DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

19-03-2020 18:30
SXEU31 DWAV 191800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 19.03.2020 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Zunächst keine markanten Wettereignisse.
Freitagnachmittag im Süden örtliche Gewitter mit Starkregen und kleinkörnigem
Hagel gering wahrscheinlich. Am Samstag vor allem im östlichen Mittelgebirgsraum
leichter Schneefall, in tiefen Lagen Gefahr von überfrierender Nässe.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
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Aktuell ... Deutschland befindet sich am Rande eines abgeschlossenen Höhenhochs
über dem nordwestlichen Balkan. Am Boden wird damit eine Hochdruckzone gestützt,
die vom Balkan über das südliche Mitteleuropa bis nach Frankreich reicht, wo
sich ein kräftiger Höhenkeil bemerkbar macht. Dabei ist in der Mitte und im
Süden Deutschlands noch eine sehr milde Luftmasse wirksam, so dass es dort nur
wenige Wolkenfelder vorhanden sind, teilweise es sogar wolkenlos ist. Im Norden
ist eine leicht schleifende Kaltfront mit Wolken und etwas Regen wirksam, die in
der Nacht kaum noch nach Süden vorankommt. Rückseitig der Front lockert sich die
Wolkendecke im äußersten Norden des Landes durch das postfrontale Absinken in
der kommenden Nacht noch etwas auf, so dass im Küstenbereich ausgangs der Nacht
es zu leichtem Frost in Bodennähe kommen kann. Darrüberhinaus schiebt sich ein
Höhenrücken zum Seegebiet südlich von Island vor, der ein neues Hoch westlich
von Schottland stützt. Von diesem breitet sich ein flacher Keil hinter der
Kaltfront zum deutschen Küstengebiet aus. Damit bleibt der Druckgradient über
Deutschland weiter aufgefächert, so dass der Wind auch in der Nacht nur schwach
bis mäßig unterwegs sein wird.
Südlich der Front bleibt es in Süddeutschland in der Nacht zunächst meist klar
oder gering bewölkt, später kann sich dort örtlich Nebel bilden. Auch besteht
selbst im Süden im Bereich der eingeflossenen milden Luftmasse die Gefahr von
Bodenfrost. Die Tiefstwerte liegen ganz im Süden und im äußersten Norden, wo es
allmählich aufgeht, um 2 Grad. Im Bereich der Front liegen die Tiefstwerte
zwischen 7 und 4 Grad.

Freitag ... schwenkt der Randtrog eines umfangreichen Trogkomplexes über
Fennoskandien und Nordrussland von der Nordsee bis zum Tagesende nach
Norddeutschland. Gleichzeitig wandert der bereits o. e. Höhenrücken langsam
ostwärts zur nördlichen Nordsee und bei Schottland spaltet sich ein Höhenhoch
ab, welches das Bodenhoch vor Südnorwegen stützt (Großwetterlage nun "HFa"). Die
über der Mitte Deutschlands liegende Kaltfront wird noch etwas nach Süden
gedrückt und zum Tagesende erreicht sie etwa das nördliche Süddeutschland.
Postfrontal sinken in T850 hPa die Temperaturen auf 0 Grad an der Mainlinie und
bis -8 Grad auf Rügen. Mit der Front gehen erneut nur leichte Regenfälle einher,
die hauptsächlich die Mitte betreffen.

Über Süddeutschland wird die eingeströmte recht feuchte und ungewöhnlich milde
Luft im Tagesverlauf labilisiert, was nicht nur der Tageserwärmung geschuldet
ist, sondern auch der Tatsache, dass der äußerste Süden auf die Vorderseite eins
kleinen Höhentiefs, das von den Westalpen zum Tessin zieht, gerät.
Damit ´springen´ zum ersten Mal in diesem Jahr die Gewitterindizes an mit
CAPE-Werten über 300 J/kg, Lapse-Rates unter -0,7 K/100m und PPW-Werten bis 18
mm (jeweils lokale Maxima). Damit simulieren ICON/CD2 etwa südlich der Alb und
im Südschwarzwald lokale Gewitter, die mit Starkregen einhergehen können
(CD2/Euro4). Dies liegt daran, dass der Gradient in der Troposphäre recht gering
ist und entsprechend die Gewitterzellen langsam ziehen. Selbst Unwettermengen
können nicht ganz ausgeschlossen werden.
Die Höchstwerte erreichen im Süden nochmals 18 bis 20 Grad, in der Mitte 13 bis
17 Grad und im Norden nur noch 8 bis 12 Grad. Der Wind frischt etwas auf und
dreht auf Nordost bis Nord.

In der Nacht zum Samstag gehen die Temperaturen auf -1 Grad örtlich in Norden,
wo es aufklart, und +7 Grad im bewölkten Südbaden zurück. Leichte Schneefälle
sind in der 2. Nachthälfte vor allem im nördlichen und östlichen
Mittelgebirgsraum möglich.

Samstag ... zieht der o. e. Höhentrog von Norddeutschland zur Mitte
Deutschlands, wo sich in 500 hPa sogar ein kleines Höhentief abspalten könnte.
Rückseitig wandert das Höhenhoch zum Seegebiet vor Südnorwegen und damit
verstärkt sich das Bodenhoch über Skandinavien auf 1040 hPa. An der Südflanke
des Hochs wird die Kaltfront langsam zu den Alpen gedrückt, wo die Temperaturen
in 850 hPa aber zum Tagesende noch knapp über null Grad liegen. Im Nordosten
aber liegen die Temperaturen bereits zwischen -5 und -8 Grad. Damit können die
Niederschläge im Mittelgebirgsraum oberhalb 300 bis 600 m in Schnee übergehen.
Größere Mengen kommen dabei aber nicht zusammen. Meist liegen die
Niederschlagsmengen zwischen 2 und 8 mm innerhalb von 12 Stunden und nur in
Staulagen um 10 mm. Unterhalb von 700 m dürfte aber tagsüber der Boden zu warm
sein, als dass stärkere Glätte auftritt. Darüber ist aber sehr wohl eine dünne
Neuschneedecke möglich.

In der Nacht zum Sonntag könnte sich die Glättesituation in der Südhälfte dann
verschärfen, denn gebietsweise schneit es dort bis in tiefere Lagen. Die
Tiefstwerte liegen zwischen +2 Grad in Südbaden und an der Nordsee sowie bis zu
-7 Grad im östlichen Mittelgebirgsraum.

Sonntag ... am Sonntag befindet sich Mitteleuropa im Einflussbereich eines
kräftigen und hochreichendenden Hochs, das sich von Großbritannien bis nach
Finnland erstreckt. An dessen Südostflanke erstreckt sich von Nordwestrussland
bis nach Tschechien ein Höhentrog. Dabei werden an der Nordwestflanke des Troges
bzw. an der Südostflanke des Hochs eine kalte und trockene Luftmasse T850 hPa
von -5 bis -11 Grad nach Mitteleuropa und auch nach Deutschland geführt.
Im Laufe des Sonntags nähert sich vom Nordatlantik her ein okkludiertes
Frontensystem einer Sturmzyklone. Auf dessen Vorderseite wölbt sich ein
Höhenkeil auf, der sich mit dem nordeuropäischen Hoch verbindet. An der
Nordwestflanke des Hochs wird das Sturmtief nach Nordosten abgelenkt und auch
das Voranschreiten der Frontalzone nach Osten wird von dem umfangreichen Hoch
blockiert.
Der wind frischt böig auf und es muss mit starken Böen bis Bft 7 in den
Niederungen und mit Sturmböen bis Bft 8 bis 9 im Bergland gerechnet werden. Mit
Höchstwerten zwischen 5 Grad in Sachsen und bis 11 Grad am Niederrhein ist es
deutlich kälter als bisher.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die verfügbaren globalen Modelle zeigen für die großräumige Entwicklung einen
ähnlichen Verlauf.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Stefan Külzer