DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

02-02-2020 09:30
SXEU31 DWAV 020800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 02.02.2020 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Wz

Im Süden in Staulagen Dauerregen (teils unwetterartig) und Tauwetter im Allgäu
(Unwetter). Zeitweise stark windig, vor allem in höheren Lagen und an der See
stürmische Böen, auf den Bergen Sturmböen, exponiert Orkanböen. Ganz im Süden
heute und morgen aber zeitweise stürmische auffrischender Wind und einzelne
Sturmböen.
Am Dienstag in den Alpen oberhalb 700 m 15 bis 25, in höheren Staulagen 30 bis
über 50 cm Neuschnee. Im Schwarzwald 10 bis 20 cm Neuschnee. In den übrigen
Mittelgebirgen meist nur Neuschnee im ´gelben´ Warnbereich.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... Deutschland liegt in einer lebhaften zyklonalen Westströmung, mit der
Tiefausläufer über uns hinweg geführt werden. Dabei ist die Höhenströmung bei
uns heute sogar leicht antizyklonal gekrümmt, wobei aber vorübergehend kräftige
Warmluftadvektion herrscht. Das zugehörige Frontensystem überquert am Tage weite
Teile Deutschlands mit Regen ostwärts, wobei um 18 UTC die dann entstehende
Okklusion knapp südwestlich der Elbe liegt. Die Kaltfront hat dann bereits
schleifend den Alpenrand erreicht und geht über in eine Frontalwelle knapp
westlich der Bretagne. Nur der Nordosten gelangt kurzzeitig in etwas kältere
Luft, die im Randbereich eines nordosteuropäischen Tiefs zu uns kommt. Damit ist
es im äußersten Nordosten nach Abzug einer Schauerlinie am Nachmittag trocken.
Ansonsten kommt von Westen her Regen auf, wobei 12stg. Meist Regensummen
zwischen 3 und 10 mm, in den Staulagen von Schwarzwald, Allgäu und südlicher
Bayerischer Wald, aber auch in Südostbayern (ICON) Regenmengen zwischen 10 und
20 mm berechnet werden.
Trotz der im Norden vorübergehend wirksamen Kaltluft werden dort dank guter
Durchmischung immer noch recht milde 8 Grad erreicht. Ansonsten ist es
ungewöhnlich mild mit Werten zwischen 10 Grad am Nordrand der Mittelgebirge und
16 Grad in Südbaden.
Der Wind frischt im sich im Süden aufspannenden Warmsektor bzw. an der später
durchziehenden Kaltfront wieder auf und bringt vor allem am Nachmittag steife
bis stürmische Böen, wobei zum Abend auch wieder NRW im Starkwindbereich liegt.
Im Norden und Osten nimmt der Wind präfrontal vorübergehend ab. Anfangs treten
aber ganz im Nordosten steife, an der Ostsee auch stürmische Böen auf.
In der Nacht zum Montag schleift im Süden die Kaltfront bzw. es geht ein sehr
flacher Wellenscheitel durch. Das führt zu einer Intensivierung der Regenfälle.
12stg werden von der Südpfalz und Baden bis nach Süd- und Mittelbayern meist 8
bis 15 mm, in Staulagen örtlich aber 20 bis 30 mm berechnet. In exponierten
Staulagen der Alpen und des Schwarzwaldes werden Unwettermengen über 40 mm
berechnet. Im übrigen Deutschland gibt es nur örtlich Regen und die Mengen
liegen lediglich zwischen 1 und 7 mm.
Der Wind schwächt sich nördlich des Wellenscheitels vorübergehend ab und weht
nur noch in höheren Lagen mit steifen Böen, auf exponierten Bergen weiter mit
Sturmböen, exponiert auch mit 11er Böen. Nur ganz im Süden bleibt der Wind
südlich des Wellenscheitels stürmisch. Die Nacht bleibt frostfrei mit Werten
zwischen 4 Grad in Vorpommern und 9 Grad im Rheinland. Am Oberrhein gibt es
teils zweistellige Tiefstwerte!

Montag... bleibt das hochreichende Tief knapp nördlich von Schottland liegen
und seine Okklusion schwenkt über den Nordosten nach Polen. Sein markanter
Höhentrog erreicht um 18 UTC die Britischen Inseln und zuvor ist die Strömung
bei uns eher leicht antizyklonal. Die Kaltfront des Tiefs schleift weiter im
Alpenvorland und um 18 UTC zeigt sich ein Wellenscheitel über dem Elsass und um
24 UTC liegt die Frontalwelle zwischen Donau und Allgäu. Damit dauern in
Süddeutschland die Regenfälle an und erreichen am Tage ähnliche Mengen wie in
der Nacht zuvor. Im Zeitraum von 24 Stunden ergeben sich Mengen zwischen 15 und
25 mm, im Streifen vom Schwarzwald bis nach Südostbayern Dauerregenmengen
zwischen 30 und 60 mm, in exponierten Staulagen über 70 mm und in den
feinmaschigen Modellen im Schwarzwald und im Allgäu über 100 mm. Im 48stg
Zeitraum werden im besagten Streifen meist 60 bis 90 mm, in exponierten
Staulagen 100 bis 150 mm berechnet. Hinzu kommen in den Alpen noch Abflussmengen
aus der Schneedecke, die bis an die 50 mm erreichen.
In der Mitte und im Norden überwiegt zwar ebenfalls starke Bewölkung, jedoch
gibt es hier nur gelegentlich Regen, vor allem im Norden und im Osten. In einem
Streifen von NRW bis nach Thüringen ist es auch mal länger trocken mit einigen
Auflockerungen, die sich bis ins südliche Norddeutschland vorarbeiten.

In der Nacht zum Dienstag erfasst der Trog den europäischen Kontinent und
schiebt die Welle in der 2. Nachthälfte nach Österreich. Rückseitig der mit der
Welle stößt die Kaltfront in der 2. Nachthälfte bis zu den Zentralalpen vor und
postfrontal strömt Meeresluft polaren Ursprungs nach Deutschland, wobei die
Temperaturen in 850 hPa auf -1 bis -5 Grad sinken. Frontale Niederschläge dauern
im Süden und bringen von 00 bis 06 UTC noch einmal 6 bis 15 l/qm, in Staulagen
vom Allgäu und Südschwarzwald 25 bis 35 l/qm. Allerdings sinkt die
Schneefallgrenze bis zum Morgen auf 1000 m oder darunter, so dass in den Alpen
oberhalb 1000 m schon mehr als 10 cm, in den Mittelgebirgen oberhalb 600 bis 800
m örtlich über 5 cm Neuschnee fallen. Die Tauwettersituation ist damit in den
Alpen beendet. Ganz im Norden lebt die Schauertätigkeit auf. An der Nordsee sind
Mengen von 1 bis 5 l/qm aber eher unspektakulär. In den Bereichen zwischen
diesen beiden Niederschlagsgebieten ist es zum Teil trocken und vereinzelt
lockern die Wolken auf.
Des Weiteren endet nun auch das Tauwetter.
Der Wind ist nach wie vor im Süden lebhaft steifen bis stürmischen Böen, am
Alpenrand mit Sturmböen, auf exponierten Bergen mit Böen Bft 11 bis 12.
Ansonsten ist der Wind nur noch auf den Bergen warnwürdig und an der Nordsee, wo
mit 7er und 8er Böen zu rechnen ist.

Dienstag... verlagert sich der Trog unter Amplifizierung über uns hinweg in
Richtung zentrales Mittelmeer. Er ist angefüllt mit höhenkalter Luft unter -35
Grad, während in 850 hPa Temperaturen von -3 bis -6 Grad herrschen.
Entsprechende Lapse Rates lassen verstärkte Labilität erwarten, die im CAPE
bisher nicht sichtbar wird. Dennoch sollten in der feuchten nordwestlichen
Strömung Schauer auch mal von Blitz und Donner begleitet sein. Dabei können sie
bis ins Tiefland mit Schnee oder Graupel vermischt sein. Die Schneefallgrenze
liegt bei 400 bis 700 m. An den Alpen können sich die Niederschläge in der
nordwestlichen Strömung noch stauen. Dort liegen die Niederschlagsmengen bei 10
bis knapp 20 mm, sonst zwischen 1 und 8 mm. Im Schwarzwald und in den Alpen ist
oberhalb von 600 bis 800 m mit 10 bis 15 cm, in Staulagen der Alpen mit 15 bis
25 cm Neuschnee zu rechnen. Im 24stg. Zeitraum sind in höheren Staulagen
durchaus 20 bis 50 cm zu erwarten.
Am Südrand eines Bodentroges, der nach Norddeutschland schwenkt, frischt der
Wind auf und bringt in den tiefen Lagen meist 6er und 7er Böen aus West bis
Nordwest. Auf den Bergen sind Sturmböen oder schwere Sturmböen zu erwarten. Bei
Gewittern können auch in tiefen Lagen 8er Böen auftreten.
Die Temperaturen liegen "nur noch" zwischen 4 Grad im mittleren Bergland und 9
Grad am Oberrhein, was aber immer noch etwas zu mild für Februar ist.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle simulieren im Kurzfristzeitraum recht ähnlich.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden