DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

30-03-2020 17:01
SXEU31 DWAV 301800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 30.03.2020 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
WIND:
In der kommenden Nacht und am Dienstag auf Schwarzwaldgipfeln einzelne Sturmböen
Bft 8/9. In der Nacht zum Mittwoch, tagsüber und in der Nacht zum Donnerstag an
der Ostseeküste stürmische Böen Bft 8. Donnerstag auch an der Nordsee stürmische
Böen.

FROST:
In den Nächten bei Aufklaren mäßiger, in Erdbodennähe teils strenger Frost. In
der Nacht zum Donnerstag im Norden und in der Mitte Frostabschwächung.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland im Randbereich eines von Süddeutschland über die
Alpen hinweg schwenkenden markanten Troges. Rückseitig gelangt mit einer
nördlichen antizyklonalen Strömung arktische Polarluft nach Mitteleuropa. Die
Frontalzone wird durch ein kräftiges Hoch (mehr als 1050 hPa) südlich von Island
blockiert. Da sich südlich davon, d.h. westlich der Iberischen Halbinsel, ein
Höhentiefkomplex nebst dem korrespondierenden Bodentief etabliert hat, lässt
sich die Lage als "High over Low" bezeichnen; typisch hierfür ist eine gewisse
Stabilität.
Kaltluftadvektion ließ einen Keil entstehen, der von dem blockierenden Hoch nach
Skandinavien gerichtet ist und der allmählich nach Süden schwenkt. Das aktuell
vom Norden auf die Mitte Deutschlands übergreifende schwache Frontensystem
dürfte sich hierdurch über dem Mittelgebirgsraum weitgehend auflösen. Ein paar
Zentimeter Schnee sind jedoch vor allem in den östlichen und zentralen
Mittelgebirgen noch möglich. Meist hält sich über diesen Gebieten stärkere
Bewölkung.
Insgesamt wird aber der Gradient auseinandergezogen und die Luftmasse kommt im
Bereich des Bodenhochkeils zur Ruhe. Eine Ausnahme stellt der Südwesten dar, wo
an der Nordflanke des Keils etwas Gradient vorhanden ist, was auf höheren
Schwarzwaldgipfeln zu stürmischen Böen bis Bft 9 führen kann. Auch ganz im
Nordosten können in den Abendstunden in Verbindung mit wiederholten Schauern an
der Ostseeküste Vorpommerns noch Wind- und in exponierten Küstenlagen stürmische
Böen aufkommen.
Verbreitet klart es auf. Bei klarem Himmel ist meist mäßiger, am Erdboden teils
strenger Frost zu erwarten. Dabei sollte die Glättegefahr gering bleiben. Eine
Ausnahme stellen die Gebiete dar, in denen zuvor Niederschlag gefallen ist. Dies
gilt auch für Teile der Ostseeküste, wo die Schauer von der See her während der
Nacht noch andauern können.

Dienstag ... schwenkt der Trog nach Südeuropa, nachfolgend greift ein von dem
o.g. blockierenden Hoch ausgehender breiter Keil auf die Baltischen Staaten
über. Hierdurch gestützt, kann sich der Bodenhochkeil bis in den Karpatenraum
hinein ausweiten, wobei über Mitteleuropa der Gradient schwach bleibt.
Allenfalls ganz im Südwesten, d.h. an der Nordflanke des Bodenkeils, kann der
Wind etwas auffrischen. Wenn auch mit annehmender Wahrscheinlichkeit, sind auf
höheren Schwarzwaldgipfeln noch einzelne stürmische Böen möglich.
Großräumiges Absinken sorgt für nahezu ungehinderter Einstrahlung. Ein paar
Restwolkenfelder halten sich noch über den östlichen Mittelgebirgen und an den
Ostalpen. Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 3 bis 8, am Niederrhein bis 10
Grad. Oberhalb von etwa 800 m herrscht meist leichter Dauerfrost.
In der Nacht zum Mittwoch schwenkt der von den blockierenden Hoch ausgehende
Keil unter leichter Abflachung nach Deutschland. Die Frontalzone setzt sich von
der Irminger-See über Südskandinavien hinweg bis nach Weißrussland durch. Das
darin eingelagerte Frontensystem eines nach Karelien ziehenden Tiefs kann ab
Mitternacht mit mehrschichtiger Bewölkung auf den Norden übergreifen. Dabei
können geringe Niederschläge auftreten, die an der See als Regen, weiter
landeinwärts aber als Schnee fallen. Zudem frischt an der Ostsee der Wind mit
Böen bis Bft 7, exponiert mit einzelnen stürmischen Böen, auf.
In der Mitte und im Süden klart es auf, so dass erneut meist mäßiger, in
Bodennähe zum Teil auch strenger Frost auftritt.

Mittwoch ... gelangt der Höhenkeil unter weiterer Abflachung nach
Süddeutschland. Die über Mitteleuropa vorhandene Hochbrücke, die eine Verbindung
zwischen dem blockierenden Hoch südwestlich von Island und einem Hoch über dem
westlichen Schwarzmeerraum darstellt, wird durch diesen Keil noch gestützt.
Frontale Prozesse werden vorerst noch von Mitteleuropa ferngehalten. Aufgrund
der Nähe zur Frontalzone können im Norden weiterhin geringe Niederschläge
(durchweg unter 1 mm / 12 Stunden) auftreten, die an der Küste als Regen oder
Sprühregen und weiter landeinwärts als Schnee oder Schneeregen, teils auch als
Schneegriesel fallen. Zudem sind an der gesamten Küste Windböen, an der
Vorpommerschen Ostseeküste einzelne stürmische Böen möglich.
Im weitaus größten Teil Deutschlands lässt nahezu ungehindertes Absinken keine
nennenswerte Wolkenbildung zu. Da sich das Absinken weiter in Richtung Bodennähe
durchsetzt, dürfte ein leichter Temperaturanstieg auf 6 bis 10, in Rheinnähe bis
12 Grad, die Folge sein.
In der Nacht zum Donnerstag greift ein in der Frontalzone eingelagerter Trog
unter Vertiefung auf die Nordsee über. Dieser Trog hatte zuvor Polarluft aus dem
ostgrönlänischen Raum angesaugt. Hierdurch wird die Frontalzone etwas nach Süden
gedrückt, was auch über der "nördlichen" Mitte mehrschichtige Bewölkung, aber
ohne nennenswerte Niederschläge, aufkommen lässt. An der Küste sind weiterhin
Windböen, an der Ostsee stürmische Böen zu erwarten. Ansonsten ist der Wind
nicht warnrelevant. Weiter nach Süden hin hält sich noch die sich weiter
abschwächende Hochbrücke. Bei klarem Himmel ist daher leichter bis mäßiger, in
ungünstigen Lagen Süddeutschlands in Erdbodennähe nochmals strenger Frost zu
erwarten. Ganz im Norden bleibt es wahrscheinlich bereits frostfrei.

Donnerstag ... greift der Trog unter Intensivierung auf Skandinavien über. Das
korrespondierende Bodentief gelangt in den Oslofjord und verstärkt sich zu einem
Sturmtief. Dessen Windfeld macht sich auch im Nordwesten und Norden mit Windböen
bis ins nordwestliche Binnenland hinein bemerkbar. An der Küste (vor allem
Nordseeküste, Ostseeküste weniger wahrscheinlich) treten stürmische Böen auf.
Mit der Annäherung der Kaltfront dieses Sturmtiefs, die am Abend den Küstenraum
erfasst, sind in Nordfriesland Böen bis Sturmstärke nicht auszuschließen.
Warmluftadvektion lässt mehrschichtige Bewölkung auf den gesamten Norden, Westen
und Teile der Mitte übergreifen. Nennenswerte Niederschläge sind nicht in Sicht.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen bei beginnender Durchmischung 7 bis 11
Grad. Im Süden und Osten, etwa von der Lausitz aus südwärts, dauert das Absinken
noch an, wenngleich auch dort von einer Hochbrücke nicht mehr die Rede sein
kann. Bei geringen Luftdruckgegensätzen sind Temperaturmaxima zwischen 9 und 15
Grad zu erwarten.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebene Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann