DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

26-02-2020 17:30
SXEU31 DWAV 261800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 26.02.2020 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Am Donnerstag und in der Nacht zum Freitag ganz im Süden Sturmlage, über der
Mitte teils kräftige Schneefälle.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... liegen wir in einer westlichen Strömung, in der ein eingelagerter,
markanter Trog über Deutschland ostwärts nach Polen weiterschwenkt. Dabei
gelangt kalte Meeresluft polaren Ursprungs nach Mitteleuropa, wobei im Osten
unter dem abziehenden Trog die Labilität bis zum Morgen erhalten bleibt.
Vor allem dort sowie im Südosten sind Schneeschauer zu erwarten, in Staulagen
der östlichen Mittelgebirge und an den Alpen sind um 5 cm Neuschnee innerhalb
von 12 Stunden möglich, exponiert um 10 cm.
Ansonsten lassen die Schauer nach, da es mit Annäherung eines flachen
Höhenrückens und durch Warmluftadvektion vor einem zum Ärmelkanal ziehenden
Sturmtief stabilisiert.
Auch im Bodendruckfeld spiegelt sich dies in einem Zwischenhoch wider, das den
Gradienten stark auffächern lässt.
Der Wind ist somit nur noch schwach unterwegs und sollte, abgesehen von einigen
Mittelgebirgsgipfeln, nicht mehr warnrelevant sein. Zumindest vorübergehend kann
es aufklaren, wodurch auch in tiefen Lagen leichter Frost und somit Glätte durch
gefrorene Nässe auftreten kann.

Donnerstag ... bleibt die nordwestliche Strömung auf der Rückseite des nach
Osteuropa abziehenden Troges bestehen. Ein darin eingelagerter Trog wird
über die Britischen Inseln hinweg bis nach Ostfrankreich geführt. Dieser bringt
das o.g. Sturmtief in Fahrt, das, entwicklungsgünstig gelegen, bis zum Abend auf
die Pfalz übergreift. An der Vorderseite dieses Tiefs kommen infolge kräftiger
Warmluftadvektion Schneefälle auf, die ab Mittag den westlichen
Mittelgebirgsraum und bis zum Abend das ostdeutsche Bergland erfassen.

Während in den westlichen Mittelgebirgen die Schneefallgrenze zunächst etwa bei
200 bis 400 m liegt, gehen die Niederschläge im südwestdeutschen Bergland, auf
den der zunächst vorhandene Warmsektor des Tiefs übergreift, zum Abend
vorübergehend bis in Höhenlagen von 800 bis 1000 m in Regen über. Oberhalb davon
können durchaus 5 bis 10, in Staulagen auch deutlich mehr als 10 cm Schnee
innerhalb von 12 Stunden zusammenkommen.

Mit dem einsetzenden Niederschlag kühlt es zuvor ansonsten aber ab und nach
anfänglichem Regen, kann es bis in tiefe Lagen Schneeregen oder Schnee geben,
der stellenweise für Glätte gut sein kann.

Mit dem Übergreifen des Tiefs geht im Südwesten eine markante Windzunahme
einher, wobei gleichzeitig das okkludierende Frontensystem über den Süden
hinwegschwenkt, was aber erst in der Nacht auf Freitag so richtig greift. Bis in
tiefe Lagen kommen zunächst Windböen und stürmische Böen, im Bergland Sturmböen
und exponiert schwere Sturm- oder orkanartige Böen auf.

Nach Norden und Nordosten hin kommen durch kompensierendes Absinken
Auflockerungen zustande. Abgesehen von der Ostseeküste sollte es sonst kaum
Schauer geben. Die Tageshöchsttemperatur liegt zwischen 2 und 8 Grad.

In der Nacht zum Freitag wird das Sturmtief rasch über den Süden Deutschlands
hinweg ostwärts gesteuert und überquert bereits in der zweiten Nachthälfte die
Beskiden. An der Nord- und Ostflanke dieses Tiefs erfassen die Schneefälle dann
auch den östlichen Mittelgebirgsraum sowie den Süden bis hin zu den Alpen, wo in
relativ kurzer Zeit (wahrscheinlich in weniger als 12 Stunden) bis etwa 10, in
Staulagen örtlich 15 bis 20 cm Schnee fallen können. Dabei sinkt die
Schneefallgrenze auch im Süden rasch wieder auf 200 bis 400 m ab. Nachfolgende
Kaltluftadvektion lässt von Westen her die Niederschläge rasch nachlassen und
die Bewölkung auflockern.
An der Südflanke des Tiefs, das sich etwas südlich der Mainlinie nach Osten
verlagert, sind bis in tiefe Lagen Sturmböen, im Alpenvorland und im
süddeutschen Bergland schwere Sturmböen zu erwarten; orkanartige Böen können
nicht ausgeschlossen werden. Auf höheren Berggipfeln wird Orkanstärke erreicht.

Bereits ab Mitternacht flaut der Wind von Südwesten her ab, so dass dann
Sturmböen auf höhere Berggipfel beschränkt sind. Ausgangs der Nacht ist dies
auch im Alpenvorland und nach Südosten hin der Fall. Verbreitet tritt leichter
Frost auf, so dass streckenweise Glätte auftritt.

Freitag ... gelangt Deutschland unter einen breiten Rücken, der durch
Warmluftadvektion, die über den Britischen Inseln und nördlich davon ansetzt,
gestützt wird. Das korrespondierende Bodenhoch überquert Süddeutschland und
zieht den Gradienten auseinander. In Kamm- und Gipfellagen der östlichen
Mittelgebirge treten anfangs stürmische, exponiert Sturmböen auf, später am Tag
flaut der Wind auch dort ab. Erst gegen Abend können im Lee der westlichen
Mittelgebirge wieder warnrelevante Böen aufkommen. Mit der auf Deutschland
übergreifenden Warmluftadvektion setzen gegen Abend ganz im Westen auch wieder
Niederschläge ein. Zuvor treten vor allem im Osten und Norden schwache, teils
schauerartige Niederschläge auf, die mengenmäßig gering bleiben und oberhalb
600m im östlichen Bergland noch etwas Schnee bringen können.

Im Randbereich des o.g. Bodenhochs sind größere Auflockerungen vorstellbar,
bevor von Westen her Wolkenaufzug einsetzt. In weiten Teilen Deutschlands
erfolgt kaum eine Temperaturänderung. Nur ganz im Westen wird es ein wenig
milder.

In der Nacht zum Samstag überquert der Rücken das Vorhersagegebiet, gefolgt von
einem weiteren Trog, der die Britischen Inseln erreicht. Das mit diesem Trog
korrespondierende Bodentief setzt nördlich von Irland an, dessen Warmfront
überquert weite Teile Deutschlands und erreicht ausgangs der Nacht bereits den
Nordosten. Im Warmsektor erfolgt eine Gradientzunahme, so dass im Bergland sowie
an der (Nord) See stürmische und in Kamm- und Gipfellagen Sturmböen aufkommen.
In tiefen Lagen langt es nur exponiert im Westen für Windböen Bft 7.
Die mit der Warmfront aufkommenden Niederschläge fallen ab der Mitte ostwärts
anfangs als (nasser) Schnee, gehen aber rasch bis in Höhenlagen weit über 1000 m
in Regen über. Somit sollte es nur vorübergehend für etwas Nassschnee oder
Schneematsch reichen. Mit dem Vordringen der milden Luft bleibt es in weiten
Teilen Deutschlands bereits frostfrei. Leichter Frost ist dann nur im Südosten
und im Osten zu erwarten.

Samstag ... greift der Trog von den Britischen Inseln rasch weiter ostwärts aus
und erreicht im Tagesverlauf Deutschland. Das vorgelagerte Frontensystem eines
Sturmtiefs bei Schottland überquert uns zügig nach Osten, mittags und
nachmittags überquert die Kaltfront schon die westlichen Landesteile.
Im Warmsektor steigt die Schneefallgrenze rasch deutlich über 1000m. Anfangs
kann es allerdings ganz im Osten und Nordosten bei den Niederschlägen vor der
Warmfront noch schneien, bevor auch dort rasch Milderung einsetzt.
Die Kaltfront greift aktiv unter der divergenten Trogvorderseite und begleitet
von leichter Labilität mit schauerartigem Regen und einzelnen Gewittern von
Westen über. Der Gradient legt bereits im Warmsektor etwas zu, es langt im
Bergland zu Sturmböen, in tieferen Lagen zu Windböen, exponiert zu stürmischen
Böen, bevor mit Kaltfrontpassage Sturmböen bis ganz runter auftreten können.
Im Warmsektor gelangt ein Schwall milder, subtropischer Meeresluft zu uns. In
850 hPa werden im Norden +5 Grad, im Süden fast +10 Grad erreicht, was sich in
Maxima von 10 bis 16 Grad niederschlägt. Lediglich im Nordosten und Norden
bleibt es bei 6 bis 10 Grad kühler.
Im Süden scheint längere Zeit die Sonne, Richtung Alpen wird es leicht föhnig,
während über dem Norden und Westen die Wolken die Oberhand behalten.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren weitgehend ähnlich. Auch was die Zugbahn und Stärke des
Tiefs "Bianca" angeht, das am Donnerstag von Westen übergreift, nähern sich die
12z Läufe an. Die Stärke der Böen wurde etwas zugeschraubt, die Zugbahn verläuft
wohl recht weit südlich, etwa vom Saarland aus nach Osten.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner