DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

24-02-2020 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 24.02.2020 um 10.30 UTC



Unbeständige Westlage. Am Wochenende wieder stürmisch.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 02.03.2020


Am Donnerstag liegen wir auf der Rückseite eines Troges über Osteuropa in einer
nordwestlichen Strömung. Ein flacher Randtrog befeuert in höhenkalter Meeresluft
die Schaueraktivität in weiten Landesteilen und löst im Süden durch
vorderseitige Warmluftadvektion teils skalige Niederschläge aus. Es bleibt
windig und bei kurzen Gewittern sind auch stürmische Böen möglich. Ein Tief über
Frankreich wird Richtung Norditalien gesteuert.
Am Freitag greift von Westen ein flacher Höhenrücken über, der im Bodendruckfeld
ein Zwischenhoch stützt. Die Wetterberuhigung ist nur von kurzer Dauer. Die
Warmluftadvektion der Warmfront eines in die Nordsee ziehenden Tiefs lässt im
Tagesverlauf im Westen und Südwesten wieder Regen aufkommen. Die damit
verbundene Gradientzunahme führt in der Westhälfte wieder zu starken bis
stürmischen Böen.
Am Samstag weitet sich ein flacher, aber umso breiterer Trog bis in die Nordsee
aus. Auf dessen Südflanke kommt ein Sturmtief in die südliche Nordsee voran. Die
zuvor vorübergehend eingeflossene milde Meeresluft wird rasch wieder durch
erwärmte Meereskaltluft ersetzt. Das Starkwind- bzw. Sturmfeld dieses Tiefs
erfasst uns im Tagesverlauf. Vor allem die Passage der Kaltfront ist verbunden
mit stürmischen Böen oder Sturmböen, an der See und im Bergland sind schwere
Sturmböen möglich, eventuell mehr.
Am Sonntag liegt ein breiter, recht flacher Trog über Mitteleuropa, der von
flachen kurzwelligen Anteilen überlaufen wird, aber selbst keine gut definierte
Achse mehr besitzt. Das Sturmtief zieht langsam ab. Vor allem im Norden ist
höhenkalte Luft vorhanden unter der die Schauer- und Gewitterneigung groß sein
dürfte. Der Süden liegt im Übergangsbereich zu etwas milderer Luft über dem
Alpenraum und weiter südlich; möglicherweise mit dort skaligen Regenfällen. Der
Gradient fächert von Südwesten wieder auf, in der Nacht auf Sonntag und in der
ersten Tageshälfte ist es ganz im Norden aber noch stürmisch, auch eine
Sturmlage ist dort möglich.
Am Montag wird die Höhenströmung antizykonaler zwischen dem abziehenden Trog und
einem neuerlich Trogvorstoß von Westeuropa ins westliche Mittelmeer. Damit kann
sich das Wetter etwas beruhigen auch wenn im Norden der Einfluss der höhenkalten
Luft am Rand eines Tiefs über Dänemark nicht weichen will.
In der erweiterten Mittelfrist wird aus dem Trogvorstoß ein leicht negativ
geneigter Trog, der über Mitteleuropa ins zentrale Mittelmeer reicht. An seiner
Ostflanke deutet sich eine Vb-artige Entwicklung an, die auch Teile Süd- und
Ostdeutschlands beeinflussen könnte.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Das IFS simuliert die Entwicklung in den letzten Läufen im synoptischen Scale
stabil und zeigt eine zyklonale Westlage im gesamten Zeitraum. Die kurzen Wellen
werden variabel berechnet, woraus sich mehr oder weniger große Unterschiede im
Wetterablauf an einzelnen Tagen ergeben.
Überwiegend werden erwärmte Meereskaltluftmassen zu uns geführt, nur kurz
unterbrochen von einer milderen (und windigeren) Phase am Wochenende, die in der
aktuellen Modellversion etwas länger hält, als zuvor. Der folgende Trog wird
dann wesentlich schwächer gerechnet. Die Vb-artige Entwicklung in der
erweiterten Mittelfrist ist neu und exklusiv im aktuellen IFS Lauf.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen globalen Modelle stützen die Westlage im Mittelfristzeitraum.
Insofern sind keine alternativen Lösungen zu finden. Die kurzen Wellen werden
aber auch hier jeweils mit einiger Varianz simuliert. ICON lässt wie IFS am
Donnerstag das Tief von Frankreich nach Norditalien wandern, uns erfasst nur ein
Bodentrog. Im GFS wird dieses Tief (konsistent) auf einer nördlicheren Zugbahn
simuliert, die über Deutschland nach Osten führt. In der Nacht auf Freitag wären
nördlich des Tiefs Schneefälle bis in tiefe Lagen möglich, südlich davon
stürmische Böen oder Sturmböen. Das Sturmtief am Samstag ist im IFS am stärksten
ausgeprägt, dafür ist der nachfolgende Höhentrog im ICON etwas, bei GFS deutlich
markanter im Programm. Es verbleiben also diverse "Baustellen" im Wetterablauf.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen stützen die Aussagen des operationellen Laufs und die des
Kontrolllaufs. Sie zeigen das typische Muster für zyklonale Westlagen mit
durchgängigen Niederschlagssignalen und Schwingungen in den Temperatur- und
Geopotentialkurven. Die Ensembles zeigen den Warmluftvorstoß kommenden Samstag
etwas stärker als der Hauptlauf. Ab Samstag nimmt aber auch die Unsicherheit zu,
da der Spread in den Kurven größer wird. Ab Sonntag wird wieder Meereskaltluft
wetterbestimmend, und die T850 geht wieder auf ca. -5 Grad zurück.
Die Clusterung zeigt bis +168h fast ausschließlich Großwetterlagen des Typs
positive NAO. Verbleibende Unsicherheiten gehen auch aus dieser Sicht auf die
kurzen Wellen zurück. Die Mehrzahl der Ensemblemembers lassen übrigens am
kommenden Sonntag einen markanteren Trog zu uns hereinschwenken, ähnlich dem im
GFS simulierten.
In der erweiterten Mittelfrist schwenken die Cluster stärker zur negativen NAO
hin, was der südlich verlaufenden Frontalzone und einem Abtropfvorgang über dem
Atlantik geschuldet ist. Für Mitteleuropa sehen die Felder sehr troglastig, mit
südlicher Frontalzone aus.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der Wind bleibt Warnelement Nummer eins. Am Donnerstag und Freitag ist kurz eine
Windabschwächung zu erwarten, auch wenn er uns weiter begleitet und auf den
Warnkarten präsent bleibt. Am Samstag und Sonntag dreht der Wind wieder auf.
Eine Sturmlage ist vor allem am Samstag, teils bis in den Sonntag rein möglich.
Landesweit sind Sturmböen möglich, an der See, sollte IFS recht behalten, auch
orkanartige Böen oder Orkanböen. Die Entwicklung ist aber noch unsicher, da die
anderen Modelle in der Stärke bei weitem nicht mitziehen und IFS die letzten
Sturmlagen zu stark simulierte. Die probabilistischen Verfahren, u.a. EFI zeigen
Hinweise auf signifikanten Wind/Sturm, aber keine Signale für ein extremes
Ereignis. In der Meereskaltluft sind auch winterliche Warnelement fürs Bergland
zu erwarten. Vorübergehend in den Nächten/Frühstunden vielleicht auch mal in
tiefen Lagen.
Am Freitag und Samstag wird zudem relativ viel Niederschlag simuliert. In
Staulagen über dem Westen, der Mitte und dem Süden sind akkumuliert über 24 bis
48 Stunden warnrelevante Mengen im Bereich des Möglichen, wobei dann auch die
Schneefallgrenze bzw. eventuelles Tauwetter eine Rolle spielen können.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MosMix, IFS, IFS EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner