DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

29-03-2020 07:01
SXEU31 DWAV 290800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 29.03.2020 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
NE a

WIND:
Zunächst an der Küste Sturmböen bis Bft 9, an der Ostsee schwere Sturmböen Bft
10 nicht ausgeschlossen. Tagsüber im Norden und Teilen der Mitte auffrischender
Wind mit stürmischen Böen, auf höheren Berggipfeln Gefahr von Sturmböen Bft 9.
In der Nacht vor allem in den Gipfellagen der süddeutschen Mittelgebirge noch
Sturmböen bis Bft 9. Am Montag dann mit abnehmender Wahrscheinlichkeit auf den
Schwarzwaldgipfeln Sturmböen.
Danach erst in der Nacht zum Mittwoch an der Ostseeküste wieder einzelne
stürmische Böen bis Bft 8.

FROST:
In den kommenden Nächten bei Aufklaren verbreitet mäßiger, in Erdbodennähe zum
Teil strenger Frost unter -10 Grad.

SCHNEEFALL:
In der Nacht zum Montag und am Montag bis in die Mittagsstunden am Alpenrand
Schneefall, in Staulagen deutlich mehr als 10 cm Neuschnee innerhalb von 12
Stunden.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... greift von der Nordsee her ein markanter Trog auf Deutschland über
und dringt bis in die Mitte vor. Mit diesem Trog setzen von Norden her bis in
die mittleren Teilen Deutschlands schauerartige Niederschläge ein. Bei 850-er
Temperaturen, die auf -8 bis -12 Grad sinken, gehen diese Niederschläge bis in
tiefe Lagen in Schnee über, der oberhalb von etwa 600 m liegen bleibt. In
exponierten Staulagen der nördlichen und östlichen Mittelgebirge können um 10 cm
Neuschnee innerhalb von 12 Stunden zusammenkommen. Im Süden setzt an den Alpen
Stau ein, wodurch ebenfalls zeitweise Niederschläge zu erwarten sind. Allerdings
liegt ganz im Süden die Schneefallgrenze zunächst noch höher und sinkt erst zum
Abend hin in Lagen unterhalb von 1000 m ab. Schneefall ist dort vorerst nur in
den Hochlagen zu erwarten. Kräftige Kaltluftadvektion und hieraus resultierendes
Absinken lässt im Tagesverlauf von Norden und Nordwesten her die Wolken alsbald
auflockern.
Südlich von Island hat sich ein kräftiges Hoch (mehr als 1050 hPa!) etabliert.
Von diesem Hoch ausgehend ist ein Keil nach Südskandinavien gerichtet, der in
die Ostsee schwenkt. Mit dem hierdurch erfolgenden Gradientzunahme frischt im
gesamten Norden, Westen und in Teilen der Mitte der Wind aus Nord bis Nordost
auf, so dass Windböen und gestützt durch den Tagesgang stürmische Böen bis Bft 8
auftreten. An der See und auf höheren Berggipfeln muss mit Sturmböen bis Bft 9
gerechnet werden. An der Ostsee können einzelne schwere Sturmböen bis Bft 10
nicht ausgeschlossen werden. Relativ windschwach bleibt es dagegen im Süden und
Südosten Deutschlands.
Mit Temperaturen zwischen 4 und 9 Grad wird es spürbar kühler als bisher.
Oberhalb von etwa 800 m stellt sich leichter Dauerfrost ein.
In der Nacht zum Montag schwenkt der o.g. Trog in den Südosten Deutschlands,
wobei sich ein nach Südwestfrankreich gerichteter Abtropfprozess abzeichnet.
Kräftige Kaltluftadvektion bewirkt ein Schwenken des Bodenkeils in die Mitte
Deutschlands hinein. Im Bereich dieses Keils erfolgt eine Wetterberuhigung. An
dessen Südflanke legt jedoch der Gradient zu, so dass im süddeutschen und
anfangs auch im östlichen Bergland Wind- und stürmische Böen bis Bft 8 und auf
exponierten Gipfeln Sturmböen bis Bft 9 auftreten. Außerdem verstärken sich
staubedingt die Schneefälle an den Nordseiten der östlichen Mittelgebirge und an
den Alpen. Während es in den Mittelgebirgen nur für wenige Zentimeter Schnee
reicht, können an den Alpen durchaus deutlich mehr als 10 cm Schnee innerhalb
von 12 Stunden zusammenkommen. Ausgangs der Nacht lässt jedoch Warmluftadvektion
von der See her erneut Niederschläge aufkommen, die weiter landeinwärts durchweg
als Schnee fallen und für Glätte sorgen können. Flächendeckend ist leichter bis
(bei Aufklaren) mäßiger Frost zu erwarten. Stellenweise muss in Erdbodennähe
auch mit strengem Frost gerechnet werden. Im Falle vorheriger Niederschläge
besteht gebietsweise Glättegefahr.

Montag... schwenkt der wetterbestimmende Trog zu den Alpen. Nachfolgend gelangt
Deutschland unter eine nördliche bis nordöstliche, leicht antizyklonal gekrümmte
Strömung. Die aus der Warmluftadvektion resultierenden Niederschläge, die an ein
schwaches, mittlerweile okkludiertes Frontensystem gekoppelt sind, greifen unter
Abschwächung auf den gesamten Norden, Westen und die mittleren Teile
Deutschlands über. Dabei fällt bis in tiefe Lagen Schnee, wodurch vorübergehend
Glättegefahr bestehen kann. Allerdings bleibt hiervon kaum etwas liegen. An den
Alpen lassen hingegen die Schneefälle im Tagesverlauf nach. Bis dahin können
dort in Staulagen noch einmal bis 10 cm Neuschnee zusammenkommen.
Im weitaus größten Teil Deutschlands ist der von dem kräftigen Hoch westlich der
Britischen Inseln ausgehende Keil wetterwirksam, in dessen Bereich sich über
Mitteleuropa geringe Luftdruckgegensätze abzeichnen. In einem breiten Streifen
von den westlichen Mittelgebirgen und vom Oberrhein bis zur Neiße und zum
Bayerischen Wald sind daher längere sonnige Abschnitte zu erwarten. In der
eingeflossenen arktischen Polarluft erreichen die Tageshöchsttemperaturen jedoch
nur noch 3 bis 8 Grad. Oberhalb von etwa 800 m hält sich leichter Dauerfrost.
In der Nacht zum Dienstag lassen die Niederschläge auch über den mittleren
Teilen Deutschlands weitgehend nach. Im Nordstau des Erzgebirges ist dies
zuletzt der Fall. Absinken im Bereich des o.g. Bodenhochkeils lässt den Himmel
verbreitet aufklaren, so dass durchweg leichter bis mäßiger Frost zu erwarten
ist. Im Osten, ganz im Süden sowie im östlichen Mittelgebirgsraum ist in
Erdbodennähe durchaus auch gebietsweise strenger Frost möglich.

Dienstag... weitet sich ein von dem blockierenden Höhenhoch über dem mittleren
Nordatlantik ausgehender Keil nach Mitteleuropa aus. Der bisher
wetterbestimmende Trog wird nach Südeuropa abgedrängt. In Verbindung mit der
Warmfront eines nach Lappland ziehenden Tiefs erfolgt zum Abend hin ganz im
Norden Wolkenaufzug, ohne dass bereits Niederschlag fällt.
Im weitaus größten Teil Deutschlands hält sich der Einfluss eines
Bodenhochkeils, der von dem kräftigen Hoch westlich der Britischen Inseln
ausgeht. Die Luftdruckgegensätze sind gering, so dass der Wind vorerst nicht
warnrelevant ist. Über den mittleren Teilen Deutschlands können sich noch ein
paar Wolkenfelder halten, wobei es meist niederschlagsfrei bleibt. Ansonsten
dauert das großräumige Absinken an, was längere sonnige Abschnitte zur Folge
hat. Dabei ändern sich die Temperaturen nur unwesentlich.
In der Nacht zum Mittwoch schwenkt der Höhenkeil in den Süden Deutschlands und
flacht dabei etwas ab. Ein nachfolgender breiter Trog wird in der steilen
nordwestlichen Strömung nach Karelien geführt, was die Frontalzone etwas nach
Süden drückt. Leichte Warmluftadvektion lässt im Norden mehrschichtige Bewölkung
aufziehen und von der Küste her geringe Niederschläge aufkommen. Diese fallen
weiter landeinwärts als Schnee, wodurch Glättegefahr besteht. Bedingt durch die
Annäherung der Frontalzone frischt ganz im Norden der Wind auch wieder auf, so
dass an der Ostsee Wind- und einzelne stürmische Böen bis Bft 8 auftreten
können. Dabei bleibt es im Küstenbereich weitgehend frostfrei.
In der Mitte und im Süden hält sich jedoch Hochdruckeinfluss, so dass es
aufklart. Dabei ist leichter bis mäßiger, in Erdbodennähe vorrangig im Osten und
Süden sowie im östlichen Mittelgebirgsraum strenger Frost zu erwarten.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebe Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann