DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

23-03-2020 07:30
SXEU31 DWAV 230800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 23.03.2020 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL HFa
Ruhige Hochdrucklage. Im Südwesten heute noch einzelne markante Böen, im höheren
Bergland Sturmböen.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... befindet sich Deutschland an der Südwestflanke eines umfangreichen
Bodenhochs, dessen Zentrum sich etwa bei den Baltischen Staaten befindet und
einen Kerndruck von über 1040 hPa aufweist. Durch die damit resultierende
östliche Strömung werden weiterhin kalte Luftmassen nach Deutschland geführt. So
liegen die 850hPa-Werte im Südosten des Landes bei -10 Grad. Im Westen liegen
die Werte etwas höher bei über -5 Grad.

Die Luftmasse ist aber, wie bei östlicher Anströmung und damit kontinentaler
Kaltluft üblich, vor allem bodennah recht kalt, sodass die nächtlichen
Tiefstwerte verbreitet im Frostbereich lagen, wenn man vom Rheinland und
bevorzugten Lagen im Westen und Südwesten absieht. Dort hat auch der schwache,
aber eben aktive Ostwind mitgeholfen. Dieser fehlte im Osten, weswegen man dort
zum Teil nahe -10 Grad lag.

Die Ostluft ist aber nicht nur bodennah recht kalt, sondern auch sehr trocken,
wie man den Taupunkten entnimmt. Diese liegen häufig im zweistelligen
Negativbereich. Damit wird der Himmel heute nahezu in ganz Deutschland
wolkenfrei und die Sonne ungestört scheinen. Einzig in Richtung Vorpommern
können zeitweise Wolkenfelder von der Ostsee hinein triften. Und auch im
südostdeutschen Bergland können sich ein paar Quellwolken bilden.

Am Boden bleibt der recht üppige Luftdruckgradient im Südwesten des Landes
bestehen. Dort weht auch heute der Wind gebietsweise stark böig. Auch einzelne
stürmische Böen können in anfälligen Lagen nicht ausgeschlossen werden. Schaut
man sich die 925 hPa Winde an, so sind diese vergleichbar mit den Werten vom
Vortag und auch MOS deutet in Rheinland-Pfalz/Saarland stürmische Böen an.
Auch in Richtung Bodensee sind einzelne stürmische Böen denkbar (Bise). Die
Druckdifferenz zwischen Genf und Güttingen deutet dies in jedem Fall an. Und
hochaufgelöste Modelle wie das COSMO-D2 (EPS) geben Hinweise. Im Falle des
Falles müsste dann also bei den Windwarnungen nochmal nachgesteuert werden.

Die Höchstwerte bewegen sich zwischen 4 und 8 Grad. Im Rheintal können auch
zweistellige Werte bis 11 Grad erreicht werden.

In der Nacht auf Dienstag zieht sich das Bodenhoch nur geringfügig weiter nach
Nordosten zurück. Damit können im Nordwesten und Norden zeitweise hohe
Wolkenfelder vorüberziehen, welche die Auskühlung dort etwas bremsen. Sonst ist
es häufig sternenklar.

Der Wind im Südwesten lässt tagesgangbedingt in tiefen Lagen wieder nach, kommt
aber nicht vollends zum Erliegen. Etwas schwächer als in der Vornacht wird er
aber wohl sein, sodass dann auch am Oberrhein und im Rhein-Main Gebiet das
Frostrisiko höher ist. Auf den Bergen muss hingegen weiter mit starken bis
stürmischen Böen, in Gipfellagen des Hochschwarzwaldes auch mit Sturmböen
gerechnet werden (siehe Winde in der unteren Troposphäre)

Die Tiefstwerte bewegen sich weitgehend im Frostbereich zwischen -1 und -9 Grad.
Nach Osten (Erzgebirge, Vogtland) und Südosten (Bayerischer Wald, Alpen) kann
vereinzelt auch strenger Frost auftreten. Voraussichtlich frostfrei bleibt es im
Rheinland und an den Küsten.


Dienstag... befindet sich Deutschland weiter im Einflussbereich des Bodenhochs.
Der Gradient an seiner Südwestflanke nimmt aber weiter ab. Entsprechend dürften
stürmische Böen im südwestdeutschen Tiefland der Vergangenheit angehören.
Einzelne Windböen können vor allem in anfälligen Lagen aber weiterhin auftreten.
Das gilt insbesondere wieder für den Bereich Rheinland-Pfalz/Saarland und die
erweiterte Bodenseeregion. Markante Böen sind dann noch in höheren Berglagen
(Schwarzwald, Schwäbische Alb) anzutreffen. Auf den Gipfeln im Hochschwarwald
können weiterhin Sturmböen auftreten.

Davon abgesehen bleibt der Tag warnfrei und mit der weiterhin trockenen
Kontinentalluft vielerorts ganztags sonnig. Etwas milchig durch hohe
Wolkenfelder kann der Himmel im Norden erscheinen.

An der Südflanke des zonal ausgerichteten Höhenhochkeils verlagert sich ein
Kaltlufttropfen über die Adria nach Mittelitalien. Dieser nimmt zwar keinen
wirklichen Einfluss auf Deutschland, dürfte aber am Bayerischen Alpenrand im
Tagesverlauf immerhin für ein paar Quellwolken sorgen.

Die Kaltluft zieht sich insgesamt etwas nach Osten zurück, sodass die
Höchstwerte im Westen häufig in den zweistelligen Bereich steigen können. Am
Niederrhein werden bis 13 Grad erwartet. Gerade in NRW kann man auch von einer
leichten Föhnkomponente profitieren. So dreht der Wind in der unteren
Troposphäre stärker auf Südost.
Von der Mitte bis in den Osten sowie im Süden werden nur 4 bis 8 Grad erwartet.

In der Nacht auf Mittwoch ändert sich nichts Wesentliches. Der Kaltlufttropfen
kommt etwas westwärts voran, das Bodenhoch verlagert sein Zentrum etwas nach
Süden. Beides hat aber kaum Einfluss auf Deutschland. Im Norden sind zeitweise
hohe Wolken unterwegs und auch an den Alpen gibt es ein paar Wolkenfelder.

Der Wind weht in tiefen Lagen häufig nur schwach, in höheren Lagen kann es
Windböen und stürmische Böen geben. Insgesamt nimmt der Gradient in der unteren
Troposphäre wieder etwas zu, sodass stürmische Böen auch auf dem Fichtelberg
wieder möglich sind und auf dem Feldberg im Schwarzwald einzelne schwere
Sturmböen nicht ausgeschlossen werden können. Sonst verläuft die Nacht warnfrei.


Abgesehen vom direkten Küstenumfeld und vielleicht einzelnen geschützten
Ballungszentren im Ruhrgebiet gibt es überall leichten bis mäßigen Nachtfrost.
Nach Osten und Südosten gibt es vornehmlich in Bergtälern vereinzelt wieder
strengen Frost.

Mittwoch... zeigen die Druckgebilde am Boden und in der Höhe nur wenig
Verlagerungstendenz. Der Kaltlufttropfen über Italien weitet immerhin seinen
Einfluss ein wenig weiter nach Norden aus. Damit können sich im Süden im
Tagesverlauf einige Quellwolken bilden, die in Richtung Alpenrand auch dichter
sein können. Es lässt sich nicht ausschließen, dass in den Alpen auch einzelne
kurze Schauer auftreten.

Im Nordwesten kann es wie an den Vortagen zeitweise wieder meist hohe
Wolkenfelder geben, die die Sonne vorübergehend etwas trüben.

Im großen Rest des Landes merkt man davon nichts und die Sonne scheint ganztags.
Südlich der Donau werden 2 bis 7 Grad, sonst 6 bis 11 Grad, am Niederrhein auch
bis 12 Grad erwartet.

Der Bodenwind dreht wieder stärker auf Ost, sodass die föhnige Komponente in NRW
etwas schwächer ausfällt, als am Vortag. Gleichzeitig verstärkt sich die
Windgeschwindigkeit etwas, sodass in anfälligen Lagen einzelne Windböen
auftreten, im süddeutschen höheren Bergland sind dann auch stürmische Böen,
exponiert Sturmböen möglich.

In der Nacht auf Donnerstag schwenkt die Trogachse an der Nordflanke des
Kaltlufttropfens westwärts und erfasst damit auch immer stärker Deutschland. Das
drückt sich vor allem in zeitweise dichteren Wolkenfelder im Süden des Landes
aus. Dabei ist ICON insgesamt recht offensiv, während ECMWF die Achse flacher
und südlicher sieht. Demnach wäre das Auftreten von Wolkenfeldern nur begrenzt.
Direkt in den Alpen sind einzelne kurze Schauer möglich.

Die Tiefstwerte liegen meist nicht mehr ganz so niedrig, aber abgesehen von den
Küsten und geschützten Lagen in Ballungszentren entlang des Rheins und
Rhein-Main Gebietes meist im Frostbereich zwischen 0 und -7 Grad, in einzelnen
Hochlagen auch noch darunter.

Der Wind spielt nur im Bergland eine Rolle mit Windböen und einzelnen
stürmischen Böen in den Gipfellagen.

Modellvergleich und -einschätzung
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Der kurzfristige Vorhersagebereich wird von den verschiedenen Modellen in guter
Übereinstimmung vorhergesagt. Die einzige Unsicherheit ergibt sich bezüglich der
Frage, wie stark sich der Einfluss des Kaltlufttropfens ausgangs der Kurzfrist
bis nach Deutschland ausweiten kann.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer