DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

18-04-2020 07:30
SXEU31 DWAV 180800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 18.04.2020 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HNF a

In der Südwesthälfte einzelne Gewitter. Am Sonntag in den Südosten
zurückziehend. Starkregen und stürmische Böen möglich. Ab Sonntag auffrischender
Wind, Montag im Süden teilweise stürmische Böen, im Bergland Sturmböen.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... liegt ein blockierendes Hoch vor der südnorwegischen Küste nahe den
Färöern. Es wird gestützt durch einen nahezu ortsfesten Höhenkeil, der vom
zentralen Mittelmeerraum über Westdeutschland bis in Nordmeer reicht. Flankiert
wird dieser wiederum von einem Trog vor der westeuropäischen Küste und einem
großen Langwellentrog über Nordosteuropa. Ausgehend vom Bodenhoch erstreckt sich
ein Keil über Nordpolen zur Ukraine.
In dessen Einflussbereich dauert im Norden, Nordosten und in Teilen der Mitte
Deutschlands der Zustrom trocken-kühler kontinentaler Luft aus östlicher
Richtung an und unter Absinken gibt es nahezu ungehinderte Einstrahlung.

In den Westen und Süden gelangt an der Vorderseite des vor Westeuropa liegenden
Troges wärmere, feuchtere und labilere Luft. CAPE erreicht ca. 500 J/kg (wenig
gedeckelt), der Gehalt an niederschlagbarem Wasser steigt auf 25 mm. Über
Süddeutschland zeigt sich im Bodendruckfeld eine flache Tiefdruckrinne, die mit
konfluentem Windfeld auch einen gewissen Hebungsbeitrag liefert. Zudem sollte
die Auslösetemperatur in weiten Teilen West- und Süddeutschlands
erreichbar sein. Ein zu den Benelux-Staaten ablaufender schwacher Kurzwellentrog
liefert ganz im Westen etwas Hebung, so dass dort, im Süden und in der südlichen
Mitte konvektive Umlagerungen möglich sind.

Da sich die dynamische Hebung insgesamt aber sehr in Grenzen hält, ist die
Konvektion vor allem im Süden und Südwesten auch an die Orografie gebunden.
Ansonsten sollte sich die Konvektion vor allem nahe der Luftmassengrenze
ausbilden, die etwa vom Münsterland zum Vogtland verläuft. Mangels Scherung
dürfte es sich dabei um Einzelzellen ohne Unwettergefahr handeln. Starkregen
(vor allem im Westen) und stürmische Böen (im Süden und an der Grenze trockenen
Luft) sind nicht ausgeschlossen.

Nach wie vor bleibt ein großes Südwest-Nordostgefälle der Temperaturen bestehen.
Während in Ostseenähe Maxima wenig über 10 Grad erreicht werden, sind im
Südwesten bis 26 Grad zu erwarten.

In der Nacht zum Sonntag schwenkt über dem östlichen Mitteleuropa ein Randtrog
nach Süden mit dem die kühle Luft über dem Nordosten wieder südwärts an Boden
gut macht. Der Trog nimmt auch den kurzwelligen Troganteil, der den Rücken zuvor
überläuft, in sich auf. Auf der Trogvorderseite wird Hebung auch im Südosten
ausgelöst, so dass die schauerartigen Niederschläge, nachdem sie sich
schwerpunktmäßig in die östliche Mitte verlagert haben, sogar wieder aktiviert
werden können und dann nach Südosten ausbreiten. Ansonsten lässt die konvektive
Aktivität nach und es kann sich das ein oder andere Nebelfeld bilden.
Im Norden und Nordosten bleibt die (Boden)frostgefahr bestehen. In der
feuchteren Luft ist die Nacht eher mild.


Sonntag... kräftigt sich das über Südnorwegen liegende Höhenhoch sowie das
zugehörige Bodenhochdruckgebiet. Von dort aus reicht zudem ein Keil Richtung
Westpolen und Nordostdeutschland. Der Gradient über Deutschland verschärft sich
leicht und entsprechend frischt der östliche Wind etwas auf.
Dabei kann es im Bergland exponiert erste Windböen um 50 km/h geben, inwieweit
diese warnrelevant werden, bleibt abzuwarten.

Mit der auflebenden östlichen bodennahen Strömung dringt die trockenere Luft
wieder nach Südwesten vor und konvektive Umlagerungen sind im Süden zum einen
weniger wahrscheinlich als am Samstag, zum anderen auf die Bereiche südlich der
Donau, vielleicht sogar den Alpenrand beschränkt. Die Gewitterwahrscheinlichkeit
ist auch dort nur gering.

Mit dem Ausbreiten der trockenen, aber eben auch kühleren Luftmasse erfolgt
trotz fast ungehinderter Einstrahlung in den westlichen und südlichen
Landesteilen ein leichter Temperaturrückgang auf 18 bis 23 Grad. Selbst am
Oberrhein wird die 25 Grad-Marke eher nicht mehr erreicht.

In der Nacht zum Montag bläst sich das Hoch im Norden noch etwas weiter auf und
die kühlere und trockene Luft verdrängt die instabile Luftmasse auch aus dem
äußersten Süden.
Entsprechend breitet sich die (örtliche) Frostgefahr nach Südwesten aus, recht
häufig gibt es in der Nordosthälfte den Bodenfrost. Die entkoppelte Grundschicht
führt zur Ausbildung eines Lowlevel Jets knapp unterhalb von 900 hPa und im
Bergland zu vermehrten Böen Bft 7 bis 8 aus östlicher Richtung. Im Schwarzwald
sind exponiert auch Sturmböen Bft 9 aus Nordost bis Ost möglich.


Montag... verstärken sich sowohl das Hoch am Boden, als auch das in der Höhe
weiter. Vom Bodenhoch ausgehend erstreckt sich ein Keil nach Südosten, der
zusammen mit tiefem Luftdruck über Frankreich bei uns einen recht kräftigen
Gradienten produziert. Dies führt zusammen mit dem Tagesgang zu einem deutlichen
Aufleben des Ostnordostwindes in weiten Landesteilen, wahrscheinlich ausgenommen
Teile des Nordens und der Nordosten, wo es eher schwachwindig bleibt.

Auch im Flachland muss dann häufig mit steifen Böen gerechnet werden, im
Südwesten und Süden auch mit stürmischen Böen. Auf Schwarzwaldgipfeln gibt es
Sturmböen, möglicherweise auch schwere Sturmböen. In der meist trocken-kühlen
Luft herrscht häufig wolkenloser Himmel, so dass fast überall anhaltend die
Sonne scheint.
Die 850 hPa Temperaturen liegen dann zwischen +10 Grad an der Westgrenze und -2
Grad an Oder und Neiße und die Maxima in 2m Höhe dürften zwischen wenig über 10
Grad an der Ostsee erreichen und bis 22 Grad am Oberrhein und ganz im Westen.

Bei dem kräftigen und sehr trockenen Wind fühlt sich das aber deutlich kühler
an. Die Taupunkte liegen laut Mos am Montagnachmittag zwischen 0 und -5 Grad,
die gefühlten Temperaturen im Südwesten bei ca. 15 Grad.
In der Nacht zum Dienstag verlagert sich der Hochschwerpunkt leicht nach Süden,
an der Strömungskonstellation über Mitteleuropa ändert das aber nicht viel.
Außer vielleicht das der Gradient langsam etwas schwächer wird. In tiefen Lagen
führt das zu einer Abschwächung des Windes, im Bergland hält der Ostnordostwind
nahezu unvermindert an.
Vor allem im östlichen Mittelgebirgsraum muss in ungünstigen Lagen mit leichtem
Frost gerechnet werden, recht verbreitet gibt es Bodenfrost.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren großräumig sehr ähnlich. Unterschiede betreffen Details,
vor allem in Fragen der Konvektion. Die diesbezüglichen Warnungen sind aber
sowieso im Nowcasting zu machen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner