitte für längere
Zeit regnet oder Schauer gibt. Die Front zieht am Freitag nur langsam weiter
nach Osten und bringt der Nordosthälfte weitere Regenfälle. Nach einem wieder
angeglichenen Samstag bringt der 12-UTC-Lauf ab Sonntag, 2.5., statt
aufkommendem Hochdruckeinfluss eine frontale Schleifzone mit Regen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


ICON lässt den oben beschriebenen Höhentrog nach Südosteuropa abtropfen.
Allerdings bringt der Resttrog nebst nur langsam vorankommender Front vor allem
über dem Südosten und der Mitte Deutschlands noch größere Regenmengen. Dagegen
soll die nachfolgende Warmfront laut ICON am Samstag im Westen und Süden kein
Regen bringen, da sich der o. e. Höhenrücken bereits bis Mittag sehr progressiv
und kräftig nach Deutschland vorschiebt.

GFS deutet in der erweiterten Mittelfrist ähnlich wie der gestrige IFS-Lauf
keinen Hochdruckeinfluss, sondern eine Schleifzone mit Regenfällen und einzelnen
Gewittern an.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse vom IFS zeigt heute 4 Cluster, die aber bis zum 7. Folgetag
sehr ähnlich aussehen. Ein Abtropfen des Höhentroges (wie bei ICON) ist vor
allem im 3. Cluster mit 11 Modellruns zu sehen, wobei das Cut-Off-Tief am
Freitag über die Alpen ostwärts zieht. Ansonsten ist das Cut-Off nur ansatzweise
vorhanden. In der erweiterten Mittelfrist gibt es nur noch einen Cluster, der
den sich verstärkenden Rücken über uns zeigt. Dieser wandert nur langsam
ostwärts. Dabei besteht die Möglichkeit einer ersten Hitzewelle vor allem im
Süden, da Mittelmeerluft angezapft wird.
Das sieht man auch am Ende der Rauchfahne von Offenbach, die in der Woche ab dem
4. Mai vermehrt Werte um 15 Grad in 850 hPa anzeigt. Zuvor erkennt man deutlich
geringere Werte, anfangs knapp über 5 Grad und ab Mittwoch im Mittel unter 5
Grad. Einige Modell-Runs simulieren um den Freitag herum gar Werte bei 0 Grad.
Ab Samstag ist ein Potentialanstieg sehr sicher, aber mit geringer
Wahrscheinlichkeit ist auch leicht zyklonales ´Südwest-Wetter´ möglich im
Randbereich des Rückens. Das erkennt man an der doch erhöhten
Regenwahrscheinlichkeit in der erweiterten Mittelfrist.
In den EPS-Meteogrammen liegt die Temperatur am Dienstag etwas über dem
Durchschnitt und ab Mittwoch im Bereich der Normwerte. Ab Sonntag steigen die
Temperaturen im Mittel 4 bis 9 Grad über die Normalwerte und einzelne
Modellläufe bringen bis in den Norden 30 Grad.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Ab Dienstag kommen im Westen und Süden Gewitter auf, die aber nur vereinzelt
Starkregen bringen können. Ab Mittwoch gibt es weitere Regenfälle. Stark- oder
Dauerregen ist aber nach den EPS-Ergebnissen und nach den oper. Läufen aber nur
ganz vereinzelt möglich.
Sturmböen sind außer in Gewitternähe in den Niederungen unwahrscheinlich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, EPS, oper. Modelle
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Olaf Pels Leusden