DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

15-04-2020 17:01
SXEU31 DWAV 151800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 15.04.2020 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Ruhige Hochdruckrandlage meist ohne markante Wettergefahren. Erst am Samstag im
südwest- und westdeutschen Bergland leichte Gewitterneigung.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland unter einem Höhenkeil, der von der
Apenninen-Halbinsel nach Mitteleuropa und über die Britischen Inseln hinweg in
den mittleren Nordatlantik gerichtet ist. Die leicht mäandrierende Frontalzone
verläuft von der Grönlandsee über Südskandinavien hinweg zur Ukraine. Ein darin
eingelagertes Tief wird unter Intensivierung zum Finnischen Meerbusen gesteuert.
Dessen Kaltfront erreicht schleifend die Dänischen Inseln. Dieses Tief bewirkt
im Nordosten nur eine allmähliche Gradientabnahme, so dass bis Donnerstagfrüh an
der Ostseeküste Böen bis Bft 7 auftreten, wogegen weiter in Binnenland der Wind
abflaut.
Durch den Höhenkeil wird ein ausgedehntes Bodenhoch gestützt, dessen Schwerpunkt
über dem Dinarischen Gebirge aufweist und das sich brückenartig bis in den
mittleren Nordatlantik erstreckt. Darunter bleibt der Gradient gering.
Großräumiges Absinken lässt noch vorhandene Bewölkung abgesehen von einigen
Wolkenfeldern im hohen Niveau verschwinden, so dass sich vor allem im Süden und
Südosten sowie im Bergland verbreitet Luftfrost einstellt. Ansonsten muss im
Süden und in Teilen der Mitte mit Frost zumindest in Bodennähe gerechnet werden.
In ungünstigen Lagen ist auch dort leichter Luftfrost nicht auszuschließen.

Donnerstag ... wölbt sich in Richtung Island und Ostgrönland ein breiter
Höhenrücken auf. Durch diesen wird der nordwestliche Teil der Hochbrücke
gestützt und es bildet sich zwischen Island und Schottland ein ausgedehntes
Bodenhoch aus. Der südöstliche Teil der Hochbrücke wird dagegen abgebaut bzw.
dessen Reste werden nach Südosteuropa und in die Schwarzmeerregion abgedrängt.
Zwischen dem sich kräftigenden Hoch und einem Tiefdruckkomplex über
Nordosteuropa kommt eine steile nordwestliche, aber schwache Strömung in Gang,
was die Kaltfront des nach Westrussland ziehenden Bodentiefs etwas nach Süden,
d.h. in den Norden und Nordosten Deutschlands, drückt. Wie bereits bei den
Kaltfronten zuvor handelt es sich erneut um eine stabile aktive Kaltfront. Deren
Wetterwirksamkeit beschränkt sich auf St-Sc-Felder ohne Niederschläge. An der
Vorpommerschen Ostseeküste können noch ein paar Windböen auftreten, sonst ist
der Wind nicht warnrelevant.
Bedingt durch großräumiges Absinken und advektive Prozesse erwärmt sich die
Luftmasse, so dass am Nachmittag 17 bis 23, in Oberrheinnähe bis 25 Grad
erreicht werden. Nur ganz im Norden und Nordosten wird es mit 12 bis 16 Grad
noch nicht so warm.
In der Nacht zum Freitag kräftigt sich das in die nördliche Nordsee verlagernde
Hoch und schiebt einen Keil in den Nordwesten Deutschlands. Hierdurch kommt die
Kaltfront noch ein wenig nach Süden voran, löst sich aber über dem Nord- und
Nordostdeutschen Tiefland auf. Postfrontal ist bei Aufklaren im Norden und
Nordosten in Erdbodennähe leichter Frost zu erwarten; in ungünstigen Lagen ist
leichter Luftfrost möglich. Ansonsten ist leichter Frost auf die östlichen
Mittelgebirge beschränkt.

Freitag ... richtet sich der vom westlichen Mittelmeer über die Nordsee hinweg
bis nach Ostgrönland reichende Höhenrücken noch etwas auf. Dies geht mit einer
Verkürzung der Wellenlänge einher, die zum einen durch einen sich etwas
nähernden Höhentiefkomplex westlich der Biskaya, zum anderen über Osteuropa
liegenden breiten Trog bedingt ist, der sich leicht nach Süden ausweitet. An der
Südostflanke des mit dem Höhenrücken korrespondierenden Bodenhochs, das vor
Südnorwegen liegt, gelangt in den Norden und Nordosten Deutschlands Polarluft.
Im Südwesten und Süden erwärmt sich die Luftmasse weiter. Während bei weiterhin
nahezu ungehinderter Einstrahlung sich in Ostseenähe tendenziell eher ein
leichter Temperaturrückgang abzeichnet und an einigen Küstenabschnitten die 10
Grad-Marke nur mit Mühe erreicht wird, steigt im Südwesten und Süden in tieferen
Lagen die Temperatur bis 26 Grad.
In der Nacht zum Samstag schwenkt der nördliche Teil des Höhenkeils ostwärts,
wogegen dessen südlicher Teil nahezu ortsfest ist. Bis Samstagfrüh erreicht die
Achse des Keils den Südwesten und den äußersten Westen Deutschlands, so das in
diese Gebiete etwas feuchtere Luft gelangen kann. Dies macht sich zunächst
jedoch nur in Form von mittelhoher und hoher Bewölkung bemerkbar. Im Norden und
Nordosten sowie im östlichen Mittelgebirgsraum kann es bei Aufklaren leichten
Bodenfrost und in ungünstigen Lagen auch leichten Luftfrost gegen, wogegen es
sonst frostfrei und im Südwesten unter Wolken mit Tiefstwerten um 10 Grad
vergleichsweise mild bleibt.

Samstag ... verbleibt die Achse des Höhenkeils über dem Westen und Südwesten
Deutschlands. Das korrespondierende Bodenhoch mit Schwerpunkt über der
Norwegischen See erstreckt sich mit einem Keil über den Nordosten Deutschlands
hinweg zu den Waldkarpaten. In dessen Bereich dauert im Norden, Nordosten und in
der Mitte Deutschlands die nahezu ungehinderte Einstrahlung an.
In den Westen und Süden gelangt an der Vorderseite eines vor der Iberischen
Halbinsel liegenden Troges dagegen wärmere, feuchtere und labilere Luft. CAPE
erreicht ca. 500 J/kg (ist aber gedeckelt), der Flüssigwassergehalt steigt auf
etwas über 20 mm. Über Belgien und Ostfrankreich bildet sich zudem eine flache
Tiefdruckrinne. Die Auslösetemperatur sollte in tieferen Lagen West- und
Südwestdeutschlands erreichbar sein. Da die Dynamik jegliche Unterstützung
verweigert, dürften mögliche konvektive Umlagerungen an die Orografie (westliche
und südwestdeutsche Mittelgebirge bis hin zum Allgäu, mit geringerer
Wahrscheinlichkeit Bayerische Alpen) gekoppelt sein. Mangels Scherung dürfte es
sich dabei im Wesentlichen um Einzelzellen ohne Unwettergefahr handeln.
Nach wie vor bleibt eine ausgeprägte Nordost-Südweststaffelung in Bezug auf die
Temperaturen bestehen. Während in Ostseenähe nur Maxima um oder etwas über 10
Grad erreicht werden, sind im Südwesten bis 26 Grad zu erwarten.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebene Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten. Bemerkenswert sind die Niederschlagssignale, die GFS wiederholt zeigt,
für die es synoptisch jedoch keine Erklärung gibt.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann