DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

06-04-2020 07:01
SXEU31 DWAV 060800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 06.04.2020 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Sa

Im Norden leicht zyklonal mit geringem Schauerrisiko, sonst stabil und trocken.
Tagsüber mild mit in den Nächten weiterhin vorhandener Gefahr von leichtem Frost
in Bodennähe.


Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
--------------------------------------------------------------
Montag... wird die blockierte Höhenströmung über Europa weiter aufrechterhalten.
Im Zuge einer "split flow"-Konfiguration wird der Polarfrontjet über
Skandinavien und der Subtropenjet über Nordafrika abgelenkt und beide umrahmen
eine "Hoch-über-Tief"-Blockade über Mittel- und Südeuropa. Dabei ist jedoch der
hauptsächliche Blockierungsmechanismus im diabatischen Input/outflow aus dem
umfangreichen Höhentrog über dem Nordostatlantik zu finden, der einen
Höhenrücken über Mitteleuropa stützt. Das dazu korrespondierende Bodenhoch mit
den Namen KEYWAN wird hingegen durch kräftige KLA rückseitig eines
Langwellentroges über dem Westen Russlands gestützt, bleibt daher mobil und
ermöglich dem Bodenhoch-Keil Gebilde eine beständige ausgeprägte vertikale
Achsenneigung. Summa summarum also keine hochreichend warme Antizyklone mit
neutraler Achsenneigung und somit ein Fels in der aus Westen anbrandenden
Strömung, sondern ein eingefahrener frühlingshafter Wetterabschnitt, der durch
wiederholte Regeneration des Keils am Leben erhalten wird. Allerdings sind
solche Arten der Blockade selten ortsfest und je nach Ausprägung der thermischen
Advektionsstärke gewissen räumlich-zeitlichen Schwankungen unterworfen. Daher
kann auch die Kurzfrist über nicht deutschlandweit von einem ungetrübten
Hochdruckwetter gesprochen werden. Aber wollen wir mal nicht zu streng sein mit
den Aussichten, die zusammengefasst doch als frühlingshaft bezeichnet werden
können.

Heute (Montag, der 06. April) tagsüber sorgt beständige Subsidenz und eine
trockene Troposphäre (PWATs von teils unter 5 mm) von der Früh bis zum Abend für
viel Sonnenschein und für nur einzelne Quellwolken über den Bergen
Süddeutschlands. Einzig am Niederrhein muss im Nachmittagsverlauf und Abend mit
ausgedehnten Wolkenfeldern im Zuge einer Kaltfrontannäherung gerechnet werden.
Müßig zu sagen, dass es überall trocken bleibt. Der Südwind weht meist schwach,
nur entlang des Erzgebirges und in der Lausitz zeitweise böig (Bft 7) und die
Höchstwerte liegen heute zwischen 17 Grad im Küstenumfeld und 24 Grad entlang
des Rheins.

In der Nacht zum Dienstag wandert der Höhenkeil geringfügig in Richtung Polen
und Tschechische Republik, was jedoch bereits einer Kaltfront ermöglicht in den
Nordwesten Deutschlands voranzukommen. Dort verläuft die Nacht daher zunehmend
stark bewölkt mit einzelnen schwachen Schauern. Ansonsten wird wieder eine klare
und trockene Nacht erwartet. Die Tiefstwerte liegen um +8 Grad im Nordwesten und
gehen dank guter Ausstrahlung ansonsten auf +4 bis 0 Grad zurück. Im gesamten
Süden und gebietsweise über der Mitte und dem Osten tritt leichter Frost in
Bodennähe auf. Der Wind weht im Norden schwach aus West und sonst kaum merklich
aus unterschiedlichen Richtungen. Je nach Feuchteeintrag und postfrontalem
Auflockern sind im äußersten Nordwesten einzelne Nebelfelder nicht
ausgeschlossen.


Dienstag... steigen das Geopotential und auch der Bodendruck über Deutschland
geringfügig an, sodass sich die Front über Norddeutschland mehr oder weniger vor
Ort auflöst. Bedeutet, dass in einem Streifen von der Eifel über Hessen und den
Harz in Richtung Oder zunächst viele Wolken das Himmelsbild prägen und hier und
da kann auch noch ein kurzer und schwacher Schauer auftreten. Diese Wolken
lockern sich im Tagesverlauf jedoch im Zuge der erwarteten Frontolyse zunehmend
auf und machen längerem Sonnenschein Platz. Dennoch kann dank der
fortgeschrittenen Jahreszeit mit der erwarteten partiellen Einstrahlung und
vorhandenen Feuchte weiterhin noch der eine oder andere Schauer im
Nachmittagsverlauf ausgelöst werden.
Postfrontal beginnt der Tag im Nordwesten hingegen locker bewölkt und hier regt
diabatischer Input im Tagesverlauf die Bildung von meist seichter (bis rund 800
hPa reichender) Quellbewölkung an, wobei jedoch die Schauerneigung gering
ausfallen sollte, zumal im Tagesverlauf durch den lockeren Aufzug hoher
Bewölkung der Tagesgang der Konvektion teilweise bereits früh gemindert bzw.
unterbunden wird. Bedeutet also im Verlauf des Nachmittags und Abend neben den
angesprochenen lockeren Cirren eine Abnahme der Quellbewölkung und eine Zunahme
des Sonnenscheins. Südlich vom Main bleibt es sonnig und trocken, sieht man von
einzelnen Quellwolken über den Bergen ab, die der Thermik zugeordnet werden
können. Bei auflandigem Wind verbleiben die Höchstwerte im Ostseeumfeld teils
unter 15 Grad und sonst im Norden zwischen 17 und 21 Grad. Über der Mitte und
dem Süden wird es mit 19 bis 24 Grad erneut frühlingshaft mild und das bei meist
schwachen Winden aus Nord bis Nordost. Einzig auf exponierten Kammlagen des
Hochschwarzwaldes sind einzelne Windböen Bft 7 aus Nordost nicht ausgeschlossen.


Die Nacht zum Mittwoch verläuft warntechnisch weiterhin sehr ruhig. Im Norden
ziehen lockere Wolkenfelder vorüber, die keinen Niederschlag bringen und lokal
kann sich ein Dunst- oder Nebelfeld bilden. Im Süden hingegen bleibt es klar und
deutschlandweit wird mit keinem Niederschlag gerechnet. Die Tiefstwerte liegen
zwischen +8 Grad im Westen und +1 Grad im Südosten. Mit leichtem Frost in
Bodennähe ist abgesehen vom Nordwesten fast deutschlandweit wieder zu rechnen.

Mittwoch... nimmt das Geopotential über Deutschland erneut geringfügig ab und
der Norden verbleibt in einer schwach zyklonal konturierten Höhenströmung. Bei
schwacher synoptisch-skaliger Hebung und geringer Abkühlung in der mittleren
Troposphäre nimmt insgesamt die Quellbewölkung über dem Norden und Westen zu und
somit auch ein Schauer- und örtliches Gewitterrisiko. Alles jedoch auf
Sparflamme und wohl nicht so verbreitet wie bei GFS angedacht, deren
grenzschichtnahe Feuchteentwicklung mit Argwohn beäugt wird. Auch entlang der
Alpen sind einzelne Schauer und Gewitter am späten Nachmittag nicht komplett
ausgeschlossen. Ansonsten aber wird es ein insgesamt freundlicher, nach Osten
und Südosten zu auch sonniger Tag und vielerorts bleibt es trocken. Die
Höchstwerte liegen zwischen 17 und 24 Grad und das bei einem schwachen Wind aus
variablen Richtrungen.
Bleibt noch kurz die Nacht zum Donnerstag zu erwähnen, die neben einzelnen
Wolkenfeldern meist klar und trocken verläuft. Einzig im Nordseeumfeld besteht
ein geringes Schauerrisiko. Die Tiefstwerte liegen zwischen +9 im Nordwesten und
0 Grad entlang des Bayerischen Waldes. Frost in Bodennähe muss erneut vielerorts
bedacht werden.

Modellvergleich und -einschätzung
--------------------------------------------------------------
Abgesehen von geringen Phasenunterschieden einzelner schwacher Tröge über
Norddeutschland gibt es ansonsten keine Diskrepanzen innerhalb der Numerik. Mit
Blick auf das Gewitterpotential am Mittwoch steht GFS bisher alleine auf einem
vergleichsweise aggressiven Weg, allerdings wird hier der üppige numerische
Feuchteinput aus der Grenzschicht noch angezweifelt.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Helge Tuschy