DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

22-04-2020 09:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 22.04.2020 um 10.30 UTC



Anfangs noch ruhige Hochdruckrandlage. Ab Wochenbeginn von Südwesten her leicht
unbeständig und tagsüber nicht mehr so warm wie bisher.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 29.04.2020


Am Wochenende liegt Deutschland an der Ostflanke eines Rückens, der jedoch
zusehends abflacht. Dieser Rücken wird von einem über Osteuropa liegenden
Langwellentrog flankiert, so dass sich eine nordwestliche, aber relativ schwache
Strömung ergibt. In diese läuft vom Raum Island kommend ein Höhentief herein,
das sich ins Nordmeer verlagert. Im Bodendruckfeld hält sich bei geringen
Luftdruckgegensätzen noch schwacher antizyklonaler Einfluss, wodurch Absinken
dominiert. Dabei bleibt es niederschlagsfrei.
Am Montag verlagert sich der Rücken, der sich bis dahin in einen Keil
umgewandelt hat, nach Deutschland. In den Südwesten und Süden gelangt mit einer
auf Südwest drehenden Strömung wärmere und feuchtere Luft, wodurch die
Gewitterneigung in diesen Gebieten zunimmt, ohne dass die Numerik bereits
entsprechende Signale zeigt.
Bis Dienstag verlagert sich der Keil nach Polen, woraus sich auch über den
östlichen Landesteilen eine südwestliche Strömung ergibt. Im Bereich einer
flachen, aber zyklonal geprägten Druckverteilung greifen schauerartige und
wahrscheinlich auch von Gewittern begleitete Niederschläge von Westen und Süden
bis auf die mittleren Gebiete und in der Nacht zum Mittwoch unter Abschwächung
auch auf den Nordosten über. Am Mittwoch gelangt Deutschland an die Vorderseite
eines auf Westeuropa übergreifenden und ins westliche Mittelmeer reichenden
Troges. Bei weiterhin geringen Luftdruckgegensätzen dürfte sich hierdurch eine
Gewitterlage einstellen. Einzelne Entwicklungen bis hin zum Unwetter können
nicht ausgeschlossen werden, sind jedoch wenig wahrscheinlich. In den Nordwesten
kann dann bereits kühlere Luft gelangen.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum tropft der Trog während seiner
Verlagerung über Mitteleuropa hinweg rasch aus, vorübergehend ergibt sich eine
Zonalisierung, die zum Freitag hin antizyklonal geprägt ist. Die Temperaturen
gehen tagsüber zurück; tagsüber sollte die 20 Grad-Marke kaum noch erreicht
werden. In den Nächten besteht jedoch keine Frostgefahr. Ein nachfolgender
kräftiger Trog, der sich Westeuropa nähert, lässt die Strömung alsbald wieder
auf Südwest rückdrehen. Dies dürfte einen erneuten Temperaturanstieg zur Folge
haben.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Sonntag ist der aktuelle Lauf gegenüber den beiden gestrigen
Simulationen weitgehend konsistent. Prognoserelevante Unterschiede lassen sich
bis dahin nicht finden. Bereits am Montag ergeben sich signifikante
Inkonsistenzen. Hatte der 00 UTC-Lauf des Vortages noch eine Trogpassage im
Programm, so bieten die beiden nachfolgenden Läufe einen sich über Deutschland
hinweg allmählich nach Osten verlagernden Keil. Die Umstellung der Wetterlage
ist damit um mehr als 24 Stunden verschoben worden. Für Mittwoch ergeben sich
dann wieder vergleichbare Strukturen.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum zeigt sich für Freitag sowohl
nach dem aktuellen als auch nach den beiden gestrigen Modellläufen eine
Trogpassage. Während beim 00 UTC-Lauf des Vortages dieser Trog recht markant
ausgeprägt ist, stellt nach der aktuellsten Modellrechnung dieser Trog nur noch
das Restprodukt eines vorherigen Austropfprozesses dar. Demnach kommt nach dem
heutigen 00 UTC-Lauf am raschesten und am deutlichsten wieder antizykonaler
Einfluss zum Tragen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Sonntag zeigen die verfügbaren Modelle eine weitgehend
ähnliche Entwicklung, die dem oben beschriebenen Szenario folgt. Typisch ist die
flache Druckverteilung, die sich über Mitteleuropa einstellt. Allenfalls über
den südwestdeutschen Mittelgebirgen kommt nach ICON und nach dem Modell des
kanadischen Wetterdienstes eine leichte Gewitterneigung auf, sonst bleibt es
trocken.
Am Montag überquert ein Keil das Vorhersagegebiet, der bei EZMW am breitesten
und am ausgeprägtesten ist, wogegen sich nach den anderen Modellen, sei es bei
ICON und dem kanadischen Modell, durch ein sich näherndes Höhentief, sei es bei
GFS durch einen Kurzwellentrog, dann bereits ein eher zyklonaler Wettercharakter
einstellt. Am Dienstag haben ICON und GFS eine markante Trogpassage im Programm,
wogegen EZMW eine antizyklonale Südwestströmung zu bieten hat. Beim kanadischen
Modell erfolgt dieser Trogdurchgang etwa um 24 Stunden versetzt, d.h. eher am
Mittwoch.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum ergibt sich nach einem eher
zyklonalen Witterungsabschnitt nach EZMW und noch ausgeprägter beim kanadischen
Modell wieder antizyklonaler Einfluss mit ansteigenden Temperaturen ab Freitag,
wogegen GFS noch sehr zyklonal geprägt ist.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS betont nach wie vor ein blockierendes Hoch über dem Nordmeer,
was nicht gerade für eine Zonalisierung spricht. Abgesehen vom Südwesten, wo
sich bereits ab dem Wochenende Niederschlagssignale ergeben, werden ab
Wochenbeginn für das gesamte Vorhersagegebiet Indizien für gelegentliche
Niederschläge gezeigt. CAPE ist noch relativ gering, so dass zwar einzelne
Gewitter vorstellbar sind, aber die Gefahr von Unwettern nicht gegeben ist.
Das EPS des EZMW wird bis H + 240 in drei Cluster unterteilt. Zwar stützen 3/5
der Einzellösungen das oben beschriebene Szenario, aber der Rest ähnelt dem, was
von ICON und GFS geboten wird und die deutlich zyklonalere Variante darstellt.
Tendenziell zeichnet sich im Süden und Osten ein Trend zu etwas höheren
Temperaturen ab als im Norden und Westen, was für eine südwestliche Strömung
spricht. Typisch ist aber ab dem Wochenende bzgl. Der Temperaturen im 850
hPa-Niveau wie auch beim 500 hPa-Geopotential ein großer Spread, wobei die
beiden ungestörten Läufe am warmen Rand der Verteilung zu finden sind. Die oben
vorgestellte Entwicklung ist somit noch relativ unsicher. Genauso wenig lassen
sich Indizien für weniger Niederschläge am Monatswechsel finden. Signale für ein
großflächiges Niederschlagsereignis fehlen weiterhin.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Wochenende sind markant zu bewarnende Wetterereignisse unwahrscheinlich, auch
am Montag kommt zwar in den südwestdeutschen Mittelgebirgen und an den Alpen
eine leichte Gewitterneigung auf, aber die Wahrscheinlichkeit für konvektive
Umlagerungen bleibt gering.
Am Dienstag sind dann Gewitter wahrscheinlicher, die von Südwesten und Süden
auch auf die mittleren Landesteile übergreifen können. Am Mittwoch sind dann
auch weiter nach Nordosten hin Gewitter möglich. Ala markantes Warnkriterium
kommt dann in erster Linie Starkregen in Frage, wobei die Wahrscheinlichkeit
nach Nordosten hin am Mittwoch eher als gering anzusehen ist. Unwetter sind vor
allem über dem südwestdeutschen Mittelgebirgsraum nur wenig wahrscheinlich,
können aber nicht ganz ausgeschlossen werden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW) + MOS, weniger der deterministische Lauf
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann