DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

23-01-2020 17:01
SXEU31 DWAV 231800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 23.01.2020 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
In den Nächten und in den Frühstunden örtlich Glätte durch gefrierenden
Sprühregen oder Nebelnässen, erst in der Nacht zum Sonntag und Sonntagfrüh im
Südwesten etwas erhöhte Wahrscheinlichkeit für gefrierenden Regen. Sonst keine
markanten Wettergefahren.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland unter einem Bereich hohen Geopotentials, der sich
vom Azorenraum über die Britischen Inseln und Mitteleuropa hinweg bis nach
Libyen erstreckt. Hierdurch wird ein ausgedehntes Bodenhoch gestützt, dessen
Schwerpunkt mittlerweile über Südosteuropa liegt, aber als Brücke über
Mitteleuropa und England hinweg die Verbindung zum Azorenhoch darstellt. Im
Bereich dieser Brücke sind die Luftdruckgegensätze gering, wenngleich durch die
Lage des Hochschwerpunktes über Südosteuropa eine schwache östliche bodennahe
Windkomponente in Gang kommt. Hierdurch verschwindet die Hochnebeldecke am
ehesten an den Westseiten der Mittelgebirge, Lagen oberhalb 800 bis 1000 m ragen
über die feuchtkalte Grundschicht hinaus.
Die leicht mäandrierende Frontalzone verläuft vom Seegebiet knapp südlich von
Island über Südskandinavien und die Baltischen Staaten hinweg zum östlichen
Mittelmeer. Ein darin eingelagertes schleifendes Frontensystem dürfte noch nicht
auf den Norden Deutschlands übergreifen.
In der Nacht zum Freitag verdichtet sich der Hochnebel. Dort, wo zuvor
Auflockerungen in Gang kamen, bildet sich erneut Nebel. Vereinzelt kann es
hieraus ein wenig Nebelnässen geben. Bei Temperaturen im Bereich leichten
Frostes ist daher streckenweise mit Glätte zu rechnen. Ausgenommen hiervon sind
nur der äußerste Norden und Nordosten, wo es weitgehend frostfrei bleibt.

Freitag ... läuft in der Frontalzone ein flacher, aber breiter Trog nach Osten
ab. Hierdurch wird die Kaltfront schleifend bis in den Küstenbereich gedrückt,
ohne dass nennenswerter Niederschlag fällt. Der Wind frischt im Norden und
Nordosten etwas auf; für warnrelevante Böen dürfte es allenfalls in exponierten
Küstenlagen Vorpommerns reichen. Ansonsten bleibt die schwachgradientige Lage im
Randbereich des o.g. Hochs bestehen. Nebel und Hochnebel werden sich daher nur
sehr zögernd und zum Teil nicht auflösen. Absinken lässt die bodennahe Inversion
etwas schrumpfen. Aufgrund der bodennahen südöstlichen Windkomponente sind
längere sonnige Abschnitte an den Nordwesträndern der Mittelgebirge, im
Alpenvorland sowie im Bergland etwa oberhalb 600 m am wahrscheinlichsten.
Von der Auflösung von Nebel und Hochnebel ist die Temperaturentwicklung
abhängig. Während im Norden (bei leichter Durchmischung) und mit Hilfe der Sonne
3 bis 8 Grad zu erwarten sind, werden sonst 0 bis 3 Grad erreicht. Bei
ganztägigem Nebel oder Hochnebel herrscht leichter Dauerfrost.
In der Nacht zum Samstag weitet sich der Höhentiefkomplex, der zuvor über der
Iberischen Halbinsel lag, nach Norden und Osten aus, wodurch der Südwesten und
Westen an die Vorderseite eines schwachen Troges gelangt. Durch die Ausweitung
nach Norden wird der Westteil des Gürtels hohen Geopotentials abgebaut, so dass
über Westeuropa Druckfall einsetzt. Allerdings ist die Dynamik dermaßen schwach,
so dass hierdurch noch keine wetterrelevanten Hebungsprozesse ausgelöst werden.
Vielmehr wird bei geringen Luftdruckgegensätzen die feuchtkalte Grundschicht
konserviert.

Samstag ... vollendet sich die Umwandlung des über Südwesteuropa liegenden
Höhentiefkomplexes in einen Trog. Der Keil, der das Überbleibsel des Bereichs
hohen Geopotentials ist, wird nach Nordostdeutschland abgedrängt. Dynamische
Hebung wird nicht generiert. Somit bleibt die schwachgradientige Lage vorerst
bestehen, so dass wie an den Tagen zuvor das Wettergeschehen durch
Grenzschichtprozesse geprägt ist. Mit dem Druckfall, der nach Nordwesten hin ein
wenig ausgeprägter ist als in den anderen Gebieten, kommt nördlich der
Mittelgebirge sowie ganz im Westen eine schwache südliche bodennahe
Windkomponente auf, so dass die Wahrscheinlichkeit für ganztägigen Hochnebel in
diesen Gebieten geringer ist als bisher.
Im Norden hält sich aufgrund der Nähe zur Frontalzone mehrschichtige Bewölkung,
Niederschlag fällt kaum. In Tälern und Niederungen Süddeutschlands, die für
südöstlichen bodennahen Wind anfällig sind, hält sich gebietsweise ganztägig
Nebel oder Hochnebel (und damit auch leichter Dauerfrost). Gegenüber den
Vortagen ändern sich die Temperaturen sonst nur unwesentlich.
In der Nacht zum Sonntag greift der Trog auf Ostfrankreich über und weitet sich
mit seinem südlichen Teil bis ins westliche Mittelmeer aus. Dabei ist nach wie
vor die Lage antriebslos. Lediglich der schwache Druckfall setzt sich fort,
wobei über dem Südosten Deutschlands geringe Luftdruckgegensätze bestehen
bleiben. Im Westen kommt etwas Durchmischung in Gang, aber sonst dürfte im
gesamten Süden die feuchtkalte Grundschicht unangetastet bleiben, woraus sich
Erhaltungsneigung ergibt. Dies ist als das wahrscheinlichste Szenario anzusehen.


Sonntag ... schwenkt der nördliche Teil des o.g. Troges nach Deutschland.
Nachfolgend stellt sich an der Südflanke eines breiten atlantischen Troges eine
zyklonale Westströmung ein. Da sich zunächst eine eher südwestliche Strömung
ergibt, erfolgt vorerst nur im Norden und Westen Deutschlands eine merkliche
Gradientzunahme. An der Nordfriesischen Küste und im westlichen Bergland können
Windböen, auf exponierten Gipfeln der nördlichen Mittelgebirge (Brocken)
stürmische Böen aufkommen. In den anderen Gebieten reicht es nicht für
warnrelevante Böen, Nebel und Hochnebel sollten sich aber rascher auflösen als
bisher. Allerdings dürfte generell teils mehrschichtige Bewölkung aufkommen, die
aus Warmluftadvektion resultiert, so dass allenfalls größere Auflockerungen in
Gang kommen, längere sonnige Abschnitte jedoch unwahrscheinlich sind.
Bedingt durch die bessere Durchmischung erfolgt ein Temperaturanstieg auf 5 bis
9 Grad. Lediglich in einigen Tallagen Süddeutschlands, wo sich Reste der kalten
Grundschicht halten, wird der Gefrierpunkt kaum überschritten.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen weitgehend die oben beschriebene Entwicklung.
Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich kaum prognoserelevante
Abweichungen ableiten. Unterschiede ergeben sich lediglich am Ende des
Vorhersagezeitraumes. GFS, EZMW und auch LFPW zeigen am Sonntag in ihren 00- und
06 UTC-Läufen einen schwachen Austropfprozess über Deutschland. Dieser könnte in
der Nacht zum Sonntag im Südwesten Niederschläge aufkommen lassen, die auf den
Süden übergreifen (EZMW). Nach GFS weiten sich diese Niederschläge vom Alpenrand
in den Südosten aus. Bei Niederschlag in diesen Gebieten besteht Generell
Glatteisgefahr. Allerdings ist diese Entwicklung noch unsicher.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann