DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

21-02-2020 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 21.02.2020 um 10.30 UTC



Andauernde Westwetterlage mit meist milden Luftmassen, zur Wochenmitte
vorübergehend Trogeinfluss mit teils markanten Gewittern. An den Alpen dann
teils markante Schneefälle. Anschließend wieder milder. Im gesamten Zeitraum
lebhafter Wind mit Wind- und Sturmböen. Potential für Sturmtiefentwicklungen
gegeben.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 28.02.2020


Eine aktive Westwetterlage prägt den gesamten Mittelfristzeitraum.

Zu Wochenbeginn, am Montag, überquert ein flacher Rücken den Vorhersageraum. Mit
der zu Beginn noch nordwestlichen Höhenströmung gibt es in den Ostalpen letzte
Niederschläge. Sonst wird der noch flache Rücken von kräftiger WLA überlaufen
und mehrschichtige Bewölkung wird mit Niederschlägen im Tagesverlauf rasch
ostwärts geführt. Dieser Niederschlag betrifft vornehmlich die Nordhälfte und
fällt im Norden kräftiger aus, als über der Mitte. Im Süden kann man stärker vom
Rücken profitieren, sodass es dort im Tagesverlauf zunehmend freundlich wird und
trocken bleibt. Der West- bis Südwestwind ist lebhaft, aber nur im Bergland und
in Küstennähe markant böig.

Am Dienstag greift ein breiter flacher Trog auf Deutschland über. Das zugehörige
Bodentief erreicht Südskandinavien. Seine Kaltfront überquert im Tagesverlauf
Deutschland südostwärts. Wie schnell das damit in Verbindung stehende
Niederschlagsband den Südosten erreicht wird allerdings von den verschiedenen
Modellen noch unterschiedlich gesehen. Nachfolgend erreichen den Westen und
Nordwesten mit dem übergreifenden Höhentrog konvektiv durchsetzte Niederschläge
und einzelne Gewitter. Die darauf folgende Nacht ist geprägt von durch den
Höhentrog induzierte Schauer und Gewitter. Der Wind bleibt lebhaft mit Sturm in
den Bergen, an der See und bei kräftigen konvektiven Entwicklungen.

Am Mittwoch amplifiziert sich der Höhentrog über Mitteleuropa und greift damit
bis in den zentralen Mittelmeerraum aus. Damit wird auch das östliche
Vorankommen ausgebremst und die Trogachse liegt direkt über Deutschland. Große
Landesteile werden von Höhenkaltluft bis -40 Grad in 500 hPa geflutet. Die Folge
sind wiederholt teils kräftiger Graupelschauer und kurze Gewitter. Bis in
mittlere Lagen kann sich eine Neuschneedecke ausbilden. An den Alpen sind
staubedingt auch markante Neuschneemengen denkbar. In den Nachtstunden überquert
eine weitere Trogachse Deutschland südostwärts, sodass die konvektiven
Niederschläge anhalten. Es bleibt windig bis stürmisch

Am Donnerstag und Freitag setzt sich das wechselhafte Wetter fort. Am Donnerstag
dominiert noch die Trogrückseite mit Stauniederschlägen an den Alpen. Ab der
Nacht auf Freitag greift mit kräftiger WLA eine neue Warmfront von Westen über
und nachfolgend zonalisiert die Höhenströmung. Häufige Niederschläge und
windiges bis stürmisches Wetter setzen sich entsprechend fort.

Auch in der erweiterten Mittelfrist ändert sich nichts an der aktiven
Westwetterlage. Daher muss weiter wiederholt mit Niederschlägen und windigem bis
stürmischem Wetter gerechnet werden. Auch das Potential für Sturmlagen ist
weiterhin gegeben. Dazu bleibt es insgesamt deutlich überdurchschnittlich
temperiert.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der grundlegende Ablauf ist zu Beginn der Mittelfrist klar. Es zeigen sich aber
direkt Unterschiede im zeitlichen Ablauf. Das betrifft auch gleich am Dienstag
das Vorankommen der Kaltfront nach Süden, was in den Vorläufen noch schneller
prognostiziert wurde, als im jüngsten ECMWF-Lauf.

Nachfolgend zeigen alle Läufe das Übergreifen des Troges. Die Unsicherheiten
bestehen dann vor allem in Bezug auf die zeitliche Abfolge und das Auftreten
sowie die Stärke möglicher Randtröge. Dies hat dann auch Auswirkungen auf die
Windentwicklung. Beispielhaft sei die Druckverteilung von 00 UTC am Donnerstag
angesprochen. Während der gestrige 12 UTC Lauf ein kräftiger Tief über Jütland
zeigte, ist dies im heutigen 00 UTC Lauf gar nicht vorhanden. Stattdessen
überquert ein KF mit markantem Isobarenknick Deutschland südostwärts.

Die Zonalisierung der Strömung zum Ende der Mittelfrist und in der erweiterten
Mittelfrist wird wieder von allen Modellläufen gezeigt. Allerdings lässt sich
dann keine Aussage mehr über den zeitlichen Wetterablauf machen, da die dann
kurzwelligen Störungen und Frontensysteme je nach Modelllauf unterschiedlich
vorhergesagt werden. Klar ist aber nach allen Modellläufen, dass sich das
wechselhafte und windig bis stürmische Wetter mit milden Luftmassen fortsetzt.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Es ergeben sich die gleichen Unsicherheitsfaktoren, wie auch schon bei der
modellinternen Konsistenz. So wird die wellende Kaltfront unterschiedliche
schnell vorhergesagt. Nach ICON lässt sich kaum Wellenpotential erkennen und die
KF wandert rasch südostwärts. GFS zeigt die Welle in ähnlicher Ausprägung wie
das ECMWF.

Die Amplifizierung des nachfolgenden Troges wird von den verschiedenen Modellen
unterschiedlich kräftig vorhergesagt. Vor allem nach GFS soll sich dieser nicht
so weit nach Süden ausweiten, aber auch ICON ist zurückhaltender als das ECMWF.
Die in den Hohentrog eingelagerte Höhenkaltluft wird damit verschieden kräftig
gezeigt. Bei GFS und ICON würde sich diese auf Deutschland konzentrieren,
während sie beim ECMWF eher den zentralen Mittelmeerraum fluten würde. Die
Höhen- und Bodenströmung kommt bei GFS und ICON damit ehr aus westlicher statt
nordwestlicher Richtung.

Die anschließende Zonalisierung zeigen alle Modelle. Die Modellunterschiede sind
bezüglich der Verteilung und Stärke von Hoch- und Tiefdruckgebieten sowie deren
zeitliche Abfolge aber ziemlich groß und eine Prognose ist nicht möglich.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen des ECMWF zeichnen ein recht einheitliches Bild. So zeigt sich
ein klarer Verlauf des Geopotentials bezüglich der Austrogung zur Wochenmitte,
wobei Haupt- und Kontrolllauf im Einklang liegen. Der anschließende
Geopotentialanstieg und die damit in Verbindung stehende Zonalisierung ist im
Mittel aller EPS Member ebenfalls zu sehen. Die Streubreite bei Geopotential und
850 hPa Temperatur nimmt aber erheblich zu. Die Niederschlagssignale bleiben bis
zum Ende der Vorhersageperiode deutlich.

Das Clustering des ECMWF zeigt für den Zeitraum +120 h bis +168 h (Mi 00 bis Fr
00) vier Szenarien. Dies unterscheiden sich bezüglich Europa dahingehend, dass
die Ausprägung des Troges unterschiedlich prognostiziert wird. Das betrifft auch
das ostwärtige Abwandern des Troges zum Ende der Woche. Die Unterschiede in der
Luftdruckverteilung sind auch recht verschieden. Vor allem Cluster 2 zeigt zum
Ende des Zeitraums erhöhtes Sturmpotential.
Für den Zeitraum +192 h bis +240 h werden erneut vier Szenarien angeboten. Die
Unterschiede sind recht groß. Sie liegen darin, ob die Höhenströmung eher glatt
ist oder eine stärkere meridionale Komponente besitzt. Auch die Frage ob und
wann Trog oder Keil für Deutschland wetterwirksam sind, wird sehr
unterschiedlich vorhergesagt.

Die für das ECMWF getroffenen Aussagen lassen sich auch beim GFS EPS
wiederfinden. Nach Abziehen des Troges zur Wochenmitte nimmt die Streubreite
erheblich zu. So gibt es auch Member die eine kräftige Trogvorderseite mit 850
hPa Temperaturen bis 10 Grad zeigen. Die Niederschlagssignale bleiben hoch.

Fazit: Das mittelfristige Grundmuster ist soweit klar, wenngleich es
Unterschiede im Detail gibt. Wie es Ende kommender Woche nach der Zonalisierung
der Höhenströmung weitergeht ist sehr unsicher und eine Prognose aus heutiger
Sicht nicht möglich.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Im Vordergrund steht im Mittelfristzeitraum immer der Wind, der im Küstenumfeld
und auf den Bergen oft im markanten Bereich weht. Auch für das Tiefland gibt es
das Potential für Sturmlagen, insbesondere ab der zweiten Hälfte der kommenden
Woche. Allerdings sind diesbezüglich keine Detailprognosen möglich, da sich die
Modellprognosen zum Teil beträchtlich unterscheiden.

Zur Mitte der kommenden Woche (Dienstagnachmittag bis Nacht auf Donnerstag)
sorgt der Trog mit Höhenkaltluft für einzelne Gewitter mit Sturmböen. An den
Alpen kann es je nach Ausrichtung des Troges in Staulagen zu markanten
Neuschneemengen kommen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECWMF-EPS, MOS-Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Marcus Beyer