DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

25-03-2020 18:01
SXEU31 DWAV 251800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 25.03.2020 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Ruhige Hochdruckrandlage. In den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge
Sturmböen Bft 8/9, exponiert einzelne schwere Sturmböen. Donnerstag und Freitag
auch in tieferen Lagen Niederbayerns einzelne Böen Bft 8 möglich.
In den Nächten zum Donnerstag und Freitag vor allem auf Berggipfeln der
östlichen und zentralen Mittelgebirge Gefahr von Sturmböen.
In der Nacht zum Samstag und auch am Samstag wahrscheinlich kaum noch
warnrelevante Böen.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... wird das Wettergeschehen durch ein ausgedehntes Bodenhoch mit
Schwerpunkt über Weißrussland bestimmt. Dieses Bodenhoch wird durch einen Keil
gestützt, der sich von der Biskaya über die Nordsee hinweg bis nach Westrussland
erstreckt. Die Frontalzone verläuft leicht mäandrierend von Island über
Nordskandinavien hinweg zum nördlichen Ural.
Nach Süden hin wird der Höhenkeil durch ein Höhentief über dem westlichen
Mittelmeer flankiert. Ein von diesem Höhentief ausgehender Kurzwellentrog
schwenkt zyklonal drehend nach Deutschland und liegt Donnerstagfrüh diagonal von
Südwest nach Nordost gestreckt und leicht gekrümmt über dem Vorhersagegebiet. Da
aber die über Mitteleuropa liegende Luftmasse völlig ausgetrocknet ist, bleibt
es trotz trogvorderseitiger Hebung wolkenfrei. Von den Alpen her kommt jedoch
leichter Druckfall auf, so dass der Gradient vor allem über dem östlichen
Mittelgebirgsraum etwas zunimmt. In tieferen Lagen Süddeutschlands dürfte
tagesgangsbedingt der Wind abflauen. In den Kamm- und Gipfellagen der
Mittelgebirge sind Sturmböen bis Bft 9, auf exponierten Gipfeln einzelne schwere
Sturmböen möglich. Dabei kann die Bildung eines Low Level Jets nicht
ausgeschlossen werden. Der Schwarzwald gelangt hingegen in einen eher
windschwachen Bereich.
In der zuvor eingeflossenen kontinentalen Polarluft ist durchweg leichter bis
mäßiger Frost zu erwarten. In Erdbodennähe kann es in ungünstigen Lagen
(vorrangig im Osten und Süden sowie im Mittelgebirgsraum) auch strengen Frost
geben.

Donnerstag ... schwenkt der Trog westwärts über Deutschland hinweg nach
Frankreich und wird dabei zugeschüttet. Zwischen dem über dem westlichen
Mittelmeer liegenden Höhentief und der Frontalzone bleibt eine Brücke hohen
Geopotentials bestehen, deren Achse von England über Südskandinavien hinweg nach
Westrussland verläuft. Aus dem quasistationären Bodenhoch über Westrussland
fließt weiterhin mit einer östlichen bodennahen Strömung kontinentale Polarluft
nach Mitteleuropa. Da der Gradient unverändert bleibt und sich eher zum
zentralen und nördlichen Mittelgebirgsraum hin noch etwas verschärft, frischt
der Wind im Südosten und in Teilen der Mitte tagsüber auf. In tiefen Lagen sind
Windböen bis Bft 7, in Niederbayern in freien Lagen teils stürmische Böen zu
erwarten. Auf exponierten Berggipfeln der östlichen Mittelgebirge besteht die
Gefahr schwerer Sturmböen.
Mit der auf Südost drehenden mitteltroposphärischen Strömung gelangt in den
Süden Deutschlands etwas wärmere und ein wenig feuchtere Luft, so dass von
Südosten her mittelhohe und hohe Wolkenfelder übergreifen können. In den anderen
Gebieten dauert ungehinderte Einstrahlung an. Die durch Absinken und advektiv
bedingte Erwärmung der Luftmasse dürfte sich dann auch in den
Tageshöchsttemperaturen niederschlagen, die auf 7 bis 12 Grad ansteigen.
In der Nacht zum Freitag läuft ein weiterer, aber schwacher Kurzwellentrog an
der Nordflanke des o.g. Höhentiefs nach Westen ab. Hierdurch bleibt vom
östlichen Mittelgebirgsraum ausgehend bis in die mittleren Regionen Deutschlands
der Gradient unverändert kräftig. In tieferen Lagen schläft der Wind
tagesgangsbedingt ein, aber in den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge
(außer westliches und südwestdeutsches Bergland) sind weiterhin Sturmböen bis
Bft 9 möglich.
Dabei zeichnet sich eine Frostabschwächung ab. Nahezu flächendeckend ist noch
einmal leichter Frost zu erwarten, aber aufgrund der Alterung der Luftmasse und
aufgrund möglicher mittelhoher und hoher Wolkenfelder über dem Osten und Süden
Deutschlands sollte mäßiger Frost in Erdbodennähe auf ungünstige Lagen
beschränkt bleiben.

Freitag ... wird in der relativ weit nördlich liegenden Frontalzone ein Trog in
die Norwegische See gesteuert. Dieser Trog zapft zuvor arktische Polarluft aus
Ostgrönland an, was eine Trogverschärfung ergibt. Vorderseitig setzt Druckfall
ein, wodurch die mit der Achse knapp nördlich von Deutschland liegende
Hochbrücke über der Nordsee und Südskandinavien aufgeweicht wird. Gleichzeitig
lässt Kaltluftadvektion ein kräftiges Bodenhoch mit Schwerpunkt südwestlich von
Island entstehen.
Da im Tagesverlauf auch im Süden Deutschlands leichter Druckfall erfolgt, wird
der Gradient in einem Bereich vom östlichen Mittelgebirgsraum bis in die
mittleren Gebiete Deutschlands nur wenig auseinandergezogen, wodurch dort in den
Mittelgebirgen noch einmal stürmische Böen und auf höheren Berggipfeln Böen bis
Sturmstärke möglich sind. In tieferen Lagen Südost- und Mitteldeutschlands ist
die Wahrscheinlichkeit für warnrelevante Böen geringer als bisher. Generell
sollte sich aber der bislang böige Ostwind nicht mehr so aufleben wie an den
Tagen zuvor. Wenngleich zusehends mehr Wolkenfelder eingesteuert werden, so
dürfte doch aufgrund der Erwärmung ein Temperaturanstieg auf 12 bis 17 Grad
erfolgen. An der Küste, in höheren Berglagen und im Alpenvorland werden 7 bis 11
Grad erreicht.
In der Nacht zum Samstag stößt der Trog in die schwache Stelle der Hochbrücke
hinein und weitet sich nach Südnorwegen aus. Das korrespondierende Bodentief
verlagert sich nach Lappland. Zwischen diesem Tief und dem kräftigen Hoch
südwestlich von Island dringt arktische Polarluft in die Nordsee vor.
Über Mitteleuropa hält sich hingegen noch die Hochbrücke (oder was davon übrig
ist). Bodennah macht sich jedoch das Hoch bei Island mit einer Drehung des
Windes auf Nord bis Nordost bemerkbar. Bei längerem Aufklaren ist erneut
leichter Frost zu erwarten. In einigen Regionen, vor allem im Nordwesten und
Westen, kann es bereits frostfrei bleiben.

Samstag ... weitet sich das Bodenhoch südwestlich von Island, gestützt durch
Kaltluftadvektion, mit einem Keil bis nach Südskandinavien aus. Dies lässt im
Nordwesten den Wind aus nördlichen Richtungen auffrischen. Im nordseenahen
Binnenland können Windböen, an der See und auf höheren Berggipfeln der
nördlichen und westlichen Mittelgebirge stürmische Böen aufkommen. Der Trog
weitet sich von Südskandinavien im Tagesverlauf bis in die südliche Nordsee aus.
Eine vorgelagerte, stabile aktive Kaltfront greift von Nordwesten her mit tiefer
und mittelhoher Bewölkung auf Deutschland über, ohne dass Niederschlag fällt.
Die Tageshöchsttemperaturen ändern sich gegenüber Freitag nur unwesentlich.
Allerdings erfolgt im Tagesverlauf von Norden her ein Temperaturrückgang auf
Werte unter 10 Grad.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebene Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann