DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

13-04-2020 07:01
SXEU31 DWAV 130800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 13.04.2020 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
H B
Erneut von Norden her Kaltluftvorstoß. Zuvor einzelne kurze Gewitter, teils mit
stürmischen Böen, im Süden Starkregen um 15 mm nicht auszuschließen. In
Küstennähe stürmische Böen, exponiert Sturmböen bis Bft 9. Danach abgesehen von
einzelnen stürmischen Böen an der Ostseeküste kaum noch markante Wettergefahren.
In den Nächten jedoch verbreitet leichter in Erdbodennähe sowie im Bergland auch
mäßiger Frost.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... liegt Deutschland am Rande eines blockierenden Hochs mit Schwerpunkt
über Schottland, das durch einen Keil gestützt wird, der vom mittleren
Nordatlantik bis ins Nordmeer reicht. Dieser Keil wird durch einen kräftigen
Trog flankiert, der sich über Skandinavien nach Süden ausweitet. Das
korrespondierende Bodentief hat sich über Karelien festgesetzt. Die Kaltfront
dieses Tiefs dringt von Norden her rasch über die Mittelgebirge hinweg bis in
den Süden vor und erreicht gegen Abend die Alpen. Unmittelbar vorderseitig ist
die Schichtung leicht labil, so dass durch schwache präfrontale Hebung einzelne
kurze Gewitter ausgelöst werden können. Dabei sind stürmische Böen nicht ganz
auszuschließen.
Die eigentliche Frontpassage erfolgt hingegen stabil, mit Frontpassage gehen die
Temperaturen im 850 hPa-Niveau auf -4 bis -8 Grad (ganz im Norden) zurück,
wogegen mitteltroposphärisch die Abkühlung bis unter -35 Grad erst später folgt
und auf den Nordosten Deutschlands beschränkt ist. Daher können dann von der
Ostsee her einzelne Schauer aufkommen. Im Frontbereich und rückseitig frischt
der Wind auf, so dass im Norden und in der Mitte Windböen, an der Küste und im
höheren östlichen Bergland stürmische Böen aufkommen. In exponierten Lagen
(Nordfriesland, Ostseeküste, exponierte Berggipfel) sind einzelne Sturmböen bis
Bft 9 möglich. Die ageostrophische Verstärkung ist durch das antizyklonale
Ausfließen und den Tagesgang bedingt. Zum Abend hin sollte der Wind abflauen, so
dass Windböen an der See sowie im küstennahen Binnenland und exponiert einzelne
stürmische Böen übrigbleiben. Entsprechende Warnungen sind bereits ausgegeben.
Im Süden entfaltet der Tagesgang insofern Wirkung, als dass dort präfrontal
vermehrt mit einzelnen Gewittern zu rechnen ist. Dort ist die Schichtung leicht
labil; CAPE erreicht 500 J/kg, allerdings liegt der Gehalt an niederschlagbarem
Wasser noch unter 20 mm, auch die Scherung ist vernachlässigbar. Somit dürfte es
sich im Wesentlichen um Einzelzellen handeln. Starkregen um 15 mm und Sturmböen
bis Bft 9 (COSMO-D2!) sind wenig wahrscheinlich, aber nicht ganz auszuschließen.
Aufgrund der vorherigen Trockenheit ist es ohnehin fraglich, ob hinsichtlich der
Niederschläge gewarnt werden muss.
Bedingt durch die übergreifende Kaltfront sind die Tageshöchsttemperaturen stark
gestaffelt. Im Norden und in Teilen der Mitte sind nur noch Maxima um 10 Grad zu
erwarten, im Süden in tieferen Lagen werden noch einmal um oder etwas über 20
Grad erreicht. Ansonsten bewegen sich die Temperaturen zwischen 12 und 18 Grad,
bevor mit dem Übergreifen der Kaltfront ein genereller Temperaturrückgang
eingeleitet wird.
In der Nacht zum Dienstag schwenkt der Trog in Richtung Alpen, wodurch arktische
Polarluft bis in den Alpenraum vorstößt. Staubedingt kommt es an den Alpen noch
zu Niederschlägen, die in Schnee übergehen. Dabei kommen einige bis etwa 5, am
östlichen Alpenrand vielleicht auch um 10 cm Schnee zusammen. Dabei dürfte es
sich auch um das Maximum handeln, was die sehr trockene, von Nordeuropa
vordringende Luftmasse hergibt. Im Alpenvorland kann zudem mit geringer
Wahrscheinlichkeit Glätte auftreten. Verbreitet klart es auf. Der Wind flaut ab,
an der Küste sind aber noch Windböen bis Bft 7 möglich. Relativ großflächig ist
leichter, in Erdbodennähe vor allem im Bergland auch mäßiger Frost zu erwarten.

Dienstag... schwenkt der Trog weiter in Richtung Adria, nachfolgend stellt sich
über Mitteleuropa eine antizyklonale nördliche Strömung ein, was durch die
Ausweitung eines flachen Höhenkeils in Richtung Südskandinavien bedingt ist.
Hierdurch wird das Bodenhoch über den Britischen Inseln gestützt, das sich mit
einem Keil über Westdeutschland hinweg bis nach Serbien ausweitet. Dabei stellt
sich in weiten Teilen Deutschlands eine schwachgradientige Lage ein. In
Küstennähe und ganz im Nordosten kann der Wind jedoch noch einmal mit Böen bis
Bft 7 tagesgangsbedingt warnrelevant werden.
Absinken im Bereich des Bodenhochs lässt keine nennenswerte Wolkenbildung zu.
Allerdings zieht im Tagesverlauf im Nordwesten Bewölkung auf, die an die
Warmfront eines Tiefs östlich von Grönland gekoppelt ist. Dabei bleibt es
weitgehend niederschlagsfrei. Mit Tageshöchsttemperaturen zwischen 7 und 13 Grad
wird es spürbar kühler als an den Tagen zuvor.
In der Nacht zum Mittwoch läuft in die steile nordwestliche Strömung ein Trog
herein, der Island überquert. Vorderseitig einsetzender Druckfall leitet einen
Abbau des Hochs über den Britischen Inseln ein, wogegen sich der Schwerpunkt des
Bodenhochs, der über Südosteuropa liegt, eher noch kräftigt. Über Deutschland
bleiben geringe Luftdruckgegensätze bestehen. Absinken lässt verbreitet den
Himmel aufklaren, wodurch sich großflächig leichter und am Erdboden mäßiger
Frost einstellt. Eine Ausnahme stellt der Norden und Nordosten Deutschlands dar.
Diese Gebiete werden aufgrund der Nähe zur Frontalzone von mehrschichtiger
Bewölkung gestreift, außerdem kommt dort auch der Wind nicht zur Ruhe. An der
Ostsee treten Wind- und exponiert stürmische Böen auf. Hierdurch bleibt es in
diesen Gebieten weitgehend frostfrei.

Mittwoch... rückt der wetterbestimmende Keil bis nach Mitteleuropa vor, so dass
frontale Prozesse das Vorhersagegebiet nicht erfassen können. Da sich der Keil
bis in den mittleren Nordatlantik und von dort weiter bis nach Westgrönland
erstreckt, regeneriert sich das Bodenhoch westlich der Britischen Inseln.
Zwischen diesem Hoch und dem über Südosteuropa liegenden Bodenhoch kommt eine
Hochbrücke zustande, deren Achse über Deutschland liegt und die weiterhin für
geringe Luftdruckgegensätze sorgt. An dessen Nordflanke bleibt jedoch etwas
Gradient bestehen, so dass bis ins küstennahe nördliche und nordöstliche
Binnenland hinein mit Hilfe des Tagesganges Windböen und in exponierten Lagen an
der Ostseeküste einzelne stürmische Böen auftreten können.
Absinken sorgt für nahezu ungehinderte Einstrahlung, so dass sich hierdurch,
aber auch advektiv, die Luftmasse wieder erwärmen kann. In tieferen Lagen West-
und Südwestdeutschlands sind dann wieder bis 20 Grad möglich. An den Küsten und
im höheren östlichen Bergland werden Maxima um 10 Grad erreicht. Im weitaus
größten Teil Deutschlands bewegen sich die Temperaturen zwischen 12 und 18 Grad.

In der Nacht zum Donnerstag greift die Kaltfront eines sich intensivierenden und
in der Frontalzone zum Finnischen Meerbusen ziehenden Tiefs schleifend auf den
äußersten Norden und Nordosten Deutschlands über. Dabei handelt es sich erneut
um eine stabile aktive Kaltfront ohne Niederschläge. Hierdurch kommt der Wind an
der Ostsee nicht zur Ruhe und bleibt wahrscheinlich warnrelevant.
Ansonsten ändert sich die Druck- und Geopotentialverteilung nur wenig.
Verbreitet klart es auf, so dass erneut leichter, in Erdbodennähe vor allem im
östlichen Mittelgebirgsraum sowie nach Südosten hin noch einmal mäßiger Frost
auftritt.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen weitgehend die oben beschriebene Entwicklung.
Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten
Unterschiede ableiten. Allerdings ist es noch unsicher, ob in der Nacht zum
Donnerstag die Kaltfront bereits auf den äußersten Norden und Nordosten
Deutschlands übergreift. Externe Modelle (EZMW(12), GFS, kanadisches Modell)
lassen diese Front nicht so rasch nach Süden vorankommen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann