DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

02-03-2020 12:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 02.03.2020 um 10.30 UTC



Zunächst Übergang der Westlage in eine Troglage ab Freitag mit erwärmter
maritimer Polarluft. Ab Sonntag Unsicherheiten bei der Prognose: Sowohl erneute
Westlage möglich als auch Fortsetzung der Troglage, wobei Letzteres aber nicht
so wahrscheinlich ist.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 09.03.2020


Am Donnerstag greift nach kurzem Zwischenhocheinfluss ein neues Tiefdruckgebiet
mit seinem Frontensystem von Frankreich her auf uns über, wobei das Tief zum
Tagesende über Thüringen erwartet wird. Der zugehörige Höhentrog schwenkt mit
seiner Achse zum westlichen Deutschland.
Am Freitag zieht das Tief nach Nordwestpolen und der Kurzwellentrog wird
ebenfalls über Polen erwartet. Zum Tagesende greift die Vorderseite eines
weiteren Kurzwellentroges auf den äußersten Westen mit einer Okklusion über.
Dieser Trog läuft am Samstag in den alten Trog hinein und reicht nach Süden bis
zum mittleren Mittelmeer. Der gesamte Trog bzw. die Potentialrinne erstreckt
sich zum Tagesende von der östlichen Ostsee bis zum Seegebiet südlich von
Sizilien. Dahinter geraten wir auf die Vorderseite eines zur Nordsee
schwenkenden Höhenrückens unter Absinken.

Der Höhenkeil schwenkt am Sonntag über Deutschland hinweg nach Osten und die
Warmfront eines Tiefs bei Island zieht über uns hinweg ostwärts. Seine Kaltfront
greift am Abend auf den Westen über und der zugehörige breite Höhentrog liegt
dann bereits über Frankreich.

Am Montag zieht die Kaltfront nach Polen und Österreich ab und ein erster
Troganteil schwenkt über uns nach Nordosten. Ein weiterer Trog langt bis zum
Abend über Benelux an. Postfrontal strömt subpolare Meeresluft nach Deutschland
mit 850-hPa-Temperaturen bei -1 oder -2 Grad.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Im neuen Lauf vom EZMW gibt es interessanter Weise bereits am Freitag eine
leicht andere Lösung im neuen Lauf vom EZMW gegenüber den beiden Läufen von
gestern: Das auch am Donnerstag wirksame Tief befindet sich am Freitag über
Nordwestpolen und wird dort nur langsam schwächer. Damit sorgt es im Osten noch
für weitere Regenfälle gegenüber einer dort fast trockenen Lösung von gestern 00
UTC.

Ab Samstag sind die Differenzen dann nur noch gering.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bei GFS bleiben wir am Sonntag im Randbereich eines neuen kräftigen Tiefs über
Osteuropa. Der Höhenkeil schwenkt unter Abschwächung über Frankreich zum
Mittelmeer. Auch am Montag liegen wir noch im Bereich des Osteuropa-Tiefs,
wodurch in den äußersten Norden sogar skandinavische Kaltluft angezapft wird.
Insofern fehlt der neuerliche atlantische Tiefeinfluss ab Sonntag völlig und es
wäre damit vor allem im Norden recht kalt mit Höchstwerten von teils nur 4 Grad
und Schneefall ist bis in tiefe Lagen möglich.

Bei NAVGEM ist der Höhenrücken vom Sonntag flacher ausgebildet und etwas
schneller. Damit ist die Warmfront etwas schneller und die Kaltfront erreicht
bis Tagesende bereits die Mitte. Am Montag folgt dann eine kräftige Westlage mit
einer schleifenden Front.

Ansonsten sind bei den anderen Modellen (einschließlich ICON) keine markanten
Abweichungen zu erkennen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusterung vom EZMW zeigt heute bis zum 7. Folgetag 3 Cluster, wobei Cluster
1 und 2 mit insgesamt 41 Modellruns recht ähnlich aussehen. Auch der oper. Lauf
und der Kontrolllauf fallen in dieses Scenario hinein.
Der 3. Cluster ähnelt der Lösung vom GFS und ist angesichts von nur 10
Modellruns eher unwahrscheinlich.
Interessanter Weise zeigen sich für die erweiterte Mittelfrist ebenfalls 10
Modellläufe, die die Variante aus dem o. e. 3. Cluster fortsetzen (eingestuft
als blockierende Wetterlage). Dies würde dann deutlich niedrigere Temperaturen
bedeuten (wie in der o. beschrieben Vorgeschichte) mit erhöhter Neigung zu
Nachtfrost.
Die Rauchfahne von Offenbach zeigt bis Samstag meist Temperaturen um -5 Grad in
850 hPa, wenn man mal von einem kurzen Anstieg der Temperatur am Donnerstag
absieht. Dann pendeln sich die Temperaturen nach einem kurzen Temperaturanstieg
am Sonntag auf Werte um -2 Grad ein bei erhöhter Schwankungsbreite. Die
Regenwahrscheinlichkeit bleibt recht hoch (dabei kommt zum Ausdruck, dass 80
Prozent der Modellläufe weiter eine Westlage bringen).
Im EPS-Meteogramm von Offenbach erkennt man die blockierende Lage in einem
Fünftel der Modellläufe nur bedingt. 20 bis 25 Prozent der Modellruns zeigen
jedenfalls noch Nachttemperaturen um oder unter 0 Grad, während die Läufe mit
Westlage eher etwas höhere Temperaturen aufweisen sollten.

Wenn man das GFS-Ensemble anschaut fällt auf, dass Montagabend 9 der 20
Modellruns eine blockierende Nordostlage aufweisen. Danach ist also die kältere
blockierende Situation wahrscheinlicher als bei EZMW-EPS.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Die Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen sind insgesamt
meist gering. Größere Erhöhungen des Risikos beschränken sich auf relativ kleine
Regionen.
Am Donnerstag gibt es im Schwarzwald ein geringes Risiko von Dauerregen (vor
allem CosmoLEPS). Sonst treten meist keine markanten Wettergefahren auf.

Am Freitag sind im Hochschwarzwald und im Allgäu oberhalb von 1000 m mehr als 10
cm Neuschnee möglich (CosmoLEPS). Sonst sind meist keine markanten Warnungen
erforderlich

Am Samstagnachmittag und am Sonntag wird es zunehmend windig und im mittleren
Bergland sowie im Westen und Nordwesten ist das Risiko für stürmischen Böen vor
allem am Sonntag mäßig erhöht (EZMW-EPS, NAVGEM).
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, EPS, oper. Modelle.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Olaf Pels Leusden