DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

27-01-2020 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 27.01.2020 um 10.30 UTC



Unbeständig, windig und sehr mild.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 03.02.2020


Am Donnerstag, eingangs der Mittelfrist, liegen wir in einer strammen
westnordwestlichen Strömung, in der ein Kurzwellentrog über GB und die Nordsee
nach Osten geführt wird. Ein Sturmtief bei Schottland wird vom Trog überlaufen
und schwächt sich auf Nordostkurs stark ab, über dem Skagerrak könnte aber ein
Teiltief entstehen, an dessen Südflanke der Druckgradient über Deutschland
deutlich zunimmt und der Südwest- bis Westwind stürmisch auffrischt. Im Bergland
und an der See mit teils schweren Sturmböen. Es gelangt milde bis sehr milde
Meeresluft zu uns.
Am Freitag bleibt die westliche Strömung erhalten und wir gelangen auf die
Vorderseite des nächsten Sturmtiefs nordwestlich von Irland und im Tagesverlauf
in dessen Warmsektor. Die Zufuhr der sehr milden Luft verstärkt sich noch und
gebietsweise sind mehr als 10 Grad zu erwarten. Auch dank der guten
Durchmischung, die der nach wie vor gut ausgeprägte Druckgradient mit sich
bringt. Wie schon am Vortag ist mit zeitweiligen Regenfällen zu rechnen.
Am Samstag formiert sich westlich der Britischen Inseln ein markanter
Kurzwellentrog, der rasch ostwärts zieht und im Tagesverlauf auf die Nordsee
übergreift. Auf dessen Vorderseite dreht die Höhenströmung auf südwestliche
Richtungen zurück und die Kaltfront des inzwischen bei Schottland angekommenen
Tiefs wird über Deutschland zurückgehalten. Bei weiter großem Gradienten, der
zumindest an der See und im Bergland Sturmböen zur Folge hat, und Temperaturen
in 850 hPa um +5 Grad beginnt der Februar häufig mit extrem milden +10 bis +15
Grad.
Am Sonntag setzt sich zyklonale Westlage fort. Der Trog zieht schnell durch,
begleitet von einem vorübergehenden Vorstoß erwärmter Meereskaltluft. Die
leichte Abkühlung "trifft" aber höchstens das obere Bergland. Tagsüber folgen
dann aber ebenso schnell die Ausläufer des nächsten Sturmtiefs bei Schottland.
Die Druckunterschiede über uns bleiben groß, weshalb nach wie vor wenigstens
stürmische Böen auf der Karte stehen, an der See und im Bergland Sturmböen. Am
Temperaturniveau und dem Umstand das es wiederholt regnet, ändert sich nichts.
Am Montag soll sich der Tiefschwerpunkt nach Südskandinavien verlagern, wobei
sich die Frontalzone über Mitteleuropa nach Süden verlagert. Rückseitig der
Kaltfront, die damit verbunden Deutschland südwärts überquert, gelangt mit
niedertroposphärisch eher nordwestlicher Strömung etwas kältere Meeresluft
polaren Ursprungs zu uns. Bei weiter kräftigem Wind dürften die Temperaturen
aber zunächst nur marginal zurückgehen.
In der erweiterten Mittelfrist deutet sich über dem Nordatlantik der Aufbau
einer starken Blockierung an und mit der bei uns auf Nordwest bis Nord drehenden
Strömung könnte dann deutlich kältere Luft vom Nordmeer und Skandinavien zu uns
einfließen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen Laufs ist recht gut, wurde doch die zyklonale
Westlage in den Vorläufen übereinstimmend simuliert. Im Detail verbleiben
Unsicherheiten, die durch Phase und Amplitude der kurzen Wellen verursacht
werden, die von Lauf zu Lauf nach wie vor variieren. Die Sturmentwicklung vom
Donnerstag zu Freitag wurde in den beiden Vorläufen wesentlich stärker
berechnet. Das Tief zog intensiver und weiter südlich - über Norddeutschland -
nach Osten.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Grundsätzlich alternative Entwicklungen zeigen auch die anderen globalen Modelle
nicht auf. An der zyklonalen Westlage gibt es aus dieser Sicht nichts zu
rütteln. Vom Donnerstag zu Freitag machen ICON und GFS noch weniger Wind.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Ensembles stützen über weite Strecken die Aussagen des Hauptlaufs. Sie
zeigen in den Rauchfahnen diverser deutscher Städte das für solche Situationen
(W z) typische Szenario mit Wellenmuster in den Temperatur- und
Geopotentialkurven. Darüber hinaus gibt es wiederholt Niederschlagssignale.
Nächste Woche zeigt dann der Trend auch in den Ensembles - was die Temperaturen
und Geopotential angeht - nach unten. Vielleicht wird es ja doch was mit
"wenigstens" einer Art von Winter im Februar ...
Bis +168 h zeigen alle Cluster das Wetterlagenmuster positive NAO. Bis +96 h
werden 4 Cluster gebildet, die sich für Mitteleuropa aber nur wenig
unterscheiden. Im Zeitraum danach gibt es nur ein Cluster.
Im letzten Zeitschritt bis +240h sehen alle Cluster die Entwicklung eines
blockierenden Höhenrückens, freilich mit erheblich Unterschieden bei der Frage
wo dies geschieht. Der größte Cluster (20 Member) hat ihn über dem nahen
Nordostatlantik im Programm mit der Option einer stärkeren Abkühlung bei uns.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Signifikant dürfte mittelfristig vor allem der Wind sein. Im Bergland kann man
schon fast von einer Dauerwind- oder Sturmlage sprechen, die sich nahezu über
den gesamten Zeitraum zieht. Im höheren Bergland zeigen die probabilistischen
Verfahren, aber auch Mos immer wieder Sturmböen bis (exponiert) Orkanböen. Die
Sturmlage vom Donnerstag zum Freitag ist auch seitens der Probabilistik erstmal
(weitgehend) vom Tisch. An der See sind aber ebenfalls häufiger stürmische Böen
und Sturmböen mit von der Partie, die freilich zeitweise auch allgemein anstehen
können. Auch wenn sich aktuell keine markante Sturmlage mittelfristig in den
Modellen zeigt, ist die Lage immer für eine solche gut.
Ansonsten zeigen die positiven Temperaturanomalien (beispielsweise im EFI) dass
der Winter weiter keine Rolle spielt.
Auch Signale für Dauerregen sind nur gering oder nicht vorhanden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mos, ECM, EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner