DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

30-01-2020 12:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 30.01.2020 um 10.30 UTC



Zunächst noch mild und unbeständig mit der Gefahr von Dauerregen in Staulagen
der Gebirge. Dabei gebietsweise stürmisch. Ab Dienstag vorübergehend kälter mit
Schnee in höheren Lagen. Örtlich aber auch Schneefall bis in tiefe Lagen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 06.02.2020


Am Sonntag liegt Deutschland in einer kräftigen Westströmung, in der zunächst
ein flacher Höhenkeil über uns hinweg nach Osten abzieht gefolgt von einem sehr
flachen Höhentrog. So greift das Frontensystem eines zu den Hebriden ziehenden
Tiefs von Westen her auf Deutschland über und vor Holland bildet sich an der
Okklusion ein Randtief, welches über Norddeutschland nach Polen zieht. Auf der
Nordseite der Okklusion bleibt dabei noch recht kalte Luft wirksam mit
850-hPa-Temperaturen zwischen -1 und -3 Grad.
Am Montag zieht das Tief von Schottland zum Westausgang des Skagerrak und seine
Okklusion überquert auch den Norden nordostwärts. An der am Alpenrand
schleifenden Kaltfront bildet sich eine Frontalwelle, die bis Tagesende über
Rheinland-Pfalz erwartet wird. Daran gebunden sind teils kräftige Regenfälle im
Süden und in der Mitte.
Am Dienstag zieht die Frontalwelle ostwärts ab und das Tief im Norden wandert
über die westliche Ostsee nach Vorpommern. Damit dreht bei uns die Strömung auf
Nord bis Nordweste und es kommt polare Meeresluft zu uns mit
850-hPa-Temperaturen, die auf -5 bis -7 Grad absinken.

Am Mittwoch liegt Deutschland zwischen dem kräftigen Hoch über der westlichen
Biskaya und dem Osteuropäischen Tiefdrucksystem in einer nördlichen Strömung, in
der die 850-hPa-Temperatur noch etwas absinkt auf -6 bis -9 Grad.
Am Donnerstag wandert der mit seiner Achse über der Deutschen Bucht angelangte
Höhenrücken zu den Alpen und rückseitig dreht die Strömung in der Höhe auf
Nordwest. Damit greift das Frontensystem eines nordeuropäischen Tiefs auf
Deutschland über und führt mildere Meeresluft zunächst in den Nordwesten.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der neue Modelllauf vom EZMW simuliert die Entwicklung bis Montag sehr ähnlich.
Am Dienstag zieht ein kräftiges Tief in der zyklonalen Westströmung über die
Nordsee ostwärts. Dabei gibt es Timing- bzw. auch Zugbahnunterschiede, die sich
im Wind- bzw. Sturmfeld äußern. Am Mittwoch dreht die Strömung in allen Läufen
auf Nordwest, so dass die Modellruns wieder ähnlich aussehen.
Am Donnerstag aber liegt das neue, steuernde Hoch im aktuellen Lauf und im Lauf
von gestern 12 UTC deutlich weiter im Süden (über der nördlichen Biskaya) und
zudem ist es im gestrigen 00-UTC-Lauf bei Irland liegend meridional
ausgerichtet, so dass eine kalte NNO-Strömung zu sehen ist.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Es gibt Unterschiede in der Zugbahn des nördlichen Tiefzentrums, aber auch bei
der Frontalwelle, die Auswirkungen auf das Sturmfeld haben, auf die aber hier
nicht eingegangen wird. Einig sind sich die anderen Modelle einschließlich ICON,
dass spätestens am Dienstag die Zufuhr polarer Meeresluft aus Nordwest bis Nord
einsetzt und bis Mittwoch andauert. Ab Donnerstag gibt es erneut Unterschiede:
Bei NAVGEM, JMA und ICON kippt die Höhenströmung ähnlich wie beim EZMW auf
Nordwest und am Rande des südwesteuropäischen Hochs sorgen Tiefausläufer
zunächst im Nordwesten, ab Freitag auch im übrigen Deutschland für Milderung und
Niederschläge.

Die anderen Globalmodelle (GFS, GEM) bleiben noch bei der gestrigen Variante,
bei der das Hoch nach Mitteleuropa wandert. In diesem Fall würde die Kaltluft
konserviert werden, so dass die Tageswerte knapp über null Grad liegen und
nachts teils mäßiger, vereinzelt strenger Frost auftritt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse vom EZMW berechnet heute 3 Cluster, die am Mittwoch die
Nordwest- bis Nordlage zeigen. Am Donnerstag nähert sich aber in allen drei
Clustern der atlantische Höhenrücken und es gibt weiter einen recht kräftigen
Gradienten über uns bzw. über Großbritannien, was die nahe Frontalzone anzeigt.
Damit ist es durchaus wahrscheinlich, dass ein Frontensystem zunächst im
Nordwesten die Milderung bringt.
In der erweiterten Mittelfrist zeigt nur noch der 2. Cluster (14 Modellruns) den
Hochdruckeinfluss und der 4. ansatzweise für Süddeutschland (10 Modellläufe). In
27 Modellruns setzt sich überall wieder die Westlage durch.
Die Rauchfahne von Offenbach zeigt zunächst hohe 850-hPa-Temperaturen um +3 Grad
und zum Dienstag den Rückgang auf -5 Grad und kälter. Am Donnerstag gehen etwa
60 Prozent der Läufe leicht nach oben und ab Freitag steigen die Temperaturen im
Mittel knapp über null Grad. Allerdings geschieht das bei relativ hohem
Geopotential, wodurch auch die Regenmengen meist klein sind. In der Nähe zum
Höhenrücken besteht zumindest ganz im Süden die Möglichkeit, dass die
eingeströmte Kaltluft dort unter Hochdruckeinfluss konserviert wird.
Das erkennt man auch im Meteogramm von München, in der die Mehrzahl der
Modellruns auch ab Freitag kommender Woche noch Nachtfrost zeigen und teils auch
noch tagsüber Frost simuliert wird. Im Norden und in der Mitte steigt die
Temperatur aber ab Freitag langsam wieder in den milden Temperaturbereich an.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Sonntag gibt es in den Weststaulagen der Mittelgebirge leicht erhöhte und in
den Alpen sowie im Schwarzwald deutlich erhöhte Wahrscheinlichkeiten für
Dauerregenmengen über 30 mm. Unwettermengen über 50 mm sind nicht
ausgeschlossen. Zudem in den Alpen unterhalb von 1900 m Tauwetter. Dabei an der
See und im Bergland stürmische Böen und Sturmböen wahrscheinlich. In den
Niederungen nur leicht erhöhte Gefahr von stürmischen Böen.

Am Montag in den Staulagen der Mittelgebirge geringe Gefahr, in den Alpen und im
Schwarzwald hohe Gefahr von Dauerregen, in den Alpen zudem Tauwetter.
Unwettermengen über 50 mm nicht ausgeschlossen. Zudem im 48stg. Zeitraum
ebenfalls Dauerregen zwischen 40 und 60 mm und vereinzelt auch über 70 mm
(Unwetter) möglich. Dabei gebietsweise windig, an der See und im Bergland
Sturmböen und einzelne Böen Bft 8 im Binnenland nicht ausgeschlossen.

Am Dienstag und Mittwoch wechselhaft mit schauerartigen Niederschlägen.
Schneefallgrenze unter 500 m sinkend. Dabei im Bergland Neuschneemengen von über
10 cm, in Staulagen von über 15 cm möglich. In den Alpen innerhalb von 48
Stunden auch Neuschneemengen zwischen 25 und 60 cm möglich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, EPS, oper. Modelle.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Olaf Pels Leusden