DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

23-04-2020 07:01
SXEU31 DWAV 230800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 23.04.2020 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HN a

Anhaltende Trockenheit.


Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... liegt Deutschland am Rand eines Höhenkeils über Westeuropa. Von da
aus erstreckt sich ein Ast höheren Geopotentials nach Island, ein Weiterer über
Mitteleuropa nach Osten. Dazwischen schwenkt ein kurzwelliger Trog über die
Norwegische See nach Skandinavien. Der Rücken stützt eine Hochdruckzone am
Boden, die von Island zum Schwarzen Meer reicht und ebenso wie der tiefe Druck
über dem Mittelmeerraum und Frankreich an Substanz verliert.
Mit Unterstützung des Höhenrückens setzt sich das Absinken fort und auch die
trockene, aber nunmehr nur noch schwache östliche Strömung dauert an. Das mündet
zwangsläufig wieder in einen Strahlungstag mit Sonnenschein am Limit des
astronomisch machbaren.
Zwei kleine Ausnahmen gibt es aber doch. Vorderseitig des über Skandinavien
südostwärts schwenkenden KW-Troges ziehen im Norden Cirrusfelder auf. Im
äußersten Süden kommt es zu einer leichten Feuchteanreicherung der Luftmasse,
was über dem Südschwarzwald und den Alpen ein paar Quellungen zur Folge hat,
ohne Schauerrisiko auf deutschem Gebiet.

Der östliche Wind ist nur noch schwach bis mäßig unterwegs, tagsüber zwar auch
böig, es reicht aber am ehesten im Bayerischen Wald sowie den Fränkischen
Mittelgebirgen für Böen 7 Bft, die keine Warnungen erforderlich machen.

Die Temperatur steigt verbreitet auf 19 bis 25°C, im Westen und Südwesten
stellenweise etwas darüber. Zwar bleibt es an der Ostsee im deutschlandweiten
Vergleich am kühlsten, es reicht aber dort für 15 bis 18°C.

In der Nacht zum Freitag zieht sich der Höhenrücken etwas nach Südwesten zurück.
An seiner Nordostflanke stellt sich bei uns eine schwache nordwestliche
Höhenströmung ein, die im Norden und Osten leicht zyklonal geprägt ist. Dabei
verschwindet die Bodenhochdruckzone gänzlich, der Druck fällt weiter und es
bildet sich ausgehend vom Tief über Nordosteuropa eine flache Tiefdruckrinne
über Deutschland. Die Strömung dreht bodennah im Norden auf nordwestliche
Richtungen, sonst ist es sehr schwachgradientig.
Die Luft ist nach wie vor trocken, so dass die leichte Hebung keine großartigen
Folgen hat. Außer vielleicht, dass die hohen, teilweise mittelhohen Wolkenfelder
bis in den Süden vorankommen. Regnen wird es dabei nicht. Wo es im Süden zuvor
längere Zeit klar war, besteht die Möglichkeit von leichtem Bodenfrost, vor
allem an den Alpen sowie im Bayerischen Wald ist vereinzelt leichter Luftfrost
ein Thema.


Freitag... schwächt sich der Höhenrücken, oder was davon übrig ist über
Frankreich weiter ab und der nach Osten gerichtete Ableger verabschiedet sich
über den Alpenraum nach SE Europa. Das Potenzial über dem Vorhersageraum fällt
weiter und die nordwestliche Höhenströmung verstärkt sich vor einem markanten
Kurzwellentrog, der abends Dänemark und Südschweden erreicht. Der Luftdruck am
Boden fällt ebenfalls und die Tiefdruckrinne kommt langsam nach Süden voran.
Dabei ist das Strömungsfeld frontogenetisch, da von Norden her Kaltluftadvektion
einsetzt, während in den Süden sogar noch eine etwas mildere Luftmasse advehiert
wird. Dies führt zur Bildung einer Kaltfront, die über Deutschland nach Süden
schwenkt. Damit verbunden und auf der Rückseite der Tiefdruckrinne dreht der
Wind auf West bis Nordwest.
Vor allem im Norden frischt der Wind soweit auf, dass gebietsweise (von SH bis
in die Norddeutsche Tiefebene) Stärke 7 Bft erreicht wird. Signale für Böen 7
Bft liegen auch für das südliche Alpenvorland vor (z.B. Cosmo D2).

Mit Passage der Kaltfront und Winddrehung auf Nordwest wird zwar eine etwas
kühlere, aber weiter trockene Luft in den Norden advehiert, in der Höchstwerte
von 14 bis 19°C erwartet werden, bei auflandigem Wind etwas weniger. Ansonsten
stehen aber vielerorts warme 20 bis 25°C, am Oberrhein lokal vielleicht 26°C auf
der Karte.

In Sachen Wetter ist aber nicht viel los. Es ziehen mehr oder weniger dichte
Wolken von Nord nach Süd durch, durch die die Sonne aber auch hindurchscheinen
kann. In dem trockenen Umfeld reicht es nicht für Regen.

In der Nacht zum Samstag schwenkt der markante KW-Trog von kräftiger KLA
überlagert, über den Nordosten nach Süden. Von Vorpommern bis ins östliche
Brandenburg könnte es für den ein oder anderen Schauer, wenn`s hoch kommt sogar
mal für einen Blitz reichen (Wahrscheinlichkeit dafür aber sehr gering). Mit dem
korrespondieren Bodentrog frischt der von Nordwest auf Nord bis Nordost drehende
Wind vorübergehend auf. Die ein oder andere Windböe um 50 km/h ist wohl nicht
ganz ausgeschlossen. Im östlichen Mittelgebirgsraum und in den Alpen sind einige
Gipfel vielleicht mit Bft 8 bis 9 dabei.
Ansonsten gestaltet sich die Nacht unterschiedlich bewölkt und meist trocken bei
positiven Lufttemperaturen und Bodenfrost vor allem im Mittelgebirgsraum.


Samstag... liegt Deutschland rückseitig des abziehenden KW-Troges unter einer
recht glatten, aber leicht konfluenten nordwestlichen Höhenströmung. Leichte
Kaltluftadvektion bildet sich in einem schwach angedeuteten Bodenhochkeil ab,
der von Nordwesten nach Deutschland hineinreicht. Dabei weht schwacher Wind aus
nordwestlichen bis nördlichen, im Süden teilweise aus nordöstlicher Richtung.
Anfangs sind auf einigen Berggipfeln im Süden und Osten Windböen, bzw. Sturmböen
möglich, die Wahrscheinlich dafür geht aber tagsüber deutlich zurück.

Ansonsten gelangt vor allem in den Norden und Osten kühlere, aber trockene Luft,
die bei 850 hPa Temperaturen um 0 Grad, Maxima von 11 bis 16 Grad zulässt. Dazu
ist es zeitweise wolkig, später von Norden her aber wieder vermehrt heiter oder
sonnig. Die Regenwahrscheinlichkeit bleibt gering.

Das gilt auch für die Südwesthälfte, wo es trotz Sonnenscheins nicht mehr so
warm wird wie zuvor (17 bis 23°C). Im äußersten Süden ist die Schichtung
labiler, die Luft aber auch trocken. Außer ein paar Quellwolken wird es wohl
nichts geben. Schauer bleiben inneralpin.

In der Nacht zum Sonntag ändert sich nicht viel. Über der Mitte zeichnet sich
eine sehr schwache Hochdruckzone ab. Vor allem über den Norden und Süden ziehen
ein paar Wolken hinweg und ganz im Süden und Südwesten könnte die Schichtung
durch eine Kurzwelle etwas labilisiert werden mit etwas steigender
Schauerwahrscheinlichkeit in den Alpen und im Schwarzwald. Im Bergland ist
wieder etwas häufiger Luftfrost möglich (aber weiter eher ungünstig gelegen und
vereinzelt), gebietsweise tritt Bodenfrost auf.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren ähnlich, ohne relevante Unterschiede.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner