DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

18-02-2020 18:30
SXEU31 DWAV 181800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 18.02.2020 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Zeitweise Böen Bft 7 bis 8, an der See teils Bft 9, auf exponierten Bergen 9 bis
11. Vor allem am Mittwoch und in der Nacht zum Freitag vereinzelt kurze
Graupelgewitter mit Böen Bft 8. Am Mittwoch in Lagen ab 600 bis 800 m
schauerartiger Schneefall, vereinzelt mäßiger Intensität.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC
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Aktuell ... Derzeit liegen wir zwischen zwei Trögen in einer recht glatten
Westströmung in der eingeströmten subpolaren Meeresluftmasse, in der es noch
örtlich Schauer gibt, die in Hochlagen als Schnee fallen. Der Westliche Trog
greift mit seiner Vorderseite in der 2. Nachthälfte auf den äußersten Westen
über und seine Achse liegt um 06 UTC über dem Westen Deutschlands. Vorlaufend
befindet sich ein Bodentrog nebst Konvergenzlinie, die um 00 UTC über Benelux
simuliert wird. Die Niederschläge breiten sich in der 2. Nachthälfte rasch
ostwärts aus und sparen nur Teile von Ostdeutschland und vom Südosten aus. Dabei
werden 6stg. Niederschlagsmengen zwischen 2 und 8 mm erwartet mit den höchsten
Mengen in den Staulagen. Bei Euro4 und CD2 sind in exponierten Staulagen sogar
Mengen knapp über 10 mm drin. Obwohl die Temperatur in 850 hPa im Bereich der
Konvergenz auf -2 bis -3 Grad ansteigt, sinkt die Schneefallgrenze durch
Niederschlagsabkühlung der untersten Schichten örtlich auf 300 bis 400 m. Bei
leichtem Niederschlag dürfte aber die Grenze bei 500 bis 600 m liegen.
Nichtsdestotrotz gibt es oberhalb von 400 m die Möglichkeit der Glättebildung
und oberhalb von 600 m könnte es auch durchaus bis 5 cm Neuschnee geben. In den
Kammlagen sind sogar knapp 10 cm nicht ganz auszuschließen.
Mit Übergreifen des Bodentroges nimmt der Gradient wieder zu und vor allem im
Rückfeld frischt der Wind kräftig auf mit verbreitet steifen Windböen. Es gibt
auch Hinweise für einzelne 8er Böen in exponierten Lagen. Im Bergland oberhalb
von 600 bis 800 m gibt es stürmische Böen und auf exponierten Bergen 9er bis
11er Böen.

Mittwoch ... überquert der oben erwähnte Kurzwellentrog Deutschland bis späten
Nachmittag rasch ostwärts. Die vorlaufende Konvergenz passiert die Ost- und
Südhälfte des Vorhersagegebietes bereits bis mittags mit schauerartigen
Niedereschlägen, oberhalb von etwa 300 m (Erzgebirge) bis 700 m (Alpen) als
Schnee. Dahinter folgen im Trogbereich Schauer in der erneut hochreichend
labilen subpolaren Meeresluft (-35 bis -37 Grad in 500 hPa, -6 Grad in 850 hPa).
Kurze Graupelgewitter sind dabei nicht ausgeschlossen. Der Wind frischt auch im
Osten und Süden erneut auf und auch außerhalb der Schauer gibt es recht
verbreitet steife Böen aus West. Stürmische Böen beschränken sich auf das
Nordseeumfeld, wenngleich man bei einem Graupelschauer dieselben auch in den
Niederungen nicht ganz ausschließen kann. In den Kamm- und Gipfellagen der
Mittelgebirge und der Alpen gibt es erneut Böen Bft 8 bis 9, exponiert Bft 10,
Brocken Bft 11.
Nach Abzug des Troges setzt von Westen her rasch Stabilisierung ein, verursacht
durch einen markanten Rücken, der sich durch WLA vorderseitig einer beginnenden
Austrogung über dem mittleren Nordatlantik über den Britischen Inseln nordwärts
aufwölbt und bis zum Abend bereits die Nordsee erreicht. Vor allem im Südwesten
und Westen setzt deutlicher Druckanstieg ein, der Keil einer inzwischen von den
Azoren bis ins westliche Mittelmeer reichenden Hochdruckzone schiebt sich nach
Südwestdeutschland. Somit klingen die Schauer bereits am Nachmittag in der
Westhälfte weitgehend ab, bis zum Abend dann auch weiter östlich, lediglich im
äußersten Nordosten und an den Alpen kann es bis in die späteren Abendstunden
noch Niederschläge geben. Am Alpenrand fällt dabei bis in höhere Täler etwas
Schnee, in den Staulagen des Oberallgäus sowie im höheren Bayerwald gebietsweise
mehr als 10 cm. Der Wind lässt bereits ab dem späten Nachmittag von Westen her
deutlich nach.
Vor allem im Westen kann sich dann auch schon wieder mal die Sonne durchsetzen.
Die Temperaturen erreichen wohl nicht ganz die Höchstwerte des Vortages, dennoch
bleibt es mit Höchstwerten zwischen 5 und 9 Grad, am Rhein gebietsweise um oder
knapp über 10 Grad etwas zu mild für die Jahreszeit. Nur in Hochlagen der
Mittelgebirge gibt es Werte um 0 Grad.

In der Nacht zum Donnerstag schwenkt der Höhenrücken nach Mitteleuropa, wird
aber nach wie vor von kräftiger WLA überlaufen. Somit ist auch diese
Wetterberuhigung nur vorübergehender Natur. Der markante Höhentrog über dem
mittleren Nordatlantik kommt allmählich nach Osten voran, dessen Drehzentrum
befindet sich morgens als hochreichendes Tiefdruckgebiet knapp südlich von
Island. Das zugehörige kräftige Sturmtief im Bodenfeld erreicht dann einen
Kerndruck von nahe 950 hPa. Dessen Warmfront überquert nachts die Nordsee bzw.
den Ärmelkanal und greift morgens auf den Westen und Nordwesten Deutschlands
über. Im Vorfeld setzen Regenfälle meist leichter, vereinzelt mäßiger Intensität
ein, die sich morgens bis in die mittleren Landesteile ausbreiten. Anfangs kann
es dabei bis auf etwa 500 m hinab schneien, die Schneefallgrenze steigt aber
allmählich bis in die Kammlagen. Im Osten und Süden bleibt es noch trocken.
Der Wind dreht wieder zurück auf Süd bis Südwest und nimmt vorübergehend auch in
den Hochlagen ab, ehe er mit Annäherung der Warmfront wieder auffrischt. In den
Gipfellagen der zentralen Mittelgebirge gibt es dann Böen Bft 8 bis 9 (Brocken
Bft 10). Im Nordseeumfeld reicht es morgens wohl für steife bis stürmische Böen.
In den Niederungen ist der Wind wohl noch nicht warnrelevant.
Im Südosten bleibt es längere Zeit gering bewölkt, so dass es dort auch in den
Niederungen recht verbreitet leichten Frost und stellenweise auch Glätte durch
Überfrieren oder Reif gibt.

Donnerstag ... wird Mitteleuropa, Eingebettet in die vorübergehend etwas stärker
mäandrierende Frontalzone, rasch von einem recht markanten Höhenkeil überquert,
dessen Achse sich bereits am Freitag, 00 UTC von Norditalien über den Osten
Österreichs nordostwärts bis zum Baltikum erstreckt. Dem Keil folgt ein mit
recht großer Amplitude ausgestatteter Kurzwellentrog, der abends auf die Nordsee
und Kontinentaleuropa übergreift. Das mit diesem Trog korrespondierende
Frontensystem eines Sturm- bzw. Orkantiefs knapp südöstlich von Island überquert
die Britischen Inseln bzw. die Nordsee rasch ostwärts. Die Kaltfront erreicht
abends bereits Nordwestdeutschland mit Sturmböen auch im Binnenland bzw. in
tiefen Lagen, schauerartigen Regenfällen und eventuell auch einzelnen Gewittern.

Innerhalb des Warmsektors wird mildere Altantikluft ins Vorhersagegebiet
advehiert, wobei die Temperatur in 850 hPa auf Werte um 0 Grad ansteigt. Das
reicht für Höchstwerte zwischen 7 Grad im überwiegend bedecktem Nordosten und 13
Grad am Oberrhein.

In der Nacht zum Freitag überquert der zunehmend kurzwellige Höhentrog
Deutschland rasch ostwärts, dahinter stellt sich eine erneut glatter konturierte
kräftige westnordwestliche Höhenströmung ein. Das zentralsteuernde Tief über dem
Nordmeer füllt sich weiter auf und kommt kaum mehr nach Osten voran, die
zugehörige Kaltfront ist mit einer kräftigen Schubkomponente ausgestattet und
überquert Deutschland rasch ostsüdostwärts. Vor allem mit Passage der nach wie
vor gut definierten Front verschärft sich der Druckgradient noch einmal und es
gibt - außer im Südwesten und im Süden - verbreitet stürmische Böen, vereinzelt
auch Sturmböen aus West bis in tiefe Lagen. In den Kamm- und Gipfellagen der
Mittelgebirge und der Alpen muss dann mit schweren Sturmböen, exponiert auch mit
Orkanböen gerechnet werden. Postfrontal wird der Wind vor allem im Westen und
Süden aber rasch wieder schwächer. Im Nordseeumfeld gibt es dagegen weiterhin
Böen Bft 8 bis 9, vereinzelt auch mehr.
Mit der Frontpassage gehen auch schauerartige Regenfälle einher, wobei die
Schneefallgrenze mit unmittelbar folgender Advektion maritimer Polarluft (bis -6
Grad in 850 hPa) auf etwa 300 bis 600 m (Alpen: in den Frühstunden) sinkt. Die
Neuschneemengen bleiben aber auch in den höchsten Lagen mit meist weniger als 5
cm sehr überschaubar.
Mit dem Trog gelangt vor allem der Norden in den Einflussbereich hochreichend
kalter Luftmassen (um -37 Grad in 500 hPa), wobei sich dort auch einzelne
Gewitter entwickeln können, ansonsten lassen die Niederschläge nach Frontpassage
rasch wieder nach.
Frost ist aufgrund der meist dichten Bewölkung bzw. des lebhaften Windes wohl
nur in höheren Lagen zu erwarten, wo auch Glätte durch Schnee bzw. Schneematsch
auftreten kann. Lediglich in Süddeutschland ist auch Bodenfrost möglich.

Freitag ... zieht der scharfe Höhentrog rasch ab und erneut wandert ein
atlantischer Höhenrücken nach Deutschland, der in der Höhe im Norden und in der
Mitte von Warmluftadvektion überlaufen wird. Vorübergehend überkompensiert die
NVA die WLA, so dass der Bodendruck vorübergehend ansteigt. Ein Azorenhochkeil
dehnt sich dabei bis nach Süddeutschland und zum nordwestlichen Balkan aus.
Vorübergehend stabilisiert sich die Atmosphäre und im Tagesverlauf dehnen sich
hohe und mittelhohe Wolkenfelder von Nordwestdeutschland bis zur Mitte hin aus.
Anfangs sind im Norden noch einzelne Schauer möglich und im Alpenraum lassen
Regen- und Schneefälle nach. Am Nachmittag ist es sogar weitgehend trocken. Die
Temperaturen ändern sich gegenüber Donnerstag nur unwesentlich. An der
Nordflanke des Hochkeils gibt es wahrscheinlich im Norden nochmals steife
Windböen, exponiert und an der Nordsee stürmische Böen. Auf den Bergen sind 8er
bis 10er Böen, auf dem Brocken eventuell 11er Böen zu erwarten.
In der Nacht zum Samstag ist bei klarem Himmel in Süddeutschland verbreitet mit
Frost zu rechnen.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle simulieren eine recht ähnliche Entwicklung.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden