DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

16-02-2020 17:30
SXEU31 DWAV 161800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 16.02.2020 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Insgesamt recht windig, anfangs im Westen auch im Flachland stürmisch. Weiterhin
auf den Bergen und an der See stürmisch. In den Folgetagen mit abnehmender
Tendenz, Temperaturrückgang.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland auf der Südostflanke eines hochreichenden und sehr
umfangreichen Tiefdruckkomplex über dem zentralen nördlichen Atlantik. Das
Zentraltief (VICTORIA) verlagert sich in der kommenden Nacht in das Seegebiet
nördlich von Schottland. Das Fronten von VICTORIA liegt aktuell über
Schleswig-Holstein. Aufgrund einer Wellenbildung über der südlichen Nordsee wird
die weitere Südverlagerung der Kaltfront aber noch verhindert. In der Nacht
nähert sich ein Langwellentrog dem Kontinent und dadurch wird die
Südwest-Strömung weiter aufgesteilt. Aufgrund der Trogannäherung nimmt die
Kaltfront am Abend Fahrt auf, überquert bis Mitternacht den Norden und liegt
morgen früh über Süddeutschland.

Das frontale Niederschlagsband kommt auch weiter südostwärts voran, erfasst die
Mitte und den Osten und erreicht morgen früh bereits Süddeutschland.
Gebietsweise kann es dabei in Staulagen 10 bis 15 mm/12h geben, Warnschwellen
werden nicht erreicht.

Markant bleiben die Windwarnungen. Korrespondieren zur Verlagerung der Front
kommt auch das Sturmfeld mit seinem Schwerpunkt weiter nach Süden voran. Vor
allem am Abend gibt es für das westliche Bergland Signale für Sturmböen bis zu
vereinzelten schweren Sturmböen. In exponierten Lagen kann es lokal auch
orkanartige Böen geben, auf dem Brocken anfangs noch Bft 12. Im Flachland in
Norddeutschland gibt es am Abend steife bis stürmische Böen (Bft 7 bis 8). In
der Nacht kommt durch die Annäherung des Troges zunehmend höhenkalte Luft in den
Norden und die Schichtung labilisiert. Folglich muss in der zweiten Nachthälfte
vor allem in Küstennähe mit Schauern gerechnet werden. Der Wind an der Nordsee
nimmt wieder zu und es gibt in Küstennähe und auf den Inseln Sturmböen, u.U. auf
den Nordfriesischen Inseln auch schwere Sturmböen (Bft 10) Im Süden sorgt das
Sturmfeld noch im Bergland für stürmische Böen oder Sturmböen, auf exponierten
Berglagen auch für schwere Sturmböen. Ab Mitternacht schwächt sich der Wind
jedoch ab, sodass im Flachland Süddeutschlands keine Windwarnungen mehr
erforderlich sind. Auch in der Mitte und im Norden schwächt sich gegen Morgen
der Wind ab. Vom Münsterland nordwärts Richtung Küste bis nach MeckPomm muss
aber weiterhin mit Böen der Stärke 7 aus Südwest gerechnet werden.
Die Nacht bleibt frostfrei.


Montag ... erreicht der Trog, der sowohl vom Potential aus auch thermisch recht
gut ausgeprägt ist, Frankreich und am Abend liegt er bereits knapp westlich von
uns. Die Front erreicht die Alpen und kommt bis zum Nachmittag auch in den
Südosten voran. Über dem Südosten Frankreichs kommt es wieder zur Wellenbildung,
von daher wird die weitere Progression Richtung Süden aufgehalten. Hinter der
Front wird maritime Polarluft nach Deutschland geführt und daher sinkt die
Temperatur in 850 hPa bis zum Abend fast überall auf -3 bis 0 Grad.
Das an die Front gekoppelte Niederschlagsgebiet kommt aus der Mitte nach
Süddeutschland voran und erreicht am Abend auch den Südosten. Die höchsten
Niederschlagsmengen werden über Frankreich simuliert, allerdings gibt es von den
hochaufgelösten Modellen Signale für ein mögliches markantes Ereignis
(Dauerregen) im Schwarzwald, allerdings sinkt die Schneefallgrenze am Nachmittag
auf etwa 1000 m ab, von daher ist nach derzeitigem Stand der Dinge nicht mit
einer Dauerregenwarnung zu rechnen.

Der Wind nimmt tagesgangbedingt wieder zu und im Norden und in der nördlichen
Mitte muss auch im Flachland weiterhin mit steifen Böen (Bft 7) aus Südwest
gerechnet werden. In Küstennähe gibt es Bft 8, direkt an der Küste sowie auf den
Inseln Bft 9 bis teilweise Bft 10. Auf den Berggipfeln sind Bft 8 bis 9,
exponiert 10 und auf dem Brocken Bft 11 wahrscheinlich.

In der Nacht zum Dienstag erreicht die Achse des Troges Westdeutschland und in
der höhenkalten Luft gibt es Schauer, an der Küste mitunter auch ein kurzes
Gewitter. Südlich der Donau halten die Niederschläge weiter an. Oberhalb von
etwa 800 bis 1000 m fällt Schnee, sodass an den Alpen mit 5 bis 10 cm Neuschnee,
im Allgäu auch darüber, drin sind.

Der Wind ist in der Nacht vor allem auf den Berggipfeln sowie an der Küste ein
Thema. Mit dem Trog frischt der Wind in der Nacht nochmals auf, sodass an der
Nordsee und auf den Berggipfeln Bft 8 bis 9, auf exponierten Berggipfeln auch
Bft 10, auf dem Brocken Bft 11.
Frost gibt es nur in den Mittelgebirgen und an den Alpen.


Dienstag ... schiebt sich in den Süden der schwache Keil eines Azorenhochs,
während im Norden tiefer Luftdruck über Nordeuropa und dem Nordatlantik
wetterbestimmend bleibt. Im Geopotentialfeld wandert der Trog, der in der Nacht
zu Dienstag noch für eine gewisse Gewitteraffinität gesorgt hat, nach Osten aus,
wodurch die Höhenströmung vorübergehend durchglättet bzw. einen leicht
antizyklonalen Charakter bekommt, bevor in der Nacht zum Mittwoch erneut ein
Trog auf den Vorhersagebereich übergreift. Bei alldem ist vom Norden bis in die
Mitte der Gradient weiterhin recht kräftig ausgeprägt, und in diesen Gebieten
ist die Schichtung auch labiler, so dass steife Böen laut ICON bis in den
Kraichgau und nach Franken zu erwarten sein sollten; laut IFS sollen die Böen
noch etwas weiter nach Süden bis ins Alpenvorland ausgreifen. Im
Mittelgebirgsraum und in der Norddeutschen Tiefebene werden steife bis
stürmische, exponiert dort auch Sturmböen erwartet, was die Modelle nunmehr
recht einheitlich so einschätzen.

In der Nacht schwächt sich der Wind vorübergehend ab, um in der zweiten
Nachthälfte ein vorübergehendes Maximum anzusteuern, das einem Kurzwellentrog
(bodennah und in 500 hPa erkennbar) geschuldet ist. In Verbindung mit diesem
sind vorübergehend erneut Windböen und stürmische Böen zu erwarten, und dieser
Trog wird auch von ICON und IFS, aber beispielsweise auch von GFS gezeigt. Mit
dem Trog nimmt in der Nacht zu Mittwoch auch die Labilität zu, so dass sich die
Schauertätigkeit intensiviert. Die Tatsache, dass die 850er Temperaturen, die am
Tage um -5 Grad liegen sollen, in der Nacht auf -4 Grad ansteigen, ändert nichts
daran, dass die Niederschläge in den Hochlagen als Schnee fallen können. Einige
cm Neuschnee sind dabei möglich. Dazu wird es im Süden, wo es windschwach und
zum Teil klar ist, aber auch in höheren Mittelgebirgslagen Tiefstwerten etwas
unter null Grad geben.


Mittwoch ... überquert der oben angesprochene Trog Deutschland ostwärts.
Dahinter folgt ein Keil, dessen Achse schon am Abend über Westeuropa liegt. In
der Folge steigt bei uns der Druck an und in die Alpen schiebt sich von Westen
her ein Hochkeil. Zuvor ist am Tage unbeständig mit Schauern, die oberhalb von
600 m in der Mitte und 800 m im Süden in Schnee übergehen. Größere
Niederschlagsmengen sind durch die Schauer nicht zu erwarten, Allerdings kann es
vor allem im Bereich der südlichen und östlichen Mittelgebirge etwas Neuschnee
geben (maximal 2 bis 5 cm, im Allgäu bis 10 cm).
Vor allem im Westen gibt es auch Auflockerungen, sonst ist es meist stark
bewölkt bei Tageshöchstwerten von 5 Grad an den Alpen und 11 Grad am Oberrhein.


Der Wind bleibt warnwürdig, er frischt im Tagesverlauf auf und dann kann es im
Norden sowie auch im Osten selbst im Flachland steife Böen (Bft 7) aus West
geben. Auf dem Bergen und auf den Inseln sowie im Alpenvorland gibt es
stürmische Böen, auf den Gipfeln auch Sturmböen. Der Wind schwächt sich in der
zweiten Tageshälfte deutlich ab.

In der Nacht zum Donnerstag wandert ein neuer Tiefdruckkomplex in das Seegebiet
zwischen Schottland und Island. Sein Frontensystem erreicht den Norden mit einer
Warmfront und im Warmsektor, vor der Kaltfront über den Britischen Inseln, nimmt
der Südwestwind wieder zu und vor allem an der Küste kann es erneut Bft 7 bis 8
geben. Auch auf den Berggipfeln der Mittelgebirge sind stürmische Böen (Bft 8),
auf dem Brocken auch Sturmböen (Bft 9) möglich.

Vor allem im Südosten gibt es in der Nacht leichten Frost.



Modellvergleich und -einschätzung
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Die Standardfelder der anderen Modelle unterscheiden sich nicht wesentlich von
denen der deutschen Modelle. Unterschiede gibt es bei der Simulation der
Böenstärke zwischen den deutschen Modellen und dem IFS. Es fällt auf, dass die
Böen für heute recht ähnlich eingeschätzt werden. Morgen gibt es vor allem im
Westen doch deutliche Unterschiede, wobei das IFS (auch die Ensembles) um 1 bis
2 Windstärken über dem ICON liegt.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Rolf Ullrich