DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

19-04-2020 08:01
SXEU31 DWAV 190800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 19.04.2020 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Hoch Nordmeer-Fennoskandien (HNFa)

Heute in Südostbayern vereinzelt Gewitter. In der kommenden Nacht in Hochlagen
Sturmböen, ab morgen auch in den Niederungen gebietsweise stürmische Böen, auf
exponierten Bergen auch schwere Sturmböen. Verschärfung der Trockenheit.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... Vor der Südspitze Norwegens hat sich eine hochreichende Antizyklone
gebildet, an deren Südrand die Spitze eines markanten osteuropäischen Troges
über die Mitte Deutschlands langsam nach Südosten schwenkt und sich abschwächt.
Entsprechend steigen im Norden und in der Mitte das Potential und der Druck
langsam an. Anders über Südfrankreich: Hier fällt der Druck auf der Vorderseite
eines Troges über der Biskaya und teils ist der Druckfall auch thermisch
bedingt. Entsprechend verschärft sich bereits am Nachmittag der Gradient in der
Südhälfte. Etwa über der Mitte Deutschlands liegt eine Luftmassengrenze, die
trockene und kühle Luft im Norden von feuchterer Warmluft im Süden trennt. Mit
dem Druckanstieg im Norden wird die Luftmassengrenze nach Süden gedrückt und am
frühen Nachmittag wird die Front im Südostbayern durch den Trog und die
Einstrahlung nochmals aktiviert, so dass CapeML immerhin auf über 200 J/Kg
ansteigt bei PPWs nur um die 20 mm. Entsprechend können sich hier einzelne
Schauer oder Gewitter entwickeln. Starkregen ist dabei nicht ganz
ausgeschlossen. Es gibt ein starkes Südwest-Nordostgefälle bei der Temperatur:
Im Norden und Nordosten erreicht die Temperatur nur 10 bis 16 Grad und im
Südwesten 17 bis 21, am Oberrhein um 23 Grad.
Der Wind frischt im Süden auf und erreicht in Hochlagen Bft 7.
In der kommenden Nacht lösen sich die Schauer im Südosten auf und die Wolken
werden dünner. Damit ist es abgesehen vom äußersten Süden meist klar und im
Nordosten und Osten sinken die Temperaturen örtlich in den leichten
Frostbereich. Im Süden und Südwesten liegen die Werte meist zwischen 4 und 10
Grad mit den höchsten Werten in Südbaden.
Der Gradient verschärft sich weiter, so dass auf den Gipfeln der Mittelgebirge
(außer westliche Mittelgebirge) stürmische Böen und Sturmböen auftreten.

Montag... verstärken sich sowohl das Bodenhoch über Südnorwegen als auch die
Höhenantizyklone dort. In der unteren Troposphäre erstreckt sich ein Keil nach
Südosten, der zusammen mit tiefem Luftdruck über Südwestfrankreich bei uns einen
recht kräftigen Gradienten produziert. Dies führt zusammen mit dem Tagesgang zu
einem deutlichen Aufleben des Ostnordostwindes in weiten Landesteilen,
wahrscheinlich ausgenommen Teile des Nordens und der Nordosten, wo es eher
schwachwindig bleibt.
Auch im Flachland muss dann häufig mit steifen Böen gerechnet werden, im
Südwesten und Süden auch mit stürmischen Böen. Auf einigen exponierten
Mittelgebirgsgipfeln gibt es Sturmböen, auf Schwarzwaldgipfeln sind schwere
Sturmböen möglich.
In der meist trocken-kühlen Luft herrscht häufig wolkenloser Himmel, wenn man
einmal von hohen Wolkenfeldern im äußersten Süden absieht. Die 850 hPa
Temperaturen liegen dann zwischen +6 Grad an der Westgrenze und -2 Grad an Oder
sowie Neiße und die Maxima in 2m Höhe dürften daher zwischen wenig über 10 Grad
an der Ostsee und bis 21 Grad am Oberrhein und ganz im Westen liegen.
Bei dem kräftigen und sehr trockenen Wind fühlt sich das aber deutlich kühler
an. Die Taupunkte liegen laut Mos am Montagnachmittag zwischen 0 und -5 Grad,
die gefühlten Temperaturen im Südwesten bei ca. 15 Grad.

In der Nacht zum Dienstag verstärkt sich das Hoch über Südskandinavien noch
etwas, an der Strömungskonstellation über Mitteleuropa ändert das aber nicht
viel. In den Niederungen schwächt sich der Wind mit der Abkopplung der
Grundschicht ab, während im höheren Bergland der Ostnordostwind nahezu
unvermindert anhält, Sturmböen auf exponierten Gipfeln inklusive.
Vor allem im östlichen Mittelgebirgsraum muss in ungünstigen Lagen mit leichtem
Frost gerechnet werden, gebietsweise gibt es in der Osthälfte Bodenfrost.

Dienstag... verlagert sich an der Südflanke des unverändert kräftigen und
quasistationären Höhenhochs über Südwestnorwegen ein aus dem Osteuropa-Trog
abends austropfendes kleinräumiges Höhentief bis Tagesende von Ungarn zu den
östlichen Alpen, wodurch die Konvektion im Alpenraum vielleicht etwas stärker in
Gang kommt als am Vortag. Dennoch reicht sie wohl nicht bis zum Bayerischen
Alpenrand. Dort reicht es wohl maximal nur zu etwas höher reichender
Quellbewölkung.
An der Druckkonstellation im Bodenfeld ändert sich nur wenig: Mit der sich im
Tagesgang erneut etwas vertiefenden quasistationären Tiefdruckrinne über
Frankreich verschärft sich der Gradient im Großteil des Landes (außer ganz im
Nordosten), vor allem um die Mittagszeit wird noch ein etwas stärker
ausgeprägtes Nordost-Südwest Druckgefälle simuliert als am Vortag (etwa 1009 hPa
im südwestlichen Dreiländereck stehen um 12 UTC 1031 hPa auf Rügen gegenüber).
Somit gibt es erneut verbreitet steife, in freien Lagen vor allem
Süddeutschlands sowie allgemein in den Hochlagen der Mittelgebirge auch
stürmische Böen aus Ost bis Nordost, auf exponierten Gipfeln treten Sturmböen
auf. Der Ochsenkopf und die Hornisgrinde könnten sogar schere Sturmböen bekommen
(Mosmix). Insgesamt greift das Windfeld nach Lesart der vorliegenden Modelle
etwas weiter nordostwärts, in etwa bis nach Südholstein, aus.
Ansonsten ändert sich nur wenig. Im Nordosten sowie an den Alpen ist es locker
bewölkt, sonst sonnig bei ähnlichen Höchstwerten wie am Vortag. Weiterhin wird
die Trockenheit durch die sehr trockene Luftmasse verschärft. Außerdem kann es
aufgrund des starken Ostwindes gebietsweise Staub- und Sandstürme geben.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren großräumig sehr ähnlich.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden