DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

17-03-2020 17:01
SXEU31 DWAV 171800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 17.03.2020 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Besonders im Norden wiederholt leichte Niederschläge. Im Süden erst freundlich
und mild, später zunehmende Schauer- und Gewittergefahr. Nachts gebietsweise
leichter Frost in Bodennähe und Nebel.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC
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Aktuell ... zieht ein Kurzwellentrog über die Tschechische Republik nach
Österreich und sorgt mit begleitender PVA im gesamten Süden für viele Wolken und
teils schauerartig verstärke Niederschläge, die jedoch zunehmend nur noch den
Bayerischen Wald, den östlichen Alpenrand und das Erzgebirge betreffen und sich
sukzessive abschwächen. Von der Eifel bis zur Oder schließt sich ein Streifen
kompensatorischen Absinkens an, sodass hier die Sonne bis zu ihrem Untergang von
einem meist wolkenlosen Himmel strahlt. Im Norden wirkt sich die Nähe zur
Frontalzone inkl. einer schleifenden Front negativ mit Blick auf den
Sonnenanteil aus, denn dichte Wolken verbergen nicht nur die Sonne, sondern
bringen auch den einen oder anderen Regentropfen. Zudem frischt der Südwestwind
besonders im Küstenumfeld zeitweise böig auf (Bft 6-7). Die abendlichen Werte
liegen im Norden, dem Osten und Südosten zwischen 7 und 12 Grad, während es mit
15 oder 16 Grad entlang des Oberrheingrabens noch vergleichsweise mild bleibt.

In der Nacht zum Mittwoch lockert die Bewölkung stromauf der südostwärts
abziehenden Kurzwelle rasch auf (Regeneration des Höhenkeils über Mitteleuropa)
und bei guter Ausstrahlung, schwacher Windbewegung und der vorhandenen
Restfeuchte muss besonders im Süden mit teils ausgedehnten und dichten
Nebelfeldern gerechnet werden. Vom Niederrhein bis zur Oder bleibt es hingegen
meist klar und nebelfrei und besonders im Umfeld der zentralen Mittelgebirge
besteht die Gefahr von leichtem Luftfrost mit dem Schwerpunkt in geschützten
Senken- und Muldenlagen. Aber auch sonst wird es mit +4 bis +1 Grad recht kalt.
Verbreitet tritt in Bodennähe leichter Frost bis -4 Grad auf. Frostfrei
verbleibt der Norden, wo einerseits dichte Wolkenfelder (ohne Niederschlag) und
andererseits ein mäßiger, im Küstenumfeld leicht böiger Südwestwind die
Tiefstwerte bei +8 bis +6 Grad halten.

Mittwoch ... dominiert der Höhenkeil das Wettergeschehen über der Mitte und dem
Süden. Bedeutet, dass abseits von Nebel- und Hochnebelfeldern die Sonne von
einem leicht bewölkten bis wolkenlosen Himmel scheint und die Höchstwerte auf
milde 17 bis 21 Grad treibt (mit den höchsten Werten im äußersten Südwesten und
Süden). Allerdings sorgt eine scharfe Inversion in rund 1.5 km über Grund sowie
Subsidenz "atop" für zahlreiche Regionen, wo sich der Hochnebel zäh bis weit in
den Tag halten wird. Dies betrifft vor allem Baden-Württemberg und Bayern, wo
auch die Windbewegung insgesamt sehr schwach ausfällt. Derweilen sorgt eine
etwas kräftigere west-/südwestliche Strömung entlang der zentralen Mittelgebirge
(inkl. Leeeffekte) und eine deutlich trockenere Inversion für viel Sonnenschein
von Nordhessen bis nach Sachsen. Ein weiterer Sonnenschwerpunkt ist am Alpenrand
zu finden was ebenfalls auf eine schwächer ausgeprägte Inversion zurückzuführen
ist. Im Norden hingegen nähert sich zögernd eine Kaltfront dem Festland und
erfasst den äußersten Norden bis zum Abend mit dichten Wolken und etwas Regen.
Der böig auffrischende Südwestwind mit einzelnen stürmischen Böen (Bft 8)
entlang der Nordfriesischen Inseln und auf Rügen lässt die 9 bis 12 Grad dort
etwas kälter empfinden, während die Höchstwerte weiter im Binnenland rasch milde
14 bis 17 Grad erreichen - der Advektion einer subtropischen Luftmasse sei Dank.


Die Nacht zum Donnerstag bringt im Norden im Umfeld der Kaltfront einen
bedeckten Himmel und leichte Regenfälle, während der Mitte und dem Süden eine
teils klare, teils hochnebelartig bewölkte Nacht bevorstehen. Die Nebelneigung
ist weiterhin gegeben, wenngleich mit abnehmender Feuchte die Verbreitung nicht
mehr so umfangreich ausfällt wie in der vorherigen Nacht. Der Westwind im Norden
schwächt sich rasch ab, sodass deutschlandweit mit keinem nennenswerten Wind
mehr zu rechnen ist, der im Norden und der Mitte meist aus West daherkommt und
im Süden aus unterschiedlichen Richtungen "weht". Die Tiefstwerte liegen im
Norden zwischen 8 und 5 Grad, in Richtung Schleswig-Holstein zwischen 4 und 2
Grad und hier kann örtlich leichter Frost in Bodennähe nicht ausgeschlossen
werden. Über der Mitte und dem Süden kühlt es wieder deutlicher ab mit
Tiefstwerten von +5 bis +1 Grad und vielerorts leichtem Frost in Bodennähe.


Donnerstag ... wandert der Keil nach Südosten in Richtung Balkan, sodass das
Geopotential von Nordwesten etwas zurückgeht. Die über Norddeutschland
schleifende Front macht jedoch kaum Boden nach Süden gut und versorgt den Norden
weiterhin mit dichten Wolkenfeldern und leichten Regenfällen. Wie weit die
frontale Bewölkung in Richtung Mitte Deutschlands ausgreift ist noch unsicher,
jedoch steigen auch entlang der zentralen Mittelgebirge die Wahrscheinlichkeiten
für dichte Wolkenfelder bzw. gehen diese fließend in schwache bis mäßige
Berglandskonvektion über, die auch den Schwarzwald und die Alb mit einem
erhöhten Schauerrisiko betrifft. Südlich der Donau bleibt es sonnig und trocken.
Die Höchstwerte spiegeln die zonale Ausrichtung der Strömung mit eingebetteter
Front wider mit 8 bis 12 Grad im Norden, 12 bis 17 Grad über der Mitte und 17
bis 21 Grad im Süden. Der Wind bleibt unbedeutend und dreht mehr auf nördliche
Richtungen, wobei die Richtungsänderung auf steigenden Luftdruck über
Nordwesteuropa und die Bildung einer blockierenden Antizyklone hindeutet - eine
Entwicklung, worauf die "Winterfans" den gesamten Winter über gewartet haben.

In der Nacht zum Freitag geht das Geopotential weiter zurück und von Frankreich
zieht eine Kurzwelle in den Norden von Deutschland. Die einhergehende Hebung
lässt die Schauer über dem Südwesten und der Mitte nicht so richtig abklingen,
sodass es hier auch die Nacht über wechselhaft bleibt. Ebenfalls wechselhaft
bleibt es weiterhin im Norden in der Nähe der schleifenden Front, während nach
Süden zu die "klaren Momente" überwiegen und es trocken bleibt. Gebietsweise
bilden sich Nebelfelder und das bei Tiefstwerten von +7 Grad im Westen und 0
Grad im Norden und Südosten. Im gesamten Norden und Süden muss mit leichtem
Frost in Bodennähe gerechnet werden und das bei nur schwacher Windbewegung aus
Nord bis Nordost.

Freitag ... verbleibt Deutschland in einer zonal konturierten Westströmung, die
jedoch vorzugweise nur den Norden und die Mitte erfasst. Nach Südwesten fällt
das Geopotential stärker und die Strömung kippt mehr auf Südwest, was in
Verbindung mit einem von Südostfrankreich nach Norditalien oder Schweiz
ziehenden Kurzwellentrog steht. Über der nördlichen Mitte (Niederrhein bis zur
Oder) ändert sich an dem bedeckten Wolkenbild mit teils leichten Regenfällen
wenig, während im äußersten Norden postfrontal häufiger die Sonne zum Vorschein
kommt - allerdings nur mit geringer Schauerneigung. Einen ersten Vorgeschmack
auf den nahenden Sommer erfahren die Bewohner Süddeutschlands, wo eine milde und
feuchte Luftmasse mit Annäherung des Troges zur Bildung von zahlreichen Schauern
und Gewittern angeregt wird, die lokal auch kräftigen Regen im Gepäck haben
(geringe Verlagerungsgeschwindigkeit). Allerdings bestehen noch zahlreiche
Fragezeichen auf der synoptischen Ebene mit Blick auf der Verlagerung des
Kurzwellentroges, sodass sich eine detailliertere Analyse des Gewitterpotentials
noch erübrigt. Die Höchstwerte liegen im Norden zwischen 7 und 12 Grad und sonst
zwischen 14 und 20 Grad, mit den höchsten Werten am Alpenrand. Der Wind weht
schwach bis mäßig aus Nordost.

In der Nacht zum Samstag drückt das weiter erstarkende Hoch über Schottland die
Frontalzone über Deutschland sukzessive nach Süden, wobei die Geschwindigkeit
dieser Verlagerung in der Numerik jedoch noch unsicher behandelt wird. Fakt ist,
dass postfrontal zunehmend (höhen)kalte Luft nach Süden (voraussichtlich bis zur
Mitte) vorankommt, wobei die Schneefallgrenze im Osten ausgangs der Nacht auf
rund 600 m gedrückt wird. Im Süden hingegen bleibt es bedeckt und regnerisch mit
Tiefstwerten von +6 bis +3 Grad im Süden und +1 bis -2 Grad im Norden und Osten
(Luftfrost!). Verbreitet tritt dann im Norden und Osten leichter Frost in
Bodennähe auf. Der Nordostwind weht mäßig und frischt im exponierten Bergland
stürmisch auf - der Beginn eines sonnenscheinreichen und kälteren
Wetterabschnittes mit erhöhter nächtlicher Luftfrostgefahr!


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Kurzfrist über bestehen keine substanziellen Modelldiskrepanzen. Mit etwas
größeren Unsicherheiten wird die Verlagerung der Kurzwelle am Freitag gerechnet
(teils Richtung Schweiz oder Richtung Norditalien ziehend), was Auswirkungen auf
das Gewitterpotential in Süddeutschland haben dürfte.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Helge Tuschy