DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

04-02-2020 12:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 04.02.2020 um 10.30 UTC



Anfangs ruhiges Wetter mit häufigem Nachtfrost. Ab Sonntag unbeständig, mild und
zunehmende Sturmgefahr. Am Montag im Süden sogar sehr mild.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 11.02.2020


Am Freitag wird das Wetter bei uns durch einen kräftigen Rücken geprägt, der
sich von Südwesteuropa bis nach Deutschland erstreckt und langsam ostwärts
wandert.
Das korrespondierende Bodenhoch wandert von Süddeutschland zu den Karpaten.

Am Samstag verlagert sich die Achse des Rückens nach Südostpolen und das
Bodenhoch wandert nur wenig weiter nach Osten.
Gleichzeitig zieht ein Kurzwellentrog von den Britischen Inseln bis Tagesende
zum westlichen Deutschland. Die zugehörige schwache Kaltfront erreicht dann
Brandenburg und Nordbaden. Dies führt im Westen und Norden zur Durchmischung, so
dass es in bodennahen Schichten sogar wärmer wird. Im Südosten kann sich
allerdings noch bodennahe örtlich Kaltluft halten.

Am Sonntag folgt ein weiterer Kurzwellentrog, der bereits in der ersten
Tageshälfte durchgeht und an den ein Frontensystem gekoppelt ist, das sich aber
auflöst. Es folgt ein sehr flacher Rücken, der rasch durchwandert und von WLA
überlaufen wird. Die korrespondierende Warmfront erreicht abends bereits den
Osten Deutschlands. Damit ist im Westen und Norden eine kräftige Gradientzunahme
verbunden.

Am Montag liegen wir auf der Vorderseite eines breiten atlantischen
Langwellentroges in einer sehr kräftigen Südwest- bis Westströmung in der Höhe.
Niedertroposphärisch gelangt in der Nacht zum Montag im Warmsektor sehr milde
Luft nach Deutschland mit 850-hPa-Temperaturen um 5 Grad. Die Kaltfront schwenkt
morgens bereits über den Nordwesten hinweg und erreicht um 18 UTC bereits
Südostbayern. Im Bereich der Kaltfront besteht dabei die Gefahr von Sturmböen
und schweren Sturmböen.

Am Dienstag verlagert sich das bis in die obere Troposphäre reichende
Tiefdrucksystem nach Skandinavien der davon ausgehende Höhentrog schwenkt unter
Amplifizierung über uns hinweg nach Osten. Höhenkalte Luft mit Temperaturen von
-35 Grad und niedriger führt zu Schauern und einzelnen Gewittern.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der neue Modelllauf vom EZMW simuliert die Entwicklung im Mittelfristzeitraum
ähnlich wie die beiden Modellruns von gestern.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen Modelle einschließlich ICON simulieren die synoptischen Basisfelder
ähnlich wie EZMW. Die Sturmgefahr wird dabei ab Sonntagnachmittag recht ähnlich
berechnet.
Im Einzelnen gibt es aber Unterschiede: GEM berechnet am Montag an der o. e.
Kaltfront noch eine Frontalwelle, die am Montag auch im Süden zu schweren
Sturmböen führt. Und auch ICON hat Montagmorgen im Süden einen Wellenansatz im
Programm. Die genaue Sturmentwicklung ist damit noch nicht abschätzbar.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse des EZMW zeigt heute insgesamt 5 Cluster, die sich aber nur
unwesentlich unterscheiden. Cluster 1, 4 und 5 mit insgesamt 28 Modellruns
zeigen dabei am Dienstag einen 2. Höhentrog über Westeuropa, der rasch nach
Mitteleuropa zieht. Dies führt aber nicht unbedingt zu einer anderen
Wetterentwicklung, denn im 2. Und 3. Cluster überquert ein breiter Trog unseren
Bereich. In der erweiterten Mittelfrist wird die Westlage dann weitergeführt mit
unterschiedlichem Timing bei den Trögen und Rücken.

Die Rauchfahne von Offenbach zeigt im Kurzfristzeitraum zunächst Temperaturen um
-3 Grad und am Donnerstag und Freitag einen Temperaturanstieg auf 3 bis 5 Grad,
was dem Hochdruckeinfluss und dem korrespondierenden Absinken zu verdanken ist
bzw. der auf Süd drehenden Strömung. Bis Sonntagfrüh sinkt hinter einer
schwachen Kaltfront die 850-hPa-Temepratur auf Werte um 0 Grad. Bis Montagfrüh
steigt die Temperatur im Warmsektor erneut bis 5 Grad an, um im Laufe des
Montags bis Dienstagfrüh wieder auf rund -5 Grad abzusinken (Durchgang einer
markanten Kaltfront, s. o.)
Ab Mittwoch schwankt die 850-hPa-Temperatur stark, wobei aber nur kurzzeitig
Werte knapp über null Grad erreicht werden. Hier kommt zum Ausdruck, dass in der
markanten Westlage ´Schnellläufer´ durchgehen, wobei das Risiko von kleinen
Sturmtiefs deutlich erhöht ist.
Die EPS-Meteogramme bringen bis Freitag zunächst Tagestemperaturen im Bereich
der Normwerte oder leicht darüber. Die eingeströmt polare Meeresluft steht
schließlich unter Hochdruckeinfluss und so kann es recht verbreitet zu
Nachtfrost kommen. Am Samstag ist es dann vor allem im Westen und Nordwesten
bereits milder (Durchgang einer schwachen maskierten Kaltfront) und am Sonntag
und Montag ist es dann gut 5 Grad milder als sonst üblich mit Werten meist über
10 Grad. Anschließend gehen die Werte wieder auf knapp unter 10 Grad zurück.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Freitag und Samstag herrscht ruhiges Wetter im Randbereich eines zum Balkan
wandernden Hochs.
Am Sonntag und Montag nimm die Gefahr von stürmischen Böen und Sturmböen vor
allem im Westen und Norden sowie in der Mitte deutlich zu.
Am Montag sind Sturmböen im Westen und Nordwesten wahrscheinlich, mit geringerer
Gefahr auch schwere Sturmböen. Mit Durchgang der o. e. Kaltfront sind in ganz
Deutschland orkanartige Böen nicht ausgeschlossen.
Auf exponierten Bergen sind Orkanböen wahrscheinlich.

Zudem ist die Wahrscheinlichkeit von Dauerregenmengen nach EZMW-EPS vor allem im
Zeitraum von Sonntag 18 UTC bis Montag 18 UTC besonders in den westlichen
Mittelgebirgen, nach ICON auch in den südlichen Mittelgebirgen und im Allgäu
leicht erhöht. Am Dienstag ist die Gefahr dann deutlich geringer.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, oper. Modelle, EPS.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Olaf Pels Leusden