DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

02-04-2020 09:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 02.04.2020 um 10.30 UTC



Insgesamt überwiegend Hochdruckeinfluss, dabei trocken oder nur geringer Regen.
Tagsüber frühlingshaft warm, ab Wochenbeginn deutlich nachlassende
Nachtfrostneigung.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 09.04.2020


Am Sonntag dominiert ein Höhenrücken in 500 hPa das Wetter in Mitteleuropa,
dessen Achse im Laufe des Tages und in der Nacht Deutschland von Südwest nach
Nordost überquert. Auf der Rückseite der Achse dreht die Höhenströmung auf
Südwest, so dass in der Höhe zunehmend milde Luftmassen (mit Temperaturen um -17
Grad) herangeführt werden. Auf dem nahen Ostatlantik zeigt sich dagegen ein
Langwellentrog, dessen Achse am Montagmorgen Irland erreicht. An diesen ist ein
Tief gekoppelt, das am Montagmorgen vor der Südküste Islands erwartet Wird. Das
zugehörige Frontensystem greift in der Nacht auf Frankreich über, erreicht
Deutschland aber noch nicht. Damit präsentiert sich das Wetter oft sonnig und
dabei trocken. Bei 850er Temperaturen, die meist zwischen 6 und 10 Grad liegen,
sollten die Tageshöchstwerte eine Spanne zwischen 15 und 22 Grad anpeilen. Der
südöstliche Wind weht lebhaft, in Gipfellagen der Mittelgebirge muss mit steifen
Böen Bft 7, vereinzelt (z.B. Brocken) auch mit stürmischen Böen Bft 8 gerechnet
werden. In der Nacht kann es bei kräftiger Ausstrahlung vor allem in geschützten
Lagen des Südostens nochmals leichten Frost geben.

Am Montag greift der Langwellentrog von Westen her auf das europäische Festland
über. Da der Höhenrücken, dessen abgeschlossen Antizyklone inzwischen über
Südwestpolen zu finden ist, sich aber kräftigt statt sich abzuschwächen und
dabei kaum noch nach Osten vorankommt, läuft sich der Trog allmählich tot. Dies
äußert sich u.a. darin, dass er beginnt, in seinem südlichen Teil
zurückzuhängen. Eine zügige Ostverlagerung des Troges ist nur über dem Nordmeer
zu erkennen, und dort, wie auch über Westeuropa, folgt dem Trog sofort wieder
ein flacher Rücken mit entsprechendem Absinken nach. Zwischen den Rücken wird
der Trog allmählich aufgefüllt, so dass seine Konturen aufweichen. Somit kann
auch die vom Trog induzierte Hebung nur mit gebremstem Schaum auf West- und
Mitteleuropa übergreifen. Unter diesen ungünstigen Rahmenbedingungen schwächt
sich auch die Front weiter ab, nach IFS-Hauptlauf soll sie in der Nacht zum
Dienstag schon so starke Auflösungstendenzen zeigen, dass bei ihrem Übergreifen
auf den Nordwesten kaum noch mit Regen zu rechnen ist. Da über Osteuropa der
Druck nur geringe Veränderungen zeigt, über Westeuropa vor dem zweiten Rücken
der Druck aber kräftig steigt, weicht der Gradient auf und der Wind lässt in der
Nacht nach, zuvor sind am Tage im Westen aber durchaus steife Böen Bft 7
denkbar. Der Wettercharakter ist verbreitet freundlich, im Nordwesten zeigen
sich mit Annäherung der Frost auch ein paar mehr Wolken, abgesehen von ein paar
Tropfen im Nordwesten in der Nacht zum Dienstag bleibt es trocken. Dabei liegen
die Höchstwerte um 20 Grad, in der Nacht bleibt es frostfrei.

Am Dienstag und Mittwoch liegt Deutschland unter hohem Geopotential, wobei der
zugehörige Geopotentialschwerpunkt sich langsam von Südpolen nach Ungarn
verlagert. Da mit diesem auch ein kräftiges 1030er Hoch verbunden ist, dass
östlich von uns zu finden ist, bleibt in Deutschland Absinken vorherrschend, was
verbreitet zu sonnigem Wetter führt. Wechselnd wolkig ist es allenfalls über der
Mitte, wo die kaum noch wetterwirksame Front sich weiterhin mit ein paar
Wolkenfeldern bemerkbar macht. Bei nur schwachen Luftdruckgegensätzen sind
Windwarnungen kein Thema, der Wind zeigt sich allenfalls auf den Bergen mäßig
bis frisch, er kommt aus unterschiedlichen Richtungen. Die 850er Temperaturen
steigen von 1 bis 6 Grad am Dienstagvormittag auf 4 bis 8 Grad am Mittwochabend.
Damit liegen die Höchstwerte am Dienstag um 20, am Mittwoch sogar um 22 Grad.
Nachts bleibt es frostfrei.

Am Donnerstag läuft an der Nordwestflanke des Höhenrückens ein kurzwelliger Trog
ab, der vor allem den Norden Deutschlands beeinflusst und dessen Achse bis zum
Freitagmorgen schon Südschweden, die mittlere Ostsee und Polen erreichen soll.
Damit überläuft der Trog die Front eines Nordmeertiefs, welche in der Nacht zum
Freitag mit schwachen Regenfällen auf den Nordwesten übergreift. Schon im
Vorfeld der Front zeigen sich im Nordwesten mehr Wolken, im Süden dominiert
weiter Hochdruckeinfluss, wodurch es dort verbreitet sonnig ist. Das
Temperaturniveau, sowohl in 850 hPa als auch im 2m-Niveau, ändert sich nicht
wesentlich.

In der erweiterten Mittelfrist am Freitag und Samstag ist weiterhin hoher
Luftdruck und hohes Geopotential wetterbestimmend. Durch schwache Frontensysteme
zeigen sich dabei mehr Wolken als an den Vortagen, die Niederschlagssignale
bleiben aber schwach, was nur lokal leichten Regen vermuten lässt. Am
Temperaturniveau ändert sich ebenfalls nur wenig.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis in den Beginn des Mittelfristzeitraums ist die Konsistenz des aktuellen
Laufs mit seinen Vorläufen gut. Am Montag arbeitet der aktuelle Lauf im
Gegensatz zu seinen Vorläufen den von Westen hereinschwenkenden Langwellentrog
deutlich kräftiger heraus als es die Vorläufe tun. Auf das Bodendruckfeld oder
auch die 700er Feuchte hat dies aber keine großen Auswirkungen.

Am Dienstag und Mittwoch zeigen der aktuelle Lauf und sein direkter Vorlauf ein
Durchschwenken des Langwellentroges über Nordeuropa und eine Abschwächung
desselben über Mitteleuropa. In den Mustern des Bodendrucks ergeben sich
deutliche Unterschiede zwischen den Modellläufen (aktueller sowie die beiden
direkten Vorgänger), und dies betrifft sowohl die Lage der Schwerpunkte als auch
die Ausdehnung der Hochdruckgebiete (nennenswerte Tiefs hat keiner der
Modellläufe anzubieten). Einheitlich zeigen die Modelläufe aber sowohl das
Auflösen der Front über Deutschland im Laufe des Dienstags und Mittwochs
(Reduktion der Feuchte im 700er Niveau) als auch ein insgesamt hohes Druck- und
Geopotentialniveau.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Insgesamt zeigen die globalen Modelle ein recht einheitliches Muster für die
Abläufe im Mittelfristzeitraum. Im Detail unterschiedlich wird z.B. der am
Montag von Westen übergreifende Trog gerechnet, der bei ICON sowohl im
Bodendruckfeld als auch im 500er Geopotential am markantesten simuliert wird.
Damit geht auch ein insgesamt niedrigeres Druckniveau einher, als dies z.B. IFS
oder GFS andenken. Auf die Niederschläge haben diese Unterschiede aber wenig
Einfluss, die Modelle simulieren im Laufe der Nacht zum Dienstag über dem
Nordwesten nur geringen oder keinen Niederschlag, und dies recht einheitlich.

Im Weiteren dominiert bei ICON. GFS und auch IFS der hohe Luftdruck. Während
aber GFS und IFS den Schwerpunkt des Hochs östlich von Deutschland ansetzen und
damit tendenziell wärmere Luft advehiert wird, legt ICON den Hochschwerpunkt am
Mittwoch über die Nordsee mit entsprechender Advektion eher kühlerer Luftmassen.

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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die IFS-Ensembles zeigen im Zeitraum +72 bis +96 Stunden, also zu Beginn des
Mittelfristzeitraums, 2 Cluster, die beide von der Wetterkategorie "Positive
NAO" in eine Blockierungslage wechseln. Dabei liegt der Kontrolllauf im mit 29
Mitgliedern größeren Cluster 1, der Hauptlauf dagegen im mit 22 Mitgliedern
kleineren Cluster 2.

Im weiteren Verlauf (+120 bis +168 Stunden) werden nunmehr 6 Cluster angeboten.
Dominierende Wetterkategorie ist dabei die Blockierungslage, zeit- und
clusterweise kommt auch die Lage "Postive NAO" ins Spiel. Die starke
Fragmentierung der Cluster kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass für
Mitteleuropa zumeist hohes Geopotential und hoher Luftdruck vorhergesagt werden,
wenngleich deren Ausprägung zwischen den Clustern teils deutlich schwankt.

In der erweiterten Mittelfrist (+192 bis +240 Stunden) dagegen schrumpft das
"Angebot" dann wieder auf nur noch einen einzigen Cluster zusammen, der dann
auch wieder durchweg eine Blockierungslage widerspiegelt.

Die Rauchfahnen des EZMW-Ensembles für Offenbach zeigen zu Beginn des
Mittelfristzeitraumes am Sonntag ein recht einheitliches Temperaturniveau im 850
hPa von etwa 7 Grad (Spanne 5 bis 10 Grad), Schon zum Montag nimmt die Streuung
bei einem prognostizierten Rückgang der 850er Temperaturen deutlich zu, wobei
dann ab Montag im weiteren Wochenverlauf wieder ein zögerlicher
Temperaturanstieg zu verzeichnen ist. Dabei liegen sowohl der Haupt- als auch
der Kontrolllauf recht nahe am Mittelwert des Ensembles.

Bezüglich der 500-hPa-Geopotentials zeigt sich zum/am Montag der
hereinschwenkende Trog durch einen vorübergehenden Rückgang des Geopotentials.
Danach steigt dieses, unter leichten Schwankungen, wieder an und liegt insgesamt
über den gesamten Mittelfristzeitraum auf einem recht hohen Level.

Die GFS-Ensembles stützen qualitativ die Ergebnisse der IFS-Ensembles.
Allerdings wird der vorübergehende Temperaturrückgang am Montag deutlich
verhaltener simuliert als dies beim Ensemble des EZMW der Fall ist.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI:
Der EFI deutet im Mittelfristzeitraum signifikant über den Mittelwerten liegende
Temperaturen, aber keine Wettergefahren an.

COSMO-LEPS:
Bei COSMO-LEPS zeigen sich in der Nacht zum Montag im Südosten und Nordosten
schwache Signale für leichten Frost (lokal bis 30%).
Darüber hinaus deutet COSMO-LEPS mit Wahrscheinlichkeiten von 30% bis 80% am
Montag im Westen Windböen, mit sehr geringen Wahrscheinlichkeiten sogar
stürmische Böen an.


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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas