DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

18-04-2020 09:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 18.04.2020 um 10.30 UTC



Meist sonniges, mildes bis sehr mildes Hochdruckwetter ohne wesentliche
Niederschläge. Allerdings zeitweise starke bis stürmische Böen aus Nordost.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 25.04.2020


Dienstag ... befindet sich Mitteleuropa in 500 hPa zwischen einem sich
abschnürenden Trog über Osteuropa und dem Westen Russlands, einem abgetropften
Troganteil über Südwesteuropa und einer abgeschlossenen Antizyklone über
Nordeuropa. Bodennah ist vor allem das Hochdruckgebiet mit Schwerpunkt über
Skandinavien und eine flache Tiefdruckzone über Südfrankreich und der Iberischen
Halbinsel zu erwähnen. Diese Konstellation führt zwangsläufig in großen Teilen
des Bundesgebiets zu einer östlichen Strömung, bei der mäßig warme Luftmassen in
den Nordosten geführt werden (T850 hPa bis -3 Grad). Im Südwesten ist dagegen am
Rande der Tiefdruckzone noch etwas wärmere Luft vorhanden, die in 850 hPa bis +7
Grad reicht. Außerdem steht viel Sonne in Aussicht, wenngleich ein von der
Ukraine in Richtung Mitteleuropa gerichteter Randtrog zeitweise für ein paar
Wolken sorgen kann. Deutlich relevanter wird dagegen der auffrischende
Nordostwind sein, der im Süden und der Mitte zu starken bis stürmischen Böen
führt. In der Nacht zum Mittwoch setzt sich das Grundmuster des Tages fort.
Luftfrost ist wahrscheinlich nur mehr örtlich relevant, Frost in Bodennähe tritt
dagegen noch etwas verbreiteter auf.

Mittwoch ... verlagert sich der Schwerpunkt des Bodenhochs über Skandinavien
kaum. Allerdings weitet sich die Tiefdruckzone über Südwesteuropa etwas
nordwärts aus und lenkt in den äußersten Südwesten Deutschlands leicht feuchtere
Luft. Diese macht sich bemerkbar durch etwas dichtere Bewölkung und einem
geringen Schauerrisiko im Südschwarzwald. Ansonsten bleibt es trocken, sonnig
und der Nordostwind schwächt sich im Vergleich zum Vortag etwas ab.

Donnerstag bis Samstag ... ändert sich das Charakteristikum der
wetterbestimmenden Luftmasse kaum. In 850 hPa werden im Nordosten um +4 Grad
erreicht, am Oberrhein etwa +7 Grad. Außerdem ist die Luft weiterhin ziemlich
trocken. Daher ist es auch unwahrscheinlich, dass ein kleines abgetropftes und
später wieder eingebundenes Höhentief über dem Süden Deutschlands zu
wesentlicher Niederschlagsbildung führen kann - höchstens ein paar Wolkenfelder
können dadurch verursacht sein. Bodennah verlagert sich der Schwerpunkt des
Hochdruckgebiets langsam in Richtung Nordfinnland. Der Nordostwind ist weiterhin
gut spürbar und erreicht in Böen regional Bft 7. In den Nächsten ist in manchen
ungünstigen Lagen Frost in Bodennähe wahrscheinlich.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen EZMW-Laufs mit den Vorläufen wird als gut bewertet.
Wetterbestimmend wird wie schon erwähnt das Hochdruckgebiet über Nordeuropa
sein, das trockene, mäßig warme Luft nach Mitteleuropa lenkt. Weiterhin gibt es
dabei einen deutlichen Temperaturkontrast zwischen einem nur mäßig warmen
Nordosten und warmen Verhältnissen im Südwesten, außerdem kommt es zeitweise zu
einem frischen bis starken Nordostwind. Niederschlag wird im Mittelfristzeitraum
kaum erwartet.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die Übereinstimmung der verschiedenen Globalmodelle ist zu Beginn des
Mittefristzeitraum als gut zu beurteilen. Kleinere Unterschiede bestehen noch
bei der genauen Temperierung der Luftmasse, diese sind jedoch vernachlässigbar.
Etwas interessanter wird es ab Donnerstag, wenn sich der erwähnte Randtrog - der
nach Lesart EZMW später abtropft - von Ost- nach Mitteleuropa ausweitet. Während
GFS diese Variante zumindest ansatzweise stützt, simuliert ICON dagegen eine
glatte antizyklonale Höhenströmung über Mitteleuropa. Wesentliche Auswirkungen
haben diese Unterschiede allenfalls in den Bewölkungsverhältnissen. Am Freitag
bleibt ICON bei der stark ausgeprägten antizyklonalen Variante, während GFS
einen Randtrog über den Norden hinwegschwenken lässt. Die EZMW-Lösung mit der
Verlagerung des Höhentiefs von Süddeutschland nach Frankreich findet bei den
anderen Globalmodellen keine Gegenliebe. Zum Wochenende gehen dann die
Simulationen noch ein Stück weiter auseinander. Nachdem GFS bereits am Freitag
eine eher wechselhaftere Variante im Angebot hat, zieht EZMW am Samstag mit
einem heranrückenden Trog im Norden nach. Die damit verbundene Kaltfront könnte
in der erweiterten Mittelfrist eventuell ein bisschen Regen bringen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


EPS:
Die Rauchfahnen für repräsentative Orte in Deutschlands illustrieren die weiter
anhaltende Trockenheit in Deutschland. In weiten Teilen des Landes gibt es kein
Ensemble-Member, das bis zum Ende der Woche Niederschlag propagieren würde. Eine
Ausnahme ist der äußerste Süden und Südwesten, dort besteht eine geringe
Wahrscheinlichkeit für einzelne Schauer. Auch bei der Temperierung der Luftmasse
sind die Unsicherheiten verhältnismäßig gering, wenngleich im Norden und der
Mitte der Haupt- und Kontrolllauf bei der T850 hPa eher am unteren Rand der
Schwankungsbreite angesiedelt ist. Außerdem ist das absolute Temperaturniveau im
Norden und der Mitte etwas tiefer als im Süden.

CLUSTER:
+120 ... 168h: es liegt nur ein Cluster vor. Dieses zeigt in den ersten beiden
Zeitschritten ein "Blocking" an, zum dritten und letzten Termin das Muster
"atlantischer Rücken". Die positive Geopotentialanomalie Nord- und
Nordwesteuropa ist damit in weitgehend trockenen Tüchern, bevor sich zum
Wochenende der Trog von Nordrussland in den Norden Skandinaviens ausdehnt.

+192 ... 240h: mehr als ein Cluster ist auch in diesem Zeitraum nicht verfügbar.
Das Muster stammt aus dem Regime "Atlantischer Rücken", wobei davon sogar zwei
vorhanden sind. Der eine ist zunächst über dem nahen Ostatlantik positioniert
und wird später etwas abgebaut, der andere baut sich vor der Ostküste
Nordamerikas auf. Zumindest nach Lesart des EZMW ergibt sich für Europa
zunehmend eine Situation "Trog Nordeuropa". Die Wahrscheinlichkeit für etwas
sinkende Temperaturen und eine wechselhaftere Witterung steigen damit in der
erweiterten Mittelfrist leicht an.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


WIND:
Am Dienstag im Süden und der Mitte einzelne stürmische Böen (Bft 8) aus Nordost
wahrscheinlich, auf den Bergen Sturmböen (Bft 9), im Hochschwarzwald einzelne
schwere Sturmböen (Bft 10) nicht ausgeschlossen. In der Nacht zum Mittwoch im
Flachland etwas abschwächender Wind, auf den Bergen zunächst weiter anhaltend.
Am Mittwoch in diesen Regionen meist nur noch einzelne starke Böen, in den
Kammlagen stürmische Böen. Diese Aussagen werden vor allem auch durch EZMW-EPS
gestützt (Wahrscheinlichkeiten für Bft 8 > 30%).
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZ-det. und MOS-MIX
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VBZ Offenbach / Mag.rer.nat. Florian Bilgeri