DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

11-02-2020 17:01
SXEU31 DWAV 111800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 11.02.2020 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Wechselhaft mit zögernd nachlassendem Wind. Bergland etwas Neuschnee. In den
Nächten über der Mitte und im Süden teils Frost und Glätte.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC
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Aktuell ... dauert auch am Abend die stramme nordwestliche Strömung über
Deutschland an, sodass der wechselhafte und windige Dienstag fließend in eine
ebenso abwechslungsreiche Nacht zum Mittwoch übergeht. Dabei treten am Abend
noch deutschlandweit zahlreiche Schauer und einzelne Gewitter auf, wobei die
Schneefallgrenze von Nord nach Süd zwischen 200 und 500 m pendelt. Bedeutet in
mittleren Berglagen ist die Ausbildung einer dünnen Schneedecke nicht
ausgeschlossen. Der stark böige bis stürmische Südwest- bis Westwind frischt
besonders in Schauer-/Gewitternähe nochmals deutlich auf (teils mit Sturmstärke
(Bft 9)). Im süddeutschen Bergland bzw. auf den Alpengipfeln drohen oberhalb von
800 bis 1500 m weiterhin Orkanböen - entsprechende Warnungen haben weiterhin
ihre Gültigkeit. Bleiben noch die abendlichen Temperaturwerte zu nennen, die im
Tiefland im nass-kalten Bereich von +5 bis +1 Grad liegen und im Bergland
allgemein um 0 Grad verharren.

In der Nacht zum Mittwoch ändert sich wie bereits erwähnt wenig. Eine in die
Strömung eingebettete Kurzwelle erfasst den Norden und lässt dort die Nacht über
eine regen Schauertätigkeit erwarten, die zeitweise auch auf die Mitte
übergreift. Die Schneefallgrenze liegt dabei meist im Tiefland, wobei aber bei
der vorhandenen Durchmischung bzw. dank der maritimen Polarluft eine
"Schnee-Liegenbleib-Grenze" von 400 bis 600 m angenommen wird. Natürlich kann es
strichweise bei stärkeren Schauern auch in tieferen Lagen vorübergehend zu
Nassschneeablagerungen kommen (daher auch Glättewarnungen oberhalb von rund 200
m). Erwähnenswert ist das Potential für organisierte Schauerstraßen, die von der
Deutschen Bucht auf das Festland (Schleswig-Holstein) übergreifen bzw. sich vor
Ort bilden. Dabei deuten die höher aufgelösten Modelle einen Streifen zwischen
Kiel und Lübeck an, wo der stürmische Wind von der Deutschen Bucht teils
entkoppelt von der Grenzschicht etwas nachlässt, dennoch überwiegend aus West
weht, während dieser weiter südlich übers Festland kommend reibungsbedingt eher
aus Südwest weht mit der Konsequenz konvergenter Windfelder in dem
angesprochenen Bereich. Verbunden mit den kräftigen Schauern und entsprechender
Niederschlagsabkühlung kann dadurch ein Streifen mit kräftigen Nassschneefällen
nicht ausgeschlossen werden. Auch wenn die meisten Modelle bzw. Ensembles nur
bedingt auf Neuschnee anspringen so zeigen einzelne Member gar markanten 6-std.
Schneefallmengen. Auf jeden Fall sollte diese Option mit ins Kalkül gezogen
werden und zeitnah müsste bei der Bildung einer Schauerstraße eine
Schneefallwarnung ausgegeben werden.
Der Südwest-bis Westwind weht in weiten Bereichen Deutschlands weiterhin
stürmisch (besonders über dem Norden und der nördlichen Mitte) und schwächt sich
weiter südlich dank geringerer Konvektion bzw. einer allmählichen Abschwächung
des Höhenwindes unter das markante Warnkriterium ab. Einzelne Gewitter sind im
Norden auch weiterhin nicht ausgeschlossen. Die Tiefstwerte liegen zwischen +4
und +1 Grad im Norden und +3 bis 0 Grad im Süden, während es im Bergland
allgemein leichten Dauerfrost und Glätte gibt.


Mittwoch ... dauert die West- bis Nordwestströmung über Deutschland unvermindert
an mit dem einzigen Unterschied, dass der Isohypsengradient geringfügig von
Südwesten auffächert. Das bedeutet eine Abnahme der 850 hPa
Windgeschwindigkeiten im Südwesten auf rund 35kn, während im Norden weiterhin
50-60 kn auf dem Programm stehen. Gleichzeitig sorgt höhenmildere Luft im
Südwesten (rund 10 Kelvin höher als im Norden) für ein Abflauen der konvektiven
Niederschläge, die eher einen teils skaligen Charakter annehmen (in Verbindung
mit schwacher Frontogenese entlang einer sich strukturierenden Warmfront,
überlagert von Hebung eines Kurzwellentroges). Von daher regnet es in einem
Streifen vom Saarland bis ins nördliche Bayern zeitweise leicht, wobei die
Schneefallgrenze sukzessive auf 300 bis 500 m steigt. Im Norden dominiert
hingegen der konvektive Charakter mit einem Schwerpunkt in Schleswig-Holstein
und dem nördlichen Niedersachsen. Mit Fortdauer der reibungsbedingten Konvergenz
treten besonders nördlich einer Linie Bremen-Hamburg-Lübeck zahlreiche kräftige
Schauer auf, in denen es vorübergehend bis in tiefste Lagen Nassschnee und somit
Neuschnee geben kann. Allerdings scheinen die Schauerstraßen nach Passage der
Kurzwelle aus der Nacht nicht mehr so organisiert zu sein, dass man strichweise
noch mit höheren Neuschneemengen rechnen muss (eher punktuell und
vorübergehend).
Der Südwest- bis Westwind weht im Süden stark böig, zeitweise stürmisch
(Tieflagen jedoch überwiegend Bft 7), nach Norden zu stürmisch bzw. mit
Sturmböen im hohen Norden (Bft 9, exponiert an Küsten und auf Inseln auch 1-2
Bft höher). Die Berglagen erwarten weiterhin mit Bft 10-12 Böen einen sehr
ruppigen Wettertag und das bei Höchstwerten von +3 bis +6 Grad, im Bergland um 0
Grad.

Die Nacht zum Donnerstag steht im Zeichen einer vorübergehenden
Wetterberuhigung, da sich stromab einer progressiven und sich etwas
verstärkenden Welle über Nordwesteuropa ein schwacher Höhenkeil über Deutschland
aufspannt. Bedeutet für Deutschland, dass die dichten Wolken teils stärker
auflockern, einzig im Umfeld der schwachen Warmfront hält sich die dichte
Bewölkung noch zäher (die Mitte betreffend), wenngleich die schwache frontale
Hebung dort durch synoptisch-skaliges Absinken rückseitig einer Kurzwelle
überkompensiert wird; sprich, es treten in deren Umfeld nur noch sporadisch
schwache Niederschläge auf, die oberhalb von 500 bis 600 m als Schnee fallen.
Mit Abzug der höhenkältesten Luft nach Polen lassen auch die Schauer im Norden
nach, sodass man vielerorts von einer trockenen Nacht ausgehen kann. Mit
Hereinlaufen des Keils fächert der Gradient vorübergehend deutlich auf, sodass
nur noch im Norden und Osten der Südwestwind stark böig, im Küstenumfeld auch
stürmisch weht, exponiert auf Inseln bzw. über der freien See mit Sturmstärke
(Bft 9). Nach Westen und Süden zu schwächt sich der Süd- bis Südwestwind im
Tiefland unter jegliche Warnschwellen ab, weht im Bergland jedoch noch
stürmisch, im östlichen Bergland auch mit Sturmböen, exponiert letzten schweren
Sturmböen. Mit Aufklaren bzw. abflauendem Wind liegen die Tiefstwerte im Süden
und über der Mitte um 0 Grad, südlich der Donau zwischen 0 und -4 Grad, Richtung
Alpenrand sogar etwas darunter und daher droht recht verbreitet Glätte durch
überfrierende Nässe (wie allgemein im Bergland auch durch vorhandenen
Schneematsch). Nach Norden, Westen und Osten bleiben die Tiefstwerte im leicht
positiven Bereich, was im Osten und Norden der Durchmischung, im Westen bereits
dem Aufzug mehrschichtiger WLA-Bewölkung der nahenden Störung zugeschrieben
werden kann.


Donnerstag ... erfasst uns die angesprochene Störung in Form eines neutral
geneigten zyklonalen Wirbels, der sich mit der Höhe zunehmend in eine
progressive Welle öffnet. Gekoppelt an diese Zyklone erfasst ein sich rasch
schließender Warmsektor den Süden Deutschlands, wobei dort u.U. bis zum Abend
eine Warmfrontpassage analysiert werden könnte, während sonst zunehmend die
Okklusion das Hauptthema darstellen dürfte. In Folge dieser Frontpassagen greift
auf jeden Fall kräftig Hebung auf weite Bereiche Deutschlands über, die mit
skaligen Niederschlägen verbunden ist. Nur der Nordosten bleibt bis zum Abend
trocken. Dabei scheinen die stärksten Niederschläge entlang der Warmfront bzw.
des Okklusionspunktes im Süden und der Mitte aufzutreten, wobei es für weitere
Regionalisierungen noch zu früh ist. Die Schneefallgrenze klettert im Süden
rasch auf über 1000 m und verbleibt entlang der zentralen Mittelgebirge bei rund
800 - 900 m (ebenfalls abhängig von der Zugbahn bzw. von der Größe des
Warmsektors und daher insgesamt noch unsicher). Bedeutet für die Berglagen
oberhalb von 800-1000 m eine Neuschneepackung von 5-10 cm (im Median).
Dauerregen wäre für den Hochschwarzwald (inkl. Tauwetter) aus heutiger Sicht
nicht auszuschließen, wenngleich von den Mengen her sehr grenzwertig.
Der zunehmend aus Süd wehende Wind weht im Tiefland mäßig, zeitweise auch böig
(besonders im Westen mit erhöhten Wahrscheinlichkeiten für Bft 7) und erreicht
im süddeutschen Bergland seine höchste Intensität (Bft 9, exponiert Bft 10-11).
Insgesamt aber sorgt der stabilisierende Mechanismus der WLA für einen
vergleichsweise warnwarmen Tag, mit Blick auf die Windentwicklung.
Die Höchstwerte liegen im Süden wieder bei milden bis sehr milden +7 bis +12
Grad und sonst zwischen +5 und +8 Grad, im Bergland etwas darunter.

In der Nacht zum Freitag erfolgt dann die Passage des Tiefs bzw. der Welle in
der Höhe. Dabei wird die Feuchte in Form der ostwärts vorankommenden Okklusion
bzw. eines nachfolgenden Randtroges besonders an die Alpen gedrängt, wo es
anhaltend und kräftig regnet bzw. schneit. Dabei geht die Schneefallgrenze
geringfügig auf 900 bis 800 m zurück. Hier und entlang des Bayerischen Waldes
kann man sich für diesen Zeitraum in diesen Höhenlagen markante
Schneefallwarnungen vorstellen (10-20 cm Neuschnee, in Staulagen noch mehr).
Auch entlang der zentralen Mittelgebirge fällt oberhalb von 800 m etwas
Neuschnee, jedoch mit deutlich geringeren Mengen. Ansonsten regnet es zeitweise
leicht oder es treten Schauer auf, besonders im Nordwesten bleibt es auch am
ehesten trocken. Dort kann die dichte Wolkendecke kurz auflockern, während sonst
der wolkenverhangene Charakter überwiegt. Der Wind ist nur noch am Südrand des
Tiefs ein Thema und da dieses über den Norden bzw. ein Randtrog über die Mitte
ostwärts ziehen, liegt der Fokus beim Wind im Süden. Hier treten wiederholt Böen
Bft 7 bis 8, im Bergland Bft 9-10, exponiert auch 11 aus West auf. Im Norden
verbleibt der Westwind meist unter den Warnkriterien (den Brocken ausklammernd).
Je nach Zugbahn und Intensität des Tiefs könnten an dessen Nordrand auch
Nassschneefälle ein Thema werden, jedoch nicht aus heutiger Sicht, da dynamisch
zu schwach. Die Tiefstwerte liegen zwischen +5 und +1 Grad, im Bergland um 0
Grad.


Freitag ... zieht das Tief/die Welle weiter nach Osten und macht einem
kräftigeren Rücken Platz, der sich von Frankreich kommend in Richtung Benelux
und Westdeutschland aufwölbt. An seiner Ostflanke gelegen strömt jedoch bis weit
in den Tag noch feuchte Nordseeluft nach Deutschland ein, die unter dem Absinken
des Keils für einen (hochnebelartig) trüben Tag sorgt. Die Niederschläge aus der
Nacht heraus klingen nur zögernd ab, besonders im Osten und Süden kann es bis
zum Abend weitere Schauer geben oder es regnet leicht bei einer Schneefallgrenze
von 800 bis 1000 m. Im Westen und Norden klingen im Nachmittagsverlauf
wenigstens die Niederschläge ab, viel Sonnenschein darf man sich aber auch hier
nicht erwarten. Der West- bis Südwestwind weht nur noch im Süden anfangs böig
mit Sturmböen im Bergland, doch auch diese lassen bis zum Abend nach, sodass
dann deutschlandweit keine warnwürdigen Windgeschwindigkeiten mehr erwartet
werden. Die Höchstwerte liegen bei milden bis sehr milden +6 bis +12 Grad, wobei
die höchsten Werte entlang des Oberrheins erwartet werden.

Die Nacht zum Samstag verläuft unter dem ostwärts wanderden Keil meist ruhig, im
Süden teils klar und trocken bei Tiefstwerten um oder wenig über dem
Gefrierpunkt (regional Nebelbildung). Im Nordwesten hingegen macht sich bereits
eine Warmfront mit Niederschlägen bemerkbar und die Nacht verläuft dort
wolkenverhangen. Der Südwestwind weht meist schwach und lebt im weiteren Verlauf
über der Deutschen Bucht stark böig auf. Dort bleibt es mit +6 bis +3 Grad
frostfrei.


Modellvergleich und -einschätzung
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Den synoptischen Fahrplan zeigen alle Modelle einheitlich, auch wenn es geringe
Intensitätsunterschiede beim Tief/der Welle am Donnerstag gibt. Diese haben
aktuell jedoch keine größeren Auswirkungen auf die Wetterentwicklung.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Helge Tuschy