DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

19-07-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 19.07.2016 um 10.30 UTC



Schwül-warm bis heiß und gebietsweise kräftige Gewitter. Ab Sonntag leichte
Abkühlung und nachlassende Gewittertätigkeit.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 26.07.2016


Zu Beginn des Mittelfristzeitraums am kommenden Freitag gibt es nach dem
aktuellen EZMW-Lauf von 00 UTC einen Trog über Westeuropa, dessen Achse von
Island über die Britischen Inseln bis zur Iberischen Halbinsel gerichtet ist. Am
Boden sind nur schwache Luftdruckgegensätze erkennbar, wobei aber eine Kaltfront
über BeNeLux und Nordfrankreich auszumachen ist. Diese erreicht Deutschland noch
nicht, sodass in der eingeflossenen schwül-warmen bis heißen Luftmasse mit
Temperaturen von 12 bis 15 Grad in 850 hPa teils kräftige Schauer und Gewitter
zu erwarten sind, die lokal Unwetterpotenzial bergen.

Am Samstag rückt der Trog mit seiner Achse ein wenig ostwärts voran und erreicht
eine Linie von Island über die Nordsee bis nach Sardinien. Gleichzeitig zieht
die Kaltfront bis in den Nordwesten Deutschlands, wobei sie sich aber zusehends
abschwächt und ein Austausch der Luftmassen nur in schwacher Form stattfindet.
Daher ist auch nur ein leichter Temperaturrückgang auf 10 bis 13 Grad in 850 hPa
angedacht. Die höchsten CAPE-Werte sind im Süden zu finden, dort dürfte es die
kräftigsten Gewitter (örtlich unwetterartig) geben.

Am Sonntag überquert der immer mehr seine Kontur verlierende Höhentrog
Deutschland von West nach Ost, im Südteil zeigt sich dabei ein Abtropfprozess
über dem zentralen Mittelmeer. Am Boden sind weiterhin schwache
Luftdruckgegensätze zu sehen. Zwar nimmt der Hochdruckeinfluss allmählich zu,
auch begünstigt durch einen von Spanien heranschwenkenden flachen Höhenrücken,
gänzlich trocken bleibt es in der immer noch leicht feuchten Luftmasse aber wohl
nicht überall. Das Unwetterpotenzial geht jedoch deutlich zurück.

Am Montag und Dienstag gelangen wir auf die Vorderseite eines neuen
Langwellentroges über dem Nordostatlantik. Der flache Rücken schwenkt über
Süddeutschland hinweg allmählich nach Osten. Am Boden lässt sich Gleiches
feststellen wie für den Vortag: Vorwiegend zwar Hochdruckeinfluss, in teils noch
feuchter und warmer Luft (11 bis 15 Grad in 850 hPa) aber örtlich noch Schauer
oder Gewitter.

Im erweiterten Mittelfristzeitraum ab Mittwoch rückt der neue Langwellentrog auf
Deutschland vor, womit ein Bodentief mit seinen Fronten langsam Deutschland
erfasst. Schauer und Gewitter werden wieder zahlreicher und das
Unwetterpotenzial steigt erneut an. Zudem setzt sich dahinter kältere Luft
durch, da die 850 hPa-Temperatur bis Donnerstag auf 7 bis 12 Grad sinkt.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Konzeptionell sind der aktuelle EZMW-Lauf und seine beiden gestrigen Vorläufe
bis in den erweiterten Mittelfristzeitraum nahezu identisch, sodass sich nur in
Nuancen Unterschiede feststellen lassen. Prognoserelevante Unterschiede ergeben
sich daher kaum.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Gänzlich andere Lösungen als die EZMW-Lösung präsentieren auch ICON und GFS
nicht. GFS berechnet den Höhenrücken am Sonntag etwas intensiver, d.h. er wölbt
sich stärker auf und erreicht bereits den Südwesten Deutschlands. Dieses
Szenario würde stabileres und meist sogar trockenes Wetter bei uns bedeuten.
Nachfolgend rückt dann auch der neue Langwellentrog nicht so schnell auf uns zu,
der Montag würde daher ebenfalls meist im Zeichen trockenen Hochdruckwetters
stehen. ICON bleibt da eher bei der leicht zyklonal geprägten EZMW-Vorhersage.
JMA zeigt am Montag und Dienstag den Durchgang eines flachen Randtroges, der
über die Nordsee nach Osten zieht. Zuvor und danach ist das Modell der
EZMW-Lösung sehr nahe. GEM ist zunächst ebenfalls auf einer Linie mit dem EZMW,
im erweiterten Mittelfristzeitraum wird aber die Trogvorderseite mit einer
Südwestströmung beibehalten und ein kräftiger Azorenhochkeil über Westeuropa und
dem nördlichen Mitteleuropa gestützt. NAVGEM wiederum bleibt größtenteils bei
der EZMW-Lösung.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahne der 850 hPa-Temperatur des EZMW-Ensemble von 00 UTC ist bis zum
Freitag sehr eng gebündelt (Spread maximal 4 Kelvin), um dann etwas auseinander
zu fächern (Spread 6 bis 9 Grad). Ab Mittwoch wird die Streuung noch breiter
(zum Teil bis 12 Kelvin), wobei Haupt- und Kontrolllauf am unteren Rand liegen.
Ähnliche Aussagen lassen sich für die Rauchfahne des 500 hPa-Geopotenzials
finden. Das recht hohe Temperaturniveau bis zum Dienstag wird durch die Kurve
bestätigt. Der Rückgang ab Mittwoch ist zwar auch zu sehen, allerdings
existieren einige Lösungen mit höherer Temperatur und mit höherem Geopotenzial.
Daraus lässt sich schließen, dass der Durchgang des Troges und des
Frontensystems im erweiterten Mittelfristzeitraum noch nicht sicher ist oder
aber verzögert auftreten kann.

Die Clusteranalyse liefert aufgrund jeweils nur eines Clusters für alle drei
Zeiträume der Mittelfrist bzw. der erweiterten Mittelfrist nur insofern einen
Mehrwert, dass das grobe Szenario als relativ sicher angesehen werden kann.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI gibt Niederschlagssignale am Samstag für den Süden Deutschlands. Aufgrund
der konvektiv geprägten Situation dürfte der meiste Niederschlag jedoch im
Zusammenhang mit Schauern und Gewitter in kurzer Zeit als Starkregen fallen.
Entsprechend ist EFI auch bezüglich CAPE am Samstag dort etwas erhöht. Zudem
zeigen sich am Freitag landesweit deutliche CAPE-Signale beim EFI, sodass an
diesem Tag von kräftigen Gewittern mit lokalem Unwetterpotenzial ausgegangen
werden muss. Am Sonntag und Montag lassen Schauer und Gewitter vielfach nach.
Seitens der Modelle gibt es am Freitag und Samstag Signale für 20 l/qm in kurzer
Zeit, lokal auch für mehr als 30 l/qm.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW-MOS, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler