DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

22-01-2020 12:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 22.01.2020 um 10.30 UTC



Anfangs noch Hochdruckeinfluss. Ab Sonntag/Montag Übergang zu einer zyklonalen
West- bzw. Südwestlage. Damit unbeständig, meist mild und windig. An der See und
in Hochlagen stürmisch.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 29.01.2020


Am Samstag liegt Deutschland im Einflussbereich eines von Südosteuropa
ausgehendem Höhenkeiles, der mit seiner Achse langsam zum nordöstlichen
Deutschland schwenkt. Auch im Bodendruckfeld ergibt sich eine ähnliche
Konstellation, wobei die Grundschicht in den meisten Gebieten durch eine
gealterte und damit abgekühlte Luftmasse gekennzeichnet ist.

Am Sonntag wandert der Rücken nach Weißrussland und von Westen folgt ein flacher
Höhentrog nach, dessen Achse abends bereits die Oder erreicht. Im Bodendruckfeld
kippt die Strömung geostrophisch von Süd auf Südwest am Nordrand einer von
Spanien bis zum südöstlichen Mitteleuropa reichenden Hochdruckzone. Durch
Hebungseffekte kühlt die Luft in 850 hPa auf Werte um 0 Grad ab, während mit
aufkommender Durchmischung in unteren Schichten die Luft vor allem im Westen und
Norden sowie in der Mitte erwärmt wird.

Am Montag zieht ein weiterer Höhentrog, der nachts den Norden erreicht,
nordostwärts ab und es folgt von Südwesten ein flacher Höhenrücken, der sich
aber bei uns durch WLA verstärkt. Im Norden schleift zunächst aber ein
Frontensystem und sorgt für Regen. Hinter der Warmfront gelangt dann aber in der
2. Tageshälfte auch in den Nordosten sehr milde Subtropikluft nach Deutschland
mit 850-hPa-Temperaturen zwischen +1 und +5 Grad.

Am Dienstag überquert die Kaltfront des von Südnorwegen nordostwärts ziehenden
Randtiefs des Zentraltiefs bei Island Deutschland ostsüdostwärts. Postfrontal
gelangt subpolare Meeresluft mit 850-hPa-Temperaturen zwischen -3 Grad im Süden
und -6 Grad im Norden. Der zugehörige breite Höhentrog zieht anschließ0end nach
Deutschland und weist 500-hPa-Temperaturen von -35 Grad und kälter auf.

Am Mittwoch zieht der Höhentrog ostwärts ab und wir kommen auf die Vorderseite
eines flachen Höhenrückens, dessen Achse zum Tagesende über der Nordsee und
Frankreich erwartet wird. Dieser Rücken wird aber von Warmluftadvektion
überlaufen und in der leicht auf Südwest rückdrehenden Strömung greift eine
Warmfront mit Regen auf uns über.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der neue Modelllauf zeigt in der Summe nur geringe Unterschiede zu den beiden
Modell-Runs von gestern.
Beispielsweise wird die Kaltfront am Dienstag ca. 6 Stunden schneller erwartet
als in den gestrigen Simulationen.
Anschließend gleichen sich die Versionen wieder an.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen Modelle einschließlich ICON simulieren ab Sonntag/Montag ebenfalls
eine zyklonale Südwest- bzw. Westlage. Dadurch ist mit einer Windzunahme und
einer guten Durchmischung zu rechnen, so dass sich die milde Luft auch bis zum
Boden durchsetzen kann.
Einzig bei JMA kommt die o. e. Kaltfront am Dienstag verspätet rein und liegt
zum Tagesende noch über dem Südosten. Am Mittwoch und Donnerstag zieht ein
kräftiger Trog durch und polare Meeresluft beeinflusst das Wetter, so dass es
gut 4 Grad kälter wäre mit Schnee im Bergland und Nachtfrostgefahr.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse vom EZMW ergibt heute bis zum 7. Folgetag 3 Cluster, die
allesamt eine zyklonale Westlage darstellen, die sich leicht in der Phase
unterscheiden. Im ersten Cluster mit 24 Modellruns, in den auch der oper. Lauf
fällt, ist der Trog recht schnell und liegt Mittwoch 00 UTC direkt über uns. Vor
allem im letzten Cluster greift der Trog verspätet auf Mitteleuropa über.
In der erweiterten Mittelfrist setzt sich die Westlage fort. Allerdings wandert
recht langsam ein kräftiger Höhenrücken durch, dessen Achse Freitag, 00 UTC über
Benelux und Skandinavien liegt. Anschließend greift nur langsam die nächste
Trogvorderseite über.
In der Rauchfahne von Offenbach starten wir aus einem recht hohen
Temperaturniveau in 850 hPa heraus, nämlich bei rund 3 Grad. Anschließend geht
es bis Sonntag leicht nach unten bei der Temperatur, da die Luftmasse wegen der
zunehmenden Zyklonalität gehoben wird.
Am Montag geht's bei der 850-hPa-Temperatur kurz nach oben, ehe am Dienstag mit
der Kaltfront die Temperatur wieder auf Werte um -3 Grad oder darunter absinkt.
Erst am Donnerstag geht es mit der Temperatur bei fast allen Läufen wieder
aufwärts. Die Warmfront scheint daher noch etwas auf sich warten zu lassen.
Die EPS-Meteogramme liegen anfangs noch im kühlen Bereich zwischen 2 und 7 Grad.
Am Sonntag geht bereits nach oben bei der Temperatur, die am Dienstag abgesehen
vom Nordwesten einen Höhepunkt zu erreichen. Am Mittwoch ist dann subpolare
Meeresluft wirksam mit Werten um 6 Grad und Schnee in den Hochlagen. Am
Donnerstag geht das Temperaturmittel nach oben und erreicht am Freitag/Samstag
ein Maximum mit Werten um oder über 10 Grad. Allerdings gibt es dann eine recht
hohe Schwankungsbreite. Die erneute Erwärmung in der Zeit vom 8. Bis zum 10.
Folgetag ist daher noch unsicher.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Die Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen ist zunächst unter
Hochdruckeinfluss gering.
Am Sonntag nimmt an der Nordsee und auf den Bergen die Wahrscheinlichkeit von
stürmischen Böen mit aufkommender Westlage zu. Von Montag bis Mittwoch ist die
Wahrscheinlichkeit von stürmischen Böen erhöht. Auf exponierten Bergen sind
Sturmböen wahrscheinlich.
Am Dienstag und anfangs auch am Mittwoch sind in den Staulagen der westlichen
und südwestlichen Mittelgebirge Dauerregenfälle gering wahrscheinlich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, oper. Modelle, EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Olaf Pels Leusden