DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

24-04-2020 09:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 24.04.2020 um 10.30 UTC



Zunehmend wechselhafter mit Schauern und Gewittern, vor allem im Süden auch
längerem schauerartigen Regen. Etwas zurückgehende Temperaturen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 01.05.2020


Montag ... befindet sich Deutschland unter einem zunächst recht flach
verlaufenden Rücken, der im Tagesverlauf durch die Amplifizierung eines
Langwellentroges vor der Iberischen Halbinsel etwas aufsteilt. Die Achse des
Rückens verläuft zum Abendtermin von Oberitalien zur Südspitze Schwedens. Der
schon von den Vortagen bekannte Luftmassenunterschied zwischen der Ostseeküste
und den südlichen Regionen Deutschlands setzt sich fort: an der Küste wird in
850 hPa eine Temperatur von 3 bis 4 Grad erreicht, südlich des Mains sind es
dagegen knapp über 10 Grad. Diese Unterschiede pausen sich natürlich auch auf
die erwarteten Höchstwerte durch, denn an der See ist bei etwa 15 Grad Schluss,
während entlang des Oberrheins nochmals bis 25 Grad möglich sind. Unterstützt
werden diese Höchstwerte durch viel Sonnenschein, der nur ab und zu von ein paar
Wolken beeinflusst sind. Mit Verlagerung der Rückenachse gelangt im Laufe des
Nachmittags auf die Vorderseite des erwähnten atlantischen Troges. Damit steigt
vor allem im Bergland des Südwestens (Schwarzwald) die Schauer- und
Gewitterwahrscheinlichkeit an. Diese Situation setzt sich auch in der Nacht zum
Dienstag fort, wahrscheinlich erreichen die konvektiven Umlagerungen die
mittlere Donau sowie die zentralen Mittelgebirge. Bodennah wird die Zyklonalität
durch ein vom Süden Englands in Richtung Benelux ziehendes flaches Tief
unterstützt, dessen Kaltfront in den Frühstunden des Dienstags die Westgrenze
Deutschlands erreicht.

Dienstag ... tagsüber zieht dieses weiterhin recht flache Tiefdruckgebiet zur
Mitte Deutschlands. Der Trog verlagert sich langsam ostwärts und reicht zum
Mittagstermin mit seiner Achse vom Süden Großbritanniens bis in den Süden
Spaniens. Damit kommt es in vielen Regionen des Landes zu Schauern, im Süden im
Bereich der etwas schleifenden Kaltfront zu etwas längerem schauerartigen Regen.
Auch einzelne Gewitter können darin eingelagert sein. Der Gradient der
Tageshöchstwerte verschiebt sich damit von der bisherigen
Nordost-Südwest-Orientierung auf eine Ost-West-Ausrichtung. Mit noch etwas mehr
Sonne sind nämlich in der Lausitz bis zu 25 Grad möglich, am Niederrhein bleiben
die Höchstwerte bereits unter 20 Grad. In der Nacht zum Mittwoch kommt es
entlang der Alpen zu weiteren Regenfällen, sonst klingen die Schauer meist ab.

Mittwoch ... tropft der Trog über dem Golf von Genua ab, Mitteleuropa gelangt
aber rasch wieder auf die Vorderseite des nächsten Langwellentroges über
Großbritannien und Irland. Bodennah überwiegt Zwischenhocheinfluss, wobei die
Kombination aus schwacher WLA und einem Wolken-Sonne-Mix die Höchstwerte
stellenweise erneut über 20 Grad bringen. Eine außerdem ablaufende
Genuazyklogenese sorgt dafür, dass die an den Alpen befindliche Kaltfront leicht
rückläufig wird und dort für weitere Niederschläge sorgt. Aufgrund zunehmender
Hebungsprozesse der Trogvorderseite kommt es außerdem im Tagesverlauf vor allem
im Westen und Südwesten wieder zu einer regen Schauertätigkeit. In der Nacht zum
Donnerstag nähert sich der Langwellentrog weiter an, die Kaltfront des bei
Schottland positionierten Bodentiefs erreicht im Laufe der Nacht die Westhälfte
Deutschlands. Damit fällt dort sowie weiterhin auch südlich der Donau zeitweise
schauerartiger Regen. Die postfrontal einströmende Meeresluft subpolaren
Ursprungs weist dabei in 850 hPa Werte um 0 Grad auf.

Donnerstag ... verläuft die Achse des Troges von der Nordsee bis nach
Mittelitalien, die Kaltfront erreich bis zu Abend die Oder sowie Tschechien und
den Osten Österreichs. Schwerpunkt der Niederschläge dürfte aufgrund der dort
etwas schleifenden Front erneut der Südosten Deutschlands sein. Bei einer
Temperatur 850 hPa von 0 Grad darf dann auch der eine oder andere Gedanke der
Schneefallgrenze gewidmet werden, die wahrscheinlich zwischen etwa 1300 und 1600
m liegen wird. In der Nacht zum Mittwoch tropft der Trog über der Adria ab und
die Höhenströmung zonalisiert über Mitteleuropa wieder ein wenig. Im Bereich der
nun an der Westgrenze Polens verlaufenden Kaltfront fällt teils noch mäßiger
Regen, sonst verläuft die Nacht zunehmend trocken. Aufgrund der doch noch recht
dichten Bewölkung dürften die Tiefstwerte trotz der kühlen eingeflossenen
Meeresluft über der 0-Grad-Marke bleiben.

Freitag ... wölbt sich über Westeuropa ein mächtiger Rücken auf. Bodennah weitet
sich die Hochdruckzone vom Südwesten des Kontinents auf die mittleren Regionen
aus. Damit ergibt sich für Deutschland ein Sonne-Wolken-Mix bei noch eher
gedämpften Temperaturen. In der Nacht zum Samstag ist im aktuellen Lauf dann
nochmal ein von Frankreich hereinschwenkender Bodentrog zu finden, der aber wie
auch die gesamte erweiterte Mittelfrist mit vielen Fragezeichen versehen werden
muss. Schlussendlich weisen die letzten drei Modelläufe für das Wochenende drei
komplett verschiedene Großwetterlagen auf. Die vom aktuellsten Lauf propagierte
zunehmend antizyklonale Südwestlage sollte daher noch nicht prominent ins
Schaufenster gestellt werden.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Am Beginn des Mittelfristzeitraums ist der aktuelle Modelllauf von EZMW ziemlich
ähnlich zu den Vorläufen. Das bedeutet, dass der zunehmende Tiefdruckeinfluss
als sehr wahrscheinlich angesehen werden kann. Im Vergleich zu den Vorläufen
wird der Trog aber aktuell deutlich amplifizierter simuliert. Anschließend
stellt sich eine West- bis Südwestströmung ein mit wieder etwas ansteigenden
Temperaturen - ganz im Gegensatz zu den vorhergehenden Läufen, die eine
Hochdruckrandlage bzw. ein Sturmtief im Angebot hatten. Damit steigen zum
nächsten Wochenende die Unsicherheiten deutlich an.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


EZMW und ICON simulieren die Großwetterlage während der ersten Tage der
Mittelfrist ziemlich ähnlich, GFS lässt den Abtropfprozess am Mittwoch dagegen
nicht abschließen. Allerdings beim darauffolgenden weiteren Langwellentrog sind
alle drei zentralen Globalmodelle wieder auf einer recht gut definierten Linie.
Danach wird es spannend, denn während EZMW den sich aufbauenden Rücken sehr
massiv rechnet, verläuft dieser bei GFS deutlich flacher. Aufgrund der etwas
östlichen Position ist zudem bei GFS die Wetterlage dann eher Südwest-zyklonal
zuzuordnen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


EPS:
Die Rauchfahnen für drei repräsentative Orte in Deutschland zeigen bis zum
Beginn der Mittelfrist nur kleine Unsicherheitsbereiche (eher warm und trocken,
mit Ausnahme des äußersten Südens). Ab Montag steigt die Streuung bei der
Temperatur 850 hPa langsam an, allerdings ist der nachfolgende Abwärtstrend
besonders in den mittleren Regionen deutlich zu erkennen. Im Norden sind ist der
Unsicherheitsbereich deutlich größer, wobei der deterministische Lauf eine der
wärmsten Lösungen darstellt. Die zunehmende Niederschlagstätigkeit ist gut zu
erkennen, wobei die erwarteten Mengen im Süden etwas höher sind als in der Mitte
und im Norden. Zum Wochenende zeigt sich die starke Warmluftadvektion vor allem
in den südlichen Regionen.

CLUSTER:
+120 ... 168h: Es liegen 4 Cluster vor, wobei sich Haupt- und Kontrolllauf im
ersten Cluster mit einer Population von 10 befinden. In den ersten beiden
Zeitschritten wird "negative NAO" propagiert, im dritten in Cluster 2 bis 4
"positive NAO". In den Clustern ist jeweils der Trog über Westeuropa
entscheidend, der in Cluster 1 am östlichsten positioniert ist. Cluster 3 und 4
lassen dagegen einen schwachen Rücken aus Südwesteuropa aufbauen.
+192 ... 240h: Aus den 3 Clustern ergibt sich der Eindruck, dass - wie schon
vermutet - der sich aufwölbende Rücken doch vor allem bei seiner genauen
Positionierung deutlichen Unsicherheiten unterworfen. Zudem ist dieser in
Cluster 3 deutlich weniger amplifiziert.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


GEWITTER:
Am Montag sind im äußersten Süden und Südwesten einzelne starke Gewitter gering
wahrscheinlich. Am Dienstag können diese im Süden und der Mitte etwas
verbreiteter auftreten, dann mit Starkregen und stürmischen Böen. An den
Folgetagen ist die Gewitterwahrscheinlichkeit noch unsicher. Mehrstündiger
Starkregen ist am Donnerstag im Südosten nicht ausgeschlossen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW-det./EZMW-prob./MosMix
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VBZ Offenbach / Mag.rer.nat. Florian Bilgeri