DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

14-04-2020 06:30
SXEU31 DWAV 140800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 14.04.2020 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Hochdruckeinfluss mit trockenen Luftmassen und Nachfrostgefahr. Im Nordosten
windig, an der See vereinzelt stürmisch. Am Donnerstag von Südwesten allmählich
feuchtere Luftmassen.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... befindet sich ein kräftiges Höhentief über Nordosteuropa.
Demgegenüber steht ein eigenständiges Höhenhoch bei den Britischen Inseln.
Deutschland liegt zwischen den beiden Schwergewichten in einer nördlichen
Höhenströmung, mit der kalte Luftmassen polaren Ursprungs nach Deutschland
geführt werden. So liegt die 850 hPa Temperatur verbreitet unter -5 Grad.

Die eingeflossene Kaltluft ist zudem sehr trocken, wie man gut den Taupunkten
entnehmen kann. Die liegen vielfach im Frostbereich, in der Südhälfte auch unter
-5 Grad. Entsprechend kalt ist die Vornacht gewesen, wo in den klaren Gebieten
häufig Frost aufgetreten ist. Im Nordstau von Erzgebirge und Thüringer Wald hat
es in den Morgenstunden noch ein wenig Neuschnee gegeben. Die Glättesituation
entspannt sich in den Vormittagsstunden nun aber rasch wieder.

Neben der Trockenheit hat die Luftmasse auch noch eine weitere Eigenschaft, sie
ist sehr stabil, was sich an den Lapse Rates zeigt, die zum Teil nur bei 0.3
K/100m liegen. Woher dies geringen Werte kommen erkennt man, wenn man sich die
aktuellen Soundings anschaut und auch in den Prognosesounding kommt dies klar
zum Tragen. Bei etwa 800 hPa (2km) gibt es eine kräftige Absinkinversion mit
darüber liegendem Temperaturanstieg.

Verantwortlich für das Absinken ist das Höhenhoch mit korrespondierendem
Bodenhoch, das heute bei den Britischen Inseln zu finden ist. Dabei spricht
Absinken zunächst einmal für beständiges Wetter, dass aber nicht zwingend
überall freundlich ist. Mit der Anströmung von der Nordsee kann die Luftmasse im
Nordwesten unterhalb der Inversion anfeuchten, sodass sich eine dünne
Stratusbewölkung etwa mit Höhe bei 850 bis 800 hPa ausbilden kann. Dies hat in
den vergangenen Nachtstunden den Frost verhindert, sorgt aber im Tagesverlauf
dafür, dass sich die Sonne dort häufig rar macht. Vereinzelt können vielleicht
auch noch ein paar Spritzer Regen herausfallen. Die dünne Stratusschicht kommt
etwa bis zum Nordrand der westlichen Mittelgebirge voran.

Im Osten und Süden scheint die Sonne hingegen häufiger. Zwar bilden sich im
Tagesverlauf einige Quellwolken, der freundliche Charakter sollte aber
überwiegen.

Warntechnisch relevant für den Tag ist der Wind. Der wird im Tagesverlauf etwas
zulegen. Vor allem in Küstennähe kann es dann bei auflandigem Wind starke Böen
geben. Die Böigkeit kann sich dem CD2 EPS folgend bis zum Nachmittag auch etwas
landeinwärts vorarbeiten, ehe der Wind sich zum Abend wieder zur See
zurückzieht.

Die Höchstwerte liegen im Westen und Südwesten sowie im Osten häufig im
zweistelligen Bereich, im Südosten und Nordwesten bleibt es hingegen oft bei
einstelligen Werten.

In der Nacht auf Mittwoch verschiebt sich das Zentrum des Bodenhochs allmählich
nach Deutschland. Damit wird in vielen Regionen eine windschwache Nacht
erwartet. In Verbindung mit der trockenen Luftmasse wird in vielerorts die
kälteste Nacht der Woche erwartet. Von der Mitte bis in den Süden gehen die
Tiefstwerte verbreitet in den leichten bis mäßigen Frostbereich zurück. Am Boden
gibt es vielfach mäßigen, nach Süden vereinzelt auch strengen Frost.

Etwas anders schaut es nach Norden aus, wo an der Nordflanke des Hochs WLA
wirksam ist, die für einige Wolkenfelder sorgt, die teils auch dichter sind.
Entsprechend bleibt es häufiger frostfrei.

Neben dem Frost steht noch der Wind auf dem Warnzettel. Mit der Verlagerung des
Bodenhochs nach Deutschland, kann sich der Luftdruckgradient an seiner
Nordostflanke verstärken, sodass der Wind im Nordosten (ausgehend von den
Nordfriesischen Inseln) lebhaft bleibt und vor allem an der Vorpommerschen
Ostseeküste auch noch etwas zunimmt. So ist nicht ausgeschlossen, dass auf dem
Darß oder Rügen einzelne stürmische Böen auftreten. Weiter landeinwärts bleibt
der Wind zwar ebenfalls spürbar, wohl aber nicht im warnwürdigen Bereich.

Auch an der Südwestflanke des Hochs nimmt der Gradient zu, abgesehen von Bft 7
Böen in höheren Berglagen bleibt der Wind aber nicht erwähnenswert.

Mittwoch... verbleibt die Bodenhochdruckzone gestützt durch den kräftigen
Höhenrücken in Nordwest-Südost-Erstreckung über Deutschland liegen. Die
Luftmasse ist weiterhin sehr trocken vor allem auch bodennah mit einem großen
Spread beim Taupunkt. Zwar kann man in den Prognosesoundings immer noch eine
Absinkinversion erkennen (mittlerweile bei 900 hPa). Durch die weitere
Abtrocknung infolge des Absinkens und auch die geänderte Anströmungsrichtung
(nicht mehr von der Nordsee) ergibt sich vielerorts ein sehr sonniger Tag, in
der Südhälfte fast ohne eine Wolke.

Im Nordosten sorgt die abziehende WLA noch für einige Wolkenfelder in der ersten
Tageshälfte, ehe es zum Nachmittag auch dort länger sonnig ist.

Dazu wird es häufig wieder deutlich wärmer, als an den Vortagen. Das liegt vor
allem an der veränderten Druckkonstellation. Die nördliche Anströmungsrichtung
ist abgeschnitten und von Westen kommen wieder positive 850er (häufig bereits
über 5 Grad) ostwärts voran. So kann an Saar und Oberrhein sowie anderen
bevorzugten Flusstälern im Südwesten bereist die 20 Grad Marke wieder erreicht
werden. Deutlich kälter ist es von Schleswig-Holstein bis nach
Mecklenburg-Vorpommern mit Werten zwischen 10 und 15 Grad.

Einzig warnrelevant ist weiterhin der Wind an der Nordostflanke des Bodenhochs.
So können im Tagesverlauf etwa nordöstlich der Elbe einzelne Windböen auftreten,
die am Abend wieder rasch nachlassen. Auf Rügen sind an exponierten
Küstenabschnitten auch noch stürmische Böen möglich.

In der Nacht auf Donnerstag dominiert weiter das Absinken infolge des breiten
Höhenrückens. Entsprechend wird die Nacht häufig gering bewölkt oder klar und
die Tiefstwerte sinken wieder nahe an den Frostbereich. Zwar wird es mit den
deutlich milderen Luftmassen nicht mehr ganz so kalt wie zuvor. Aufgrund der
windschwachen Verhältnisse kann sich aber sicherlich wieder eine dünne
Kaltlufthaut ausbilden, sodass es punktuell, vor allem nach Süden auch häufiger
nochmal für Frost reicht. Am Boden sollte dies ohnehin häufiger der Fall sein,
vereinzelt ist in 5 cm auch nochmal mäßiger Frost möglich.

Im Nordosten sind neben hohen Wolkenfeldern auch vereinzelt tiefe Wolken in Form
einer dünnen Stratusschicht zu erwarten. Dies wird sowohl von ICON, als auch EZ
gezeigt. Im weniger grenzschichtaffinen GFS ist diese Stratusdecke hingegen
nicht zu sehen. Mit den Wolken bleibt es damit in Schleswig-Holstein und
Mecklenburg-Vorpommern milder und auch Bodenfrost sollte zumeist kein Problem
sein.

Dazu trägt auch der Wind bei, der im Nordosten weiterhin spürbar aus westlichen
Richtungen weht und an der Ostsee auch noch warnwürdig mit einzelnen Bft 7 Böen
ausfällt.

Donnerstag... schwächt sich der Hochdruckeinfluss ab. Damit gewinnt die
Frontalzone wieder stärkeren Einfluss auf Deutschland. So kann sich eine
Kaltfront in den Nordosten schieben. Diese bringt dort zwar keinen Regen, aber
zumindest einige dichtere Wolkenfelder, die zeitweise den Sonnenschein
unterbinden.

Auch von Südwesten her wird die Hochdruckzone angeknabbert. So gewinnt die
Vorderseite eines Höhentiefs vor Küste der Iberischen Halbinsel allmählich an
Einfluss auch auf Mitteleuropa. Das zeigt sich vor allem in Form von
Wolkenfeldern in der zweiten Tageshälfte. Vielleicht kann sich über dem Bergland
auch der ein oder andere Schauer bilden.

Abgesehen von den Schwachstellen im Nordosten und Südwesten ist erneut ein
langanhaltend sonniger Tag zu erwarten. Dabei verschärfen sich die
Luftmassengegensätze über Deutschland. So werden von Schleswig-Holstein bis nach
Mecklenburg-Vorpommern weiter nur 10 bis 15 Grad erwartet (Kaltfront), während
nach Südwesten wieder die 25 Grad Marke ins Visier genommen wird (warme und
allmählich auch feuchtere Luftmasse).

Wind sollte mit dem sich abschwächenden Hochdruckeinfluss kein Thema mehr sein.
Vielleicht sind anfangs auf Rügen noch ein paar Bft 7 Böen möglich.

In der Nacht auf Freitag ist über dem Norden und Nordosten rückseitig der
Kaltfront etwas KLA wirksam. Im Laufe der Nacht bekommt die Wolkendecke dort
wieder größere Lücken, sodass vereinzelt Tiefstwerte um 0 Grad denkbar sind. Vor
allem am Boden besteht im Norden und Osten Frostgefahr.

Im Südwesten ausgreifend bis in die mittleren Landesteile ist eine ganz andere
Luftmasse wetterwirksam. Diese ist deutlich milder und auch zunehmend feuchter,
sodass die Tiefstwerte teils zweistellige bleiben. Dafür sorgen auch einige,
zeitweise auch dichtere Wolkenfelder. Hier und da kann es in der Südhälfte auch
ein paar Schauer geben. Nennenswerter Niederschlag dürfte aber nicht fallen.



Modellvergleich und -einschätzung
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Es lassen sich im kurzfristigen Vorhersagebereich keine nennenswerten
Modellunterschiede finden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer