DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

20-04-2020 17:01
SXEU31 DWAV 201800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 20.04.2020 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Dienstag tagsüber stark auffrischender Ostwind, gebietsweise stürmische Böen, im
Bergland Sturmböen. Anhaltende Trockenheit.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
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Aktuell ... liegt eine blockierende Antizyklone mit Schwerpunkt über Südnorwegen
und den angrenzenden Seegebieten. Sie verstärkt sich aktuell noch etwas. An der
recht kräftigen östlichen bis nordöstlichen Strömung ändert sich aber nicht
viel. Dabei gelangt eine sehr trockene und relativ kühle Festlandsluft nach
Deutschland. Tagesgangbedingt schwächt sich der Wind in den Niederungen nachts
ab, während im höheren Bergland der
Ostnordostwind nahezu unvermindert anhält, Sturmböen auf exponierten Gipfeln
inklusive. Die Warnungen in tiefen Lagen können nachts dagegen pausieren.
Bei nahezu überall klarem Himmel muss vor allem im östlichen Mittelgebirgsraum
und im Nordosten örtlich mit leichtem Frost gerechnet werden, gebietsweise gibt
es in der Osthälfte Bodenfrost.
Nur über den äußersten Süden ein paar hohe Wolken, die aus Warmluftadvektion vor
einem Trog über dem Mittelmeerraum resultieren. Dort hält sich zunächst etwas
feuchtere Luft, die aber zusehends verdrängt wird.

Dienstag ... weitet sich an der Südflanke der kräftigen, quasistationären
Antizyklone über Norwegen ein vom Osteuropa-Trog ausgehender Randtrog zu den
Ostalpen aus, großartige Auswirkungen bei uns hat das aber nicht. Kräftige
Kaltluftadvektion in dieser Region lässt keine nennenswerte Hebung zu, so dass
in trockener Luft erneut ein sonniger Tag ansteht. Die Strahlungsdauer liegt am
Anschlag des astronomisch möglichen.

Das Südwest-Nordost Temperaturgefälle bleibt erhalten. Den knapp über 10 Grad an
der Ostsee bei auflandigem Wind, stehen 21 bis 23 Grad am Oberrhein und ganz im
Westen gegenüber.

An der Druckkonstellation im Bodenfeld ändert sich auch nur wenig, was auch
heißt, dass der Wind als Warnparameter erhalten bleibt.
Mit der sich im Tagesgang etwas vertiefenden Tiefdruckrinne über Frankreich
verschärft sich der Gradient meist wieder (außer ganz im Nordosten). Der
Druckgradient wird mittags sogar noch etwas größer simuliert, als aktuell am
Montag. Im Breisgau werden 1007 hPa berechnet, für Rügen knapp mehr als 1030
hPa.
Das führt erneut verbreitet zu steifen bis stürmischen Böen aus Ost bis Nordost,
auf exponierten Gipfeln treten Sturmböen, eventuell auch schwere Sturmböen auf.

Insgesamt sind auch größere Bereiche betroffen als aktuell, außen vor sind dann
nur noch Teile Mecklenburg-Vorpommerns und Berlin/Brandenburgs.

Die anhaltende Trockenheit wird durch die sehr trockene Luftmasse und den
kräftigen Wind verschärft, der örtlich zu Staub- und Sandstürme führen kann.

In der Nacht zum Mittwoch nimmt der Wind tagesgangbedingt und aufgrund der
Tatsache, dass der Gradient etwas aufweicht, vor allem in tiefen Lagen ab. Die
Berggipfel müssen nach wie vor mit stürmischen Böen, exponiert mit Sturmböen
leben. Auch an den Temperaturen ändert sich nicht viel. Bei klarem Himmel gibt
es im Osten stellenweise Luftfrost, recht verbreitet - außer im Westen und
Nordwesten - Bodenfrost.

Mittwoch ... verlagert sich das Höhenhoch etwas nach Südwesten, das Pendant im
Bodendruckfeld zieht sich eher etwas nach Westen zurück und schwächt sich ab.
Der hohe Druck im Norden und niedrige über SW Europa bleiben aber erhalten, was
auch bedeutet, dass die Zufuhr sehr trockener kontinentaler Luftmassen zu uns
weitergeht.

Der Druckgradient über Deutschland fächert nun etwas mehr auf. An Windböen
tagsüber vor allem über der Mitte und dem Süden ändert sich nichts, stürmische
Böen sollten sich aber aufs Bergland beschränken.
Größere Teile des Nordens und Nordostens sind windtechnisch wieder außen vor,
zumindest was die Warnungen angeht.
Mit der abschwächenden Strömung lässt auch die Kaltluftadvektion etwas nach, ist
aber nach wie vor vorhanden. Bei flächendeckend ungehinderter Einstrahlung
werden zwischen knapp über 10 Grad bei auflandigem Wind an der Ostsee (hier ist
aber die Wassertemperatur maßgebend) und bis 24 Grad am Oberrhein erreicht.

In der Nacht zum Donnerstag geht der Gradient weiter in die Knie, weil die
Hochdruckzone immer schwächer wird. Der Ostwind ist meist nur noch schwach
unterwegs und lediglich auf einigen Bergen gibt es anfangs steife bis
(exponiert) stürmische Böen. Luftfrost gibt es nur noch vereinzelt, Bodenfrost
noch häufiger vor allem in der Osthälfte.

Donnerstag ... mutiert das Höhenhoch mehr und mehr zu einem Keil über GB und der
Nordsee, der eine Bodenhochdruckzone von Island zum Schwarzen Meer stützt. Beide
Gebilde verlieren aber an Substanz und schwächen sich ab. Auch der tiefe Druck
über Frankreich und dem Mittelmeerraum füllt sich etwas auf.
Entsprechend resultiert aus der schwachen östlichen Strömung kein warnrelevanter
Wind mehr und die eingeflossene Festlandsluft erwärmt sich weiter. Im Südwesten
kommen die 25 Grad wieder in greifbare Nähe, im Nordosten wird häufig die 20
Grad-Marke erreicht oder leicht überschritten.

Die Luft ist aber weiter sehr trocken, so dass sich nahezu deutschlandweit kaum
eine Wolke am Himmel zeigt.

In der Nacht zum Freitag zieht sich der Rücken weiter nach SW Europa zurück und
verliert an Kontur. Im Bodendruckfeld stellt sich eine sehr schwachgradientige
Lage ein, von einer Hochdruckzone kann man schon nicht mehr sprechen. Dagegen
kommt von Norden her eine schwache nordwestliche Strömung auf mit der hohe und
mittelhohe Bewölkung in den Norden zieht. Regnen wird es aber nicht.
Durch eine leichte Feuchteanreicherung der bodennahen Luft steigen die Taupunkt
und Frost in 2m Höhe ist wohl kein Thema mehr, gebietsweise Bodenfrost vor allem
im Osten und Süden aber schon.



Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren sehr ähnlich.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner