DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

21-04-2020 07:01
SXEU31 DWAV 210800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 21.04.2020 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HNF a
Heute und am Mittwoch im Bergland Sturmböen Bft 8/9, in den Nächten andauernd.
In tiefen Lagen heute tagsüber häufig und am Mittwoch nur vereinzelt stürmische
Böen. Im Norden und Nordosten und am Donnerstag durchweg schwachwindig.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... liegt Deutschland an der Südflanke eines ausgedehnten Bodenhochs
über Fennoskandien und dem Nordmeer. Dieses Hoch wird flankiert durch einen
Langwellentrog über Osteuropa und einen Höhentiefkomplex über dem westlichen
Mittelmeer. Dessen korrespondierendes Bodentief konnte sich bis nach
Mittelfrankreich ausweiten, wodurch sich zum o.g. Hoch hin ein kräftiger
Gradient entwickeln konnte. Durch diesen sind zunächst in tieferen Lagen nur
vereinzelt Windböen und auf Berggipfeln Sturmböen Bft 8/9 zu erwarten.
Tagesgangsbedingt frischt der Wind auf, so dass, abgesehen vom Nordosten, wo es
aufgrund der Nähe zum Hoch relativ windschwach bleibt, Wind- und verbreitet
stürmische Böen bis in tiefere Lagen zu erwarten sind. Im Bergland gibt es
Sturmböen Bft 8/9, exponiert einzelne schwere Sturmböen bis Bft 10. Hinzu kommt
eine durch ageostrophisches Ausfließen bedingte Verstärkung des Windes, was
diese Böen erklärt.
Großräumiges Absinken im Randbereich des blockierenden Hochs lässt keine Bildung
von Konvektionsbewölkung zu. Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 16 bis 22, an
Oberrhein und Saar bis 24 und in Ostseenähe 11 bis 15 Grad.
In der Nacht zum Mittwoch weitet sich das wetterbestimmende Hoch leicht nach
Süden aus, so dass der kräftige Gradient weitgehend bestehen bleibt. Als Folge
des Tagesganges dürfte sich der Wind in tieferen Lagen so weit abschwächen, dass
keine warnrelevanten Böen mehr auftreten. Im höheren Bergland muss jedoch
weiterhin mit Sturmböen Bft 8/9 gerechnet werden. Leichter Frost ist nur noch
wenig wahrscheinlich; Frost in Erdbodennähe kann in den östlichen und südlichen
Landesteilen verbreitet auftreten.

Mittwoch... verlagert sich das Höhentief vom westlichen Mittelmeer unter
beginnender Auffüllung ins Tyrrhenische Meer. Hierdurch schwächt sich das
korrespondierende Bodentief ebenfalls ab; auch über Frankreich setzt
Druckanstieg ein. Der zunächst kräftige Gradient über Mitteleuropa wird
hierdurch etwa ab dem Nachmittag beginnend auseinandergezogen. Während in den
Frühstunden nur auf höheren Berggipfeln Sturmböen auftreten, frischt am
Vormittag der Wind erneut auf, so dass, abgesehen vom Norden und Nordosten,
verbreitet Windböen auftreten. In freien Lagen sind mit geringer
Wahrscheinlichkeit erneut stürmische Böen und im höheren Bergland Sturmböen Bft
8/9 zu erwarten. Die Gradientabnahme sollte sich mit dem tagesgangsbedingten
Auffrischen des Windes die Waage halten, so dass zum Abend hin der Wind deutlich
(rascher als heute) abflaut und nur noch Sturmböen auf höheren Berggipfeln
übrigbleiben. Nach wie vor dauert ungehindertes Absinken an, das zudem durch
leichte Kaltluftadvektion gestützt wird. Ungehinderte Einstrahlung lässt dennoch
die Temperaturen gegenüber heute nur unwesentlich ansteigen.
In der Nacht zum Donnerstag sind zunächst noch auf höheren Berggipfeln einzelne
stürmische Böen zu erwarten. In der zweiten Nachthälfte nimmt aber auch dort die
Wahrscheinlichkeit für markant zu bewarnende Böen ab. In tieferen Lagen wird es
ohnehin windschwach. Daher bleibt die Bodenfrostgefahr im Osten und Süden
Deutschlands bestehen.

Donnerstag... wandelt sich das Höhenhoch in einen blockierenden Höhenrücken um,
der etwas abflacht. An dessen Nordostflanke läuft ein Kurzwellentrog in die
Norwegische See hinein. Das korrespondierende Bodenhoch beginnt sich südwestlich
von Island zu regenerieren, weist aber noch einen schwachen Keil auf, der über
die Nordsee und das nördliche Mitteleuropa hinweg bis in das westliche
Schwarzmeergebiet gerichtet ist. Dabei sind über Deutschland die
Luftdruckgegensätze dermaßen schwach, so dass sehr wahrscheinlich selbst im
Bergland keine warnrelevanten Böen mehr auftreten. Bei weitgehend ungehinderter
Einstrahlung steigt die Temperatur deutschlandweit auf 18 bis 24, in
Oberrheinnähe auf 25 und an der Ostsee auf Werte um 15 Grad.
In der Nacht zum Freitag greift der Trog von der Norwegischen See kommend auf
Südskandinavien über, was die Strömung über dem Norden und Nordosten
Deutschlands etwas zyklonaler werden lässt. Zudem setzt dort leichter Druckfall
ein, ohne dass der Gradient nennenswert zulegt und der Wind warnrelevant wird.
Auf diese Gebiete können mittelhohe und hohe, aber flache Wolkenfelder
übergreifen. Hierdurch sollte in diesen Landesteilen die Bodenfrostgefahr
weitgehend gebannt sein. Der Süden wird jedoch von diesen Wolkenfeldern nicht
erreicht, so dass dort in ungünstigen Lagen am Erdboden erneut leichter Frost
auftreten kann.

Modellvergleich und -einschätzung
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Bis einschließlich Donnerstagabend stützen alle verfügbaren Modelle die oben
beschriebene Entwicklung. Prognoserelevante Unterschiede lassen sich bis dahin
nicht ableiten. Bis Freitagfrüh zeigen EZMW(12) und GFS den auf Südskandinavien
übergreifenden Trog kräftiger und auch weiter südlich, so dass sich über der
Nordsee ein schwaches Randtief bilden könnte. Hierdurch wären, wenn auch mit
geringer Wahrscheinlichkeit, an der Nordsee warnrelevante Böen vorstellbar.
Niederschläge sind jedoch auch nach diesem Szenario nicht in Sicht.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann