DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

23-02-2020 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 23.02.2020 um 10.30 UTC



Unbeständige und windige Westlage. Nasskalt bis mild.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 01.03.2020


Wir liegen mittelfristig weiter in einer kräftigen westlichen, zyklonal
geprägten Strömung.
Eingangs der Mittelfrist am kommenden Mittwoch schwenkt ein markanter Trog über
uns nach Osten. In höhenkalter Luft mit T500 von -38 Grad (T850 -6 Grad) kommt
es wiederholt zu kräftigen Regen-, Schneeregen- und Graupelschauern. Zum Teil
sind auch Gewitter dabei. Es wird zudem sehr windig, da der Gradient am Südrand
einer Tiefdruckrinne über Südskandinavien gut ausgeprägt ist. Es kommt zu
starken bis stürmischen Böen, teilweise zu Sturmböen. Im Norden ist der Gradient
am schwächsten. Bei kräftiger Konvektion sind schwere Sturmböen im Süden nicht
ausgeschlossen. In Staulagen regnet/schneit es auch länger anhaltend und
teilweise kräftig, oberhalb 300 bis 400m fällt Schnee.
Am Donnerstag kommen wir rückseitig des Troges in eine nordwestliche Strömung,
es bleibt zunächst sehr labil mit weiteren Schauern und Gewittern, die teilweise
bis in tiefe Lagen als Schnee und Graupel fallen. Vorderseitig eines flachen
Höhenrückens, stabilisiert es später von Westen her, bevor abends und nachts im
Westen bei etwas steigender Schneefallgrenze wieder Niederschläge einsetzen, die
durch Warmluftadvektion vor einer sich nähernden Okklusion ausgelöst werden. Im
Bodendruckfeld bildet sich zuvor ein Zwischenhoch ab, in dessen Bereich der
Gradient spürbar auffächert.
Am Freitag kommt der in die westliche Strömung eingebettete flache Rücken bis
Mitteleuropa voran. Dabei entwickelt sich aus einer Welle über Westeuropa ein
Tief, das am Tagesende die südliche Nordsee erreicht. In der Südwesthälfte
kommen mit der Warmfront erneut Regenfälle auf und die Schneefallgrenze steigt
über die Gipfellagen der Mittelgebirge hinaus an. Im Südwesten nimmt der
Gradient schon etwas zu.
Am Samstag zieht das Tief verlangsamt weiter nach Südschweden und auf seiner
Rückseite stößt rasch wieder Meereskaltluft in Verbindung mit einem breiten Trog
über West- und Mitteleuropa nach Süden vor. Der Gradient nimmt weiter zu und
eine Sturmlage ist wieder im Bereich des Möglichen.
Am Sonntag liegen wird im Zustrom kalter Meeresluft aus nordwestlicher Richtung.
Der Tiefschwerpunkt verschiebt sich in den Ostseeraum, in der mittleren
Troposphäre erfasst uns ein breiter Trog, anfüllt mit höhenkalter Luft. Bei sehr
instabiler Schichtung (T850 -5 bis -8 Grad, T500 nahe -40 Grad) steht nasskaltes
Schauerwetter auf der Karte. Schnee und Graupel bis in tiefe Lagen sind dabei,
sowie einzelne kräftige Graupelgewitter. In Staulagen kann es länger anhaltend,
auch bis in tiefe Lagen schneien. Auch der Gradient gibt noch einiges her, so
dass Sturmböen zu erwarten sind.
In der erweiterten Mittelfrist setzt sich die wechselhafte Westlage fort, wobei
ganz im Norden und im Bergland teilweise Schnee fällt.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die letzten Läufe des IFS stimmen dahingehend überein, dass sie eine zyklonale
Wstlage über die gesamte Mittelfrist simulieren. Insofern ist die Konsistenz
gut. Die kurzen Wellen werden nach wie vor variabel berechnet, so dass
Unsicherheiten im genauen Ablauf verbleiben. Meist sind erwärmte
Meeresluftmassen polaren Ursprungs wetterbestimmend, die zum Wochenende (sehr)
kurz von milder Meeresluft ersetzt werden. In den Vorläufen konnte sich die
milde Luftmasse nachhaltiger in Szene setzten. In der aktuellen Version gibt sie
nur ein kurzes Gastspiel. Die Sturmentwicklung am Samstag hatte der Vorlauf
abgewandelt im Programm, der gestrige 00z Lauf noch nicht, sie ist damit
naturgemäß noch sehr unsicher.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Der Ablauf wird auch von den anderen globalen Modellen in ähnlicher Weise
gezeigt, so dass alternative Entwicklungen nicht geboten werden. Am Donnerstag
lässt GFS ein kleinräumiges Sturmtief entlang der deutschen Küsten nach Osten
ziehen, was weder IFS noch ICON auf Lager haben, infolge dessen wird diese
Variante als Außenseiterlösung abgetan.
Dass das nächste Wochenende wieder windiger (stürmisch) werden kann, zeigen
neben IFS auch GFS und ICON. Da die Lage wird aber doch mit einigen
Unterschieden berechnet wird, ist die Entwicklung auch aus Sicht des
Modellvergleichs unsicher.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen diverser deutscher Städte stützen die zuvor getroffenen
Aussagen. Die Entwicklung am Wochenende wird auch aus Sicht der Ensembles
unsicher. Etliche Members zeigen einen kräftigeren, zeitlich verzögerten
Warmluftvorstoß nach Mitteleuropa. Sie zeigen ein Sturmtief, weiter westlich
positioniert als im Hauptlauf, das erst zum Sonntag die Nordsee erreicht. Den
nachfolgenden Temperaturrückgang, in etwa auf das vorherige Niveau, haben dann
wieder alle auf der Karte.
Die Clusterung zeigt im ersten Zeitschritt 3 Cluster, die sich aber nicht viel
unterscheiden. Danach werden 2 Cluster gebildet. Im ersten liegt auch der
Hauptlauf, der zweite simuliert die Westströmung stärker mäandriert mit
langsamer ziehenden Wellen, was auch die Entwicklung im Vorabsatz erklärt.
Danach sind 3 Cluster (erweiterte Mittelfrist) zu sehen, die zunehmend Richtung
negative NAO schwenken, da sich die Frontalzone über dem Atlantik weit nach
Süden ausdehnt. Für Mitteleuropa bleibt die Strömung aber zunächst auf West mit
(relativ) niedrigem Temperaturniveau (maritime Polarluft).
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der Wind bleibt Warnthema Nummer eins. An allen Tagen spielt der Wind im
Warnmanagement eine Rolle. Am Mittwoch hat EFI im Süden ein Signal für
kräftigeren Wind, was bereits im Text gewürdigt wurde. Auch am Wochenende zieht
der Gradient wieder an. Hinweise auf überdurchschnittlichen Wind gibt es im EFI
und in den probabilistischen Prognosen. Die Stärke des Ensemblesignals spricht
aber zunächst nicht für ein extremes Ereignis.

Im mittleren und höheren Bergland fällt teilweise Schnee, möglicherweise auch
mit Verwehungen (Mittwoch, Sonntag). Daneben regnet es wiederholt. Akkumuliert
vor allem in Staulagen im Bereich markanter Warnschwellen. Gegen Warnungen
spräche, dass in Hochlagen häufiger die feste Phase dabei ist.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MosMix, IFS EPS, IFS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner